Hallo Ihr Lieben,
geht es Euch auch manchmal so, dass Ihr Bilder im Kopf habt, die sich eingegraben haben und Euch nicht mehr loslassen?...Es war im Oktober letztes Jahr in der Klinik-Dialyse im Virchow-Klinikum - da saß ein Mann auf seinem Bett und heulte wie ein Schloßhund. Ein Pfleger ging zu ihm, hielt ihm die Hand und sagte sinngemäß: Sie müssen da jetzt wieder ran, denken Sie mal an Sonntag, da machen Sie eine Bootsfahrt, aber heute müssen Sie noch einmal hier bleiben. Der Mann war geistig etwas behindert und meinte, ihm würde das Stechen aber Schmerzen verursachen, er will das nicht. Der Pfleger streichelte ihm die Hand und sagte: Das wird schon. Sie schaffen das. Ich stand nur ein paar Meter entfernt, und mir kamen bald die Tränen, so leid tat mir dieser Mensch. Ich dachte erst, man sagte ihm nur aus Trost, dass er eine Bootspartie machen werde, aber dann am Sonntag sah ich ihn mit Familie freudestrahlend Richtung Dampfer maschieren - und ich war erleichtert. Doch was wird Montag? Da geht ja das gleiche Spiel wieder von vorne los. Und dieser Mensch kann geistig nicht erfassen, warum das wieder und wieder gemacht werden muß bei ihm. Ist er nicht schon genug gestraft mit seiner geistigen Behinderung? Warum dann noch diese Dialyse? Ich ging am Montag wieder bewußt zur Dialyse-Station, sah diesen Pfleger und diesen Menschen. Beide lächelten, die Dampferfahrt hatte ihn glücklich gemacht, die Schmerzen waren heute wie weggeblasen. Ich ging in einer stillen Minute zu diesem Pfleger, sah ihm in die Augen und sagte nur: Ich bewundere, wie Sie das alles schaffen. Ich könnte das nicht. Dabei liefen mir Tränen aus den Augen. Der Pfleger sagte nur: Wenn es Gott nicht gäbe, dann könnte ich hier nicht sein. Sie sind aber ein sehr sensibler Mensch, das trifft man selten. Ich nickte nur und beobachtete den geistig behinderten Dialysepatienten, der schlief und wahrscheinlich in seinen Träumen auf dem Dampfer war. Nebenher ging die Arbeit des Pflegers einfach so weiter....
Björn