Hallo gnadi,
Die Häufigkeit des RLS ist mit bis zu 60% bei Niereninsuffizienz wesentlich höher als in der Allgemeinbevölkerung (5%) und schwankt in Abhängigkeit der untersuchten Patientengruppe (Genetik) und der Definition des RLS. Es wird unterschieden in 1. primär: erblich, genetisch bedingt, und
2. sekundär in der Schwangerschaft, bei endokrinen und nephrologischen Erkrankungen sowie bei Antidepressivaeinnahmen.
Eisenmangel ist für die Ursache des RLS von Bedeutung. Analysen von Autopsieproben ergaben einen verminderten Eisengehalt in der Substantia nigra bei Patienten mit RLS. Magnetresonanz- und Positronemission- tomographie-Studien zeigen ebenfalls einen cerebralen Eisenmangel und Veränderungen des Dopaminstoffwechsels bei RLS (Conner JR, Neurology 61:304-309, 2003). Tierexperimentell gelang der Nachweis einer verminderten Dichte des Dopamin D2-Rezeptors und des Dopamintransporters im Striatum und Nucleus accumbens bei Eisenmangel und RLS (Erikson KM, Pharmacol Biochem Behav 69:409-418, 2001). Bereits in den 50er Jahren war das RLS durch intravenöse Eiseninjektionen behandelt worden (Nordlander NB, Br J Phys Med 17:160-162, 1954) [Nephro News 03/09). Das häufig verkannte Syndrom geht vielfach mit Schlafstörungen einher.Die Symptome des RLS und der Polyneuropathie weisen, insbesondere hinsichtlich
der sensiblen Symptome, Ähnlichkeiten auf. Ein möglicher Zusammenhang der beiden Erkrankungen wird noch kontrovers diskutiert.
Arzneimittel zur symptomatischen Linderung sind in meist kleinen und häufig unkontrollierten Versuchsreihen geprüft. Wegen des hohen Plazeboeffekts sind jedoch, wie ich finde, kontrollierte Studien zwingend erforderlich. Hinreichende Vergleichsstudien mit gutem Design für verschiedener Wirkstoffe fehlen völlig.
Die heute zugelassen Mittel sind:
Neupro®-Hautpflaster, Adartrel® und Sifrol® das sind drei Dopaminagonisten. Zusammen mit Levodopa (Restex®) besitzen somit vier Medikamente eine Zulassung für die Behandlung des RLS. Daneben gibt es weitere, durch Studien unterschiedlich gut belegte medikamentöse Therapieoptionen, die ohne Zulassung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte, eingesetzt werden. Dies sind insbesondere Tramadol und andere Opioide. Die pharmazeutische Industrie unternimmt derzeit erhebliche Anstrengungen mit dem Ziel, die Zulassung weiterer Medikamente zu erreichen.
Der Markt in Deutschland für RLS-Medis lag immerhin in 2008 bei 1,2 Milliarden € (Nelles et al. 2009)
Unter Beachtung der Nebenwirkungen, der viel kostengünstigeren Eisensubstitution und der festgestellten enormen Placebowirkung, ein Hammer. Zumal wenn dann auch noch bekannt wird, dass la Roche den Selbsthilfeverband RLS ev. unterstützen soll.
Seit langem ist der Zusammenhang zwischen dem RLS und dem Eisenstoffwechsel bekannt. (siehe OKeeffe et al. 1994; Sun et al., 1998; Allen und Earley, 2000) und ganz besonders bei CNI-Patienten. Durch EPO und verminderte Eisenresorption kommt es zum funktionalen Eisenmangel (Physiologie)
Empfindlichster Blutwert, um einen Eisenmangel festzustellen, ist die Bestimmung von Ferritin. Ein Abfall des Ferritinwerts im Blutserum kann bereits einen Eisenmangel anzeigen, bevor sich eine Anämie (Blutarmut) ausbildet. Aktuell zeigte sich bei der dopaminergen RLS-Therapie ein Zusammenhang zwischen Ferritin-Serumwert und dem Risiko einer Augmentation (
Verstärkung der Symptome) (Frauscher et al. 2009; Trenkwalder et al. 2008b): Ein niedriger Ferritinwert erhöht das Risiko einer Augmentation. In einer ersten doppelblind und placebokontrolliert durchgeführten Studie war für RLS-Patienten mit niedrigem Serumwert eine orale Eisensubstitution (in Tablettenform) hilfreich (Wang et al. 2009). Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie empfiehlt in ihren Leitlinien für RLS-Kranke bereits einen Ferritin-Serumspiegel von mindestens 50 µg/l
KLICK
Punkt 5.2.2. Ebenfalls in den Leitlinien unter Punkt 9.1 Angaben über Verschlechterung eines RLS oder erstmaliges Auftreten eines RLS durch Medikamente.
Für CNI-Patienten gilt als optimal eine Ferritinwert, zur Verhinderung von RLS, von 800-1200 µg/L über i.v. Eisengaben.
es grüsst peter