Hallo Libig,
mein Gesamteindruck ist, dass Du mit Deiner Ernährungsumstellung zu undifferenziert vorgehst.
Deine Nieren arbeiten noch mindestens zu einem Drittel. Da brauchst Du Dich nicht pauschal so ernähren, als wärest Du bereits Hämodialyse-Patient ohne Restausscheidung mit Obst-Sondererlaubnis. Es ist möglicherweise nicht nötig Kartoffeln zu wässern, während Du andererseits mit viel Obst nur bei einem leicht erhöhten Kalium-Wert im Blut rauskommst. Denn beim Wässern der Kartoffeln geht es um die Minderung der Kalium-Zufuhr.
Obst ist nicht zwingend ein besonders wertvoller Beitrag zu einer gesunden Ernährung, gerade bei erhöhten Harnsäure-Werten im Blut. Meine Erfahrung mit Gicht ist nämlich die, dass ich die Schübe vorrangig durch Obst (z.B. Birne) und Gemüse (Paprika) bekommen habe, weil ich ohnehin sehr selten Fleisch und gar keine Wurst esse. Fruchtzucker (Fruktose) erhöht nämlich ebenfalls die Harnsäure. Viele Gicht-Ratgeber konzentrieren sich hingegen noch immer auf Wurst, Fleisch und Bier. Dabei kann einem die Empfehlung für den Fruchtzucker im Alltag auch ganz schöne Mühe bereiten: kleiner 0,5 g/kg Körpergewicht/Tag. Da kommt man mit der Wassermelone im Sommer oder den Datteln im Winter nicht sehr weit und braucht eher für den Apfelsaft das Schnapsglas statt für den Kräutertee.
Ein Vitamin-B-Präparat nehme ich hingegen ein, nicht nur wegen des Vitamin B12. Ich habe eines ausgesucht, dass sich nahe an den allgemein empfohlenen Zufuhrmengen bewegt (viele Präparate sind völlig überdosiert). Ich habe dem Nephrologen die Zusammensetzung zu Einnahmebeginn gezeigt und führe diese auch auf dem Medikamentenzettel auf, den ich jedem Arzt bei jedem Termin vorlege. Als bei den regelmäßig geprüften* Blutwerten auffiel (*wohl wegen der Blutbildung im Zusammenhang mit der Behandlung der Blutarmut), dass Vitamin B12 und Folsäure trotzdem zu hoch klettern, wurde die Dosierung auf jeden 2. Tag umgestellt. Seither sind diese Blutwerte innerhalb der Referenzbereiche.
Hast Du denn überhaupt bereits so hohe Phosphatwerte im Blut oder gravierend überhöhte Parathormonwerte (PTH), dass Du Dir beim Essen schon so viel versagen musst? Eigentlich bekommt man recht früh ein aktives Vitamin-D-Präparat verordnet, um das PTH zwar nicht im Referenzbereich zu halten, jedoch in einer vertretbaren Entfernung davon.
Mein Vorschlag ist, dass Du einige Wochen lang ein Ernährungtagebuch führst und im Anschluss daran den Nephrologen (beim nächsten Termin) oder den Hausarzt zu einer Überweisung zu einer spezialisierten Ernährungsberatung bittest. Meiner Erfahrung nach haben die Nephrologen selbst mitunter gar nicht viel konkrete Ahnung von der Ernährung, die für Ihre Patienten gut ist. Dafür gibt es eben andere Fachleute.
Oder Du schaust noch mal genauer, welche Einschränkung wozu dient und ob diese für die Laborwerte, die bei Dir auffälig sind, schon relevant ist. (Speziell beim Kaugummi ist ja noch zu unterscheiden, was von den Zutaten man beim Kauen tatsächlich aufnimmt und was in dem Rest verbleibt, den man später im Mülleimer versenkt.)
Freundliche Grüße,
fabienne