THEMA:

Mir geht das seit Tagen nicht aus dem Kopf. Geschehen in Hamburg, ein Mann, der 17 Jahre da gelebt hat. Abgeschoben mit einem Ambulanzflugzeug, der Flug kostet 65 000 €, er hat Medikamente für ein paar Tage bekommen und wurde seinem Schicksal überlassen. Ich kann das nicht fassen. Was für Ärzte tragen dss mit, was für Menschen entscheiden sowas? Dialyse kostet in Ghana 65 € am Tag, Medikamente sind da nicht dabei. Es gibt Dialyse dort, aber mit überlasteten, störungsanfälligen Geräten und zu wenig ausgebildetes Personal und ich wage zu bezweifeln, dass der Mann es schafft, sich innerhalb von drei Tagen eine Behandlung zu organisieren, geschweige denn, das Geld dafür aufzubringen. Er ist 51 Jahre alt. Wird das in Zukunft gängige Praxis? Hamburg, SPD und Grüne. Nichtmal Bayern hat das bisher gemacht. In Leipzig wurde eine Georgerin vor der Dialysepraxis abgeholt und abgeschoben, allerdings wurde in ihrem Fall wohl eine Dialyse in Georgien organisiert, die staatlich bezahlt wird. Ich krieg das nicht aus dem Kopf, das ist wie Hinrichtung.

Das macht mich betroffen. Auf der einen Seite halten wir uns für moralisch einwandfrei, wenn es darum geht, Abschiebungen in Länder zu verhindern, in denen politisch verfolgte von Repressalien und Todesstrafe bedroht sind und auf der anderen Seite sind wir so herzlos und schieben einen Mann, der 17 Jahre hier gelebt hat, in ein Land ab, in dem er so gut wie sicher sterben wird.

Womit wird das begründet? Wieso werden die Verantwortlichen nicht zur Rechenschaft gezogen? Und wieso findet das keine große mediale Aufmerksamkeit?

www.wsws.org/de/articles/2019/04/03/hamb-a03.html

Ist gängige Praxis.
Hab selber schon von einem Dialysepatienten berichtet am Tag als er abgeschoben wurde.
www.dialyse-online.de/index.php/forum/al...renerkrankung#510303

Rein Rechtlich ist ein Asylantrag ein befristeter Schutz auf Zeit. Für ein dauerhaftes Bleiberecht muss er selbiges beantragen. Wenn man schon solange im Land ist, kriegt man das Bleiberecht vermutlich zugesprochen. Das muss man aber beantragen bevor die Beurteilung über die Aberkennung des Asylstatus erfolgt, sonst ist der Abschiebeantrag durch bevor der Bleiberechtsantrag fertig bearbeitet wurde.

Und zu dem Thema hab ich eine gespaltene Meinung. Man kann das ganze wirtschaftlich Schönreden, wieviel Geld man sich in den nächsten Jahren ersparen wird und ab wann sich die Abschiebung amortisiert.
Auf der anderen Seite ist da noch die Warteliste, auf der dieser Kollege ja auch sicher oben stand.

Wie auch immer, letztendlich leben wir in einer Demokratie und jeder bekommt das was die Mehrheit gewählt hat.

Es gibt Fälle, da kommen Asylbewerber nicht auf die Warteliste, weil sie Asylbewerber sind, da wird dann lieber die Dialyse bezahlt, bis er stirbt. Leider weiss ich keine Details über den Fall des Ghanaers, aber meiner Meinung nach hätte er unbefristeteten Aufenthalt bekommen müssen, weil er mit Dialyse schwerbehindert ist. Wahrscheinlich hatte er einfach niemanden, der ihm hilft und wusste nichts von der Abschiebung. Ich finde es ganz, ganz furchtbar und ein Verbechen gegen die Menschheit.

Sehe ich zum Teil auch so.
Der Mann hätte nicht abgeschoben werden dürfen.
Allerdings schicken wir ja auch Menschen, die bei uns geboren wurden und ihr Heimatland garnicht kennen "zurück", weil die Eltern Asylanten sind.
Weil unsre Politik mit der Situation nicht mehr fertig wird, schlägt sie blind um sich wie ein Ertrinkender.

Ist aus menschlicher Sicht ziemlich traurig.

Aber wie immer muss es doch auch eine andere Perspektive geben, die Wirtschaftliche.
Was wenn wir jetzt alle Dialysepatienten aus aller Welt aufnehmen würden, die in ihrer Heimat keine korrekte Versorgung erhalten. Können wir uns das in der jetzigen Form des Sozialsystems leisten? Wäre das finanzierbar, bzw. was müssten wir dafür tun, damit es finanzierbar wäre? :/
Das Gesundheitswesen kostet Ö und D ja etwa 8% vom BIP. Irgendwo muss das Geld ja herkommen.
Im Extremstfall könnten wir irgendwann an einem Punkt ankommen, wo die Staatsverschuldung so hoch ist, dass wir uns ein soziales Gesundheitssystem garnicht mehr leisten können und sich jeder privat versichern muss.

Also ich hab das in Berlin genau anders herum erlebt.
Dort wurde niemand abgeschoben, bei dem die medizinische Versorgung im Heimatland nicht gegeben war.
Da brauchten die Ärzte nur einen Brief zu schreiben und gut war.
Da haben sich dann aber auch Patienten drauf berufen, deren medizinische Versorgung sehr wohl gegeben war, wie einige Bosnienflüchtlinge.
Die brauchten nur angeben, die Dialyse sei im Heimatland nicht gewährleistet ( was in diesem Fall gar nicht stimmte) und schon war faktisch "medizinisches" Asyl gewährt.

Trotzdem ist es natürlich nicht gerechtfertigt jemanden in ein Land abzuschieben in dem sein Leben durch fehlenden Behandlungsmöglichkeiten akut gefährdet ist.

Es existiert ein Aufenthaltsrecht aus humanitären Gründen, dejure.org/gesetze/AufenthG/25.html

Das muss man aber wissen oder auch Menschen um sich haben, die sich für einen bei der Ausländerbehörde einsetzen.

Sein Arzt hätte es wissen können...