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Unsicherheit... 26 Dez 2009 14:48 #216272

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Hallo an alle!
Ich bin neu hier im Forum, habe ein wenig schon mitgelesen und ich hoffe, dass ich hier Antworten auf meine vielen Fragen finden kann.
Mein Freund ist seit knapp einem Jahr Dialysepatient, dreimal die Woche für 5 Stunden muss er ins Krankenhaus zur Dialyse. Hinzu kommen noch weitere Erkrankungen wie Bluthochdruck u.a.
Wir sind seit knapp vier Monaten zusammen, ich habe ihn also so kennengelernt. Ich liebe ihn sehr und die Beziehung läuft im Allgemeinen sehr gut. Wir snd glücklich miteinander, auch wenn ihr jetzt evtl. einen anderen Eindruck durch meine Schilderungen bekommt...

Aufgrund seiner Situation immer wieder Schwierigkeiten, bei denen ich einfach nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Vielleicht weiß jemand hier einen Rat...
Die Situation meines Freundes ist nicht nur wegen seiner Gesundheit sehr schlecht, sondern auch seine finanzielle Situation ist eine Katastrophe.
Ich unterstütze ihn, wo ich kann, finanziell und auch bei der Organisation von Arztterminen etc. (er spricht sehr schlecht deutsch), habe mir Bücher besorgt, über die Ernährung von Dialysepatienten (darüber wurde er auch kaum aufgeklärt, er wusste von vielen Lebensmitteln z.B. nicht, dass er die wg. des hohen Kaliumgehalts besser meiden sollte).

Das Problem ist nur mittlerweile folgendes: Ich fühle mich mit allem sehr allein gelassen, sowohl von Ärzten, Krankenkasse, Pflegern im Krankenhaus und auch von meinem Freund selbst. Er nimmt oft einfach seine Medikamente nicht oder falsch ein, wacht dann manchmal nachts mit unglaublich hohem Blutdruck auf, trinkt viel zu viel Wasser über den Tag hinweg und geht dann auch noch ab und zu zu McDonalds, Pommes essen...

Wenn ich versuche, mit ihm darüber zu reden, heißt es, das gehe mich alles nichts an, er stirbt so oder so bald. Damit müsste ich klarkommen. Außerdem wären das alles seine Angelegenheiten, nicht meine. Und ohne mich wäre er ja auch klargekommen (das ist so nicht ganz richtig, bevor er zu mir gezogen ist, hat er bei Freunden gewohnt, die ihm auch seine Termine organisiert haben und ihm Geld geliehen haben).

Damit, dass das alles nicht MEIN Problem ist, hat er auch recht, irgendwie... Ich bin die Freundin und nicht die Krankenschwester. Aber ich mache mir eben doch Sorgen um ihn... Es ist sehr schwer, zu sehen, dass es ihm wieder schlecht geht, weil er seine Medikamente nicht genommen hat. Oder dass er riskiert, seine Krankenversicherung zu verlieren, da er sie eigentlich fast jeden Monat viel zu spät bezahlt. Ich würde ihm das Geld leihen, aber was soll ich machen, wenn er ablehnt?
Andererseits kommt er aber oft auch zu mir und möchte, dass ich Sachen für ihn tue, wie die Krankenkasse anrufen, einen Arzttermin ausmachen usw. Das mache ich dann auch gerne, aber ich bin so verunsichert davon, dass ich einerseits manchmal alles machen soll und dann wieder nichts machen darf.

Bitte versteht mich nicht falsch, ich unterstütze ihn gerne, auch wenn ich selbst nicht viel habe, aber wenn er mir dann vorwirft, ich würde ihn nur von mir abhängig machen wollen... dann hab ich das Gefühl, mir wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Ich will ihn nicht abhängig machen, ich bemühe mich um das Gegenteil, dass sich seine Situation verbessert und er nicht noch abhängiger ist, als durch die Dialyse sowieso schon.

Ist jetzt alles etwas lang geworden, ich weiß, aber vielleicht weiß jemand Rat...
Bis dahin... frohe Weihnachten!

Zara

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Re: Unsicherheit... 26 Dez 2009 15:28 #216273

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Ich kann nur von mir aus sprechen aber ich würde nicht wollen das mein Partner meine Krankheit kontrolliert

Klar ist es mit dem vielen Wasser und den nichteingenommenen Meidkamenten ein Selbstmord auf Raten allerdings wenn er nicht will kannst du ihn kaum dazu zwingen.

Das mit den Terminen würde er vllt auch gerne selber machen nur wegen seiner schlechten Deutschkenntnisse sich nicht zutrauen.

Für einen Betroffenen ist die Krnakheit meisst nciht so schlimm wie für Angehörige da die nur zusehen können. Der Mensch ist generell daran interessiert alles kontrollieren zu können und bei Krankheiten geht das einfach nichtmehr.

Unterstütz ihn wenn er deine hilfe verlangt ansonsten behandel ihn wie einen gesunden.

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Re: Unsicherheit... 26 Dez 2009 15:53 #216274

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Entschuldigung wenn ich das so deutlich sage: schmeiss den Kotzbrocken raus.
Der Mann ist als Dialysepatient sozusagen ständig unter ärzlicher Aufsicht . Und wenn die ihm nicht verklickern können was Sache ist wirst Du es auch nicht.
Tut mir leid für Dich. pluri

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Re: Unsicherheit... 26 Dez 2009 16:19 #216275

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Hallo !
Ich finde es gut, wie du dich für seine Krankheit interessierst (Bücher kaufen) und wie du ihm hilfst. Sehe es auch absolut nicht als Kontrolle an, wie hier geschrieben wurde. Ich musste über die Antwort von pluri grinsen, denn das habe ich auch gedacht. Dies ist sicher nicht leicht, wenn man jemanden liebt. Nur finde ich das Verhalten deines Freundes nicht so, als wenn er dich auch liebt. Täte er das, würde er doch noch viel Zeit mit dir verbringen wollen. Das geht nicht, wenn man als chronisch Kranker gegen alle Regeln dieser Krankheit lebt und wenn man wichtige Medikemante nicht nimmt. Vielleicht sprichst du noch mal in Ruhe mit ihm über all diese Dinge. Und wenn er es nicht einsieht, ist dies sehr egoistisch. Dann rate ich dir das Gleiche, was pluri schon schrieb.
Viele Grüße

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Re: Unsicherheit... 26 Dez 2009 16:31 #216276

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Hallo Zara!

So ähnlich, wie Du schilderst ging es uns mit unserem Bruder. Er nahm auch seine Medikamente teilweise nicht, ging nicht regelmäßig zur Dialyse und machte so ziemlich alles, was man als Dialysepatient nicht machen sollte. Wir rechneten jeden Tag mit seinem Tod. Eine Transplantation wollte er auch nicht (habe einmal einen Beitrag unter Ethik/Organspende geschrieben - aber das ist ein anderes Kapitel.)

Wir, vor allem seine Frau, haben uns den Mund fuselig geredet. Je mehr wir auf ihn einredeten, umso sturer wurde er. Ich beschloss für mich nur für ihn dazusein, wenn er es wollte (so wie Mionia geschrieben hat), dann funktionierte es plötzlich. Auch bekam er neuen Lebensmut durch die Geburt meines Sohnes. Er machte vorschriftsmäßig zu Hause die Bauchfelldialyse, und wir waren froh. Er sah wieder besser aus. Doch leider hatte er dann einen Herzinfarkt und verstarb für uns dann doch unerwartet. Er hatte vor der Bauchfelldialye seinen Körper bis zum Maximum gefordert (ging einmal 3-4 Wochen nicht zur Dialyse).

Ich kann mich da nur Mionia anschließen und würde ihn wie einen Gesunden behandeln. Ich würde ihm das Angebot machen für ihn immer da zu sein, wenn er Hilfe braucht.


Liebe Grüße
bara

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Re: Unsicherheit... 26 Dez 2009 16:56 #216277

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Danke für eure Antworten! :)

@Mionia:

Wahrscheinlich sieht mein Freund es wohl so, wie du schreibst, er fühlt sich kontrolliert. Das ist nicht meine Absicht... ich dachte, wenn ich ihm helfe, Informationen zu sammeln, wie er seine Situation verbessern kann, dann wäre das ok. Den nächsten Schritt muss er aber selbst gehen. Ein Beispiel: Er erzählt mir immer wieder, wie unglücklich er mit der Behandlung im Krankenhaus ist und dass er gerne in ein anderes Dialysezentrum wechseln wollte. Durch Zufall habe ich von einem Zentrum hier in der Nähe erfahren und auf seine Bitte hin dort angerufen und einen Termin zum Anschauen ausgemacht. Hingegangen ist er letztlich nicht... Ich kann ihn natürlich zu NICHTS zwingen (will ich auch nicht), aber dort nochmal anrufen werde ich auch nicht.

Ihm nur zu helfen, wenn er das möchte, wäre für mich völlig ok, aber es macht mich wahnsinnig, dabei zuzuschauen, was du Selbstmord auf Raten genannt hast. Das ist der Horror! Ich will eben NICHT wie seine Mama fragen Und Schatz? Hast du deine Medikamente genommen? oder Würdest du bitte nicht soviel Wasser trinken?, aber wenn wir dann wieder mit dem Taxi ins Krankenhaus rasen müssen, weil er 7 (!!!) Liter zuviel hat und mir hier fast umgekippt wäre... Wie soll das gehen? Das tut so weh... Ich kann verstehen, dass das alles nicht leicht für ihn ist und vielleicht ist das seine Art die Kontrolle zu behalten, indem er sagt: So und heute nehme ich die ganzen Pillen nicht! und Dich und dein Geld brauch ich auch nicht, ich komme alleine klar.

Ich versuche wirklich, mich in ihn hineinzuversetzen (auch wenn ich wohl nur ansatzweise verstehe, was es heißt, so krank zu sein), aber so wie er das Recht hat zu sagen, ich darf ihm nur helfen, wenn er das möchte, habe ich auch das Recht zu sagen, das ich sein Verhalten und sein Mit-dem-Leben-Spielen nicht akzeptieren kann.

@pluri & AnWe:
Ja, mich zu trennen ist auch eine Option, auch wenn mir der Gedanke daran sehr schwer fällt... Ich versuche auf jeden Fall, mich von alledem nicht zu sehr auffressen zu lassen und mein Leben weiterzuleben, Freunde zu treffen, Hobbys zu pflegen etc.

@bara:
Das tut mir sehr leid, dass dein Bruder gestorben ist... Ich werde mal versuchen, deinem Rat zu folgen und mich etwas zurückziehen und warten, bis mein Freund auf mich zu kommt. Vielleicht schaffen wir auch so eine Wende, wie du es bei deinem Bruder erreicht hast!
Du und Miona habt geschrieben, dass ich meinen Freund nicht wie einen Kranken behandeln soll: Da gebe ich euch recht und ich versuche auch so wenig wie möglich über die Krankheit zu reden. Die meiste Zeit ist sie auch kein Thema, aber ich würde mir trotzdem wünschen, dass wenn sie Thema ist, wir ohne Ärger und Frust darüber sprechen können...

Vielen Dank nochmal euch allen! Genießt die Feiertage!

Zara

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Re: Unsicherheit... 26 Dez 2009 19:11 #216278

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Befolgst du allen guten Ratschläge egal ob du weisst das dein Verhalten gut oder schlecht ist ?

Rauchst du ? Trinkst Du ? Bist übergewichtig ? Machst du Sport ?

Ich denke jeder muss für sich selbst entscheiden (sofern er nicht Minderjährig ist) wie er sein Leben lebt und wie er es eventuell auch beendet.

Wenn ein Parner aus liebe ständig sagt, trink nicht zuviel, hast du deine Tabletten genommen würde ICH iwann so gelangweilt sein und anfangen meinen Partner mit Mama oder Papa anreden weils mir zu dumm wird.

Und ja es ist zwar egoistisch wenn man nun sagen wir beschlisst Selbstmord zu begehen (oder in dem fall sich kaputtzutrinken) aber ist es nicht auch iwo egoistsich das man möchte das ein Mensch lange lebt nur damit man ihn hat ?

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Re: Unsicherheit... 26 Dez 2009 19:15 #216279

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Ich kann mir vorstellen das es Horror für dich ist nur zusehen zu können doch das ist nunmal das Schicksal der Angehörigen.

Es gibt einfach Menschen grade Männer die kommen mit der Krankheit nciht klar weil sie ja stark sein müssen.

Was ich dir allerdings rate (is nur so ein Gefühl von mir) steck nicht zuviel Geld und Kraf ihn rein.

Nach 4 Monaten find ich das zuviel Hilfe. Arbeite er oder bekommt er arbeitslosen geld ? Wie lange lebt er schon in Deutschland. Er sollte vllt mal einen Deutschkurs besuchen.

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Re: Unsicherheit... 26 Dez 2009 19:49 #216280

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Zara, ich wollte Dir noch mitteilen, dass ich mit Dir fühle. Ich kenne diese Situation, wo es nicht wirklich eine Lösung gibt, wenn der Betroffene nicht mitmacht. Lg bara

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Re: Unsicherheit... 26 Dez 2009 23:24 #216281

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hallo Zara !erst einmal meinen respekt für dich !!einen partner mit krankheit so selbstverständlich anzunehmen ist mit sicherheit nicht einfach und viele nehmen von vornherein abstand ....deine fürsorge ist bestimmt gut gemeint,du kannst dir aber niemanden zurechtbiegen,auch geld sollte nach 4 monaten keines fließen.....wenn dein freund dich wirklich von herzen liebt ,dann müßte er doch alles dafür tun ,damit seine krankheit möglichst wenig belastet und er auch für dich so gut wie möglich da sein kann ....wenn er sich selber umbringen will durch seine unvernunft kannst du ihn mit sicherheit nicht davon abbringen ---aber du hast auch nicht die pflicht,das mit anzusehen .....lg taffi

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Re: Unsicherheit... 27 Dez 2009 09:44 #216282

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Hallo Mionia,

er ist schon seit über 10 Jahren in Deutschland, wird hier aber nicht als in Deutschland lebend geführt, da er als ziviler Angehöriger der US-Armee einen Sonderstatus hat und als in Amerika lebend und arbeitend geführt wird (ist etwas kompliziert). Allerdings hat er eine deutsche Krankenversicherung, da die Amerikaner ihm keine Dialyse ermöglichen würden.
Da er auf der Arbeit und im Freundeskreis kaum Deutsch braucht, spricht er nur sehr schlecht. Er weiß, dass es Deutschkurse gibt, aber ich glaube nicht, dass er einen machen wird.
Das Problem ist, dass er arbeiten gehen MUSS, um hier in Deutschland bleiben zu können. Er wird in Dollar bezahlt, nachdem die Krankenkasse bezahlt ist, bleiben ihm umgerechnet 40 Euro. Zusätzliche Hilfen vom deutschen Staat, Behindertenausweis, etc. kann er nicht bekommen. Falls er seinen Job verliert (nicht existenter Kündigungsschutz, das kann also passieren) und keinen neuen findet, wird er nach 3 Monaten in Deutschland abgeschoben - in die USA, wo er sich keine Krankenversicherung leisten kann, also keine Dialyse.... und ihr könnt euch ja vorstellen, was das bedeutet...

Liebe Grüße,

Zara

P.S. Du hast sicher recht, es ist zuviel Hilfe nach nur 4 Monaten, aber irgendwie hat sich das so ergeben... ich werde auf jeden Fall versuchen, ihn nicht einzuengen damit, weil ich das absolut nicht möchte!

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Re: Unsicherheit... 27 Dez 2009 10:09 #216283

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was arbeitet er denn, daß ihm nur 40 Euro überbleiben?
Mein erster Gedanke war der gleiche wie pluris, der hat deine Liebe und Fürsorge nicht verdient, und es ist völlig wurscht, ob ich mir um einen Menschen nach 4 Monaten oder schon nach einer Woche Sorgen mache und alles dafür tun will, damit es ihm gut geht.
Er stößt dich zurück, geht nicht zu vereinbarten Terminen und kümmert sich um gar nichts - er weiß nicht was er an dir hat. Wenn er nicht will, daß du dich um ihn kümmerst und sorgst, dann laß es, such dir jemanden, der dich nicht kaputt macht.

Sicher ist es schwer, einen kranken Menschen zu verlassen (Schuldgefühle), aber er wird erst merken, was er an dir hatte, wenn du nicht mehr da bist. Vielleicht wacht er dann endlich auf.

Entschuldige für die harten Worte, aber mein Mann ist nun seit 11 Jahren der Dia und manchmal, als es ihm sehr schlecht ging, war er sehr froh, daß ich ihm alles abgenommen habe und ihm sozusagen auch die Tabletten vor die Nase gestellt habe.

Ich wünsche dir viel Kraft, denn eine Zukunft sehe ich für euch beide nicht.

Gruß
Brandy

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Re: Unsicherheit... 27 Dez 2009 10:36 #216284

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Hi Brandy,

er putzt morgens in einem Club für ein paar Stunden. Die Bezahlung ist in Dollar und sehr schlecht. Bis vor ein paar Monaten hatte er noch einen zweiten Job, dort hatte der Chef aber kein Verständnis für die Dialyse und nachdem mein Freund dort wegen der körperlichen Belastung (schwere Sachen tragen) umgekippt ist, hat er gekündigt. Eigentlich sind alle Jobs bei denen er körperlich arbeiten muss, nicht geeignet, da er das einfach nicht mehr packt. Bei jeder körperlichen Belastung wird ihm schwindelig und er muss nach kurzer Zeit aufhören. Einen Bürojob bei den Amerikanern bekommt er aber nicht, da dafür in den meisten Fällen ein College-Abschluss nötig ist.

Ich weiß auch nicht, was ich machen soll... Einerseits denke ich schon, dass er schätzt, was ich tue und Hilfe möchte und dann wiederum stößt er mich, wie du auch schon gesagt hast, total weg. Vielleicht sind das die Momente, in denen er ganz allgemein seine Situation nicht mehr aushält und die Krankheit nicht akzeptieren will...

Genauso zwiespältig, wie sein Verhalten, sind auch die Reaktionen von Menschen, mit denen ich über die Situation geredet habe. Einerseits höre ich Sachen wie Oh Gott, warum bindest du dir so jemanden ans Bein? - was ich nicht richtig finde, er kann nichts für seine Krankheit! (allerdings kann er sehr wohl etwas dafür, wie er damit umgeht!), dann wird aber auch Hilfe von mir eingefordert: Von den Krankenschwestern, die sagen, ich sollte darauf achten, wieviel Flüssigkeit er trinkt. Von einer guten Freundin von ihm, die sagt, ich solle ihn ruhig ein bisschen anschubsen, er bräuchte das bis zu einem Mitpatienten, der vorgeschlagen hat, wir sollten doch heiraten, dass mein Freund in Deutschland bleiben kann und nicht bei Jobverlust abgeschoben wird...

*seufz* ...wird mir langsam alles etwas zuviel.

:-(

Zara

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Re: Unsicherheit... 27 Dez 2009 11:01 #216285

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Hey nochmal,

ich kann deinen Standpunkt wirklich gut verstehen! Ganz ehrlich, ich würde auch durchdrehen, wenn mir jemand ständig solche Sachen sagen würde... Ich versuche deshalb auch so wenig wie möglich zu sagen und bin mir, wenn ich es doch tue, immer überdeutlich der möglichen Wirkung bewusst. Ein ziemlicher Krampf...

Andererseits muss es doch möglich sein, dass irgendwann der Punkt kommt, wo er nicht mehr nur sich selbst sieht, sondern auch die andere Person, die durch sein Verhalten leidet. Natürlich muss er Veränderungen für sich selbst wollen... ansonsten funktioniert es wohl auch nicht...

Ein kleines Beispiel noch, weil du das Rauchen angesprochen hast: Als mein Freund und ich zusammengekommen sind, habe ich noch geraucht. Er hat mich gebeten, damit aufzuhören, da er Rauchen für Selbstmord auf Raten hält und zu mir gesagt hat, es muss ja nicht sein, dass ich am Ende noch vor ihm sterbe...

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Re: Unsicherheit... 27 Dez 2009 13:23 #216286

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Fühl dich ma in den arm genommen und ganz dolle gedrückt.

Naja es ist alles wirklich sehr kompliziert doch manche Menschen merken erst was los ist wenn sie ganz unten am Boden liegen, und solange es noch Leute gibt die ihnen helfen gibts keinen Grund den Hintern ausm Quark zu bringen.

Du kennst ihn besser als wir und musst das leider alleine entscheiden inwieweit du hilfst.

An deiner Stelle würd ich ihm das mit dem Rauchen jeden Tag vorhalten *grinz* wobei ich es persönöich als einen kleinen Unterschied sehe denn Zigaretten kannst du einfach nimma kaufen und gut ist, trinken muss man trotzdem und ist jeden tag mit der Droge konfrontiert

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Re: Unsicherheit... 29 Dez 2009 15:40 #216287

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Hi, Zara,
das erinnert mich alles an die Problematik der Co-Alkohilker. Wenn Du Dich mal schlau machst im Internet und darüber etwas liest, kannst Du eine Menge Ratschläge erhalten...
Solange Du hilfst, wird er sich nicht ändern. Erst wenn der Leidensdruck für ihn nicht mehr auszuhalten ist, wird er sich entscheiden: überleben (und sich entsprechend verhalten) oder sterben.
Lass Dich nicht mit reinziehen. Das ist alleine seine Angelegenheit. Klar, drumherum ist alles sehr dragisch, aber letztendlich geht es nur darum, dass ER die Kurve kriegt.Du wirst zur Zeit lediglich ausgenutzt und schadest ihm zusätzlich.

Kümmere Dich um Dein Leben!!

Alles Gute
Rielie

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Re: Unsicherheit... 19 Jan 2010 09:04 #216288

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Hallo Rielie,

danke für deine Antwort! Die Problematik, die du beschreibst, ist mir bekannt. Allerdings weiß ich nicht, ob sich das so gut vergleichen lässt - von den psychologischen Abläufen ist es vielleicht ähnlich, aber mein Freund ist Dialysepatient und kein Alkoholiker. Das ist schon ein Unterschied und auch wenn es um die eigentliche Krankheit in dem Sinn nicht geht, sondern um die Dynamiken, die ablaufen, kann ich mich nicht einfach so ausklinken. Wie soll das denn gehen?
Dazu müsste ich ihn im wahrsten Sinne des Wortes auf die Straße setzen - und das im Winter. Außerdem müsste ich sein Leid komplett ignorieren und das geht kaum, weil es in letzter Zeit immer schlimmer wird.
Ich bin -anscheinend leider- immer noch ein Mensch und ich kann das nicht einfach ausblenden. Da würde ich mir selbst was vormachen...
Ich hab es sogar versucht, eine zeitlang, alles zu ignorieren und ihn sich selbst zu überlassen. Bis die Katastrophen wieder angefangen haben. Ich kann einfach nicht dabei zuschauen, wie er Schmerzen hat und so tun, als wäre das nur seine Sache!!!

Ich weiß, ihr habt alle irgendwo Recht und in mir drin wächst auch immer mehr der Wunsch einfach auszubrechen und davon zu laufen und wieder zu leben, aber das geht nicht, ich könnte mir das nie verzeihen, ihn jetzt allein zu lassen. Das ist doch unmenschlich!

Lg,

Zara

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Re: Unsicherheit... 19 Jan 2010 15:04 #216289

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Hallo Zara!

Allerdings weiß ich nicht, ob sich das so gut vergleichen lässt - von den psychologischen Abläufen ist es vielleicht ähnlich, aber mein Freund ist Dialysepatient und kein Alkoholiker. Das ist schon ein Unterschied und auch wenn es um die eigentliche Krankheit in dem Sinn nicht geht, sondern um die Dynamiken, die ablaufen, kann ich mich nicht einfach so ausklinken. Wie soll das denn gehen?

Richtig, Rielie bezog sich einzig auf das Co-. Und das, was Du schilderst, benennt genau diese verzwickte Konstellation. Dazu gehören mindestens zwei Personen. Entscheidungen kannst Du allerdings letztlich nur für eine treffen - für Dich selbst.

Freundliche Grüße,
fabienne

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Re: Unsicherheit... 19 Jan 2010 16:01 #216290

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Hi, Zara, bei Suchtberatungsstellen wird auch betroffenen Angehörigen oder Kollegen geholfen. Erkundige Dich nach solchen Institutionen, davon gibt es eine Menge.
Ich unterscheide nicht, ob jemand nach Alkohol süchtig, nach Spielen, Sex oder eben nach dem Tod....lass Dir helfen, dann kannst Du ihm auch helfen, irgendwann.

Alles Gute für Dich
Rielie

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Re: Unsicherheit... 19 Jan 2010 16:09 #216291

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richtig ! das eigentliche problem ist NICHT die dialyse !!!du kannst einen erwachsenen menschen nicht so von dir abhängig machen ,irgendwann wird er dich dafür hassen ----und löse dich mal von dem gedanken ,daß er ohne dich verloren wäre,er hat es ja bis vor ein paar monaten auch so geschafft ----vielleicht fühlst du dich ja auch ganz wohl bei dem gedanken,daß jemand dich unbedingt braucht (ich mein das nicht böse !!!!! ).....lg taffi

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Re: Unsicherheit... 19 Jan 2010 20:53 #216292

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Hi taffi,

am Anfang hat mir das schon ein gutes Gefühl gegeben, helfen zu können, sicher. Das ist jetzt aber nicht mehr so. Am Anfang dachte ich, wie saublöd es ist, dass er aufgrund der schlechten Deutschkenntnisse bzw. kaum Kenntnisse des deutschen Krankenkassensystems, etc. einfach von Anfang an nicht dieselben Möglichkeiten hatte, wie ein (blöd ausgedrückt) informierter Patient.
Ich wollte ihn nie von mir abhängig machen, im Gegenteil, ich wäre froh, wenn sich etwas ändern würde und er sich mehr um sich selbst kümmern würde!!! Wie gesagt, ich wollte ihm nur die Möglichkeiten zeigen, die er hat bzw. haben könnte. Und als ich nach einer Weile des Zusammenlebens eben gesehen habe, dass er seine Medikamente nur alle zwei,drei Tage nimmt, viele auch gar nicht nachkauft usw. usw. habe ich eben ein paarmal was gesagt. Ich kann natürlch versuchen, dass in Zukunft zu ignorieren.
Aber ich weiß bei bestem Willen nicht, wie ich solche Sachen ignorieren soll, wo er mich wie gestern nachts um drei weckt, mit Schmerzen und mich bittet, doch dringend im Krankenhaus anzurufen. Klar rufe ich an, klar mache ich mir Sorgen! Was soll ich beim nächsten Mal denn tun? Sorry, Schatz, tut mir leid, dass du Schmerzen hast, aber ich will jetzt schlafen. ???
:-(

LG,

Zara

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Re: Unsicherheit... 19 Jan 2010 21:12 #216293

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Hi Rielie,

das erinnert mich jetzt alles ein wenig an das, was mir vor vielen Jahren (da war ich wohl so 15) ein Lehrer aus Norddeutschland mit dem typischen trockenen Humor über Alkoholiker gesagt hat: Im Norden sagt man, die Ratten verlassen das sinkende Schiff...

Finde ich damals wie heute zynisch und unmenschlich, aber es hat schn ne zwingende Logik: Wer bleibt, geht unter... :-(

LG,

Zara

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Re: Unsicherheit... 20 Jan 2010 12:34 #216294

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ihm das Telefon in die Hand drücken pluri

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Re: Unsicherheit... 24 Feb 2010 23:37 #216295

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Liebe Zara!
Ich würde mich gerne mit dir per Mail austauschen, mein Partner war vergangenes Jahr Dialyse, wir konnten eine Pause machen und nun startet er wieder ich kenne deine Probleme. Vielleicht könntest du mir Rückmeldung geben, ob du mit mir mailen willst, bitte würde mich sehr freuen, auch ich brauche wem, der mich versteht.
Lg
Gerlinde

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Re: Unsicherheit... 10 Sep 2010 13:47 #216301

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Sorry Zara,

aber unmenschlich ist dass, was dein sogenannter Freund mit DIR macht.
Da ist der Egoismus - wenn er sich selbst zerstören will, dann nur zu aber es ist absolut unmöglich jemand anderes, wenn man denn auch noch behauptet denjenigen zu lieben - absichtlich so leiden zu lassen in dem man mit seinem Leben so spielt.
DU bist diejenige die zurück bleibt, nicht er.
Keiner verlässt seinen Partner weil er krank ist, dass kann jeden von uns von heut auf morgen treffen. Aber das was er daraus macht ist etwas was dich kaputt machen wird.
Natürlich kann man nicht daneben stehen und zusehen wie jemand leidet - aber vielleicht solltest du ihm mal deutlich machen wie es dir damit geht?
Ich drück dir jedenfalls die Daumen, dass er aufwacht .....

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Hi :)