THEMA:

Hallo zusammen,

da bin ich mal wieder. Wie damals mach ich mir auch jetzt Gedanken bezüglich eines Blutdrucksenkers. Ich nehme seit Juni Ramipril, mittlerweile 10mg. Das vertrag ich soweit super. Ich habe keinen Reizhusten, wie es ja bei vielen anderen der Fall ist. Nun ist es aber so, dass das Ramipril allein nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Meine Eiweißausscheidung ist von 1,6g/24 auf 2,5g/24 angestiegen, innerhalb eines Monats. Mein Nephrologe möchte mir morgen dann irgendeinen Kalziumantagonisten verschreiben, um den Blutdruck weiter zu senken.

Eine Sache bereitet mir da aber Kopfzerbrechen: Mein Blutdruck ist meines Erachtens nach doch super für einen Nierenkranken. Laut letzter Messung (ein paar Minuten her) lag er bei 111 zu 67.
Wie läuft das denn normalerweise ab? Macht man nicht erst nochmal ein 24std RR, um zu schauen, wie tief man noch gehen kann? Und wenn wir das nicht tun würde und ich nun ein weiteres Medikament nehme, kann es nicht passieren, dass ich dann mit einem systolischen Wert von <90 rumjapse und gar nicht mehr klarkomme oder kann man bedenkenlos tiefer gehen?

Irgendwie find ich es komisch zu sagen, dass die gesteigerte Eiweißausscheidung zwingend einem hohen Blutdruck zugrunde liegt, ohne dies überprüfen zu wollen. Beispielsweise kann eine erhöhte Eiweißausscheidung ja auch daran liegen, dass man erkältet ist (was ich seit einer Woche sogar bin) und so zwangsläufig mehr Antikörper verliert. Oder nicht?

Fragen über Fragen...

Ich freu mich auf eure Erfahrungen und Einschätzungen.

Liebe Grüße

-Tom

Besorg dir ein Blutdruckmessgerät und miss einfach mal selber nach und schreib ein Protokoll. Ein 24-Stunden Messgerät kriegt man oft nur mit Wartezeit.

Wenn du jetzt schon mit 110/65 rumrennst, kann es durchaus passieren, dass er mit nochmehr Blutdrucksenker zu niedrig wird, ist aber alles eine Frage der Dosierung.
Wobei niedriger Blutdruck eher eine Gewöhnungssache als eine gesundheitliches Problem ist.
Gibt paar Studien im Netz die besagen, dass niedriger Blutdruck gesünder für Herz und Nieren ist als ein normal hoher Blutdruck ist, verträgt aber eben nicht jeder gleich gut.

Wenn du dann deinen neuen Blutdrucksenker bekommst, würd ich die Tablette halbieren, zuerst die eine Hälfte nehmen und mit der anderen Hälfte 2 Stunden warten, falls er doch zu niedrig wird ;)

Welchen Blutdruck hast du, wenn in der Nephrologie gemessen wird? (mein Blutdruck ist immer höher, wenn er von jemandem in einem weissen Kittel gemessen wird....). Führst du eine Liste mit deinen Blutdruckmessungen zu Hause? Ich maile meine Liste meinem Nephrologen immer am Abend vor meinem nächsten Termin und meine Liste wird genauso beigezogen wie die Messung in der Nephrologie für die Beurteilung des Blutdrucks und die Festlegung der Medikation.

Bei deinem schönen Blutdruck kann ich mir auch nicht vorstellen, warum der noch niedriger sein soll. Und was das mit dem Eiweiss zu tun hat, weiss ich auch nicht. Eigentlich kann dir nur dein Nephrologe die Frage beantworten.
Konkret würde ich auch fragen, welchen Zielblutdruck dein Nephrologe denn anstrebt...

Zu Christians Vorschlag, die Dosierungen einfach ohne Rücksprache mit dem Arzt zu ändern: Prinzipiell nur im Notfall und den Arzt dann so rasch wie möglich informieren. Alles andere ist einfach nur fahrlässig bis gefährlich.

@Kohana
Ist keine Änderung der Dosierung wenn man die Dosierung auf 2-mal nimmt um zu schauen, ob man einen niedrigeren Blutdruck überhaupt verträgt und wie weit er eigentlich sinkt.
Ging ja nicht darum die Dosierung generell zu reduzieren oder etwas auszulassen, sondern erstmal zu schauen wie es wirkt.

Einen Blutdruck von 110 zu senken, ist nämlich nicht ungefährlich und man sollte erstmal schauen, wie stark die Blutdrucksenker wirken.
Wirkt die Tablette nämlich zu stark, kann er froh sein wenn er nur eine Halbe genommen hat und erstmal gemessen hat, was passiert o_O
Er ist ja nicht im Spital wo ihm jederzeit jemand helfen kann.
Ist übrigens in meinem Spital die Standard-Vorgehensweise einen neuen Blutdrucksenker erstmal in halber Dosierung zu probieren und zu messen wie er wirkt.

Und das sag ich als jemand, der einen Blutdruck von 220 hatte und 4-5 verschiedene Blutdrucksenker am Tag nimmt um ihn auf 110 zu kriegen. (Hat fast ein Jahr gedauert bis er richtig eingestellt war...)
Ja, ich nehm nicht jeden Tag gleich viele, weil er nicht jeden Tag gleich hoch ist.
Kein Arzt kann vorhersehen, wie gut ein Blutdrucksenker bei einem Patienten wirkt, eher es nicht vorsichtig ausprobiert wurde.

Moin,

also, mein Arzt meinte, dass es bei mir nicht darum gehe, meinen Blutdruck auf einen fixen Wert zu senken. Es gehe eher darum, so tief wie möglich zu gehen. So tief, dass es mir noch gut geht. Hab Lercanidipin 10mg bekommen. Soll ich dann einmal Mittags nehmen. Ich werde in eigener Verantwortung aber erst Samstag damit anfangen, weil ich dann nicht allein zuhause bin und ich lieber jemanden dabei habe für den Fall, dass es mir richtig mies geht. Es geht ja darum, den Körper an den niedrigen Blutdruck zu gewöhnen. Ich hab jetzt schon manchmal ein schwummriges Gefühl im Kopf, wenn ich unter 110 systolisch bin.

Meine Erkältung (ich glaub mittlerweile eher, dass das eine handfeste Grippe war) hat sicher einen gewissen Anteil an der Proteinurie. Aber er könne sich nicht vorstellen, dass das 1g Unterschied ausmacht.

Zu niedriger Blutdruck ist generell erstmal kein Problem. Viele Menschen haben grundsätzlich einen sehr niedrigen und Leben gut damit. Es ist halt nur sehr subjektiv. Wo der eine bei 90/70 rumkröchelt, läuft der andere einen kleinen Marathon. Niedriger Blutdruck (Hypotonie) wird in Fachkreisen wohl auch als "the german disease" belächelt, weil wir die einzigen auf der Welt sind, die sich darüber Sorgen machen.

Meine Sorge ist halt, dass ich umkippe. Aber gut, das seh ich dann.

24std RR machen wir dann im Januar.

Andererseits bin ich doch nicht unbedingt der Meinung, dass mir das gut tun würde. Ich fühl mich ja mit einem aktuellen Ruhedruck von systolisch 106 schon nicht mehr wohl und leide an einem schwummrigen Gefühl. Mein Arzt meinte darauf aber nur, dass ich eben langsam aufstehen und sich der Körper an einen tieferen Bludruck gewöhnen müsse.

Ich weiß ja nicht. Das Risiko, dass ich dann nur noch halb ohnmächtig im Bett liege, ist mir dann doch ziemlich groß. So ganz ernst genommen fühle ich mich diesbezüglich auch nicht.

Vielleicht sollte ich mir eine zweite Meinung einholen. Was meint ihr?

Liebe Grüße

Hallo Tom,

eine zweite Meinung kann bestimmt nicht schaden. Ich bin kein Arzt und ich weiß ja nicht, was sich Dein Nephrologe dabei gedacht hat, aber es kommt mir schon ziemlich ungewöhnlich vor, dass man bei systolisch 106 RR noch weiter senkt. Ich habe auch in Erinnerung, dass mir mein Nephrologe mal vor Jahren erklärt hat, dass ein zu niedriger Blutdruck auch nicht gut für die Nieren sei, weil diese dann mangeldurchblutet werden.
Falls Du Fragen hast, die Du Deinem Arzt nicht stellen willst oder die er nicht beantworten kann, könntest Du es mittwochs von 16.00 bis 18.00 Uhr auch beim Nierentelefon versuchen. 0800 2484848 www.bundesverband-niere.de/bundesverband...n/nierentelefon.html

LG
pdanf

Gute Idee. Da ruf ich nachher mal an.

Ich glaube, dass seine Entscheidung auf veralteten Daten beruht. Und zwar auf dem 24Std RR, das ich irgendwann im Juni/Juli mal gemacht hab. Da waren die Durchschnittswerte noch etwas höher, aber da nahm ich auch nur 5mg Ramipril! Wenn ich eben darauf hinweise, dass mein Blutdruck (zuhause gemessen) in der Regel unter 110 systolisch ist, wird da gar nicht groß drauf eingegangen. Deswegen bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich in guten Händen bin.

So schnell kann man sich alleingelassen fühlen.

Hab auch schon einen Termin bei einem anderen Nephrologen ausgemacht. Ist zwar erst am 6. Dezember, aber ich glaube, so dringend ist das nicht.

Hallo Tom,

ich drück Dir die Daumen, dass der andere Nephrologe auskunftsfreudiger ist. Ich habe es jedenfalls nicht bereut, als ich vor zwei Jahren den Nephrologen wechselte, weil ich mich bei dem alten Nephrologen nicht wirklich gut betreut fühlte und auch Praxisangestellten sehr unfreundlich waren.

LG
pdanf

Guten Abend,

ich habe heute mal mit einem äußerst freundlichen und kompetent wirkendem Arzt vom Nierentelefon gesprochen. Natürlich darf er mir keine bindenden medizinischen Ratschläge geben. Aber unter der mir dargestellten Datenlage rät er mir tatsächlich auch dazu, eine zweite Meinung bei einem ansässigen Arzt einzuholen.

Was die Sache mit dem Blutdruck und der Proteinurie betrifft, befindet man sich wohl immer auf einer Gratwanderung. Aktuellen Studien zufolge geht man davon aus, dass ein systolischer Wert unter 110 wohl nur eine im Einzelfall liegende positive Auswirkung auf die Niere hat. Wenn man noch tiefer geht, geht man das Risiko ein, dass die Nieren nicht mehr ausreichend duchblutet werden.
Allerdings ist die Blutdrucksenkung auch das primäre Mittel, um einer Proteinurie entgegenzuwirken. Kurz gesagt: Die Datenlage ist zu dünn.

Was den Blutdruck generell betrifft kann man sagen, dass ein zu niedriger Blutdruck aber nicht unbedingt schlecht sein muss. Auch hier ist es wieder höchst individuell, wie ich anfangs auch mal erwähnte.

Naja, ich schau mal, wie es jetzt weitergeht. Wenn ich tatsächlich mutig werde, nehm ich vielleicht eine halbe, wie Christian meinte, und schaue, ob ich das vertrage. Ansonsten warte ich einfach zum Termin beim Zweitnephrologen.

Liebe Grüße

Tom

Guten Abend,

super, jetzt weißt Du ja zumindest die Hintergründe.

LG
pdanf