Hallo Leute,
ich muss euch unbedingt erzählen, was ich gestern erlebt habe:
Vor 2 Tagen ging ich zu meinem Doktor, um die Routine-Kontrollen (Krea, Ciclospiegel, usw.) mal wieder machen zu lassen. Gestern hatte ich vor, am Vormittag die Ergebnisse zu erfragen.
Doch 10 nach 7 klingelte das Telefon. Mein Arzt war am Apparat: Schlechte Nachrichten... Ihr Krea liegt bei 10,6 - Harnstoff über 250, Kalium über 7. Das ist dialysepflichtig; das Kalium außerdem lebensgefährlich. Packen Sie Ihre Sachen, kommen Sie bei mir vorbei und anschließend SOFORT in die Uni-Klinik Tübingen...
Ich war wie benommem, hatte ich doch beim letzten Check ein Krea von 1,4. Seltsamerweise (!) ohne Panik und relativ beherrscht fuhr ich in die Klinik - der festen Überzeugung, dass die Niere nun futsch sei - nach über 8einhalb Jahren treuer Arbeit. Vieles ging mir durch den Kopf - dass ich mir nichts vorzuwerfen hätte, meine Untersuchungen und Medikamente immer äußerst gewissenhaft und sorgfältig gemacht und eingenommen hatte. Dieser Meinung war auch mein Arzt, der sagte, dass ich der bestüberwachteste Patient in seiner Praxis wäre... Vieles von dem, was ich mir in meiner Dialysezeit erträumt hatte, konnte ich mir erfüllen... Und nun sollte es eben vorbei sein...
In der Klinik angekommen, sprach man von Shunt, Katheter, Biopsie usw, aber erst mal wollte man die Blutwerte überprüfen. Und dann die erste Überraschung: das Kalium lag beim Schnelltest schon mal im Normbereich. Also zumindest mal keine Akutdialyse wg. Lebensgefahr durch hohes Kalium... Zwischenzeitlich Sono an der Tx-Niere: unauffällig, gut durchblutet, kein Hinweis äußerlich auf was Interessantes... Trotzdem gabs für mich keine innerliches Entwarnung. Nur etwas Verwunderung und Ratlosigkeit. Aber ich war mir sicher, dass sie schon bald etwas finden würden, spätestens nach der Biopsie.
Als ich dann wieder zur Notaufnahme hineingebeten wurde, sagte der Arzt: Also, ich kann mir das nicht erklären. Irgend etwas stimmt hier nicht. Ich unterbrach ihn: Wie steht das Krea? Er: Raten Sie mal! Ich: Sie sagen mir das jetzt SOFORT!!! Er sagte nur: 1,3.
Langer Rede, kurzer Sinn: die Röhrchen, die mein Hausarzt eingesandt hatte, wurden vertauscht.... Unfassbar, der Vorgang, wenn er einen Tx-Patienten tangiert. Kommt aber eben mal vor.
Alles hat sein Gutes: So direkt mit der gefürchteten Wahrheit (Transplantatverlust) konfrontiert zu werden, zeigt wieder einmal, wie dankbar wir alle (Txler) sein sollten und dass wir nie vergessen sollten, solch ein unschätzbares Geschenk bekommen zu haben. Manchmal geht das Bewusstsein im Alltag etwas dafür verloren, aber wir müssen es immer wieder in uns schärfen, dass die Zeit, die uns mit der neuen Niere vergönnt ist, GESCHENKTE ZEIT ist - und dafür sollten wir dankbar sein.
Machts gut!
Gerd