Hallo,
1. Die meisten Patienten haben einen Dialyseshunt. Für die Dialyse brauchst du eine Vene mit hohem Blutfluss wo du problemlos 400ml/min Blut zapfen kannst ohne, dass die Vene kollabiert.
Das geht nur im Herzen oder in einer künstlich geschaffenen Vene, bei der eine Vene und eine Arterie im Arm vernäht werden um den Blutfluss in der Vene zu verdoppeln.
Der Shunt wird über die Jahre größer, je älter der Shunt umso größer und ausgebeulter ist er. Ein junger Shunt ist oft kaum bemerkbar.
Es gibt aber noch den Vorhofkatheter, das ist ein Schlauch der ins Herz geschoben wird um von dort Blut zu zapfen.
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2.)
Ich mach Hämodialyse im Spital, da wird man vom Krankentransport 3x die Woche abgeholt und ins Spital gebracht und danach wieder nachhause.
Während der Dialyse tragen die meisten Menschen eine Blutdruckmanschette und die Maschine überprüft stündlich den Blutdruck.
Falls es mit dem Herz Probleme gibt oder das blutführende Kabel abknickt, gibt die Maschine sofort einen Alarm.
Läuft alles ok läuchtet die Maschine oben grün, gibts einen Alarm leuchtet sie entweder gelb oder rot, je nachdem ob es ein wichtiger Alarm ist.
Ist die Maschine zu langsam eingestellt und nicht auf 400ml/min kann sie z.B. Gelb leuchten und den Pfleger daran erinnern.
Und wir haben 1x im Monat ein Blutbild wo 4.6 Röhrchen mit Blut ins Labor geschickt werden.
3.
Hängt von der Restfunktion der Niere ab. Einige Patienten haben noch 1-10% Restfunktion und fleißig Harn. Andere Patienten haben garkeinen Harn und entgiften nurnoch über die Dialyse.
Das Minimum bei Stadium 5 der Niereninsuffizienz sind 2x die Woche 3 Stunden Dialyse. Hat man garkeine Harnmenge mehr und keine Restfunktion der Niere, sinds 3x die Woche 4 Stunden.
Ich mach freiwillig 4,5 Stunden weil schöne Blutwerte erhöhen die Lebenserwartung und ich nehms mit der Dialyse etwas genauer.
4.
Die meisten Patienten messen ihren Blutdruck wenn sie ihre Tabletten nehmen, also morgens und Abends.
Gibt Patienten die haben aber eher niedrigen Blutdruck, abhängig von den Vorerkrankungen. Diabetiker haben eher kranke Blutgefäße die überdehnt und steif/hart geworden sind, da ist der Blutdruck eher normal und neigt abzustürzen wenn sie nach der Dialyse niedrigen Zucker haben.
5.
Man wiederholt was seit Dialysebeginn gut funktioniert hat. Man kann sich nicht so gut auf Überraschungen einlassen und recherchiert viel. Wir sparen vorallem Salz und Kalium in der Ernährung ein und vermeiden stark flüssige Nahrung.
Zum Essen nehmen wir dann noch teure Phosphatbinder-Tabletten die verhindern, dass der Körper Phosphat aus dem Magen aufnimmt, das wäre nämlich schlecht für den Knochenstoffwechsel.
Außerdem verursachen hohe Blut-Phosphatwerte einen starken Juckreiz - wer sich nicht an die Ernährung hält und z.B. viel Milch trinkt der wird starken Juckreiz haben.
6.
Gefühlt 90% der Dialysepatienten sind ein Fall fürs Altersheim....die wenigen jungen Patienten stechen heraus und sind wesentlich agiler und fitter.
Und doch sind wir alle im selben Team und gute Freunde. Ich mach Dialyse im Spital in einem 6er Zimmer. Zum Anhängen kommt 1 Pfleger auf 3 Patienten, sind also 2 Pfleger im Raum die alle anhängen. Da wird fröhlich geplauert wie es einem geht und wie es im Alltag so läuft. Und die anderen Patienten hören ein bissl mit und mischen sich gern ein, versuchen mit Rat zu helfen.
Prägend ist, wenn ein Patient zwischen zwei Dialysen verstirbt und sein Platz leer bleibt für eine Dialyse. Beim nächsten mal ist dann wieder ein neuer Patient an genau dem Platz und hat seine erste Dialyse, jammert vermutlich viel weil der neue Shunt noch sehr schmerzempfindlich ist.
Neue Patienten können sich oft mit ihrem Schicksal nochnicht abfinden und suchen Abstand zu dem Rest von uns, aber man gewöhnt sich aneinander und lernt sich langsam kennen und das Gefühl nicht alleine zu sein brauchen wir doch irgendwo alle.
Die meisten Patienten schlafen während der Behandlung durch. Bei jedem Bett hängt ein Flatscreen-Fernseher und wer will kann fernschauen. Ich hab früher versucht am Laptop zu arbeiten aber davon werden mir schleichend beide Hände taub und ich lass es. Selbiges gilt für mein Nintendo 3DS das ich immer mit hab, man weiß ja nie ob man nicht doch mal einen Tag im Spital bleiben muss weil etwas am Dialysezugang repariert werden muss.
Auffällig ist wiederrum ein Patient aus der Mittagsschicht. Er hat immer eine große Sporttasche mit 3-5 Packungen Kartoffelchips bei sich.
Außerhalb der Dialyse muss er ja auf seine Ernährung achten sonst wird ihm das Salz zuviel Durstgefühl bescheren, aber während der Dialyse ist es ja so als hätte er eine mechanische Niere und alles wird wieder ausgewaschen.
Also mampft er die ganze Dialyse hindurch seine Chips. Er ist halt ein sturer Bock Ende 50 der seinen früheren Lebensstil sehr vermisst.
7)
Gibt es vermutlich nur von Heim-Hämodialyse, also Menschen die zuhause ihre Dialyse machen.....weil im Spital darf man ja leider nicht filmen.
lg
Chris