THEMA:

Liebe DO-User,

heute frage ich im Auftrag meiner Nichte (41 J, blind aufgrund jugendlichem Diabetes Typ 1, seit März 2020 PNTx mit sehr guter Transplantatfunktion aber häufigen schweren Infektionen und Wundheilungsstörung):
Sie ist 3 x gegen Covid geimpft (Astra und 2x BionTech), hat aber auch nach der 3. Impfung keine nachweisbaren Antikörper entwickelt. Jetzt im Winter lebt sie praktisch isoliert und kommt außer zu Arztbesuchen nicht aus dem Haus; hat auch praktisch keinen Kontakt zu ihrem Bruder und seiner Frau, die sie mit versorgen.
Sie ist wegen dieser Situation sehr oft entweder depressiv oder panisch. Von ihrem Nierenzentrum (angestellte Ärzte bei Fresenius) und vom TPL-Zentrum (Tübingen) bekommt sie sehr wenig Informationen und Unterstützung. Beide lehnen eine 4. Impfung bisher ab.
.Ihre Fragen sind nun:
1) Haben Transplantierte unter euch schon eine 4. Boosterimpfung bekommen?
2) Haben Transplantierte unter euch (nach wie vielen Impfungen auch immer) Antikörper entwickelt?
3) Gibt es nach eurem Wissensstand Neues zu Medikamenten gegen Covid, die bei Transplantierten eingesetzt werden?
Für Antworten  wäre ich sehr dankbar.
Ich selbst bin übrigens seit Juni 2021 dialysepflichtig und habe 4 Covid-Impfungen erhalten (2 BionTech vor der Dialyse mit sehr wenigen Antikörpern, gute AK-Reaktion nach 3. Impfung mit BionTech, 4. Impfung mit Moderna (AK-Status noch unbekannt).
LG nephroline

Hallo nephroline

Ich bin Schweizerin und wohne in der Schweiz. Deshalb kann man die Verhältnisse und Regeln nicht immer übertragen.
Ich bin 4x geimpft und habe noch immer keine Antikörper. Ich habe mich während den ganzen 2 Jahren vorsichtig verhalten. Ich arbeite in einer kleinen Firma, habe ein eigenes Büro, aber ich pendle mit ÖV an den Arbeitsort. Im ÖV trage ich wegen Omikron jetzt eine FFP2-Maske - geht besser, als ich gedacht habe.

Ob man nach 3 oder 4 Impfungen einen Schutz hat, auch wenn man keine Antikörper "vorweisen" kann, wird immer noch erforscht bzw. es werden Daten gesammelt. Es wird vermutet / erhofft, dass auch bei Corona nicht nur die humorale (Antikörper) Immunabwehr eine Rolle spielt, sondern auch die zelluläre (v.a. T-Zellen) - laienhaft ausgedrückt.

Mein Nephrologe hat mir folgende Instruktionen gegeben:

Verdacht/Symptome > Testen/PCR > wenn positiv, sofort melden > damit blitzartig Antikörper Sotrovimab injiziert werden können. Ausserdem müsste Myfortic abgesetzt und Spiricort (Prednisolon) eingenommen werden.

Ob / welches Vorgehen von den Nephrologen gewählt werden, die für einen zuständig sind, kann sehr unterschiedlich sein. In Deutschland wird das anders gehandhabt, als in der Schweiz. Schon in der Schweiz wird das von den Zentren verschieden gehandhabt. Was wird verimpft (ich habe 3x Biotech und 1x Moderna bekommen, bei letzterer während einer 3.5tägigen Myfortic-Pause), wie geht man vor, wenn ein Transplantierter corona-positiv ist, was macht man bei Dialysepatienten?
Und ja, es gibt verschiedene Medikamente, die bei bei Covid-infizierten Transplantierten eingesetzt werden. Auch da wird noch Erfahrung / werden noch Daten gesammelt, was bei wem unter welchen Umständen am besten wirkt.

Liebe Grüsse Kohana, auch an deine Nichte

PS: 2 Links zur zellulären Immunantwort, wens interessiert - August 2021 - Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg und August 21 - Medizinische Universität Wien

Hallo nephroline,
Bin 3x mit Biontech geimpft und habe gleich nach 1. Impfung AK entwickelt.
Nehme täglich 1g Advagraph und 2x 500mg Cellcept
jeden 2. Tag 2,5g Prednisolon.
Den 4. Piks werde ich mir wohl demnächst auch holen.
Alles Gute für Dich und Deine Nichte

Hallo Nephroline,
ich bin inzwischen 5x geimpft (3 x BionTech, 2 x Moderna, 5. Impfung war Moderna in Doppeldosis).
Nach der 2. Impfung (April 2021) hatte ich prima Antikörper, vermutlich weil ich Imurek nehme und kein Cellcept / Myfortic. Deshalb durfte ich nach einem halben Jahr Fernunterricht wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren (bin Lehrerin, was du evtl. noch weißt, wir hatten vor langer Zeit mal Kontakt per Mail).
Ende Juli waren keine Antikörper mehr nachweisbar, deshalb 3. Impfung im August. Danach wieder prima Antikörper, aber immer noch keine T-Zell-Reaktion, deshalb 4. Impfung Ende November. Danach hatte ich Antikörper und endlich auch eine Reaktion der T-Zellen (Impfgedächtnis).
Impfung 5 habe ich Mitte Januar bekommen, weil die Antikörper weniger wurden und ich nach wie vor in der Schule bin. Habe täglich bis zu 100 Kontakte, der Großteil meiner Schüler ist leider immer noch ungeimpft. Vielen Schülern ist die Pandemie inzwischen egal: kein Abstand, Essen und Getränke werden geteilt, ständig ermahnen wir wegen Masken am Kinn oder unter der Nase. Omikron rauscht durch, die geplante Durchseuchung klappt super. Inzwischen infizieren sich bei uns leider auch die Geboosterten, auf Schüler- und Lehrerseite. Meine Kollegen und ich lüften tapfer dagegen an und hoffen, dass wir die nächsten Wochen heil überstehen.

Liebe Grüße und passt gut auf euch auf
Sonnenschein

 

Hallo zusammen,
ich wurde 2007 in München, Rechts der Isar transplantiert. Ich wurde 2 mal mit Astra und das dritte Mal mit Biontec geimpft.Nach der Boosterimpfung im November 21 machte mein Nephrologe einen Antikörpertest, der nach seiner Aussage für eine Transplantierte erstaunlich hoch ausfiel. Trotzdem erwischte mich Mitte Januar das Omikron-Virus. Ich hatte einen milden Verlauf ( nur Schnupfen und Husten), was ich wahrscheinlich den Impfungen zu verdanken habe. Da ich ausreichend Antikörper hatte, wurde nach Rücksprache mit meinem Transplantationszentrum die Immunsuppression nicht verändert ( 1,5 Advagraf und 750 mg Cellcept).  Nach 10 Tagen war ich wieder negativ und mir geht es weiterhin gut. Am Dienstag hatte ich meinen letzten Kontolltermin im Nierenzentrum und erfahre heute die Ergebnisse. Mein Krea bewegt sich seit Jahren zwischen 0,9 und 1,1 und ich hoffe, dass dies auch so geblieben ist.
Viele Grüße aus dem kalten, windigen Ingolstadt 

Hallo Nephroline,

habe das schon woanders geschrieben, aber für Deine Nichte...Es gibt ja inzwischen von der Stiko schon eine Empfehlung zur 4. Impfung für uns, dass erleichtert es vielleicht etwas. Die Charité hat von Ihren Transplantierten Antikörper gemessen, schon vor Monaten und entsprechend bereits vor Stikoempfehlungen 3. bzw. 4. Impfungen(inzwischen wohl ggf. auch 5. oder 6., aber das habe ich nur gehört) angeboten. Ich hatte nach der 3. Impfung nur grenzwertig Antikörper. Da ich sehr stabil bin und meine Nierenwerte sehr gut sind, empfahl man mir vor der 4. Impfung Myfenax (Cellsept, Myfortic) zu halbieren. Ich habe jetzt nach 3 Monaten gut Antikörper. Geschadet hat das Reduzieren meiner Niere nicht.  Wenn Tübingen nicht impft, kann man jetzt nach der Stikoempfehlung vielleicht auch den Hausarzt wegen der 4. Impfung befragen. Allerdings reduzieren würde ich die Immunis nur in Absprache mit Nephrologen, die Deine Nichte gut kennen. 

Viele liebe Grüße
Hati