THEMA:

Hallo,

habe das Forum gerade gefunden... Eigentlich versuche ich ja immer, mich mit meiner Krankheit nicht zuviel zu beschäftigen, aber im Moment geht es mir einfach voll scheiße.

Bin 36, weiblich und seit fast 18 Jahren transplantiert. Meine Tpl-Niere gibt aber allmählich ihren Geist auf. Natürlich weiß ich schon seit Jahren, dass ich eines Tages wieder an die Dialyse muss, aber seit Dienstag weiß ich, dass es wohl schneller gehen wird, als ich ursprünglich gedacht habe (nach der Entwicklung der Kreatinin-Werte in den letzten Monaten zu schätzen: dieses Jahr noch?).

Das Schlimme ist: Ich will es gar nicht wahrhaben. Ich komme damit momentan nicht klar und habe jede Motivation verloren. Ich weiß, dass das Leben mit Dialyse Hölle und Geschenk zugleich ist, aber ich war einfach auf die Schnelligkeit des Funktionsverlustes nicht vorbereitet (obwohl ich es doch besser hätte wissen müssen). Fühle mich gerade sehr einsam (trotz Partner, Familie und Freunden), verkrüppelt und stelle mir tausend Fragen und male mir die Zukunft in dunkelgrau. Ich hoffe, das wird wieder. Bin leider ein pessimistischer Mensch.

Sorry für diese destruktiven Worte, aber musste das mal loswerden. An alle, die damit noch keine Erfahrung haben: Man lebt auch mit chronischer Niereninsuffizienz, nach Transplantation und auch bei Hämodialyse recht gut (zumindest ich habe eigentlich immer ein weitgehend normales Leben geführt)! Bei mir war und ist es meist eine Kopfsache; der Kopf ist nach der Niere mein zweitgrößtes Problem...

Gruß

Hallo Sandy,
ich mache seit fast 1,5 Jahren CAPD und muss sagen, es ist garnicht sooo schlimm. Sicher, es gibt immer mal wieder Momente, wo einem „das Ganze zum Hals heraushägt ..“ , doch bei mir vergehen diese Momente Gott sei Dank rel. schnell.
Vielleicht helfen Dir ja die Antworten hier im Forum ein bisschen.
Ich wünsche Dir viel Courage, Koch hoch, lass den Mut nicht sinken, vielleicht nimmst Du Dit etwas Schönes vor fürs Wo.ende: Kino, Theater, oder was Du halt gern machst ...
LG. Chris

Hallo SandyB
Mach dir bitte keinen Kopf,das Leben geht weiter man muß immer positiv denken
Wünsche dir alles gute.
Gruß plaume

Meinst du mit Vornehmen zum Beispiel, dass ich am Samstag endlich Karten für Avatar vorbestellt habe (nachdem ich drei Mal zum Kino gefahren bin und wieder nach Hause musste, weil es nix mehr gab) - gilt sowas? ;-) Naja, große Lust habe ich nicht, vor allem weil ich Montag schon wieder zur Blutentnahme muss (könnte jetzt schon kotzen, bringt mich aber auch nicht weiter...)

Jetzt aber mal was anderes, wie komme ich hier raus? Ich meine, wo melde ich mich ab? Ich finde das hier gar nicht...

Gruß

Hallo Sandy,

was ich aus Deinem Posting herauslese ist: Du warst 18, als Du transplantiert wurdest, d.h. Du warst schon als Kind/Jugendliche an der Dialyse und hast also einiges mitgemacht und es schwerer als andere gehabt, eine normale erwachsene Identität aufzubauen.

Andererseits ist das alles schon ziemlich weit weg gewesen und Du hast jetzt lange normal und anscheinend auch normal glücklich (Partner, Familie, Freunde) gelebt.

Jetzt ist Dialyse plötzlich wieder ganz nah. Du musst Dir Sorgen um Deinen Lebensrhythmus machen, stehst vielleicht mit der Sorge um die Existenz da und weißt nicht, wie die Umwelt reagiert. Außerdem weißt oder ahnst Du, dass niemand Deine Situation ganz nachvollziehen kann.

Zusammenfassend: Du hast allen Grund und jedes Recht durchzuhängen, keine Motivation zu haben und alles dunkelgrau zu sehen. Solche Phasen gehören zu einem erfüllten und interessanten Leben, auch wenn das nicht jeder versteht.

Aber tu Dir und Deiner Umwelt einen Gefallen. Gib den Menschen in Deiner Umgebung eine Chance, Gib Dir eine Chance, gib dem Leben eine Chance. Häng ruhig eine Weile durch, aber rede dann mit den Menschen die Dich kennen und lieben. Rede/schreibe mit uns hier, such Dir zur Not andere HiIlfe, wenn diese Phase zu lange dauert. Denn Du, das Leben und die Menschen, die Dich lieben, haben diese Chance verdient.

Dass man mit Dialyse gut leben kann weißt Du und hast Du ja selber geschrieben. Du wirst wahrscheinlich zusätzlich staunen, wie sich die Dialyse (egal ob HD oder CAPD) in den letzten 18 Jahren weiter entwickelt und verbessert hat. (Ich habe einen guten Teil dieser 18 Jahre an der Dialyse verbracht und hoffe jetzt nach meiner TX 2007 auf mindestens 18 gute Jahre, bevor es bei mir wieder los geht.)

Du hast in Deinem Leben schon vieles bewältigt, Du hast eine gute Chance auch das zu schaffen. Ich wünsche es Dir.

Gruß
joe

Hallo Joe,

wow, du hast echt gut geschrieben... Hast den Nagel recht gut auf den Kopf getroffen, dank dir für die Worte. Es geht jetzt wieder etwas besser, obwohl ich noch bedrückt bin und nachts fiese Träume habe (werde ständig verfolgt und muss andauernd fliehen oder kämpfen). Und mir graut vor der nächsten Blutabnahme morgen... Aber scheißegal, jetzt ist erstmal heute Abend, flennen kann ich auch morgen noch, oder? ;-)

Muss jetzt Schluss machen, muss beim Kochen helfen, sonst krieg ich Ärger, wenn ich mich wieder drücke. Meld mich wieder.

PS1: Wünsch dir auch mindestens 18 Jahre bis zur Dialyse (andererseits kenne ich auch mindestens eine, die ihre TX-Niere seit fast 30 Jahren hat und immer noch Werte wie ein Gesunder... Who knows...) :-)

Oh, habe eben in deinem Profil gesehen, dass du Psychologe bist... Eieieieieieiiii, das hätte ich nach deiner Analyse meiner Gefühle eigentlich ahnen können... Gefährlich, gefährlich... ;-)

Hallo,

die Analyse war keine Analyse sondern einfach Lebenserfahrung. Das hätten Dir so oder ähnlich auchz viele andere User hier schreiben können. Aber vielleicht gar nicht so viele Psychologen. ;-)

Gruß
joe

P.S.: Ich habe auch gerade 2 wunderbare Beinscheiben vom Hochlandrind mit Sellerie, Möhren, Knofi, Zwiebeln, Tomaten u.a. im Schmortopf. Leider werden wir das heute wohl nicht mehr essen, meine Frau hat Magenprbleme.