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Patientengehorsam 21 Mär 2004 20:54 #234023

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Ich habe heute folgendes Zitat gelesen und wollte eure Meinung einmal hören
Patient-Compliance ist der Fachausdruck für Kadavergehorsam der Kranken.
Dr. rer. pol. Gerhard Kocher
(*1939), Schweizer Politologe und Gesundheitsökonom

Da ich fast schon ein fanatisch mündiger Patient bin oder sein möchte, fand ich den Ausspruch so passend zu meiner Philosophie. Ich nehme jeden erdenklich guten medizinischen Ratschlag gerne entgegen. Lasse mich auch gerne überzeugen, wenn ich vernünftig und sachlich aufgeklärt werde. Würde ich das nicht tun, bräuchte ich keinen Arzt. Aber den erhobenen Zeigefinger hasse ich wie die Pest und da fällt bei mir ein riesengroßer Vorhang. Ich kann dann richtig wütend werden und auch mal überreagieren. Andere Patienten nehmen das ganz locker nach dem Motto: es ist nun mal so. Aber ich bin doch noch Herrin über meinen Körper oder? Bei uns werden auch Gott sei Dank keine Zeigefinger erhoben, aber ich höre es immer wieder von anderen Patienten im chat oder im forum und kann immer wieder nur staunen, in welcher Selbstverständlichkeit dies vorgetragen wird. Als wenn man ein willenloses Etwas ist, das ab jetzt gesagt bekommt, wo es lang geht. Bin ich vielleicht ziemlich extrem? Oder bin ich normal und die anderen nicht? Manchmal weiß ich es selbst nicht, aber man kann doch auch als Arzt alles vernünftig erklären und anraten, dass es besser wäre, das und das nicht mehr zu tun. Ich glaube, dass die Patienten eher ein Einsehen hätten und sich auch viel lieber dran halten würden, weil es einfach ihre Entscheidung ist. Sie würden einfach einen gutgemeinten Ratschlag ihres Arztes befolgen und fühlten sich nicht bevormundet. Sind denn die meisten Patienten wirklich kadavergehorsam? Was meint ihr und wie verhaltet ihr euch beim sinnbildlich erhobenen Zeigefinger
Liebe Grüße an alle
chrisi

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Re: Patientengehorsam 21 Mär 2004 21:10 #234024

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hallo chrisi und alle die normalen patienten,
ich kann es auch nicht verknusen, behandelt zu werden wie ein dummerle. ich muss ehrlich sagen, dass unsere docs normal mit uns reden und dir auch alles was du möchtest erklären und auch versuchen sich in den pat zu versetzen. nur ein team, arzt und pat, kann gut funktionieren. denn wir bestehen nicht nur aus laborwerten, sondern sind menschen die herr ihres körper sind und sein sollen.
ich finde es gut von dir chrisi das du dieses thema mal auf gemacht hast.
ich möchte den zeigefinger vom doc nicht haben, er kann mir ruhig sagen wenn ihm da was nicht passt und ich werde versuchen seine argumente zu verstehen. ich bin der letzte der es dann nicht einsieht.
das beste beispiel ist die geschichte mit dem aranesp, wir haben darüber geredet und ich bekomme wieder die alte dosis. denn ein gesunder und zufriedener pat ist eine sehr gute werbung für die docs, ich will mich einfach wohlfühlen. und das tu ich in unserer praxis, weil hier ein gutes team (arzt und pat) da ist.
lg
thomas alias reddog

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Re: Patientengehorsam 21 Mär 2004 21:14 #234025

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Hallo Christine,
also der erhobene Zeigefinger sollte pass?© sein. Als Compliance verstehe ich, dass der Patient so mitarbeitet, wie es für ihn bzw die Erkrankung wichtig ist - nach Absprache mit dem Doc natürlich. Typische und wie ich denke überzeugende Beispiele: Ich gehe regelmäßig zur Dialyse, ich nehme nach der Tx die Immunsupressiva in der richtigen Dosis zu den richtigen Zeiten und ähnliches.
Davon kann mich der Doc auch leicht überzeugen. Aber wenn er z.B. ne vierte Dia machen wollte oder nach der Tx ne Biopsie, dann muss er sich mit Argumenten anstrengen, ansonsten kann er sich einen anderen Kadaver suchen.
Allerdings: Mündigkeit bedingt auch Verantwortung, die will nicht jeder übernehmen.
LG Hans-Dieter

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Re: Patientengehorsam 21 Mär 2004 21:16 #234026

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Hallo Thomas, Du hast ja auch tolle Docs in Wü, Glückwunsch. Geht bei uns auch sehr gut, gibt aber leider auch hier noch Rückständige. LG Hans-Dieter

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Re: Patientengehorsam 21 Mär 2004 22:32 #234027

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Hallo,
Ich glaube auch das es wichtig ist den Arzt über eventuelle nicht befolgung von Anordnungen zu unterrichten.
Wenn ich zum beispiel der Meinung bin ein Medikament nicht nehmen zu müssen dann sollte ich dem Arzt das auch sagen.
Genauso wie man ehrlich bei sachen wie Tabak, Alkohol und Drogen Konsum sein sollte.
Roland

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Re: Patientengehorsam 24 Mär 2004 15:40 #234066

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Eine kleine Geschichte zum Thema
Mit 14 Jahren wurde meine Nierenerkrankung festgestell. Mein Dr. empfahl mir bei einem Krea von 2.0 Eiweißreduktion auf 1/2g/kg. Das hieß bei einer Körpergröße von 183cm und 77Kg, knapp 40g Eiweiß die.Später empfahl man mir die 25g Eiweißdiät. Zeitweise habe ich diese Diäten eingehalten. bin aber immer wieder auch ausgebrochen und hab dann besonders viel Eiweiß gegessen was sicher nicht so gut war. ca. 7Jahre später mußte ich zur Akuten Dialyse wegen eines Infektes. Da wurde mir recht deutlich gesagt wenn ich diese Diät eingehalten hätte, hätte ich vermutlich starke Mangelerkrankungen bekommen. Seid dem ist mir klar letztlich bin ich es der die Auswirkungen einer Behandlung ausbaden muß. Auch wenn der Dr. es noch so gut meint. Bei einem Fehler bin ich der Dumme. Eine schlechte Compiliance ist für mich: wenn ich ein Verhalten, eine Tabletteneinnahme zusage und sie nicht vernünftig mach.
Gruß Jörg

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Re: Patientengehorsam 24 Mär 2004 22:20 #234072

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Hallo Chrisi,

ich fühl mich total mit Dir konform: es geht um mich und meinen Körper und gemeinsam mit meinen ÄrztInnen möchte ich dafür die geeigneten und erträglichen Behandlungen festlegen. Offenheit und Ehrlichkeit sind dabei Grundvoraussetzung. Mediziner sind für mich die fachkompetenten Leute, die mir ihr Wissen verständlich nahebringen sollten - dafür werden sie bezahlt. (mein Beispiel ist immer: selbst wenn es einem Chirurgen zusetzen sollte - was ich als wahrscheinlich annehme) mich bei einer OP auf dem Tisch zu verlieren, ist meine Rechnung die höhere. Deshalb möchte ich auch so viel wie möglich Eigenverantwortung.

Gleichwohl kenne ich auch genügend menschen, die gern und mit gutem Erfolg meinen: Die Docs werdens schon wissen. Nur mein Ding ist das eben nicht.

Eine Ärztin hat mir mal schriftlich schlechte Compliance bescheinigt: die verstand darunter wohl auch den Kadavergehorsam. Auch im letzten jahr hörte ich wieder einmal den Satz: Jetzt sind Sie bei mir...(und deshalb gabe ich zu bestimmen?). Ich war so platt davon, daß ich nicht mal mehr darauf reagieren konnte (jedenfalls nicht spontan). LG Debi

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Re: Patientengehorsam 25 Mär 2004 20:54 #234090

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Hallo Chrisi,
Compliance ist ein Fremdwort, was sowieso mehr ins Medizinerlatein passt als unter die Patienten. (Obwohl ich es auch schon benutzt habe, als Antwort auf newmans hochgestochene Art *g*). Aber für mich beinhaltet es einfach die Mitarbeit des Patienten, die in einigen Bereichen wie auch der Dialyse ja sehr wichtig ist.
Der Arzt kann immer nur Berater sein, er ist im Prinzip Dienstleister für uns. Was ich letztendlich annehme von dem, was er sagt und umsetze, bleibt mir überlassen. Andererseits sucht jeder Kranke den Arzt auf, wenn er selbst nicht weiterkommt, um sich helfen zu lassen. Darum muss ich ihm in gewisser Weise auch vertrauen und seinen Rat annehmen, denke ich.
Wichtig finde ich immer ein gutes Miteinander von Arzt und Patient. Ein offenes Gespräch, indem beide ehrlich sind, kann beiderseits Vertrauen schaffen. Leider hat nicht jeder Arzt die Geduld und Zeit, die manchmal notwendig ist. Und mein Dialysedoktor hält mir nach 25 Jahren manchmal noch Vorträge über richtige Ernährung, das nervt dann auch.
Aber jeder Mensch ist anders: Für manch einen gilt eben, was der Doktor sagt, ist Gesetz. Und andere beherzigen in keiner Weise, was der Arzt ihnen rät.
Ich persönlich möchte immer in medizinische Entscheidungen mit einbezogen werden. Schließlich kenne ich meinen Körper länger und besser, als es jeder Doktor könnte. Indem ich mich mit den Ansichten der Ärzte auseinandersetze und nicht jede bittere Pille einfach so schlucke, übernehme ich Verantwortung für mich selbst und meinen Körper. Ich halte es für sehr wichtig, diese Verantwortung nicht an der Sprechzimmertür abzugeben.
Liebe Grüße. Anja

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Re: Patientengehorsam 25 Mär 2004 22:59 #234099

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Hallo Anja,
du sprichst mir aus der Seele.
Habe hier noch ein Zitat, welches ich in meine user-Seite gesetzt habe:
Der alte Arzt spricht latein, der junge Arzt englisch und der gute Arzt die Sprache seiner Patienten.
Soviel dazu
liebe Grüße
chrisi

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Hi :)