THEMA:

Hallo liebe Mitglieder,

habe mich gerade hier angemeldet, weil ich Angst habe und hoffe, dass mir jmd. helfen kann. Bin seit 11 Jahren nierentransplantiert und habe gestern Abend meine Medis 3 Std. zu spät eingenommen. Hat jmd. Erfahrung, muss ich mir Sorgen über eine Abstoßung machen? Heute Morgen habe ich sie zur normalen Uhrzeit wieder eingenommen. Hätte ich sie vielleicht später einnehmen sollen, so, wie ich es bei Übergang von Sommer auf Winter tue? Über Ihre Meinung wäre ich dankbar.

Danke sehr!
Mariela

Hallo Mariela,

Bei schlampiger Medikamenten-Einnahme nach sovielen Jahren TX passiert erst einmal garnichts und eine akute Abstoßungsreaktion ist auch unwahrscheinlich.
Aber jeder TX-Patient hat das Risiko, dass die Niere vom Immunsystem erkannt wird und speziell Antikörper gegen das TX-Organ ausbildet.
Eine Reaktion die im Gedächtnis vom Immunsystem bleibt wie eine Impfung, Antikörper die sich laufend nachbilden und sich gezielt gegen die Spenderniere richten, da ist das Organ dann nach wenigen Jahren kaputt.

Je genauer du deine Medikamente einimmst umso besser versteckst du die körperfremden Antigene deines Transplants vor deinem Immunsystem.

Warnzeichen wären Blut und Eiweiß im Harn und erhöhte Entzündungswerte. Aber wenn solche Antikörper erst einmal da sind, wird man die nicht wieder los.
Bei einmaligem Vergessen nach sovielen Jahren ist das aber unwahrscheinlich, die Chance liegt wohl bei Gefühlte 1 zu 1000.

Wäre aber trotzdem eine gute Gelegenheit malwieder beim Arzt den Medikamentenspiegel und die Entzündungswerte überprüfen zu lassen, ob du auch gut eingestellt bist.

lg
Chris

Hi Mariela,
Ich mach kürzer als Christian, was er erklärt hat stimmt alles. 
Aber, für deinen Fall (ich bin jedoch kein Arzt): 
Mach dir keine Sorgen, da passiert überhaupt nix wegen 3 Stunden. 
Du hättest am nächsten Tag etwas später einnehmen können, aber zur normalen Zeit ist auch ok. 
Ich würde da nicht mal nachprüfen lassen, du hast sie ja genommen. 
Bleib ruhig, für die niere ist selbst gemachter stress schlimmer als 1 x Tabletten etwas zu spät. 
Grüße paul
​​​​​
 

Hallo Mariela,
wenn dir das in 11 Jahren das erste Mal passiert ist: Respekt!!!! Du hast alles richtig gemacht, mache dir keine Sorgen. Der Beitrag von Christian stammt von einem, der nicht transplantiert ist und sein Wissen aus dem Netz hat.
Ich bin seit 23 Jahren TX und auch mir ist das schon passiert. Ich achte dann in den Folge-Wochen und Monaten sehr genau auf regelmäßige Einnahme.
Liebe Grüße
Bärbel

Hallo Mariella,

dIe Faustregel für vergessene Einnahme von Immunsuppressiva:
Fällt es in der ersten Hälfte des Intervalls zwischen zwei Einnahmen auf: Tabletten nachträglich nehmen. Fällt es in der zweiten Hälfte auf, Tabletten nicht mehr nehmen.
Danach im normalen Rhythmus zu normalen Zeiten weitermachen.

Ich schließe mich Bärbel an: Lob und Anerkennung, wenn das nach 11 Jahren das erste Mal war!

Ich danke Allen für die schnellen und tröstenden Antworten! Ja, achte sehr darauf, die Medis pünktlich einzunehmen, deswegen ärgert es mich nun umso mehr und verstehe es nicht, sie nun derart vergessen zu haben Aber ich versuche mich nun zu beruhigen und suche ansonsten auch den Doc auf. Jedenfalls vielen, vielen Dank an Alle! Ach so, @Anja: wo erfährt man das mit der Faustregel für die Medikamenteneinnahme? Bin ja doch schon länger transplantiert und habe davon noch nicht gehört, was aber doch schon beruhigend wäre, wenn es allg. kommuniziert worden wäre. Danke nochmal

Also ich habe diese Faustregel bei der Reha direkt nach der Tx gehört. 

Kommt sicherlich drauf an, ob man einmal oder zweimal täglich einnimmt. Bei uns ist es Envarsus. Wenn ich mir unsicher wäre würde ich im Zweifel beim Nephrologen oder Transplantationszentrum nachfragen. Wir tasten uns z.B. vor dem Urlaub bei Zeitverschiebung (USA 6 bzw. 9 Stunden) im 2-Stunden Rhythmus an die Zeit im Urlaubsland ran, damit der Abstand maximal zwischen 22 und 26 Stunden liegt. Das hatten wir seinerzeit mit dem Transplantationszentrum so abgesprochen und die fanden das sehr gut.
Beim Vergessen über mehrere Stunden würde ich es genauso machen, einnehmen  und dann im 2 Stunden  Rhythmus wieder an die ursprüngliche Zeit rantasten. Ich denke, es ist besser 36 Stunden ohne Einnahme als 48.

Schauerpower schrieb:

Kommt sicherlich drauf an, ob man einmal oder zweimal täglich einnimmt. 

Wenn ich etwas einmal täglich einnehme, habe ich ein Einnahmeintervall von 24 Stunden.
Wenn ich etwas zweimal täglich einnehme, habe ich ein Einnahmeintervall von 12 Stunden.
Wenn ich etwas dreimal täglich einnehme, habe ich ein Einnahmeintervall von 8 Stunden.
etc.
pp.
und
so
weiter

Für ausnahmelos ALLE Fälle ist die Faustformel anwendbar.

Zeitverschiebungen sind ein anderes Thema. Medikamente, die synchron des körpereigenen circadianen Rhythmus eingenommen werden, sollten der Verschiebung dieses Rhythmus angepasst werden, z.B. Cortison oder Insulin; bei Cortison ist das Ignorieren nicht zielführend, bei Insulin gefährlich.
Bei Immunsuppressiva ist diese Abhängigkeit von circadianen Hormonausschättungen nicht vorhanden und das  relevante ist ein Sicherherstellen, dass man niemals mit dem Medikamentenspiegel unter den Talspiegel rutscht, aber auch keine Überdosierung riskiert.

 

Ja, will kein Besserwisser sein, dazu ist das Thema zu ernst. Aber ich denke es ging um die Immunsuppressiva. Dazu schreibst Du ja selbst, dass es um den Talspiegel geht. Der ist bei meinem Beispiel nach 48 Stunden sicherlich niedriger als nach 37. Deshalb ist diese Faustformel sicherlich nicht für alle Fälle empfehlenswert.  Dies gilt auch für etc. ppp.bei 2 oder dreimaliger Einnahme.
Bei Unsicherheit würde ich im Transplantationszentrum anrufen und mich nicht auf irgendwelche Aussagen im Forum oder Zurufe bei der Reha verlassen. Dies war zumindest für die Empfehlung in der Anfangszeit.