Hallo Christian,
In Österreich haben wir so eine elektronische Krankenakte seit.....bald 20 Jahren?! -_-
20 Jahre? Dann kann ich mir lebhaft vorstellen, wie die Daten"struktur" aussieht: Gar nicht.
Das Hauptproblem daran ist, dass der Arzt kaum Zeit/Mühe aufbringt um deine vorhandenen gespeicherten Befunde zu durchsuchen.
Die sind in der Regel eingescannt als Bild, der ganze Text nicht mit Suchfunktion durchforstbar und Strg+F kannst du vergessen.
Bei 100 Befunden kannst du 100 Bilddateien die eingescannt wurden durchsuchen und da ist NICHTS einheitlich.
Ich hab eine Patientenverfügung in meiner elektronischen Krankenakte, die wurde als ich einen schweren COVID-Verlauf hatte nicht gefunden, weil die da einfach zwischen den hunderten Befunden liegt.
Da sind sogar alle Röntgen und Befunde von jedem Zahnarzttermin, wovon ich in den letzten 20 Jahren im Durchschnitt 5 pro Jahr hatte.
Als ich einen schweren COVID-Verlauf hatte und im Koma lag, konnten die meine Patientenverfügung nicht finden unter den ganzen Befunden. Obwohl meine Angehörigen darauf gepocht haben, dass die Verfügung da sein muss und ich das alles so nicht wollen würde.
Weil die >100 Befunde vom Zahnarzt sehen genauso aus wie meine Operationsbefunde oder meine Patientenverfügung. Einfach nur Name_und_Datum.pdf ne ganze Liste mit tausenden Dateien.
Da kannst du nicht unterscheiden ob ich wegen einem Grippalen Infekt beim Hausarzt war, wegen einer Operation beim Chirurgen oder einfach nur wegen eines Provisoriums beim Zahnarzt, man müsste erst alle Dateien einzeln aufmachen und nachlesen was drinnen steht. Im Prinzip alles nur Arztbriefe mit Nichtssagendem Titel wie Name+Datum.
Na eine minimale Datensauberkeit gehört schon dazu.
Ich habe mir 2016 meine Dokoumentenverwaltung selbst programmiert pro Dokument einige Metadaten wie Datum, Quelle (Dr. Müller-Lüdenscheidt), Quellentyp (Nephrologe), Dokumenttyp (Labor, Arztbrief, Befund, DiCom, Medikamentetyp), Referenz zum Dokument (DiCom oder gescanntes PDF, Text unformatiert OCRt.
Dadrüber ein DatenControl, das die Suche/Filter schon mitbringt - ferdich.
Ein zweites Modul hat die Labordaten als Liste von Datum, Key, Value, mit Pivot aggregiert und einem Diagramm des ausgewöhlten Messwertes im zeitlichen Verlauf - damit hat es mich 1 Minute gekostet, in einem Nachbarthema die Werte von vor meiner Tx herauszusuchen.
Drittes Modul: DiCom-Viewer.
Viertes Modul: Aggregierte Daten meines Glucosesensors und meiere täglichen Aufzeichungen von Blutdruck, Temperatur und Gewicht mit n'bissl Statistik drüber. Im grafischen Verlauf über mehrere Jahre sieht man deutliche Muster.
Exporte liegen mit aktuellem Medikamenteplan und Notfallinfos in der DropBox, die über DropPages mit einer aussprechbaren Url erreichbar ist.
Das Problem dabei: Ärzte sind nicht immer IT-afin, wissen aber, dass ie nicht alles im Internet anklicken dürfen; also tun sie es nicht.
In Deutschland gibts ja viel mehr Krankenkassen soweit ich weiß und als Österreicher weiß jedes kleine Amt alles über deinen Gesundheitszustand, Krankentage etc. Da ist man schon lange ein gläserner Bürger der nix geheim halten kann.
Das Problem in D sehe ich nicht in der Gläsernheit eines einzelnen.
Ja, bei uns gibt es viele Krankenkassen und viele mit verschiedenen Datensystemen. Jede Kasse konnte prinzipiell die beschriebenen Auswertungen für seine Versicherten erstellen; Dritte Stellen hatten keinen direkten Zugriff.
Mit ePA liegen alle Daten in einem einheitlichen Format an einer zentralen Stelle. Jedem Datenjunkie läuft der Sabber aus den Mundwinkeln. "gemeinwohlorientiert" hat die Konsistenz eines in der Sonne vergessenen Gummibärchens: flexibel und formbar.
Jeder Arzt, der in D eine AU ausstellt, trägt dort ICD10, Dauer und Patientenkenndaten ein; also zB Susanne Musternann, Versichertennumemr 47110815, AU für 5 Tage, Diagnoseschlüssel J98 (Sonstige Krankheiten der Atemwege)
deshalb konnte eine AOK Aussagen machen wie "viele Krankenstände wegen Atemwegserkrankungen".
stellt man sich jetzt eine Liste der codes für Erkältung, Grippe und RSV zusammen
Erkältung (Akute Infektion der oberen Atemwege):
J00 – Akute Nasopharyngitis (Erkältung)
J06.9 – Akute Infektionen der oberen Atemwege, nicht näher bezeichnet
Grippe (Influenza):
J10 – Grippe durch nachgewiesenes Influenzavirus, saisonal oder pandemisch (mit Unterkategorien für Komplikationen, z. B. Pneumonie)
J11 – Grippe durch nicht näher bezeichnetes Virus
RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus):
J21.0 – Akute Bronchiolitis durch Respiratorisches Synzytial-Virus
B97.4 – Respiratorisches Synzytial-Virus als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind (wenn das Virus eine Folgekomplikation verursacht)
und gruppiert das nach Woche und PLZ und trägt das in eine animierte Karte ein, wird man sehen können, wie sich das entwickelt und ausbreitet.
Fügt man dann Diagnosen der Grunderkrankugen dazu und sieht, dass Normalgesunde pro Atemerkrankungswelle 5-10 Tage AU sind, andere '
Kostenstelen' aber 15-30 Tage ud zusätzlich erhöhte Arzeimittel und Krankenhauskosten verursachen, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, welche Schlüsse der Auswertende daus zieht, wenn er gemeinwohlorientiert diese Analysen auf einem großen Datenkollektiv ausführt.
Zentrale von überall abrufbare digitale Daten sind das, womit Patienten, Ärzte und Leistungsbrigner geködert werden, volkswirtschaftlich auswertbare und duch Gummibärchen zugriffsbeschränkte Daten sind das, was im Schlepptau mitkommt.
Schon jetzt haben wir den Stand, dass bei einer online-Bestellung die angebotenen Zahlungsoptionen abhängig sind vom Bonitätsscoring der angegebenen Adresse.
Wie soll das Scoring aussehen im Medizinsektor, das eine Auswertung der Datender Gesamtbevölkerung als Basis hat?
vG
Anja