Hallo Ste2,
ich bin seit gut 4 Jahren transplantiert und eher weniger krank als vorher.
Ja, man hat Infektionen weniger bis nichts entgegenzusetzen wegen der Immunsuppression. Andererseits wird man von ganz allein aufmerksamer im Alltag.
Man grabbelt nicht mehr alles an, das andere nach dem Niesen oder Husten in die Handfläche angefasst haben. Man öffnet Türen nicht mehr automatisch mit der Hand auf der Klinke...
Wenn ich vor der Tx krank war, dann hat es mir meist die Füße weggerissen, weil mein Körper dem nichts entgegenzusetzen hatte, jetzt nach Tx hat mein Immunsystem dem nichts entgegenzusetzen, der Rest meines Körpers aber schon, weil es mir insgesamt besser geht.
Das, was das Immunsystem nicht leisten kann, muss ausgeglichen werden, zum einen durch Infektionsvorbeugung (das kommt teilweise automatisch, wie oben beschrieben), zum anderen durch Aufmerksamkeit und passendes reagieren.
Bei Infektzeichen wartet man halt nicht, ob es von allein verschwindet, denn das wird es nicht, sondern handelt sofort. Wir hatten das Thema hier im Forum einmal in Bezug auf Harnwegsinfekte: Jeder kennt die Symptome und achtet darauf, misst sowieso täglich Temperatur, hat Urinteststreifen zuhause und passende Antibiotika.
Wenn es also trotz Achtsamkeit zum Infekt kommt, handelt man frühzeitig und vermeidet damit Fieberkrämpfe, Schüttelfrost und Schlimmeres.
Im Büro (damals, vor Corona) steht bei der Toilette Sagrotanspray und ich verwende es.
Eine einfache Grundregel hat sich im Alltag bewährt: Geh immer davon aus, dass alle Menschen Dreckschweine sind, niemand einen Ort so hinterlässt, wie er ihn vorfinden möchte und dass jeder, der vor Dir etwas angefasst hatte, gerade Pest und Cholera hatte.
Was Du generell für Dich und Dein Immunsystem tun kannst, ist, Gesundheit und Infektabwehr nicht mehr als Selbstläufer zu betrachten; genügend Schlaf, genügend frische Luft, genügend Bewegung, genügend gesunde Ernährung inklusive Vitaminen, Grippeschutzimpfungen, Infektvermeidung..
Mit der Transplantation verändert sich einiges, vieles übernimmt man recht schnell in den eigenen Alltag und (zumindest ich), nicht, weil ich es muss, sondern weil's mir die Alternative einfach nicht wert ist. Der Aufwand, den ich betriebe, um irgendeine Infektion zu vermeiden, ist deutlich kleiner, als den Mist hinterher auszubaden.
vG
Anja