THEMA:

Hallo!

Ich bin Juju und 21. In absehbarer Zeit werde ich dialysepflichtig und versuche mich jetzt so gut es geht über die verschiedenen Formen der Dialyse zu informieren.
Könnt ihr mir helfen und mir aus euren Erfahrungen Vor- und Nachteile der Hämo- bzw. Bauchfelldialyse aufzeigen?

Hallo JuJu,

zwar bin ich noch nicht dialysepflichtig, trotzdem habe ich mich schon recht ausführlich mit den Formen der Dialyse beschäftigt. Also grundsätzlich sind beide Formen qualitativ gleichwertig. Es kommt bei Deiner Entscheidung für eine der beiden Arten m.E. darauf an, inwiefern Du noch einen Beruf erlernen bzw. ausüben willst und wie Du selbst mit Deiner Krankheit leben willst, d.h. eher interessiert, diszipliniert und sehr informiert, mit anderen Worten, ob Du die Krankheit innerlich angenommen hast und mit ihr bewußt umgehst oder nicht so sehr. Solltest Du eher dazu neigen, alles allein als Belastung aufzufassen, dann wäre wohl die Bauchfelldialyse nicht so sehr geeignet. Denn bei dieser Art der Dialyse kommt es sehr auf die Selbständigkeit, auf die Disziplin und die Beachtung der Hygiene durch den Patienten selbst an. Dafür bist Du viel freier in Deinem Lebensstil, weil Du die Beutelwechsel allein und überall durchführen kannst. Bei der Hämodialyse mußt Du dagegen immer alle 2 Tage in ein Zentrum und bist quasi in dieser Zeit gebunden und auch von Deiner gewohnten Umgebung entfernt. Außerdem soll die Hämodialyse für den Körper belastender sein, Deine Lebensführung stärker einschränken (Essen und Trinken) und auch zu mehr Komplikationen führen (z.B. Blutdruckabfall). Diese Nachteile hat die Bauchfelldialyse nicht. Dafür mußt Du den Beutelwechsel 4 x täglich machen, so alle 5-6 Stunden. Außerdem wirst Du wahrscheinlich auf Grund Deines jungen Alters im Laufe der Jahre sowieso beide Arten der Dialyse durchlaufen (müssen). Mein Nephrologe meint, mit der Bauchfelldialyse zu beginnen, sei besser, weil die Nierenrestfunktion länger erhalten bleibt und das ganze Verfahren schonender ist. Um Dir ein Bild von der PD zu machen, empfehle ich Dir, von Baxter oder Fresenius Info-Materal schicken zu lassen, das Du gratis bekommst. Baxter hat sogar ein Video über die PD. Außerdem findest Du hier sehr viele nette und erfahrene Leute, dir Dir sicher noch mehr und besser darüber Auskunft geben können als ich. Letztlich ist es eine sehrpersönliche Entscheidung, die auch von Deinem Umfeld abhängt, welche Art der Dialyse für Dich in Frage kommt. Ich hoffe, Dir erst einmal etwas Hilfestellung gegeben zu haben.
Viele Grüße von Björn, dem Wartenden

Hallo juju,
hier ein Link, wo Du ausführliche Infos zur Bauchfelldialyse und weiterführende Hinweise dazu findest : www.netdoktor.de/Ratschlaege/Untersuchun...eritonealdialyse.htm
Weiterhin solltest Du Dir immer Informationen von UNABHÄNGIGEN Leuten einholen. Ich würde hier also erst mit Baxter oder Fresenius-Leuten sprechen, wenn Deine Entscheidung gefallen ist !! Am besten ist Kontakt mit betroffenen Patienten. Aber auch da wird wohl immer jeder von SEINER Dialyseart überzeugt sein. Mein Rat:sammle alle Infos die Du bekommen kannst, schreib Dir von allen Dialysearten mal ehrlich die Vor- und Nachteile auf, und dann entscheide danach, was für DICH !! wichtig ist.
Viele Grüße
Mario ( www.IGDChemnitz.de )

Es gibt ganz gute Broschüren vom deutschen Patientenverband, dem Dialysepatienten Deutschlands e.V. (DD e.V.)
Die eine Broschüre heisst Nierenversagen, und Du findest sie auch online bei www.ddev.de unter Angebote und die andere heißt Therapien bei Nierenversagen.
Entweder kannst Du die Broschüren über eine regionale Interessengemeinschaft beziehen, oder Du mailst mal dem DDev und bestellst beide Heftchen.

Auf jeden Fall ist es so wie meine Vorredner sagten: Es ist eine sehr individuelle Entscheidung und je mehr Infos Du hast, umso eher kannst Du Dich wirklich gut entscheiden.

Gruß
Bettina Woerpel

Hallo Juju,

Als selbst betroffener Patient, ich dialysiere viele Jahre mit der Hämodialyse (HD), ist es immer schwer, objektiv die Vor- und Nachteile beider Dialyseverfahren zu beurteilen. Ich möchte jedoch versuchen, Dir bei Deiner Entscheidung zu helfen.
Björn hat bereits einig Unterschiede deutlich gemacht. Bei der Bauchfelldialyse (PD) hast Du wirklich eine sehr große Eigenverantwortung. Du führst die Beutelwechsel selbstständig mehrmals am Tag durch, in regelmäßigen Abständen. Dies kannst Du, ein gewisses Maß an Hygiene vorausgesetzt, an fast jedem Ort der Welt tun. Die PD ist kreislaufschonender als die HD und Du benötigst keinen Shunt, die Behandlung findet sozusagen unblutig statt. Dein Bauchfell übernimmt innerhalb des Körpers die Funktion der Entgiftung, welche bei der HD ja außerhalb des Körpers stattfindet. Dafür bekommst Du einen Katheter in den Bauch verpflanzt (einen Fremdkörper) und trägst ständig eine relativ große Flüssigkeitsmenge mit Dir herum (1,5 bis 2l), woran man sich zwar gewöhnt, was ich mir aber trotzdem sehr merkwürdig vorstelle. Wenn Du gewissenhaft arbeitest, benötigst Du etwa einen Zeitaufwand von 2 Std. am Tag für die Beutelwechsel. Bei unsterilem Arbeiten besteht immer auch die Gefahr einer Bauchfellinfektion, die aber mit Antibiotika wieder gut behoben werden kann.
Als HD-Patient gehe ich 3 mal wöchentlich für ca. 5 Stunden in eine Dialysepraxis und binde damit jeweils ca. einen halben Tag ans Bein. Dafür habe ich an immerhin 4 Tagen frei, ohne mich mit Dialysefragen zu beschäftigen. Allerdings muss ich strenger nach Diätvorschriften leben und wohl auch mit größeren Komplikatione während der HD und auch längerfristig rechnen. Ein Problem ist auch immer wieder ein gut funktionierender Shunt, denn das ist schließlich die Lebensader bei der HD. Bei der PD werden zwar die Giftstoffe gleichmäßiger aus dem Körper entfernt, aber das Bauchfell wird dabei auch sehr beansprucht. Ich kann mir auch vorstellen, dass die ständige Berührung mit hochprozentiger Glukoselösung, welche Grundlage der Dialysierflüssigkeit ist, den Körper anfälliger macht.
Als Einstiegsverfahren halte ich die PD für geeigneter, wenn Du einmal transplantiert wirst. Ich denke es wird sonst unvermeidlich sein, irgendwann eimal auf die HD umzusteigen. Künstliche Membranen sind eben austauschbar, das eigene Bauchfell nicht! Aber informiere Dich gründlich, und sprich mit Patienten, die unterschiedliche Verfahren anwenden. Vertraue auch Deinem Nephrologen. Hör Dir alles genau an, aber entscheide selbst!
Wichtig zu sagen finde ich auch, dass sowohl die PD als auch sie HD ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Disziplin erfordern, um damit lange und vor allem gut leben zu können.
Ich wünsche Dir alles Gute, wirst Dich sicher richtig entscheiden.
Viele Grüße
Anja

Bei der Bauchfelldialyse ist zu beachten dass diese nur bis zu einem gewissen Körpergewicht sinnvoll ist. Bist du also sehr schwer ist eine ausreichende Reinigungsfunkfion bei nachlassender Restnierenfunktion mit der Peritonealdialyse nicht mehr zu gewährleisten. Dies wird bei den Gesprächen oftmals übersehen. Die genaue Grenze weiss ich nicht mehr, aber mir wurde damals von mehreren Seiten abgeraten (186cm/94kg).

Grunsätzlich sind beide Verfahren gleichwertig, allerdings vernarbt das Bauchfell bei der PD in vielen Fällen über kurz oder lang und die Leute landen dann doch an der Hämodialyse. Besonders die Gefahr der Bauchfellinfektion ist bei Nichteinhaltung der Sterilität nach wie vor relativ groß.

An der Hämodialyse kann es auch zu Komplikationen kommen, z.B. Shuntverschluß. Möglicherweise kommt für dich ja auch die Heimhämodialyse in Frage. Solltest du auch mal checken.

Nimm dass was DIR am sinnvollsten erscheint. Informiere dich, lass das Ganze erst mal etwas einwirken und entscheide dann.

Grüße,

Monty

Hallo Juhu,
ich mache Bauchfelldialyse und zwar nachts mit einem cycler. Das bedeutet, dass ich tagsüber keine Beutelwechsel machen muss und daher meinen Beruf ausüben kann. Die Maschine kann in einem Koffer problemlos überall mit hin genommen werden. Ich finde die Bauchfelldialyse vor allem für junge Menschen gut, da man doch sehr unabhängig ist.
Liebe Grüsse
Petra

Danke an alle, die geantwortet haben!!

Ich bin mir zwar über noch nichts im Klaren, aber kann mir jetzt ein etwas besseres Bild machen.
Wenn man die Dialyse in Heimarbeit durchführt, braucht man da nicht jemanden, der hilft und da ist?
Wohne nämlich alleine.

Grüße, Juju

Hallo juju,

schön, dass wir Dir alle ein wenig helfen konnten. Also, wenn Du Dich für die Hämodialyse entscheiden solltets, d.h. die Heimhämodialyse, dann mußt Du grundsätzlich jemanden, der geschult darin ist, bei Dir haben. Auch die Punktion am Shunt kannst Du ja nicht allein machen. Außerdem brauchst Du Platz für die Maschine und die Utensilien und einen eigenen Wasseranschluß etc.pp. Die HHD ist noch nicht sehr verbreitet. Wenn Du Dich für eine PD-Form entscheidest, dann kannst Du alles allein machen. Du wirst ja geschult. Viel Glück! Ist es eigentlich schon zeitlich absehbar, wann Du mit der Dialyse beginnen sollst? Wie hoch ist Dein Crea-Wert und die Clearance? Hast Du nen guten Nephrologen? Ich drück Dir die Daumen und wünsch Dir alles Gute! Björn

Hallo, Björn!
Ich muss dich leicht korrigieren. Natürlich kann man seinen Shunt auch selbst punktieren, es kostet beim ersten mal nur etwas Überwindung. Aber, wenn du das schaffst (und natürlich, wenn der Shunt an einer für dich anatomisch günstigen Stelle liegt), dann bist du viel unabhängiger von evt. schlechten Stechern. Ich war mal in Urlaub an der Ostsee und in der dortigen Dialyse war mir alles sehr suspekt, folglich diente mir mein Können und auch die nähere Kenntnis meiner Maschine und der diversen Alarme half mir zu meiner Sicherheit. Man kann viel lernen, wenn man das will, nix für ungut und viele Grüße Lilly65

Hallihallo ,

also Björn der Meinung von Lilly bin ich auch !Wir sind doch keine dummen Schafe und unselbständig,bloss weil wir Hämodialyse machen!!!!Wir können ,wenn wir wollen ,genauso geschult werden ! Ich bin gerade ein 3/4Jahr an meiner Maschine,und da macht mir niemand mehr etwas vor!Auch die Dialyseschwestern nicht,ich baue selber ,kümmere mich während der Dialyse um den Alarm,könnte mich auch selber punktieren ,wenn ich wollte(ist bei mir aber etwas mit Verrenkungen verbunden,da mein Shunt am Oberarm liegt)also du kannst so ziemlich alles allein machen ,auch wenn du Hämodialyse machst*grummel*:-))

Netteste Grüsse
Kiss

Hallo lilly65 und kiss,

sorry, das hab ich nicht so gemeint. Natürlich traue ich Euch das zu. Hochachtung! Nur ich denke, wenn jemand esrt am Anfang steht, ist es doch wohl etwas zu schnell, wenn man gleich alles allein machen soll, oder? Und muß denn nicht eine medizinisch geschulte Kraft zumindest erreichbar sein? Bitte klärt mich da auf. Ich war bisher immer der Meinung, dass das unbedingt notwendig ist. Im übrigen halte ich Euch nicht für blöde, bitte versteht mich nicht falsch. So habe ich es nicht gemeint. Björn

Hallo Juju,
ich bin seit 27 Jahren Dialysepatient und mache seit 26 1/2 Jahren Heimdialyse. Mein Partner ist mein Vater. Ich habe schon mal gehörtdas es Patienten gibt, die die Hämodialyse alleine machen aber da würde ich von abraten. Wenn Du dich für die Hämodialyse entscheidest und später vielleicht für die Heimdialyse solltest Du Dich
vielleicht mal erkundigen ob es nicht bei der Diakonie evtl geschultes Dialysepersonal
gibt die dich dann wärende der Dialysezeit zu Hause betreuen.
Gruß Maik

Hallo Petra
Würde etwas mehr erfahren von der Bauchfelldialyse,die du Nachts machst.
Bin noch nicht an der Dialsye,aber diese Art höhrt sich gut an da man seinem Job noch nachgehen kann tagsüber.
meine mail:

Tja, wie lange das noch dauert, weiss man nicht genau.
Im Krankenhaus hieß es max. 1 Jahr ( ist ca. 1 Monat her), mein niedergelassener Arzt meint, dass die nächste Infektion möglicher den letzten Auslöser gibt und der Nephrologe, den ich mir jetzt an meinem Studienort gesucht habe scheint mir durchaus etwas länger zuzutrauen.
Mein Krea liegt bei etwa 3,5, Harnstoff 190, aber ehrlich gesagt sagen mir die Werte alle gar nichts, das scheint ja auch sehr darauf anzukommen.
Wenigstens ist meine Eiweissauasscheidung unter 1g ( zwischendurch 8g) gegangen.
Jetzt bin ich erstmal froh, wenn ich das Kortison schrittweise loswerde.
Von allem anderen werde ich mich überraschen lassen müssen.
Aber ich bin jetzt nicht mehr gar so hektisch, was die Wahl der Dialyseform betrifft.
Dieses Forum ist wirklich eine gute Sache...
Juju

Ich bin immer wieder erstaunt wieviel Unwissenheit über die HHD existiert. Die Selbstpunktion ist meines Erachtens die Beste Art der Punktion. Sowohl für den Shunt als auch für den Patienten. Es tut nicht so Weh.Ich punktiere mich seit der 5. Dialyse selbst und würde nie jemand anderen mehr punktiern lassen. Auch die anderenTtätikgeiten an der Dialyse können allen gemacht werden.Insbesondere wenn du noch jung bist und ein wenig technisches Interesse hast. Die Betreuung ist nur für den Fall das der Notarzt gerufen werden muß. Das nur als kurzer Einwand. Alles Gute Jörg

Hallo Juju
Es ist sehr schwierig hier einen rat zu geben. Ich war 14 Jahre Transplantiert und bin seit einem Jahr wieder an der Maschine. Ich denke es ist am Anfang wichtig sich soviel Restausscheidung wie möglich zu erhalten. Das geht aber nur mit der CAPD-Dialyse. Wenn man irgendwelche gesundheitlichen Probleme hat kann man dann immer noch auf die Hämodialyse umsteigen.
Kopf hoch, auch mit Dialyse kann man ein erfülltes Leben führen
Andreas