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Wo soll das noch hinführen? 06 Jan 2008 16:19 #142170

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Hallo liebe Leidensgenossen,

hab das Bedürfniss hier heute etwas Frust abzulassen. Ihr müsst nicht weiterlesen, wenn ihr meint, jammern nicht ertragen zu können. Wer mich kennt, weiß dass es eigentlich nicht so meine Art ist.
In diesem Jahr werden es 30 Jahre in denen ich dialysiere, 2 gescheiterte Transplantationen ect. Leider ist eine Dritttransplantation wg. Hepatitis B und C sowie hoher Antikörper im Blut nicht mehr vorgesehen, also Dialyse auf Lebenszeit. Damit habe ich nicht unbedingt ein Problem, aber es stellen sich halt immer mehr Nebenerkrankungen ein. Gelenkschmerzen habe ich schon seit Jahren, über 10 Jahre künstliche Hüftgelenke. Mit meinem Rücken ( Kreuz-Darmbein-Gelenk) doktore ich jetzt auch schon seit Monaten herum, ohne dass eine wirkliche Besserung eintritt. An Weihnachten war ich dann vollkommen lahm gelegt, weil sich noch ein Nerv verklemmt hatte. Ab und an kommen Herzrhythmusstöungen hinzu, bisher ohne Befund. Auch ein Kloßgefühl im Hals mit Schluckbeschwerden nervt mich. HNO o.B., Magen o.B., jetzt soll noch die Schilddrüse untersucht werden. Langsam glaube ich, dass vieles einfach psychisch bedingt ist. Ich bin viel zu Hause, hab auch einfach keine Lust unter Menschen zu gehen. Habe auch keine Lust mehr auf diesen ewig gleichen Trott von dreimal die Woche Dialyse, Essen, Schlafen, Haushalt ect. Morgens läuft das Radio, am Tag der PC und abends der Fernseher. So stelle ich mir eigentlich das Leben nicht vor. Auf Psychologen pfeife ich, denn die gesammelten Therapien, die ich schon hinter mir habe, nützten letztendlich auch nicht viel.
Das Leben beenden ist keine Lösung....manchmal bin ich aber echt soweit.
Danke fürs weiterlesen.

Anja

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Re: Wo soll das noch hinführen? 06 Jan 2008 18:27 #142171

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Liebe Anja,

ich kenne dich leider nicht, aber ich kann es ein bißchen nachvollziehen, wie es dir geht. Bin nicht persönlich betroffen, aber mein Mann. Wenn du meine Geschichte kennst, will ich sie nicht noch mal erzählen, sonst hacken wieder alle auf mir herum.
Aber wenn man wie du so ohne Perspektive ist, kann ich sehr gut verstehen, daß man in ein tiefes Loch fällt. Mein Mann ist 59 und wird wohl nach 9 Jahren PD, zur Zeit HD und katastrophales Mißlingen der TX auch wahrscheinlich für den Rest seines Lebens Dia machen müssen. Wir hoffen, noch ein paar Jahre mit PD aber letztendlich wird die HD wohl die Endstation sein. Immer von der Maschine abhängig, sein Leben nach der Dia planen, da kann man schon verzweifeln.
Ich weiß nicht so recht, wie ich dir Mut machen soll, ich hoffe sehr, du kommst aus dem tiefen Loch wieder heraus und hast hoffentlich jemanden, der dir zur Seite steht. Wenn nicht, muß du da alleine durch.
Kannst mir gerne schreiben, wenn du willst:
Liebe Grüße und Kopf hoch
Brandy

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Re: Wo soll das noch hinführen? 06 Jan 2008 20:50 #142172

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Hallo Anja,

„Ich bin viel zu Hause, hab auch einfach keine Lust unter Menschen zu gehen.“ - ich denke, genau das ist Dein eigentliches Problem. Kommst Du nicht unter Leute oder hast sonst keine Abwechslung im Leben, dann kommt man ins Grübeln. Ins Grübeln über den Sinn des Lebens, über sein eigenes Schicksal, seine eigenen Beschwerden. Man steigert sich auf diese Weise immer weiter in seine Krankheiten hinein, zieht sich immer mehr zurück, traut sich letztlich überhaupt nichts mehr zu.

Diesen Teufelskreis musst Du irgendwie durchbrechen!!!

Das ist allerdings einfacher gesagt als getan, leider. Gerade wenn man in so einer Lage ist wie Du. Versuche es in kleinen Schritten. Telefonate mit Freunden. Die Freunde mal einladen. Vielleicht kommt dadurch die Lust zurück auch mal gemeinsam wieder wegzugehen. Oft hat man schon viele Freunde verloren. Dann hilft es vielleicht, sich einem Verein anzuschließen. Es muss doch kein Dialyseverein sein. Irgendein Verein, der Deine Interessen anspricht. Kontakte lassen sich so um vieles leichter knüpfen. Ich denke, Dir fehlen einfach positive Erlebnisse neben der Dialyse und den ganzen zusätzlichen Problemen.
Allerdings musst Du für diese positiven Erlebnisse selbst etwas tun – auch wenn es schwer fällt und der innere Schweinehund überwunden werden muss. Versuche es...
Ich drück Dir die Daumen, dass Du aus diesem Tief wieder rauskommst!

LG
MaRIO

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Re: Wo soll das noch hinführen? 07 Jan 2008 13:27 #142173

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Liebe Anja,

ich glaube, Deine Empfindungen einigermaßen nachempfinden zu können. Jammern ist das, was Du beschreibst in meinen Ohren aber überhaupt nicht - eher eine ziemlich sachliche Situationsbeschreibung. Kann es mit diesen 30 Jahren zu tun haben? Auf mich hatte diese Zahl damals jedenfalls ganz ähnliche Auswirkungen. Obwohl ich immer gesagt hatte, daß es doch gar keine Erfahrungen gibt, wie lange jemand Dia machen kann, hat die 30 dann doch Eindruck gemacht - und noch einmal verdeutlicht, dass unser Leben (vielleicht etwas mehr als das Gesunder) zeitlich begrenzt ist, ach was, auch sonst scheue ich doch keine harten Ausdrücke: letztendlich zum Tod führen wird (und nicht daran vorbei). Und dieses Bewusstsein der Grenze, das ständige Leben an der Grenze erscheint mir entsetzlich anstrengend. Davon brauche ich Auszeiten - die ich damals dadurch fand, dass ich überlegte, was ich denn gern tue, wobei ich mich vielleicht vergessen kann, und was mir gut tut, wobei ich mich noch mal ganz anders denn als Patientin finde. Für mich war es spielen und lesen. Dichtest Du derzeit? Du kennst Dich ganz sicher gut genug um zu wissen, was Dich auf andere Gedanken bringt. Du schreibst ja schon, dass das nich dem entspreche, was Du Dir unter Leben vorstellst...

Daneben habe ich aber seither auch immer wieder ganz bewusst mein Lebensende ins Auge gefasst - wie ich es mir vorstelle und was ich noch regeln will bzw. muss...Weil ich weiß, wie schwer das manchmal zu ertragen ist, habe ich es hier weder angesprochen noch angeregt. Aber vielleicht sollten wir eine Ecke einrichten, wo wir uns damit auseinandersetzen. Es ist uns ja allen sicher. Wir können die Augen davor verschließen. Oder wir stellen uns auch der Herausforderung und bekommen dadurch mehr Tiefe. (!!! Mir ist wichtig, die Zeiten, in denen ich mich dem stelle, möglichst selbst zu bestimmen - die Kraft reicht nicht immer dazu.) In den ganz schwachen Zeiten, wenn ich durch die Gesundheit gerade wieder deutlich an die Grenze geführt werde, gibt es für mich nur ganz einzelne Texte und Melodieen und einzelne Menschen, mit denen ich dann telefonieren mag. Da klappt dann aber auch kaum noch Ablenkung, da ziehe ich mich zurück - was ich aber auch nicht als optimal erlebe.

Liebe Anja, nun bin ich beim Antworten auf Dich ins Erzählen über mich gekommen. Nimms mir bitte nicht übel! Vielleicht ist auch Erfahrungsaustausch dieser Art für mehrere von uns hilfreich? Dir alle lieben Wünsche für dieses Jubiläumsjahr und noch viele weitere dazu Deine Birgit

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Re: Wo soll das noch hinführen? 07 Jan 2008 14:54 #142174

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Hallo Anja,
es ist gut, darüber zu reden. Und dafür sind wir da.
Mein Mann und ich dachten auch 2006 und dann 2007 :
Nein, das war´s nicht!
Versuch mal Anschluss bei irgend einer Gruppe zu finden.
Uns hat es gut getan liebe Freunde zu haben, die uns unterstützten, noch nicht mal die Kinder, die haben ihre eigenen Sorgen.
Aber raus aus dem Trott. So sind wir das Risiko eingegangen und kurzerhand nach Spanien gefahren, andere Leute um uns rum die Sonne, das alles hat uns geholfen.
Mal nicht an die Krankheit und Krankenhaus denken, einfach leben!
Versuchs, uns hat das Forum hier auch viel geholfen.
Ich wünsche Dir alles Gute und schreib Dir weiterhin Deinen Frust von der Seele.
Waltraud

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Re: Wo soll das noch hinführen? 07 Jan 2008 16:01 #142175

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Hallo Silber

Sie haben alle recht, Du mußt raus.
Ich weiß ,wenn man sich überhaupt nicht wohl fühlt, fällt das richtig schwer.
Am besten über Dein Hobby versuchen neue Kontakte zu knüpfen, das lenkt ab und man kann sich neue Ziele setzen.
Mir hat das die meiste Zeit geholfen, ich bin zwar noch nicht solange krank, aber hatte auch meine schwarzen Löcher zu überwinden.
Auf Deiner UserHP schreibst Du ,daß Du ab und zu dichtest,
das ist doch eine Möglichkeit damit kreativ umzugehen.
Ich male oder mache Karikaturen über das was mich bewegt, das ist mein Ventil und hat mich schon oft gerettet .
Du kannst mir gern auch mailen :

Ich drück Dir die Daumen
daß Du den Sinn im Leben wiederfindest.

ganz liebe Grüße
Bina

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Re: Wo soll das noch hinführen? 08 Jan 2008 15:07 #142177

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Hallo, silber,
als ich deine Zeilen gelesen habe, kam mir vieles sehr bekannt vor. Ich habe zur Zeit auch so ein seelisches Tief.Herbst, Winter und Frühjahr sind ja bekannt für depressive Momente.Immer, wenn es mir so geht,sage ich mirdu darfst weiterleben.Diese Erkenntnis hat den Hintergrund, das meine Mutti 1971,noch ohne Dialyse . an der gleichen Erkrankung sterben mußte. Ich dagegen darf weiterleben und irgendwann mein Endeselbst bestimmen.
Diese Zeilen mögen dir im Moment nicht helfen, aber sie sollen zeigen, das du nicht alleine bist. Suche dir noch ein paar Ziele, ganz kleine,aber machbare.Schreibe dir den Frust von der Seele, sei nicht feige. Lebe, auch für ein paar wärmende Sonnenstrahlen.Halt die Ohren steif.Du schaffst auch diese Momente. Wer 30 Jahre DIA hinter sich hat, der schafft auch diese Herausforderung.Melde dich ruhig wieder.Ich drücke dir die Daumen

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Re: Wo soll das noch hinführen? 08 Jan 2008 23:04 #142178

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Natürlich gibt es kein Patentrezept aus so einem Loch raus zu kommen. Ich habe mir gleich am Anfang meiner Dia Zeit ein neues Betätigungsfeld gesucht: für mich waren schon immer Tiere eine gute Therapie um über solche Löcher weg zu kommen. Auch wenn du dir kein eigenes Haustier anschafen willst (da braucht man als Kranker schon jemanden der einem unterstützt) freut sich jedes Tierheim über ehrenamtlicher Gassi-geher oder Helfer -und eines ist auch bewiesen: Tiere sind sehr gute Therapeuten, ung sie fühlen unsere Stimmungen sehr genau und wissen , wann sie uns aufheitern müssen:-) für mich die beste Therapie gegen Schwarze Löcher

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Re: Wo soll das noch hinführen? 09 Jan 2008 02:12 #142179

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Hallo zusammen,

ich danke Euch allen für Eure aufmunternden Worte. Zum Glück halten meine Tiefs immer nicht sehr lange an bzw. es sind meist nur Stimmungsschwankungen. Manchmal wird einem eben ganz extrem bewußt, wie krank man eigentlich ist und wie endlich auch das Leben. Das war wohl der Fall, als ich Weihnachten! kaum gehen konnte. Im Hinterkopf ist dann, was, wenn das nicht mehr besser wird?

Aber RIO, Dir stimme ich voll zu, ich schränke meine sozialen Kontakte zu sehr ein. Ich habe nur wenige Freunde und es ist schwierig den inneren Schweinehund zu überwinden. Mir tut es gut, unter Menschen zu sein, aber ich bin auch bequem und träge.
Zum Glück habe ich ja meinen mich über alles liebenden Freund, sonst wäre alles sicher noch komplizierter. Die Gefahr dabei sehe ich darin, dass ich mich zu sehr auf ihn beschränke bzw. dass wir uns beide miteinander zu sehr vergraben.
Die kalte Jahreszeit finde ich auch immer lang und nicht gerade zu Unternehmungen einladend. Am liebsten würde ich wie manche Tiere in Winterschlaf gehen und erst im Frühjahr wieder aufstehen.
Auf jeden Fall habe ich mir vorgenommen, mich wieder etwas aktiver am Forum zu beteiligen - das ist ja auch schon eine Art von sozialer Kontakt.

debi, der Tod ist wirklich ein schwieriges Thema, dazu lasse ich mich zu dieser späten Stunde lieber nicht mehr aus. Aber Deine Idee finde ich gut, denn wenn wir ehrlich sind, ist die Lebenserwartung vieler Patienten mit unserem Beschwerdebild (allgemein gesprochen) doch stark eingeschränkt. Mich würde es interessieren wie andere darüber denken oder welche Vorsorgemaßnahmen sie für den letzten Lebensabschnitt getroffen haben. Wäre auch eine Anregung für einen neuen Thread hier im Seelen-Spiegel.

Allen ein gutes Jahr 2008 mit möglichst wenigen Tiefs und ganz viel Lebensmut!

Liebe Grüße. Anja

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Re: Wo soll das noch hinführen? 24 Jan 2008 20:52 #142186

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ich kenne diese löcher,bin seit 10 jahren an der dia, ich empfehle dir ein ganz kleines buch, habe es gerade gelesen, es baute mich sehr auf. vielleicht fängst du damit mal an . es heißt: Dienstags bei Morri der Autor ist mitch albom.versuchs mal alles gute

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Hi :)