Hallo Isa,
bei mir wurde die Erkrankung so spät erkrannt, dass ich mit einem Lungenödem ins Spital gefahren bin, dort eine Akut-Dialyse bekommen hab und erst danach die Biopsie und die Diagnose.
Manche Krankengeschichten sind eine Horrorgeschichte wo man nicht ins Detail gehen sollte wenn man seine Mitpatienten nicht seelisch verstören möchte.
Mit dem Befund, dass ich 3x die Woche an die Dialyse muss mit Wochentagen und Uhrzeiten und eine Nierentransplantation notwendig ist, standen mir bei den Behörden alle Türen offen was Arbeitsunfähigkeit angeht.
Wobei ich Österreicher bin, die Behörden heißen in Deutschland und der Schweiz anders genauso wie die Anträge.
Ich hab einen Antrag und meinen Arztbrief an die Pensionsversicherungsanstalt geschickt und zuerst Berufsunfähigkeitspension beantragt.
Wurde abgelehnt und statt dessen wurde mir Rehabilitationsgeld für 1 Jahr befristet über die Krankenkasse bewilligt.
Also die PVA hat die Kosten auf eine andere Behörde, die Österreichische Gesundheitskasse, abgewälzt, das selbe Mindesteinkommen nur über eine andere Behörde.
Als ich 1 Jahr später das Rehabilitationsgeld verlängern wollte über die ÖGK, haben mir die permanente Berufsunfähigkeitspension über die PVA bewilligt.
Wieder schiebt eine Behörde die Kosten auf eine andere ab und ich bin der Gewinner? Man will nicht meckern.
Den Behindertenausweis hab ich nach dem Rehageld beantragt, damals nur 60% bekommen, damit kriegt man weder ermäßigte Fahrscheine noch einen Behindertenparkplatz, das gibts erst alles ab 70%
2024 hab ich nach einer Coronainfektion und 3 Monate Koma einen Chefarzt der Krankenkasse an mein Krankenbett geschickt bekommen um meinen Pflegebedarf festzustellen, außerdem wurden mir viele Sozialarbeiter und Hilfsorganisationen ans Bett geschickt damit ich Rollstuhl, behindertengerechte Wohnunsausstattung, Gehhilfen und sonstiges bekomme, konnte damals nicht mehr Laufen und musste alles neu lernen.
Hab Pflegestufe 2 bekommen, die Untersuchung war eher ein kurzes Gespräch am Krankenbett noch während des stationären Aufenthaltes. Da hab ich erst so richtig erfahren wieviel Unterstützung einem das Spital geben kann wenn es möchte und du die dringend brauchst.
Hätte vielleicht in meiner Rollstuhl-Zeit den Behindertenausweis nochmal machen sollen um mehr % zu bekommen, aber ich will das System ja nicht ausnutzen und dafür geht es mir schonwieder zu gut.
Das Pflegegeld verlier ich vermutlich demnächst, wenn sich der zugewiesene Arzt der Behörde endlich mal auf einen Termin mit mir einig wird. (1. Termin abgesagt weil von 14-16 Uhr und ich hab an dem Tag ab 19 Uhr Dialyse und will mich vorbereiten, 2. Termin abgesagt weil um 7-9 Uhr nach meiner Dialyse und ich erst um 2 Uhr nachhause komme.....die kapieren nicht, dass ich nur an Dialysetagen Vormittags und an Dialysefreien Tagen am Nachmittag Zeit hab, bin ja nicht umsonst Berufsunfähig, meine Zeitfenster sind beschränkt. Ich warte jetzt auf den 3ten Terminvorschlag für einen Hausbesuch.)
Übrigens: Bei mir in Österreich haben berufsunfähige Erwachsene einen Unterhaltsanspruch gegenüber der Eltern, darum wird meine Pension um 12,5% oder so vom Monatseinkommen meiner Mutter reduziert, der einzige Rattenschwanz an meiner Pension. Gilt insbesondere wenn man in einem gemeinsamen Haushalt wohnt, daher kann ich dagegen auch kaum Rechtsmittel einlegen.
Und in Zahlen....meine Mindestpension wird zuerst auf das Niveau der "Mindestsicherung" aufgestockt, die liegt aktuell in meiner Region bei etwa 1200€ im Monat, davon werden 12,5% vom Monatseinkommen meiner Mutter abgezogen, sind etwa 250€. Und dann bekomm ich Pflegestufe 2 sind etwa 350€ dazu.
Mit allen Steuern und abgaben die da so immer wieder nerven sinds also 1200€ im Monat netto am Bankkonto mit Pflegegeld, ohne Pflegeld werdens zwischen 900 und 1000€ im Monat sein, was mir zum Leben bei meinen Eltern als quasi Untermieter ausreicht. Seit Dialysebeginn hab ich etwa 25.000€ in bar auf die Seite gelegt für den Fall, dass ich mich transplantieren lasse und einen Neuanfang in meinem Leben anstrebe.
Aber leider traue ich mir die Transplantation wegen der Immunsuppression nicht zu, die Angst sich einen Virus einzufangen und daran zu sterben ist bei mir zu groß, ich bin lieber Dialysepatient. Wäre ich letztes Jahr transplantiert gewesen, hätte ich das Corona vermutlich nicht überlebt und das ist ein erschreckender Gedanke.
lg
Chris
P.S.
Außerdem hindert mich an einer Transplantation, dass ich schlechte Zähne habe, in jedem Zahn eine Füllung und viele Wurzelbehandelt, dass ich der Meinung bin, lieber alle rausreißen und keinen potentiellen Entzündungsherd übrig lassen wenn ich eine Immunsuppression riskieren will, da ist einfach zuviel Potential später Probleme zu haben und mir damit sogar die neue Niere zu ruinieren.
Aber alle Vollidioten die sich Zahnarzt nennen halten sich brav an den Erhaltungsgrundsatz und weigern sich einem so jungen Menschen alle Zähne zu reißen, obwohl es gute Gründe gäbe.
Bei mir ist vorhersehbar, dass innerhalb der nächsten 6 Monate eine Füllung rausfällt und wieder was gemacht werden muss, das ist für eine Transplantation einfach nicht verantwortungsbewusst und total bescheuert.
Würde ich mich für eine Transplantation entscheiden, ich würde bereits mit >7 Jahren auf die Warteliste kommen und hätte quasi die nächste Niere die frei wird. Dass ich Dialysepatient bin ist wohl mittlerweile eine bewusste Entscheidung.
EDIT:
Ich hab übrigens auch einen Pensionistenausweis mit dem ich alle Ermäßigungen für Pensionisten/Senioren bekomme.
Mein Behindertenausweis von 60% reicht nicht für eine Fahrscheinermäßigung etc. aber der Pensionistenausweis sehrwohl.
EDIT2:
Ist schon Ironie oder, neue Patienten haben Angst vor der Dialyse und ich als alter Hase habe Angst vor einer Transplantation und mich an das Dialyseleben schon sehr gewöhnt.