THEMA:

Ein ganz trauriges und verzweifeltes Hallo,

Heute habe ich an der Dialyse erfahren, das meine Dialysefreundin am Montag wähend der Dialyse an Herzkammerflimmern gestorben ist.Ich bin dermassen geschockt,das ich keinen klaren Gedanken fassen kann. Das ist jetzt schon das zweite Mal, das ich sowas während der Dialyse mit erleben muß ! Bitte, Bitte helft mir damit fertig zu werden, sonst drehe ich durch. Ich habe panische Angst, die nächste zu sein. Im Moment habe ich das Gefühl, das Alle, die ich kannte und liebte, einfach so wegsterben und ich bin am grübeln, ob ich die Nächste bin !
Ich bin normalerweise ein totaler lebensfroher Mensch, aber das ist einfach zuviel für mich, das pack ich nicht.
Ich dachte immer, an der Dialyse kann nichts passieren, da ja Ärzte und die komplette Notfallausrüstung da ist, aber da hab ich mich sehr getäuscht.
Bin sehr verzweifelt und sehe momentan in der Dialyse auch gar keinen Sinn mehr.
Corinna

Hallo Corinna,

eigentlich möchte ich Dir sehr gern helfen, weil es mir sehr weh tut, wenn es anderen schlecht geht. Doch da ich noch nicht an der Dialyse bin, fürchte ich, mich da nicht so richtig in Dich hineinversetzen zu können. Zwar habe ich auch schon den Tod mir nahstehender Personen miterleben müssen. Deshalb kann ich ein wenig nachempfinden, wie Du Dich fühlst. Aber im Kopf zu haben, dass es mir genau so gehen könnte, das kenne ich nicht. Vielleicht hilft es Dir ja, wenn Du versuchst, darüber zu reden, es nicht in Dich reinzufressen. Ich hoffe, Du hast jemanden zum Reden, der Dich da verstehen kann. Wenn nicht, ich habe immer ein offenes Ohr: .
Also, Kopf hoch! Das Leben muß weitergehen! Es ist hart, aber es lohnt sich, auch für Dich!
Björn

Hallo Corinna,

ich kann Dich gut verstehen in Deinem Schmerz. Einen lieben Freund zu verlieren ist immer sehr traurig, und an der Dialyse in besonderem Maße. Ich weiß nichts über die näheren Umstände, wie es dazu kommen konnte, dass Deine Freundin dort verstorben ist, aber es hatte ganz sicher eine Ursache. Einfach so stirbt auch an der Dialyse niemand. Ein Herzkammerflimmern ist schwer wieder zu beherrschen, da kann man den Ärzten absolut keinen Vorwurf machen.
Corinna, auch wenn Du momentan sehr verzweifelt bist, Du brauchst die Maschine, um leben zu können. Du weißt das, darum denke nicht daran, nicht mehr an die Dialyse zu wollen! Hab keine Angst! Wenn Du nicht zu hohe Gewichte mitbringst und Dein Kalium gut eingestellt ist, kann normalerweise nichts passieren. Ganz sicher wirst Du den Verlust Deiner Freundin überwinden, aber Dein Leben geht weiter und aufgeben darfst Du nicht!
In meiner langen Dialysezeit habe ich auch schon viele mir lieb gewordene Mitpatienten sterben sehen. Es ist immer traurig, wenn ein Mensch stirbt, aber ich versuche, es nicht zu nahe an mich heranzulassen. Ich würde daran zerbrechen. Es ist einfach so, dass es manchmal sehr schnell gehen kann. Ich habe jetzt schon 23 Jahre mit der Maschine überlebt, und ich bin jedesmal froh, wieder dort hingehen zu können - ich freue mich, dass ich dadurch leben kann.
Auch für Dich hält das Leben noch viele positive Überraschungen bereit!
Ja, rede darüber, reden hilft wirklich, so wirst Du Deinen Schmerz schneller verarbeiten.
Ich wünsche Dir, dass Du bald wieder die alte bist.
Viele Grüße
Anja

Hey Anja,
besser hätte ich es auch nicht schreiben können. Ich arbeite seit über 20 Jahren in der Dialyse und sicher sind in der Zeit auch schon PAtienten während der Behandlung gestorben. Aber meist hatte dies nichts mit der Dialyse zu tun. Auch wenn Ärzte und Pflegepersonal nahezu immer anwesend sind, ist das keine Unsterblichkeitsgarantie. Schließlich sterben nicht nur Dialysepatienten, dafür gibt es zu viele (Neben) Erkrankungen, die leider auch zum Tode führen können.

Liebe Corinna,

Ich möchte mich dem anschliessen, was Anja gesagt hat: Einfach so stirbt man nicht an der Dialyse. Viele Dialysepatienten haben eine oder sogar mehrere schwere Krankheiten (Diabetes, Krebs, Herzkrankheiten...), von denen das Nierenversagen nur eine der Auswirkungen ist und die Dialyse demnach nur eine der Behandlungen ist, die diese Krankheiten verzögern, aber nicht stoppen können.

Ich kann Deine Gefühle gut verstehen, wenn ich mich daran erinnere, wie meine Mutter jeweils reagierte, wenn jemand auf Ihrer Dialysestation gestorben ist. Für die anderen Dialysepatienten und auch für das Pflegepersonal noch schlimmer ist es natürlich, wenn das während der Dialyse passiert. Meine Mutter war jeweils auch ziemlich down und musste sich zuerst wieder aufrappeln. Geholfen hat ihr zum Beispiel, dass während den darauf folgendenden Dialysen darüber gesprochen wurde (die Patienten untereinander und auch mit dem Pflegepersonal) und, wenn sie die Verwandten des/der Verstorbenen im Laufe der Zeit auch kennengelernt hatte, diesen kondolierte und vielleicht sogar an die Beerdigung ging. Eben genau dasselbe, was man sonst tut, wenn jemand stirbt, den man gekannt hat.

hallo corinna,
das ist wirklich ein sehr schlimmes erlebnis. durch so ein ereignis wird die eigene mühsam erarbeitete schutzmauer teilweise oder ganz niedergerissen und man steht wieder schutzlos vor dem möglichen eigenen tod. in so einer situation ist es wichtig, sich den nötigen schutz bei anderen vertrauten menschen zu holen bis man sich selber wieder schützen kann. vielleicht fragst du dich auch mal wie du bislang mit dem tod umgegangen bist, hast du es weggedrängt, hast du schon eine eigene innere haltung dazu gewonnen? wenn es irgendwo in der vertiefung unbearbeitet weggepackt ist, ist die gefahr größer, daß es einen bei so einem ereignis kalt erwischt.
wichtig ist auch, daß du differenzierst zwischen dir und deiner verstorbenen freundin. hierbei helfen gezielte nachfragen bei den ärtzen und dem pflegepersonal unter welchen umständen es dazu gekommen ist. weiter frage genau nach wie dein eigener zustand und dein umgang mit der krankheit gewertet und eingeschätzt wird. je mehr unterschiede du feststellst, die vielleicht auch zu deiner beruhigung über deinen eigene zustand beitragen, desto besser kannst du differenzieren und abstand halten zu dem schicksal deiner freundin. das hilft dir zu unterscheiden zwischen der eigenen bedrohung und dem mitgefühl und der trauer über den verlust einer freundin.
ich wünsche dir hilfreiche freunde an die seite und bei ärzten und pflegern ein offenes und verständnisvolles ohr für deine nöte.
herzlichen gruß theodora

Hallo Corinna,
also so was mit zu erleben, ist ich sage es mal einfach so, scheiße. Ich weiß wie du dich Fühlst habe das auch schon des öfteren mit gemacht. Wenn so was passiert ist, war ich Wochenlang fertig. Ich dachte wie Du hoffentlich bin ich nicht der nächste. Diese Gedanken hatten dann zur folge, dass so bald ich etwas merkte wie Herzklopfen oder sonst was, ich mich sofort von der Dialyse abhängen ließ. Ich ging jeder Gefahr aus dem weg. Doch das ist völliger Quatsch,
diese Angst bringt nichts. Sie macht dich nur unnötig fertig. Du musst dein leben so weiter leben wie zuvor. Deine Ängste machen dich nur unnötig kaputt. Ich weiß nicht wie lange du schon an Dialyse bist, ich habe mit der ganzen Sache jetzt schon 23 Jahre zu tun. Ich denke bei jedem mal, wenn ich höre es ist wieder jemand gestorben den ich gekannt habe, oh Gott warum. Dann bin ich froh das ich noch lebe und genieße das dann auch. Denn wie du es ja selber miterlebt hast, das leben kann innerhalb von wenigen Minuten vorbei sein. Also genieße das leben, genieße jeden Tag mach alles was dir spaß macht. Eine gewisse Trauerzeit ist schon OK aber steigere dich da nicht rein. Du schadest dir nur damit. Lebe dein leben so weiter wie früher, sei weiterhin ein lebensfroher Mensch.
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen.
Gruß Martin

Hallo Theodora
gezielte nachfragen bei den ärtzen und dem pflegepersonal unter welchen umständen es dazu gekommen ist geht unter Umständen nicht, weil Ärzte und Pflegepersonal nichts sagen dürfen (wenigstens ist das hier in der Schweiz so). Eine Mitpatientin wird also kaum von ihnen viel über den verstorbenen Mitpatienten erfahren, z. B. die genaue Todesursache. Man kann seine Fragen z.B. aber allgemeiner halten oder seine eigenen Probleme mit diesem Tod formulieren, um ihnen eine Antwort zu ermöglichen.