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Schweremut 06 Mai 2004 16:18 #136436

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Hallo Ihr Lieben,

geht es Euch auch manchmal so, dass Ihr Bilder im Kopf habt, die sich eingegraben haben und Euch nicht mehr loslassen?...Es war im Oktober letztes Jahr in der Klinik-Dialyse im Virchow-Klinikum - da saß ein Mann auf seinem Bett und heulte wie ein Schloßhund. Ein Pfleger ging zu ihm, hielt ihm die Hand und sagte sinngemäß: Sie müssen da jetzt wieder ran, denken Sie mal an Sonntag, da machen Sie eine Bootsfahrt, aber heute müssen Sie noch einmal hier bleiben. Der Mann war geistig etwas behindert und meinte, ihm würde das Stechen aber Schmerzen verursachen, er will das nicht. Der Pfleger streichelte ihm die Hand und sagte: Das wird schon. Sie schaffen das. Ich stand nur ein paar Meter entfernt, und mir kamen bald die Tränen, so leid tat mir dieser Mensch. Ich dachte erst, man sagte ihm nur aus Trost, dass er eine Bootspartie machen werde, aber dann am Sonntag sah ich ihn mit Familie freudestrahlend Richtung Dampfer maschieren - und ich war erleichtert. Doch was wird Montag? Da geht ja das gleiche Spiel wieder von vorne los. Und dieser Mensch kann geistig nicht erfassen, warum das wieder und wieder gemacht werden muß bei ihm. Ist er nicht schon genug gestraft mit seiner geistigen Behinderung? Warum dann noch diese Dialyse? Ich ging am Montag wieder bewußt zur Dialyse-Station, sah diesen Pfleger und diesen Menschen. Beide lächelten, die Dampferfahrt hatte ihn glücklich gemacht, die Schmerzen waren heute wie weggeblasen. Ich ging in einer stillen Minute zu diesem Pfleger, sah ihm in die Augen und sagte nur: Ich bewundere, wie Sie das alles schaffen. Ich könnte das nicht. Dabei liefen mir Tränen aus den Augen. Der Pfleger sagte nur: Wenn es Gott nicht gäbe, dann könnte ich hier nicht sein. Sie sind aber ein sehr sensibler Mensch, das trifft man selten. Ich nickte nur und beobachtete den geistig behinderten Dialysepatienten, der schlief und wahrscheinlich in seinen Träumen auf dem Dampfer war. Nebenher ging die Arbeit des Pflegers einfach so weiter....
Björn

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Re: Schweremut 09 Mai 2004 22:17 #136518

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Hallo Beuteltier,

ich habe deinen Bericht sehr aufmerksam gelesen. Ich bin ebnefalls Krankenpfleger in einer Dialysepraxis. Ich war sehr gerührt von diesem Bericht. Ich bewundere meinen Kollegen erstens für seine rührende Einfühlsamkeit und zweitens für seine Gläubigkeit. Ich bemühe mich ohne zweifel in meinem Beruf und möchte mich nicht selber schlecht machen, aber so eine Einfühlsamkeit hatte ich noch nie entwickelt. Ich will nicht sagen daß ich nicht einfühlsam bin aber ich habe gelernt nichts mehr so nah an mich ran zu lassen, vor allem habe ich dies im Rettungsdienst gelernt, dort war ich 18 Jahre lang nebenbei noch tätig. Und dieses Erlernte habe ich auch in meinem Beruf übernommen. Ich weiß nicht ob ich sagen soll Gott sei dank habe ich das gelernt oder leider Gottes. Manchmal versuche ich es, dann merke ich aber auch, dass ich die Probleme und Emotionen mit nach Hause nehme und dort sitzt ein 3 Jähriger Junge und versteht dann seinen Papa nicht mehr, also was mache ich dann, ich bin wieder stark und lasse die Emotionen nicht mehr so auf mich wirken. Und um seine Gläubigkeit beneide ich meinen Kollegen, mir fällst es immer schwerer zu glauben dafür habe ich zuviel Scheiße in meinem Beruf und in meinem Hobby gesehen. Ich versuche meinem Sohn die christlichen Werte bei zubringen, aber wenn er ich mich irgendwann mal fragt, ob es einen Gott wirklich gibt, weiß ich nicht was ich ihm antworten werde.
Gruß
Christoph (NKAC51)
PS: solltest du diesen Pfleger noch mal sehen sage ihm meine Bewunderung unbekannter weiße er hat sie verdient.

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Re: Schweremut 10 Mai 2004 09:32 #136528

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Hallo Christoph,
danke für Deine Meinung zu diesem Bericht. Ich werde Deine Bewunderung zum Ausdruck bringen, wenn ich mal wieder dort bin. Für Dein Mitgefühl hab Dank.
Björn

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Re: Schweremut 10 Mai 2004 20:09 #136539

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Hallo Beuteltier,

ich habe deine Geschichte förmlich aufgesogen. Ich habe auch so einen netten Pfleger in der Dialyse-Station in der Kölner Uni-Klinik gehabt. Nur dort wollte ich nicht mehr Dialysieren, ich wollte mich nicht damit abfinden, das ich von heute auf morgen nach einem Autounfall chronisches Nierenversagen habe. Ich habe mich heute noch immer nicht damit abgefunden, ich denke manchmal, mein Leben ist mit meinen 33 Jahren gelaufen. Dann peppeln mich all die lieben Pfleger und Pflegerinnen von mir wieder auf. Es ist ein Glück, das es so liebe und nette Menschen gibt.
Gali

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Re: Schweremut 25 Mai 2004 17:04 #136772

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hallo beuteltier,

habe deinen beitrag gelesen,oder aufgesogen.

ja,ich hätte genauso reagiert wie du.

wir hatten bei uns im zentrum auch mal so einen patienten. (schlaganfall)

er hat die ganze dia-zeit geweint und geschrien ,konnte nicht sprechen.trotzdem hat man gemerkt dass er nicht mehr wollte.er wurde für die dialysezeit ruhig-gestellt.

er kam nur einmal in der woche für 3std.ich habe es nie verstanden.

er wohnte schon sehr lange in einem altenheim.sein bruder war sein betreuer.der bruder hat es sich sehr lange angeschaut,und mitgelitten.

ja,er hat dafür gesorgt das sein bruder nicht mehr an die maschine musste.

und dass war auch gut so,denn im heim hat man sich nicht an seiner diät gehalten.und deshalb musste dieser arme mann,jede woche für drei stunden an die dialyse.WAHNSINN
gruß petra

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Hi :)