THEMA:

Hallo zusammen,
Ich bin 60 Jahre alt und bin als Notfall ins Krankenhaus bekommen. Covid und als Zufallsdiagnose Niereninsuffizienz Stadium IV.
Das war ein Schock.
Die Werte haben sich in den letzten Wochen verschlechtert und ich bekomme nächste Woche die OP für die CAPD.
Zu allem Überfluss wurde ich auch noch von meinem Arbeitgeber gekündigt, vor der Diagnose.
Rechtsstreit läuft noch.
Es ist jetzt total blöd, mit der Krankheit und dann noch ohne Arbeit.
Ich habe hier schon sehr viel erfahren, was mir sonst niemand erzählt hätte und dafür bin ich sehr dankbar.
Ich wünsche mir einen guten Austausch mit euch.
Liebe Grüße
Llissy

Hallo Llissy,

ist die Niereninsuffizienz durch Corona entstanden? Mach erst mal deine OP und versuche mit der Krankheit umzugehen, d.h. auszutesten, wie es dir mit allen ergeht und wie fit du für die unterschiedlichen Dinge bist. Das ist jetzt das wichtigste.....Und dann wirst du ja sehen, wie es mit der Arbeit weitergeht.

Darf ich fragen, war es eher ein Bürojob oder körperliche Arbeit?

Ich selbst bin dieses Jahr erst 40 geworden. Habe eine autoimmune Nierenerkrankung seitdem ich ein Teenager bin. Ich habe 2 Büroberufe gelernt, wurde danach auch übernommen. Tja, dann ist die Firma in Insolvenz gegangen...das war es dann....Dann habe ich, weil Bürojobs hier rar sind, eine Arbeit bei einem Zustelldienst angefangen. Das Ende vom Lied war, dass ich mir einen Schub ausgelöst habe und dass ich mehrfach einen Kreislaufkollaps hatte.

Nun bin ich schon eine Weile krank geschrieben.....Muss schauen wie es weiter geht...

Ein Bekannter von mir, Mitte 50, ist auch Dialysepatient. Er hat Anfangs noch weiter gearbeitet (kein Bürojob). Das ging dann nicht mehr, er ist nun Rentner. Dann kenn ich noch jemandem, der macht so Schreibkram im Autohaus für ein paar Stunden. Der kommt gut mit der Arbeit klar. Der Chef ist sehr verständnisvoll......

Also schau einfach, wie es mit deiner Arbeit weitergeht. Vielleicht findet sich eine Lösung, die dir gut tut. Und wenn nicht: die Gesundheit geht vor und mit 60 hast du dir auch nichts vorzuwerfen, bist ja schließlich kurz vor der Rente....

Liebe Rina,
Danke für Deine liebe Antwort. Du hast so RECHT.
Ich mach das auch so erst OP und Einweisung und dann sehen.
Ich habe Medizintechnik ( Diabetes) im Aussendienst vertrieben, kenne mich einigermaßen aus.
Als Betroffener bin ich natürlich jetzt Patient, eine ungewohnte Vorstellung.
Der Prozess vor dem Arbeitsgericht läuft noch.
Die Kündigung war total mies.
Meinen Kollegen wurde ein Kontaktverbot ausgesprochen und die befolgen das, obwohl ich nichts verbrochen habe.
Mit Schwerbeschädigtenausweis könnte ich mit Abschlägen eher in Rente gehen. Den habe ich beantragt.
Anderen geht es hier viel schlechter und ich jammere auf hohem Niveau.
Ich muss mich jetzt noch 1 1/2 Jahre um Arbeit bemühen und dann ab in die Rente.
Ich habe 42 Jahre voll gearbeitet, ohne Unterbrechung und auch mehr als 40 Stunden. Deshalb habe ich auch kein schlechtes Gewissen.
Ich danke dir ganz herzlich für deine liebe Unterstützung und wünsche dir
alles Liebe Lissy

Falls ich Dir private Arbeitsvermittler raussuchen soll, melde Dich bitte.
Daran denkt man manchmal nicht.

Hallo Llissy ,

ein herzliches Willkommen im Forum zum regen Gedanken - und Erfahrungsaustausch.

Hat man dir zur CAPD geraten..oder hast du den Wunsch geäußert ?
Wie sind deine Blutwerte ? Hast du vorher nichts gemerkt, das du Kopfschmerzen, Übelkeit , erbrochen, einfach schlapp wrats ?
Bekommst du Medis , so das dein Blutdruck alles gut eingestellt ist ?

LG aus dem hohen Norden,

3fachmami

Hallo,

mein Bekannter hat ab Dialyse 100% Schwerbehinderung bekommen. Ich selbst habe 50% .....

Du jammerst nicht, das ist eben eine ungewohnte Situation....

Ja, Bewerbungen laufen. Ich habe mich auf Bürojobs fokussiert, obwohl das hier sehr schwierig ist....als Schwerbehinderter in der freien Wirtschaft auch, wenn hier nur kleine Firmen sind. Behörden und Großkonzerne sehen das mit Sicherheit anders....
Die kleinen Firmen hier, sehen das gar nicht gerne..Habe ich schon die dollsten Dinge erlebt....Werde jetzt meinen Ausweis verschweigen, bevor ich gar nichts bekomme.....mal sehen....

Home Office würde ich auch machen, aber da muss man erstmal was seriöses finden....Hatte ich auch schon ein paar negative Kandidaten dabei....

Wenn du im Aussendienst warst, war das bestimmt auch stressig, wenn man unter Druck steht und weiß, dass man Verkaufen soll? Aber ist vielleicht auch Typ-Abhängig. Ich glaube, ich könnte das gar nicht....Hut ab!

Ich habe früher im Einkauf und im Sekretariat gearbeitet. Das war voll mein Ding. Ab und an habe ich im Verkauf ausgeholfen, aber das empfand ich immer als unangehm, mich ständig von den Kunden anmotzen zu lassen. Da muss man sich ein dickes Fell anziehen und es nicht noch mit nach Hause nehmen diesen Ärger.....

Der Job beim Zustelldienst war sehr hart, da muss man wirklich körperlich fit sein. Sonst wird es nichts.....habe ich ja an mir gesehen. Ich habe dann immer weiter und weiter gemacht, bis es dann mit dem Kreislaufkollapsen geendet ist. Der Körper holt sich dann schon die Ruhe, die er braucht. Ich wollte einfach nicht arbeitslos sein und die Frau beim Arbeitsamt in der Reha-Abteilung hat mir einfach Nerven gekostet....

Liebe 3fachmami,
Vielen lieben Dank für diese Liebe Aufnahme in euren Reihen.
Meine Blutwerte waren grottig.
Müdigkeit hatte ich, habe ich aber auf den neuen stressigen Chef und die vielen unbezahlten Überstunden geschoben.
Ich habe sehr sehr liebe und auch kompetente Nephrologen. Bekomme Medikamente, Epo, Eisen, Bicanorm. Blutdrucksenker nehme ich seit 20 Jahren, gut eingestellt. Der Blutdruck war auch immer höchstens 130 zu 82.
Geschlafen habe ich schon immer sehr gern. Bereits als Kind bin ich freiwillig ins Bett gegangen.
Übergeben habe ich mich nur zwei Mal. Ich habe den Fleischkonsum auf einmal in vierzehn Tagen beschränkt. Da war das Thema erledigt.
Covid hat mir den Rest gegeben. Vielleicht gut so, sonst wäre ich mal plötzlich umgefallen, hätte mich total vergiftet.
Ich hatte immer gedacht, reiss dich mal zusammen und ich dürfte nur mich nicht so anstellen.
Die CAPD wurde mir empfohlen. Die Therapien kannte ich ja bereits, habe im Diabetes Aussendienst gearbeitet.
Es ist für mich ungewohnt, vor dem Arzt als Patient und nicht als Pharmavertreter zu sitzen.
Ich danke Dir sehr herzlich und ich hoffe, dass wir uns gegenseitig unterstützen können.
Liebe Grüße
Llissy

Liebe Rina,
Ganz große Bewunderung, dass du beim Paketdienst angefangen hast.
Ich klappe schon bei dem Gedanken zusammen.
Vertrieb, schwierige Kunden... Herr damit. Ich bin die typische Rampensau und meine Kunden hatten auch Spass mit mir.
Für meine Kunden habe ich alles getan. Nicht nur fachlich auch auf menschlicher Ebene. Das fehlt mir natürlich. Mein gemeiner Chef hingegen fehlt mir wirklich nicht.
Ich hoffe, dass du etwas schönes findest, was dir zusagt.
Melde dich doch mal bei LinkedIn an. Vielleicht wäre das noch ein Versuch wert. Dort tummeln sich auch Recruiter. Über die ist es oft einfacher.
Ich bin leider einfach auch zu alt.
Obwohl ich erst frühestens in 5 Jahren in Rente gehen darf, ohne Abschläge.

Ich freue mich total über diesen lieben und tollen Empfang hier.

Liebe Grüße
Llissy

Hallo Llissy,

mal abgesehen von den Fakten, wie geht es Dir denn aktuell körperlich?
Wie ist die Covid-Erkrankung verlaufen?

Wegen der beruflichen Seite... Medizintechnik im Diabetesbereich heißt Testgerät/-streifen oder Insulinpumpe? (ich war bis zur Tx pumpetragende Typ1-Diabetikerin).
Wenn Du schreibst, Du bist 60 und hast sonst den Ärzten als Pharmavertreter gegenübergesessen, dann hast Du ein Maß an Lebens- und Berufserfahrung, kannst sicher auftreten und auf einem gewissen fachlichen Niveau mit den Ärzten reden.
Wenn Deine Kündigung kein Wettbewerbsverbot enthält, ist Deine Expertise vllt für andere Firmen interessant. Ansonsten kannst Du mglw auch beratend/schulend tätig sein. Deine Kenntnisse sind ja nicht weg, sondern viele Dinge sind allgemeingültig. Das könnte die DiabetesberaterInnen in einigen Praxen entlasten.
Wie so etwas laufen kann, wie das z.B. versicherungs- oder gehaltstechnisch aussehen kann, kann ich absolut nicht beurteilen und habe Null Ahnung. Aber Du stehst nicht mit Nichts da, Du hast einiges zu bieten. Du bist nicht "zu alt", sondern hast Lebens- und Berufserfahrung, bist kein hyperaktiver Jungspund. Die Frage ist nur, ob und wie Du das für die Zeit bis zur Rente nutzen könntest.

vG
Anja

Hallo Llissy,

wie war deine OP heute ?

geht es dir gut ?

LG,

3fachmami

Liebe 3fachmami,
Danke, mir geht es wirklich gut.
Nach 3 Stunden bin ich aufgestanden und die Narkose war auch gut. Husten darf ich nicht, tut schön weh und aus dem Bett hochkommen ist auch eine kleine Akrobatik nötig. Erst auf die Seite rollen und dann hoch mit dem alten müden Körper.
Zuhause kann ich mein Bett nicht elektrisch hochstellen.
Der Katheter wurde seitlich auf Höhe des Bauchnabels gesetzt. Ich hätte es gerne tiefer gehabt. Somit sieht man vielleicht den Katheter. Das ist nicht wirklich schlimm.
Es gibt ja weite Blusen.
Wie geht es Dir und deinem Sohn?
Ich denke immer daran, wie die Werkstatt mit euch umgesprungen ist. Das ist für euch beide dann der totale Stress.
Hast du denn ein wenig Unterstützung?

Ich habe mich über deine Nachricht total gefreut. Wenn ich dir mal behilflich sein kann, dann sehr gerne.

Liebe Grüße
Llissy ( auf dem Weg zum Beuteltier)

Llissy gute Besserung und erhole dich gut.
Wenn du bald anfängst mit der CAPD, wird es allmählich dir auch besser gehen.

Wie hoch ist zur Zeit dein Krea ?

Wann darfst du die Klinik verlassen ?

Meinem Sohn geht es soweit gut, wir waren gestern zur alle 6-wöchigen Kontrolle. Natrium immer noch im Keller mit 123 ( er isst die Kochsalztabletten wie Bonbons ) Kalium, 3,9, der darf sich mal was gönnen...die anderen Ergebnisse frage ich Morgen mal nach. On letzter Zeit ist ihm immer wieder öfter Übel und er erbricht.
Er hat seine 1. Pneumokokken - Impfung bekommen.

Er hofft auf gutes Wetter, denn er schaut den Landwirten immer bei der Getreideernte zu....bei Regen wird nicht gedroschen.

Unterstützung habe ich nicht, die Pflegedienste sind einfach zu teuer 45 Min / 60€ da reicht das Pflegegeld ja hinten und vorne nicht aus. Ich nehme nur die Leistung aus der Ersatzpflege und da unterstützt mich eine Fee im Haushalt alle 2 Wochen.
Mein jüngster Sohn hilft mir viel..das geht aber auch nur weil die Uni im Homeoffice stattfindet, das sieht dann im Okt.aber anders aus ...aber die jungen Leute müssen mal an die frische Luft...

LG,

3fachmami

@3fachmami

Wenn dein Sohn eine neue Stelle sucht, würd ich ihm eine Integrationsstelle im Supermarkt empfehlen.
Meine Mutter is ja Filialleiterin im örtlichen Supermarkt, hat selbst einen Integrationsmitarbeiter seit über einem Jahrzehnt.
Das is 2 Stunden pro Tag, 10 Stunden die Woche da zum Hilfsdienste machen, also sich einfach nur nützlich machen, meisten hilft er beim Einschlichten der Lieferung oder fährt mit dem Reinigungsfahrzeug ne Runde.
Hängt oft viel länger im Laden rum und pflegt seine Sozialkontakte, wechselt fließend zwischen Freizeit und Arbeit wie ihm danach ist.

Ein normaler Alltag und normale Freundschaften ist sicher gesünder und integrativer als eine Ausbeuter-Werkstatt. (Wobei ich gerne kritisiere, dass ihm sein gesunder älterer Bruder finanziell ausnutzt, weil der Bruder der Vormund ist, chronisch arbeitslos, bedient sich dauernt an seinem Geld.....und er hat halt bei der Geburt lange Sauerstoffmangel im Gehirn gehabt und ist auf Kleinkind-Intelligenz beschränkt)

So mal eine kleine Alltags-Story über Integration in meinem Dorf....

lg
Chris