THEMA:

Hallo zusammen,
ich arbeite in einem KfH-Zentrum, das an eine Klinik des Öffentlichen Dienstes angeschlossen ist. Das Personal ist so genanntes Drittmittel. Soll heißen, wir sind in der Klinik angestellt, bekommen auch von dort unser Gehalt, das wiederum vom KfH an die Klinik gezahlt wird. Nun wir bei uns die Bruttoarbeitszeit eingeführt. Das bedeutet für uns, wir müssen pro Woche 38,5 Stunden erbringen, egal ob ein Wochenfeiertag anfällt oder nicht. Bis jetzt wurde ein Feiertag mit 7,7 h gerechnet, auch wenn man ihn nicht gearbeitet hat. Das heißt, man brauchte in dieser Woche nur 4 Tage arbeiten und bekam seine volle Stundenzahl. Genau so ist es mit dem Urlaub. Fällt jetzt ein Wochenfeiertag in die Urlaubswoche, dann muss man diesen als Urlaubstag nehmen, oder man bekommt 7,7 Stunden minus geschrieben!
Diese Bruttoarbeitszeit ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, aber durch das Arbeitszeitgesetz und den BAT abgesegnet. Dazu gab es auch schon Gerichtsurteile vom Bundesarbeitsgericht, die den Arbeitgebern des Öffentlichen Dienstes das RECHT für diese Arbeitszeitregelung einräumen. Nun stehen wir
Schichtarbeiter, denn nur diese betrifft es, etwas bedeppert da. Man bedenke, der § 17 BAT ist seit 1974 in Kraft.Jetzt holt der Arbeitgeber die Keule raus und setzt diesen durch. Im Durchschnitt muss nun jeder von uns im Jahr 4 Tage mehr arbeiten, oder hat 4 Tage weniger Urlaub als ein/e Kollege/in, der nur von Montag bis Freitag arbeitet. (Verwaltung, Technik, Ärzte usw.) Wie gesagt, Durchschnitt 4 Tage. Bei 8 Wochenfeiertagen im Jahr können sogar 5,6,7, oder wenn es ganz unglücklich läuft auch 8 Mehrtage werden.
So, nun habe ich genug gejammert, aber das musste mal raus.
Ich arbeite seit 12 Jahren auf der Dialyse. Andere Kollegen/innen noch länger. Wir empfinden diese Ungerechtigkeit als Bestrafung dafür, dass wir im Schichtsystem arbeiten.
Ist bei euch in letzter Zeit auch die Bruttoarbeitszeit eingeführt worden? Wie hat sich das auf das Arbeitsklima ausgewirkt? Oder gibt es gar ein Hintertürchen, die ganze Sache zu umgehen? Für eure Resonanz bedanke ich mich im Voraus und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Peter (lops15)

Hallo Peter,

soweit ich die Maßnahme Bruttoarbeitszeit kenne, bezieht sie sich immer auf die Arbeitszeit für ein gesamtes Jahr...dabei werden sowohl Feiertage als auch Wochenenden etc. berücksichtigt. Dabei kommt man auf so ca 115.000min Arbeitszeit pro Jahr. Sobald diese abgearbeitet sind, ist alle weitere Arbeitszeit Mehrarbeit und zusätzlich zu vergüten.
Gibt es, oder besser soll es zu dieser Bruttoarbeitszeit eine Betriebs- bzw. Dienstvereinbarung geben?? Habt ihr einen Betriebs- oder Personalrat?? Ab wann soll diese Regelung gelten??

Viele Grüße
Tinchen

Hallo Tinchen,

leider ist es nicht so, dass die Arbeitszeit auf das ganze Jahr verteilt wird. Bei der Bruttoarbeitszeit handelt es sich tatsächlich nur um die Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden.
Laut BAT soll die Arbeitszeit noch in der gleichen, oder zumindest in der folgenden Woche ausgeglichen werden. Wenn dies arbeitsbedingt nicht möglich ist, greift das Arbeitszeitgesetz, das dann den Ausgleich (Freizeit oder Geld) nach 10 ? Wochen fordert.
Unser Personalrat befürwortet die Einführung der Bruttoarbeitszeit ab 01.06.04, weil nach seiner Auffassung dadurch Arbeitsplätze erhalten werden. Wir arbeiten aber schon mit einer so dünnen Personaldecke, dass ein weiterer Personalabbau die Qualität und Sicherheit der Patienten beeinträchtigen würde.
Eine Dienstvereinbarung ist nicht nötig, weil diese Maßnahme vollkommen vom BAT getragen wird.

Tschüss Peter

Hallo Peter,

ich weiß da leider auch nimmer mehr, die Infos hatte ich von meinem Freund ( ist selbst im Betriebsrat ). Er wollte sich da noch mal schlauer machen, mich interessiert das nämlich auch. Ist das in der Klinik beschlossen worden oder KfH-intern ?? Ich hatte mir nämlich überlegt, da ich demnächst umziehen will, mich als erstes im KfH zu bewerben.
Aber mal im Ernst, die Pat. leiden nicht nur unter Personalmangel, die merken auch wenn schlechte Stimmung herrscht, die haben da sehr feine Antennen dafür, grad die, die schon seit Jahren da sind. Fragt sich was besser ist.
Für mich wäre das evtl ein Grund mich nach was anderem umzusehen. Ich bin auch schon seit zehn Jahren dabei, ich hab auch schon einiges erlebt...
Bis denn,
Gruß Tinchen

Hallo Tinchen,
im KfH wird schon länger so verfahren. In der Klinik wird es jetzt eingeführt und das KfH ist begeistert :-(
Wenn Du umziehst, dann musst Du viel Geduld mitbringen, um beim KfH unterzukommen. Hier werden massiv Arbeitsplätze eingespart. Zur Zeit wird zwar niemand entlassen, aber auch keiner eingestellt und Stellen, die aus Altersgründen, Krankheit, Kündigung oder Elternzeit wegfallen, werden nicht mehr besetzt.
Sicherlich bekommen das die Patienten mit. Ein vergiftetes Arbeitsklima schadet immer. Trotz allem müssen wir versuchen, durch bessere Organisation, die Lücken zu schließen. Vor allem die alten und multimorbiden Patienten brauchen die Zeit, die wir dann von den „fittenâ€? Patienten abknapsen müssen.
Weglaufen bringt nichts. Wo hin auch? :-)

Tschüss und Gruß
Peter

lauft bitte nicht weg, lasst uns Patienten nicht alleine :-(
Gruss Anita

Hallo Peter,
also unter den von Dir geschilderten Umständen werd ich mir das mit dem KfH gründlich überlegen. Da guck ich doch lieber, ob ich in einer Privaten unterkomm.
Zur Zeit arbeite ich in einer LC-Dialyse, möchte eigentlich auch ungern dort weg aber manchmal gehen private Dinge vor (Umzug). Wir gatten jetzt grad vier Leute verloren ( Schwangerschaften und Kündigung ) alle vier Stellen werden zum 1.7. neu besetzt. Das muß man meinen Chefs echt zugute halten. Da wird nicht einfach gestrichen, die haben sich echt beeilt neues Personal zu bekommen.

Gruß, Tinchen

Hallo Tinchen,

da drücke ich Dir doch ganz fest beide Daumen, dass der Umzug und die Arbeitssuche gut über die Bühne gehen.

Alles Gute
Peter

... wenn ich das so lese, bin ich froh, vor 10 jahren nach spanien ausgewandert zu sein

das kommt mir aber spanisch vor :-)

Warum denn ???

ja, wer die Spanische Fliege kennt ;-))

lach ... nee ... 14 monatsgehaelter, staatlich geregelte abfindung bei kuendigung, gutgelaunte patienten usw. usw.

Hallo santiago,
14 Monatsgehälter haben wir in Deutschland auch.[ Wenn das Jahr 13 Monate hat und man das Weihnachtsgeld als Monatsgehalt rechnet ;-( ] Mit der Kündigung müssen wir uns auch abfinden. Das ist staatlich so geregelt ;-(
Gut gelaunte Patienten gibt es in Spanien auch?
Siehst Du, so greift die Globalisierung um sich. :-)
Wenn ich Spanisch in Wort und Schrift beherrschen würde, könnte ich mir ein Leben und Arbeiten in China auch vorstellen :-)
Aber leider beherrsche ich nur Ostdeutsch und Schulrussisch. Also bleibt mir nichts weiter übrig, als dich zu beneiden und mich zu bemitleiden ;-)
Nein, ehrlich, ich freue mich für dich.

Liebe Grüße
Lops15

Hallo Santiago,
1998 hatte ich auch mal in Erwägung gezogen nach Spanien, besser gesagt nach Furteventura zu gehen, hatte aber dann doch nicht den Mut dazu...Hut ab !!!

VLG,
Tina