THEMA:

Hallo


Ich schreibe hier weil ich einfach mal einen Außenstehenden mein Herz ausschütten muss. Und ich Denke ihr etwas Verständnis haben könntest für meine Situation.
Seit ein par Wochen weiß ich jetzt das meine Transplantierte Niere Ausgebrand ist und schon so gut wie versagt. Aber ich weigere mich gegen alle Vernunft wieder an die Dialyse zu gehen. Es wäre für mich zwar nicht ganz so schlimm wie man meint . Aber für meine Frau ist es das Ende . Schon jetzt wenn ich nur schnupfen haben ist sie apathisch und bekommt Angst. Ich bringe es nicht über mich ihr zu sagen das alles jetzt anders wird . Und so rette ich mich von Tag zu Tag . Meine Angst das ihre Angst wieder kommt und wieder die Zeit der Weinkrämpfe und Lethargie beginnt ist schlimmer als die angst vor Folgeschäden durch das Nierenversagen. Wie bringt man jemand den man liebt nur bei das sich alles auf unbestimmte Zeit verändert. Das fast nicht so bleibt wie es ist.

Wenn ihr könnt schreib mir bitte eure Rat dazu


Mit freundlichen Grüßen Holger

Hallo Holger,

es ist in Deiner Situation fast unmöglich einen Rat zu geben, der die Situation wirklich verbessert. Sie ist halt einfach ganz mies.

Aber: Durch Verdrängen und wegschieben wird nichts besser. Und wenn Ihr Euch liebt (und so klang Dein Beitrag) dann sind Probleme immer besser zusammen als alleine zu bewältigen. Du gewinnst überhaupt nichts, wenn Du eine Situation die zwangsläufig ist, versuchst hinaus zu zögern. Rede mit Deiner Frau. Laßt Euch Zeit, weint gemeinsam, wenn es sein muß, aber stellt Euch der Situation wie sie ist. Eigentlich erfordert das auch die Fairness Deiner Frau gegenüber.

Und wenn Ihr (oder Deine Frau) die Situation nicht alleine bewältigt bekommt, sucht Euch professionelle Hilfe bei einer Familienberatung oder einem Therapeuten. Deine Ärtze sollten Dir jemanden empfehlen können.

Noch eine Anmerkung: Vielleicht kommt Deine Frau mit der Situation viel besser klar, als Du jetzt glaubst. Manchmal entwickeln Menschen eine erstaunliche Energie, wenn sie mit schwierigen Sachen klar kommen müssen. Das erfordert aber eben, daß sie die Möglichkeit haben, sich zu stellen. Und vielleicht projezierst Du auch nur einen Teil Deiner eigenen Ängste auf Deine Frau. Das ist nämlich manchmal einfacher, als sich der eigenen Angst zu stellen.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Glück.

Laßt Euch helfen.

joe

Hallo Holger,

komm mit deiner Frau doch einmal einfach in den chat-room. Wir sind fast alle Dialyse- bzw. Prädialysepatienten. Sie wird sehen, wie lustig und gesund wir sind. Soviel wird sich doch für euch gar nicht ändern, davon mal abgesehen, dass du weniger Zeit als vorher hast. Aber die Zeiten, als es Diapatienten noch wirklich dreckig ging, sind dank epo und verbesserter maschinen und anderer medikamente, vorbei. Unsere wehwehchen haben wir alle, aber es gibt mittlerweile soviele berufstätige Dia-patienten, die alle ihr leben wie gewohnt weiterführen. Bring deine Frau einfach mit in unseren chat. da könnt ihr soviele nette leute kennenlernen und vielleicht mal mit dem einen oder anderen telefonieren.

Wir warten auf euch

Chrisi_ju

Klasse Chriis_ju!!! Besser hätte ich auch keinen Mut machen können. Bei mir gehts ürigens nächste Woche los mit der PD. Ich bekomme meinen Katheter und los gehts. Die Werte lassen nichts anderes mehr zu, ich meine, kein Warten. Alles Gute, Björn

Hallo Holger,
sicher kann ich dir keine Lösung für dein Problem geben. Auch finde ich die Idee mit dem Chat wie er hier genannt wurde erst gut wenn alles besprochen ist.
Mir stellt sich die Frage, ob du Schuldgefühle hast, dass du krank bist? Wie war euer leben vor der Transplantation, hattet ihr oft Stress wegen deiner Krankheit, weil du vielleicht nicht immer das mitmachen konntest was deine Frau gerne gemacht hat? Hast du Angst davor das eure Ehe oder Beziehung an der Krankheit zerbricht? Oder ist es so das deine Frau wirklich überbesorgt um dich ist, und bei jedem Schnupfen denkt es wäre für dich das Ende?
Ich denke dein leben wird mit Dialyse schon wieder anders, doch viele gehen arbeiten, haben eine Familie und noch zeit für Hobbys. Wie Chrisi schon richtig sagte so schlecht geht’s uns gar nicht dank guter Medikamente und Moderner Dialysetechnik. Dialyse ist ja nicht das Ende, ich lebe schon 24 Jahre damit einige hier noch länger. Das musst du deiner Frau klar machen.
Wenn Sie das erst mal richtig verstanden hat, dann wird Sie bei der ganzen Situation auch bestimmt keine Weinkrämpfe mehr bekommen. Alles in allem läuft eine Beziehung nur gut wenn man vertrauen zum Partner hat und einer den anderen so Akzeptiert wie er ist, mit Fehler und bei uns mit Krankheit. Wenn das nicht der fall ist geht’s jedem in so einer Beziehung schlecht. Jedenfalls solltet ihr euch die Zeit nehmen ausführlich darüber zu sprechen und gemeinsam einen Weg finden wie ihr mit der neuen Situation umgeht.
Was du jetzt machst ist sicherlich mit deinem leben spielen, wenn du noch lange mit der Dialyse wartest. Das ist doch sicher nicht was du willst! Oder?

Ich wünsche euch jedenfalls alles gute und viel Glück.

Liebe Grüße

Hallo Holger,

hätte ich gewusst, dass das mit deiner Frau so schlimm ist, hätte ich auf die Einladung im chat-room erst mal verzichtet (obwohl du selbst ja einmal kommen kannst). Ich stimme voll und ganz caissa zu. Nimm deine Frau mit zum arzt. Sie muss einfach jetzt dadurch. normalerweise sollte der partner eine stütze sein, aber in eurem fall ist das wohl umgedreht. deine frau macht sich anscheinend die schrecklichsten horrorvorstellungen von der dialyse. Am besten, Sie kuckt sich das dialysezentrum vor ort einmal an, aber nach deinen schilderungen zu urteilen, werden sie dort wohl keine 10 pferde reinbringen.
Ich drücke euch die Daumen, dass ihr die situation meistert und, vielleicht, können wir dann deine frau ja hier mal begrüßen.

die daumendrückende chrisi (chrisi_ju auf der Firma)