THEMA:

Bin in der Reha und kriege HDF. Hab mich schon gewundert, dass es mir so gut ging danach. Kann das einen Unterschied machen?.

Was ist der Vorteil gegenüber Hämodialyse?

Danke, Ulrike

Hdf soll schonender für den Körper sein und effektiver.
Es wundert mich, dass es bei Euch nicht gemacht wird. Ihr habt doch auch die 5008 von Fresenius?

Bei Hämodialyse wandern Blut und Dialyseflüssigkeit im Filter nebeneinander und alles was durch den Filter passt wandert vom Blut in die Dialyseflüssigkeit.

Bei Hämofiltration hast keine Dialyseflüssigkeit auf der anderen Seite des Filters und das Blut wird durch Druck durch den Filter gepresst.

Bei Hämodiafiltration wird beides kombiniert, du hast Blut auf der einen Seite des Filters, Dialyseflüssigkeit auf der anderen Seite und es wird zusätzlich mit Druckunterschieden ein Auspressen der größeren harnpflichtigen Substanzen provoziert.

Der Vorteil zwischen HD und HDF ist, dass mehr von den größeren harnpflichtigen Substanzen entfernt werden die es von selbst nicht durch den Filter schaffen.

Dann gibts noch die HighVolumeHDF, wo das Blut des Patienten mit Dialyseflüssigkeit verwässert wird, das ihm aber sofort wieder entzogen wird. So sollen nochmehr Giftstoffe in kürzerer Zeit ausgespühlt werden.
Da hat man dann Blut+Dialyseflüssigkeit auf der einen Seite des Filters und Dialyseflüssigkeit auf der anderen Seite des Filters. Das überschüssige Wasser wird aber im Filter wieder ausgepresst durch den Druckunterschied.



Würde mich aber interessieren was heka59 zu dem Thema als Dialyseschwester zu sagen hat. (Mein rechter rechter Platz ist leer, da wünsch ich mir die heka her.)

Hallo Ulineu,

nach dieser Einladung von Christian kann ich nicht "Nein" sagen und mich weiter in Schweigen hüllen.
Christian: eine kleine Korrektur zum Geschlecht. Nicht Dialyseschwester sondern Dialysepfleger. Das konnte man aber aus meinem Profil nicht entnehmen.

Jetzt zur Sache:
Das was MaWa schreibt, stimmt voll und ganz.
MaWa beschreibt richtig, dass die HDF für viele Patienten schonender ist, als die HD. Deshalb wird die HDF, mit sehr gutem Ergebnis, gerne bei Patienten angewendet, die an der HD Kreislaufprobleme oder Muskelkrämpfe haben.
Christian hat die technische Seite sehr gut beschrieben. Die Hämodialyse und die Hämofiltration sind gut und richtig beschrieben. Bei der HDF (Hämodiafiltration) muss ich etwas korrigieren bzw. ergänzen.
Bei der HDF unterscheidet man in Deutschland zwei Varianten: die HDF prädilution und die HDF postdilution. Das was Christian mit "HighVolumeHDF" beschrieben hat, entspricht der HDF prädilution.
Bei der HDF prädilution wird dem Blut VOR dem Dialysator Flüssigkeit zugeführt. Dadurch wird das Blut verdünnt. Im Dialysator wird dann die zugeführte Flüssigkeit zusammen mit den darin befindlichen Giftstoffen wieder entzogen.
Bei der HDF postdilution wird über den Dialysator eine bestimmte Menge Flüssigkeit (z. B. 25 Liter in 4 Stunden) mit den darin befindlichen Giftstoffen entzogen. Direkt NACH dem Dialysator wird dann die gleiche Menge an Flüssigkeit wieder zugeführt.
Sowohl bei der HDF post, wie auch bei der HDF prä werden Giftstoffe entfernt, die bei der HD aufgrund ihrer Größe nicht oder nicht in dem Maße entfernt werden können.

Welche Behandlung ist effektiver?
Die HDF postdilution! Warum? Die bei der HDF postdilution über den Dialysator entfernte Flüssigkeit enthält die Giftstoffe in hoch konzentrierter Form. Bei der HDF prädilution ist das Blut verdünnt und deshalb ist die Giftstoffkonzentration Blut erniedrigt. Somit enthält die über den Dialysator entfernte Flüssigkeit auch weniger Giftstoffe, im Vergleich zur HDF postdilution. Jedoch ist die HDF postdilution trotzdem noch effektiver, als die normale HD.

Für wen kann die HDF Vorteile bringen?
1. Patienten, die an der HD Kreislaufprobleme oder Muskelkrämpfe haben (s. o.)
2. junge Patienten, die evtl. noch viele Dialysejahre vor sich haben. Die Giftstoffe, die bei der HDF zusätzlich entfernt werden, können, wenn sie nicht oder nicht ausreichend entfernt werden, Spätkomplikationen an der Dialyse verursachen.

Warum bekommen nicht alle Patienten eine HDF?
1. Die Kosten. Eine HDF ist teurer als eine HD. Jedoch bekommt der Nephrologe dafür nicht mehr Geld (zumindest in Baden Württemberg). Die Mehrkosten sind aber im Laufe der Jahre sehr geschrumpft und fallen deshalb inzwischen nicht mehr so sehr ins Gewicht.
2. Nicht jeder Patient profitiert durch die Behandlung. Bei einer sehr alten Patientin, deren Lebenserwartung sehr eingeschränkt ist, werden die Spätkomplikationen, die evtl. in ein paar Jahren auftreten würden, nicht mehr zum Tragen kommen. Wenn diese Patientin die HD gut verträgt, gibt es bei ihr keinen Grund, an die HDF zu wechseln.

Das war jetzt doch mehr Text, als ich geplant hatte.

Liebe Grüße
heka59

Hallo heka59, danke für die ausführlichen Infos. Sehr interessant. Ich bekomme hier HDF Postdilutation. Hatte aber erst 2 Dialysen, erst übermorgen soll sie voll durchgezogen werden (habe nicht verstanden, was vorgestern und heute noch nicht so war, wie es sein soll.

Meine Dialyse macht das aus Kostengründen nicht, es werde sehr viel Wasser gebraucht (wenn ich das jetzt nicht verwechsle). Ein Patient hat mal für sich HDF online durchgesetzt, weil es ihm damit viel besser ging als mit HD. Aber das ist über 20 Jahre her und er war Privatpatient.

Ich bin 58 und weiß nicht, ob ich wegen Transplantatverlustes überhaupt noch mal eine Chance auf eine zweite NTx habe.

Aber erstmal sehen, wie ich die Dialyse hier vertrage.

Danke!!!

Ulineu schrieb:

Meine Dialyse macht das aus Kostengründen nicht, es werde sehr viel Wasser gebraucht (wenn ich das jetzt nicht verwechsle). Ein Patient hat mal für sich HDF online durchgesetzt, weil es ihm damit viel besser ging als mit HD. Aber das ist über 20 Jahre her und er war Privatpatient.

Die Dialyse wird meines Wissens pauschaliert bezahlt. Wenn dich die Krankenkasse darauf verweist, dich an das Zentrum zu wenden, dann muss sie dich dazu auch beraten.

Ulineu schrieb:

Ich bin 58 und weiß nicht, ob ich wegen Transplantatverlustes überhaupt noch mal eine Chance auf eine zweite NTx habe.

Ähm. Transplantatverlust ist die Voraussetzung für eine zweite NTX, denn sonst brauchst Du die ja nicht.

Wenn die Tx-Niere nicht mehr ausreichend arbeitet, bleibt sie drin. Meine musste aber raus, weil sie abgestoßen wurde, deshalb bin ich voller DSA. Das verringert meine Chancen auf eine zweite Tx.

Ulineu schrieb:

DSA.

Sind das Antikörper?

Ulineu schrieb:

Das verringert meine Chancen auf eine zweite Tx.

Das heißt, das TX-Zentrum will dich nicht auf die Liste setzen?

DSA= donorspezifische Antikörper.

Ich stehe seit 6 Jahren auf der Liste. Aber erstmal einen Spender mit dem entsprechenden Muster finden bei den vielen Antikörpern.

Das Punktesystem ist auch ziemlich hart wenn du DSA hast.
Die Spenderniere hattest du ja, weil sie vom HLA-Profil her gut zu dir gepasst hat.
Und mit den DSA brauchst du jetzt eine Niere mit deutlich unterschiedlichem HLA-Profil, die dann aber nicht so gut zu dir passt wie die vorherige, da stehst du im Konkurenzkampf mit Menschen die eine höheres HLA-Matchmaking haben. Diese Patienten musst du im System mit Punkten durch längere Wartezeit überbieten.

Wobei Deutschland ja während Corona irgendwann eine neue Regelung eingeführt hat. Wer ein Transplantat verliert fängt mit der Wartezeit nicht mehr bei 0 an sondern bekommt die erfolgreiche TX-Zeit von der bisherigen Wartezeit abgezogen. Und bei Lebendspenden wird die Wartezeit nicht reduziert, weil man garkeine Niere aus dem System erhalten hat, braucht man dann doch ein 2tes Transplantat wird die vorherige Wartezeit dazugezählt wenn man auf die Warteliste kommt.

Christian schrieb:

Diese Patienten musst du im System mit Punkten durch längere Wartezeit überbieten.

Gibt es das irgendwo zum Nachlesen?

Der Fachbegriff lautet "Acceptable Missmatch".
Googel das mal, wirst einiges dazu finden.

Und über die Änderung, dass Wartezeit in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen nicht verfällt hatten wir vor 2 Jahren ein Thema: www.dialyse-online.de/index.php/forum/tr...ansplantation#516279

Das ist das Hochimmunisiertenprogramm von ET. Da kommt man aber nicht mal eben locker rein. Ich z.B.bin abgelehnt worden bei 96 oder 98 %AK (hab ich vergessen). Angeblich, so meine Ärzte, soll es aber verändert werden, so dass ich Chancen hätte. Wer's glaubt, wird selig.