Ich hatte bisher angenommen, dass präemptive Transplantation (die Transplantation mit Lebendspende erfolgt beim/direkt vor dem Eintreten der Dialysepflicht) sei in Deutschland nicht erlaubt. Da habe ich mich wohl getäuscht oder es hat sich etwas im Gesetz geändert. Ich (Schweizerin) hatte eine präemptive Transplantation / Lebendspende, was in der Schweiz beim Eintreten der Dialysepflicht erlaubt ist.
Es ist auf jeden Fall die optimale Lösung d.h. bedeutet die beste Prognose bezüglich Überleben des Organs und des Empfängers. Eine Dialyse ist immer eine Belastung für den Körper - die Dialyse kann die Funktion einer gesunden Niere nicht vollständig ersetzen und der Körper nimmt über die Jahre mehr und mehr Schaden.
Bei der Lebendspende ist eines der obersten Prinzipien, dass der Spender nicht gefährdet werden darf. Beim Spender gibt es natürlich das Operationsrisiko und die Unwägbarkeiten des Lebens, d.h. der Spender kann im schlimmsten Fall selbst dialysepflichtig werden, wenn die verbleibende Niere durch einen Unglücksfall oder eine Krankheit Schaden nimmt.
Deshalb wird der Spender ja auch "auf Herz und Nieren" untersucht. Die Technische Universität München hat auf der Webseite ein Dokument zur Information von Lebensspender und dem Emfpänger. Dort steht betreffend "gesundheitliche Voraussetzungen des Spenders" folgendes
Unabdingbare Voraussetzung für eine Nierenspende sind zwei gesunde Nieren, ein gesundes Herz, gesunde Gefäße, ein normaler oder medikamentös gut eingestellter Blutdruck und der Ausschluss einer mit Medikamenten behandelten Zuckerkrankheit. Auch eine schwere nicht einstellbare Depression sowie nicht behandelbare psychische Erkrankungen schließen die Organspende aus. Ein früheres Tumorleiden muss als geheilt eingestuft worden sein, was je nach Tumorerkrankung und Stadium zumeist nach einem wenigstens 2-5-jährigen tumorfreien Verlauf angenommen werden kann. Ein Übergewicht sollte vor der Operation reduziert werden. Eine Reihe von Gesundheitsuntersuchungen, die einer großen Vorsorgeuntersuchung entsprechen, werden hierfür beim Spender durchgeführt, um sie oder ihn im wahrsten Sinne des Wortes "auf Leib und Nieren zu prüfen".
Quelle
Diese Bedingungen können von Transplantationszentrum zu Transplantationszentrum etwas variieren. Das ist in der Schweiz auch so.
Die psychische Komponente darf man nicht unterschätzen. Es muss für Spender und Empfänger "stimmen". In der Schweiz gehört zur Abklärung einer Lebendspende deshalb ein Gespräch mit einem Psychologen oder einem Psychiater. In der Schweiz gibt es auch ein Dokument zur Information von Lebenspender und dem Emfpänger. Darin steht zum Thema "mögliche psychische Probleme" folgendes:
Kann die Spende psychische Probleme auslösen?
Jede Etappe der Spende hat ihre psychologischen Klippen, die es nach Möglichkeit zu umfahren gilt. Für die Phase vor der Transplantation, bei der es um die Zustimmung zur Lebendspende geht, seien 3 Ratschläge gegeben:
1) Wer sich zur Nierenspende für ein Geschwister, eine/n Lebenspartner/in, ein Kind etc. verpflichtet fühlt, aber eigentlich nicht spenden möchte, sollte das dem Transplantationsteam mitteilen. Dafür muss man sich weder schämen, noch braucht es lange Begründungen. Es gibt Lösungsmöglichkeiten für diesen Fall.
2) Die Organspende ist kein empfehlenswerter Weg, um eine zerrüttete Beziehung zwischen Spender und Empfänger zu kitten. Wer in dieser Hoffnung ein Organ spendet, kann später schwer enttäuscht werden.
3) Wer einem Geschwister oder anderen Verwandten eine Niere spenden möchte, sollte dies unbedingt mit dem/r Lebenspartner/in vor der Zustim29 mung gründlich besprechen. Es können sonst unangenehme Konflikte folgen: wenn z. B. ein Mann seiner Schwester eine Niere spenden möchte, aber seine Frau die Schwägerin nicht ausstehen kann und schon gar nicht die Gesundheit ihres Mannes zugunsten der Schwägerin gefährdet sehen möchte. Eine Lebendspende zwischen Geschwistern ist psychologisch delikater als zwischen Lebenspartnern.
In der Zeit unmittelbar nach der Operation tauchen neue Probleme auf:
Wird der Spender im gleichen Zimmer untergebracht wie der Nierenempfänger, können Angstgefühle auf beiden Seiten entstehen, vor allem wenn bei einem der beiden Probleme auftreten. Werden Spender und Empfänger getrennt untergebracht, was wahrscheinlich die bessere Lösung ist, verspüren viele Spender erstmals schmerzlich, wie das Zentrum des Interesses plötzlich nicht mehr bei ihnen liegt. Die Ärzte besuchen mehrfach täglich den Nierenempfänger. «Das ist gut so, aber um mich kümmern sie sich kaum, das ist weniger gut», geben betroffene Spender zum Teil an.
Eine Depression kann plötzlich und unerwartet kurz nach der Spende eintreten, obwohl die Transplantation glücklich verlaufen ist. Der unerwartete Stimmungseinbruch ist vergleichbar mit der Depression im Kindbett nach geglückter Geburt, nach der man sich eigentlich nur freuen sollte. Glücklicherweise ist die Depression kurz nach Spende ein vorübergehender Zustand, meist nur wenige Tage anhaltend, selten Wochen. Depression kurz nach Spende ist kein häufiges Phänomen. Sie wurde bei 6 von 393 Spendern des Lebendspenderregisters beobachtet (1.5%).
Im späteren Verlauf ist das psychische Wohlbefinden von Spendern in der Regel gut. Für jene Spender, bei denen dies nicht zutrifft, gibt es meist sehr nahe liegende Gründe: z. B. den Verlust der gespendeten Niere oder Probleme beim Nierenempfänger, mit denen man als Spender nicht gerechnet hat – im schlimmsten Fall der Tod des Empfängers. Bei Problemen bietet häufig das Gespräch mit anderen Lebendspendern Hilfe.
Liebe Grüsse Kohana