THEMA:

Hallo,

mir machte kürzlich jemand ein ganz einmaliges Kompliment: Er meinte, ich wäre ein ganz wundervoller Mensch und schickte dann die Frage hinterher, warum es gerade solche Menschen so schwer haben müssen im Leben. Dann fragte er sich noch, ob es vielleicht nicht gerade umgekehrt sei. Nämlich, dass man gerade durch solche Schicksalsschläge so wunderbar würde.
Mich hat das sehr berührt!!!
Dadurch widerum kam mir selbst folgende Frage in den Sinn: Manche Menschen haben es schwer im Leben, andere widerum machen es sich schwer. Wer von beiden hat es nun leichter?
Es leicht zu nehmen, ohne es sich zu einfach zu machen, vielleicht ist das die große Kunst des Lebens???
Das mag philosophisch klingen, hat aber eine Wahrheit wie ich finde.

Liebe Grüße
Anja

silber schrieb:

> Wer von beiden hat es nun leichter?

Kann man diese Frage beantworten? Es hängt wohl immer von den Protagonisten und deren Empfindungen ab.

rainfree

Für Menschen, die nie in Narnia waren,
ist es schwer zu verstehen,
das Dinge zur gleichen Zeit richtig
und auch falsch sein können.“

C.S. Lewis


vg
Udo

Liebe Anja,
das ist wirklich ein sehr schönes Kompliment! trag es mit Würde und Stolz! Das muss ein besonderer Mensch sein, dass er so etwas erkannt hat und es auch auszudrücken vermochte!

Tja, ob es jemand leicht oder schwer hat, liegt - ähnlich wie die Schönheit - im Auge und in der Einschätzung des Betrachters.
Jemand, der es sich schwer macht, merkt es ja oft gar nicht, sonst würde er zumindest versuchen, anders zu handeln.
Mir fallen des Öfteren Menschen auf, die nach meiner Beurteilung relativ leicht durchs Leben kommen, weil sie sich über das Leben an sich und das ganze Drumrum wenig bis gar keine Gedanken machen und so auch nicht in die Versuchung geraten, sich evtl mal selbst im Weg zu stehen. Allerdings sind das größtenteils auch Menschen, die relativ wenig Negatives in welcher Form auch immer erlebt haben oder bisher nicht viel gekämpft haben womit bzw wogegen auch immer und dies auch nicht mussten.

Ich glaube, jemand der es schwer hat im Leben, aber mit seiner ureigenen Situation für sich gut umgehen kann, der hat es doch leichter als ein anderer, der seine Situation nicht akzeptiert oder gar versucht, es sich durch zB Oberflächlichkeiten, Verdrängung etc irgenwie leicht zu machen.
Aber wer durch sein Leben gelernt hat, mit Schicksalsschlägen oder negativen Erlebnissen, wie auch immer diese geartet sein mögen, umzugehen, den wirft zwar manches zurück, aber den haut so schnell nix um.

In diesem Sinne
liebe Grüße
Susanne

Hallo rainfree,

ich denke auch, dass man diese Frage nicht beantworten kann. Jeder kann nur für sich selbst empfinden wie leicht oder schwer sein Leben ist. Das ist mit der seelischen Verfassung ähnlich wie mit den körperlichen Beschwerden. Wer ansonsten gesund ist, wird einen Durchfall schlimmer empfinden, als jemand der an einer chronischen Darmentzündung leidet. (Mir fiel grade kein besseres Beispiel ein.) Trotzdem sollte man jeden ernst nehmen in seinen Befindlichkeiten. Irgendwie möchte jeder, dass es ihm gut geht, aber jeder versteht auch etwas anderes darunter.
Möglicherweise braucht der Mensch auch immer etwas, über das er sich beklagen kann. Ohne Negativmeldungen wäre die Welt doch viel zu schön!? Würde das nicht bewirken, dass wir gleichmütig werden gegenüber dem, was uns bewegt und unser Empfinden für Freude vermindern?
Ja ja, ich mache mir so meine Gedanken, was!? :-)

Lieben Gruß
Anja

Hallo Susanne,

ich kann Deine Gedanken so nachempfinden!

Lieben Gruß
Anja

Hallo Ihr Lieben,
es ist schon Interessant wie oft andere einen sehen. die schlimmes durchgemacht haben und anscheinend erfolgreich aus diesen Sachen hervorgehen, (ohne dass jetzt negativ zu bewerten). Ich schätze dass auch wenn andere sehen dass das Leben nicht immer ganz einfach ist(ist es das überhaupt?)
Ist es nicht so, dass, wenn man erfolgreich aus schwierigen Situationen - nicht nur Krankheit - erfolgreich hervorgeht, gestärkt wird und das nächste anpacken kann?
Sicher, es gelingt nicht jeden.
Einige lassen sich gehen, andere kämpfen weiter.
Natürlich nimmt es mich mit, wenn wieder was ankommt. Es nervt, sich wieder mit einer Krankheit auseinanderzusetzen, da hat man schon mal die einen oder anderen Tränen wegzudrücken (und dass als Mann ;-)
Und dennoch geht es weiter.
Mein Motto ist mittlerweile: Wer alles immer nur schwer nimmt hat nie einen guten Tag. Sei daher positiv und denk daran: Alles wird gut.
In diesem Sinne
lg Stefan

Ja, ja, Du machst Dir so Deine Gedanken .... .
Ist aber o.k., - der Eine mehr, der Andere weniger.

Dir auch liebe Grüße - rainfree

Hallo Anja,

vor ein paar Jahren hat mir jemand gesagt er hätte jetzt Astma und sei deshalb viel kranker als ich mit meiner Dialyse. Ich war erst etwas überrascht habe dann aber zugestimmt.
Ich denke, für jeden ist die Krankheit die er gerade hat und die sein Leben verändert, die schlimmste die er sich in dem Moment vorstellen kann. Für mich ist das verständlich obwohl man Krankheiten nicht miteiander vergleichen kann.
Es kommt eben immer darauf an, wie man mit solchen Veränderungen umgehen kann.


Limo

Hallo Anja,

du schreibst

>Es leicht zu nehmen, ohne es sich zu einfach zu machen, vielleicht ist das die große Kunst des Lebens???<

Für mich ist die große Kunst des Lebens Immer einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wurde

Schönen Abend
Bärbel

Im Gegensatz zu Vielen hier die mich am liebsten in die Psychatrie schicken wollen, ist es in meinem Bekanntenkreis auch ehe so, dass sich viele wundern, dass ich nach jedem Niederschlag wieder aufstehe.

Aber ich kann mich erinnern, dass ich nach der vorletzten ShuntOP nicht mehr aufstehen wollte. Damals hate der neue Shunt gerade mal ne halbe Stunde gehalten!

Und als es letzte Woche in der Uniklinik das Terminchaos mit meinem CT gab, erwartete die Schuldige eher ein Donnerwetter von mir als mein Gelächter! Mein Ärger kam ne Stunde später, so dass ich mich bald geprügelt hätte!

Hallo

ich glaube, das Leben so zu nehmen wie es ist, und das Beste daraus zu machen, liegt in den Genen. Entweder man kann es oder nicht.

Beispiel:

Mein Mann hatte zuerst Morbus Crohn, er sagte: seinTodesurteil, dann kam Herzinsuffizienz dazu: das würde er nie überleben, seit März Niereninsuffizienz: das bringt mich um. Wartet nun auf Herz und Niere. Nun mußte er wegen einer Entzündung am Arm operiertwerden, Gipsarm: Das Schlimmste, was ihm je passiert ist. Nun Thrombose im anderen Arm: Das überlebe ich nicht. generell ist er mit 54 ein Pflegefall, egal, was er gerade hat ist der Weltuntergang. Doch es geht immer irgendwie weiter.

Fall zwei:

Ich hatte vor fünf Jahren Brustkrebs. Diagnose war grausam, aber ich wusste immer, dass ich es schaffe. Auch wenn die Chemo hart war habe ich nie den Mut verloren und meine Familie, die todtraurig darüber war, getröstet. Ich habe nie meine positive Lebenseinstellung verloren und wusste, dass ich es schaffen würde.
Und genauso sehe ich die Siuation zurzeit bei meinem Mann: Ich weiß ganz genau, wie lebensbedrohlich sein Zustand ist, aber was bringt es, darauf zu waren, dass das Schlimmste eintritt? Wenn es so sein sollte, dann kann man dann darüber trübsal blasen.

Aber ihr Lieben: WIR LEBEN JETZT und versucht dem Leben soviel positives abzugewinnen, wie eben geht, wenns auch nur ein Sonnenstrahl im Park ist.

Ich werde immer wieder gefragt, wie ich es mache, ein pflegebedürftier Mann, zwei Kinder und ein Volltimejob und ich sage immer: Ich lebe!!! und mit einer positiven Einstellung geht - fast - alles.

Genug gesagt, sorry, wenn ich euch zugelabert habe, aber das musste raus.
Euch allen alles Gute!

Beim Kardiologen im Wartezimmer klagte eine Frau stundenlang darüber, dass ihr Mann so schlecht hören kann und wartete auf mein Mitleid. Ich sagte ihr, wie schlimm das doch sei und dass die endlose Wartezeit meines Mannes auf Herz und Niere nichts dagegen wäre. Sie verlies sofort das Wartezimmer.

Ich nehme es ihr noch nicht mal übel, dass sie so geklagt hat, denn das, was man selber gerade hat, ist immer das Schlimmste.

Hallo MarionB

ich kann nicht nur jedes Wort sondern jeden Buchstaben unterschreiben.

Limo

Hallo Biene,

Hartmut Engler von PUR singt: Wir sind sterblich und vergänglich, doch hier und jetzt lebendig und nur das zählt......Den Augenblick zu schmecken, zu riechen, zu lieben, zu leben - so richtig auszukosten ist der Trick dabei.

Lieben Gruß
Anja

Hallo Anja

wie recht du hast.

Aber leider kann man diesen Trick nicht einfach lernen.

Liebe Grüße

Sabine

Hallo Sabine,

ich denke, wir müssen ihn nur wieder entdecken. Kinder können das gut - im hier und jetzt leben. Wir Erwachsenen habe es einfach verlernt. Uns schwirren tausend andere Gedanken im Kopf herum. Wir denken zurück und nach vorne, an gestern und an morgen, an das, was wir am Tag noch erledigen müssen. Aber wann sind wir in diesem Moment, ganz bei uns? Dabei ist doch dieser Moment es, den ich hautnah erlebe. Jetzt, wo ich hier schreibe! Und was bringt es, sich Sorgen um die Zukunft zu machen!? Es macht nur müde und mürbe und depressiv.
Unser Kopfkino ist so aktiv und lebendig, dass es einem ganz schwindelig wird. Diesen Spagat zu schaffen, ganz in sich aufzugehen, gelingt niemandem immer. Aber daran zu arbeiten, lohnt sich!

Viele Grüße
Anja

Super, Biene !!!
Ganz tolle Antwort - herrlich !!

Klar hast Du recht. Für den Klagenden ist sein aktuelles Leid sowieso immer das schlimmste. aber ich finde, solchen Menschen (ich meine diese Jammerlappen) tut es auch ganz gut, so ab und an auf den Boden der Realität zurück geholt zu werden.

Gruß
die gluexxhexe

Tja, was soll ich sagen...mein Mann ist am Montag verstorben.

Ich denke, es geht ihm nun wesentlich beser und hat...mal wieder...die Arbeit auf andere verteit.

sabine

Hallo sabine,

das tut mir sehr leid! So schnell kann es vorbei sein mit der Leichtigkeit des Seins.
Weißt Du, ich habe auch immer versucht, mich damit zu trösten, dass mein Mann es jetzt besser hat, nicht mehr leiden muss, als er vor 1 1/2 Jahren starb. Leiden müssen erst einmal wir, die Hinterbliebenen.
Ich hoffe Du findest den Mut, einen neuen Anfang zu wagen. Wenn sich einen Tür schließt, öffnet sich auch immer mindestens eine neue!
Ich wünsche Dir viel Kraft!

Lieben Gruß
Anja

Hey Sabine,
wir kennen uns nicht. Dennoch bin ich betroffen, wenn ich diese Zeilen lese, auch im Zusammenhang mit Deinen anderen Postings in diesem Thread.

Ich wünsche Dir Trost und die Kraft, diesen Verlust nach und nach irgend wie zu verarbeiten.

Liebe Grüße - rainfree

Hallo Sabine, das zu lesen hat mich betroffen gemacht. Wünsche dir alle Kraft der Welt um das zu meistern und irgendwann auch einen Neuanfang zu finden.


Liebe Grüße Cosima

Liebe Sabine,
ich war eben sehr erschrocken, Deine Nachricht zu lesen und hatte schon befürchtet, ich hätte auf Dein voriges Posting relativ gedankenlos geantwortet, ohne die näheren traurigen Umstände zu beachten. Aber ich hoffe, es war vorher hier wirklich nicht bekannt.

Ich empfinde aufrichtige Anteilnahme und wünsche Dir ganz viel Kraft, diesen schmerzlichen Verlust zu verarbeiten. Ich bin sicher, Dein Mann ist bei Dir und wacht über Dich und Du hast jetzt einen Schutzengel mehr an Deiner Seite.

Alles Liebe
Susanne

Liebe Sabine,

es tut mir sehr leid. Mein herzlichstes Beileid.
Gruß Thomas

Liebe Susanne

ich bin fest davon überzeugt, dass er als Schutzengel über uns wacht.

Es war mir sehr wichtig, dass unsere Kinder - 13 und 16 Jahre - von ihm Abschied nehmen konnten. Und so haben wir ihn gestern - sehr schön aufgebaht, in Jeans und Karohemd - nochmals im Krematorium besucht. Und was soll ich sagen, er hatte ein Lächeln im Gesicht. Das erste Lächeln seit fast vier Monaten. Er war erlöst von all seinen Schmerzen und Qualen.

Es war gut für uns, ihn so zu sehen, er ging in Frieden und nun können auch wir ihn in Frieden gehen lassen. Für die Kinder war es eine Erfahrung, die es ihnen leichter gemacht hat, von ihrem Papa Abschied nehmen zu können.

Es wird eine harte Zeit werden, für uns alle, aber wir alle wissen nun, dass es ihm besser geht.

Liebe Grüße

Sabine