THEMA:

Hallo,

warum denn immer soweit weg ?? Warum nicht mal zuhause bleiben? Oder macht Urlaub dumm wie G. Gerken immer sagt ?

Burkhard Müller-Ullrich
09.08.2009
Bericht aus Balkonien
Der Reiseführer für Dableiber
Mehr Tipps und Tiefsinn in meinem soeben erschienenen Marco-Polo-Band
Balkonien
Dieses Jahr also nicht Balkan, sondern Balkon. Das ist ohne Zweifel
einer der schönsten Urlaubsorte auf der Welt. Ein Ort, an dem man sich
wirklich zuhause fühlen kann. Wo man keine Sprachprobleme hat. Ein
Ort, der leicht erreichbar ist und doch nicht überlaufen. Extravagant,
aber erschwinglich. Große Dichter wie Goethe (Warum in die Ferne
schweifen?) oder Benn (Ach, vergeblich das Fahren) waren genau
derselben Meinung, sie kannten bloß noch nicht das Wort Balkonien!
Inzwischen steht es sogar im Duden.
Balkonien ist ein Land der Blick-Beziehungen, denn jede Nachbarschaft
ist ein Beobachtungs-Konsortium, und Balkone sind die wichtigsten
Kommunikationsschnittstellen der Gebäude. Hier geht es um Sehen und
Gesehenwerden: Manche Menschen halten mit Ferngläsern Ausschau nach
Mond und Sternen, andere zeigen sich gern nackt. Der Balkon ist
Ausguck und Bühne zugleich, er ist Ruhezone, Partymeile, Grillstube,
Kinderparadies und Naturreservat in einem.
Natürlich spielen Blumen eine wesentliche Rolle: Der Balkon ist ein
Garten ohne Rasen. Aber weil er ein Hängender Garten ist, hat er auch
etwas Abenteuerliches: ein bißchen Höhenschwindel gehört einfach dazu.
Der Balkon ist ein grandioser Kompromiß aus Stadt und Land,
Geselligkeit und Zurückgezogenheit, Normalität und Ausnahmezustand.
Das Ferienmachen läßt sich auf Balkonien nahtlos in den Alltag
integrieren, denn in höchstens dreißig Sekunden hat man von jedem
Punkt der Wohnung aus sein Urlaubsziel erreicht. Wenn man dann das
Radio einschaltet und die Staumeldungen anhört, überkommt einen das
Glücksgefühl vollendeter Entspannung.
Im Übrigen aber steht das Ferienangebot dem sonst Gewohnten in keiner
Weise nach. Familienurlaub, Bildungsurlaub, Wellnesstage - auf
Balkonien ist alles inklusive, denn Miete oder Hausgeld zahlt man
sowieso, und Essen kaufen muß man gewöhnlich auch.
Auch die Unterhaltungsmöglichkeiten enttäuschen nicht: Man kann auf
Balkonien sämtliche Fernsehprogramme sehen, die man auch sonst
empfängt, und zwar wahlweise mit dem eigenen Apparat oder auf einem
Bildschirm in der Wohnung gegenüber. Oder man kann die
Live-Übertragung eines Ehekrachs auf einem anderen Balkon verfolgen -
ein packendes Sozialdrama mit überzeugend wirkenden Laiendarstellern.
Und selbst wer etwas in der Art erotischer Bezahl-Kanäle sucht, wird
mit einem Feldstecher im Viertel fündig.
Vorausgesetzt, die Nachbarn qualmen einen nicht mit ihrem Grill
vollkommen zu. Immerhin tragen sie dadurch zur Klimaerwärmung bei, und
die kommt natürlich allen auf Balkonien zugute.

Weil ich eh das ganze Jahr daheim bin und täglich auf Balkonien oder rüber ins Freibad gehen kann - da ist es ganz angenehm mal so einige Zeit woanders zu sein, andere Leute, ja andere Menschen zu treffen, einen Strand zu genießen, Sterne zu bewundern, die ich hier nicht sehen kann. Ja was anderes essen, obwohl man hier durchaus türkische Küche bekommen könnte!

Aber auch eine andere Dilalyse zu erleben, andere Pflege als daheim die mein Medikamentenkonsum wunderbar beeinflusst und mein Gewicht reduziert!

Andere Bilder aufzunehmen, Eindrücke zu sammeln die ich hier nie bekommen würde!

Reichen die Gründe?
Ach ja, Kraft zu tanken für die TX im Frühjahr ...was ich hier kaum schaffen würde!

Werner

Große Dichter, so auch Goethe, und alle bekannten Philosophen, reisten weltweit. Hat dann nicht Balkonien und Reisen etwas mit Leben und Geist zu tun? - Selbst von der kleinsten Reise bringt der Mensch Beobachtungen und Erfahrungen mit und revidiert Vorurteile - (Papst Pius XII)
In der Klassik scheint Burkhard Müller-Ullrich etwas Nachholebedarf zu haben.
- Reisen sind niemals so schön gewesen, wie sie in den Augenblicken des Heimkommens sind - (E. Kästner)
Ja und erst dann ist Balkonien dran.

Viel Spaß bei Beiden wünscht Raja

Liebe Raja,

und was ist mit Kant ???? Aber das muß jetzt nicht weiter ausgeführt werden, ich fand ja auch nur den Artikel erfrischend.

einen schönen Abend wünscht Peter

Hallo KNUTPETER,

den Artikel fand ich ja auch nett, bin nur der Meinung, daß Balkonien der Lohn der Reise ist.
Oh ja Kant, hast mich erwischt, war ein Stubenhocker, und trotzdem frage ich mich, woher stammt sein Wissen über Charaktere, Religion, Moral usw? Aber er sagt auch - Unmittelbares Interesse an der Schönheit der Natur zu nehmen, ist jederzeit ein Kennzeichen einer guten Seele -

In diesem Sinne
wünsch Dir auch einen guten Abend Raja

Und wie ist es bei Dir auf Balkonien? Oder machst Du Urlaub einmal der der Südwest-Ecke und dann wieder in der Nord-Ost-Ecke? Frühstück bei augehender Sonne, Abendessen bei aufgehenden Mond? Was sollte nun der Beitrag, die Dialysepatienten von Reisen ab zu halten? Und wenn einer keinen Balkon hat, was dann? Nur mal meine Gedanken dazu. Ich sitze gerade auf der Terrasse und setze mich den surrenden Schnacken aus, von denen schöne Grüße, vom schreibenden Opfer, Albertine

Hallo Raja,

falls es Dich interessiert, Enzensberger hat ein sehr kluges Essy 1958 über die
Theorie des Reisesgeschrieben, berühmt und heute noch aktuell. Die

Arbeit

vG Peter

Danke für den Tip, aber Enzensberger ist mir zu neuzeitlich. Da les ich lieber Aphorismen vorheriger Epochen, finde ich tiefgründiger.

Schönes WE wünscht Raja

Nach meinem Tod habe ich genug Zeit dazu daheim zu bleiben.
kaimana

Ja, alle haben eben nur das eine Ziel, dabei kann das Leben doch so schön sein.

Und weil das Leben so schön ist, LEBE ich es aus und lebe nicht auf dem Balkon. Die Dialyse ist für mich kein Grund daheim zu bleiben.
kaimana

Danke Kaimana, das ist auch meine Meinung und Du weißt, wenn ich kann, fliege ich auch in der Welt umher, da man einfach andere Kulturen, andere Sprachen usw. kennen lernt, und wie heißt es so schön der sollte mal über seinen Tellerrand rausschauen und nicht nur die Dialyse im Kopf haben, sonst werden aus den Augen noch Kapillaren. Gute Nacht Albertine

Es gibt viele Menschen, die aus irgendwelchen Gründen einfach nicht reisen können. Für sie ist die große Welt Balkonien oder Gartenien, und diese Reisen bieten ihnen Erfüllung. Andere reisen in tolle Hotels, möglichst AI, und sagen hinterher, ich war in Spanien. Waren sie nicht! Sie haben weder Land noch Leute kennen gelernt.
Ich möchte nicht einen Tag missen, den ich mit Rucksack in vielen Ländern viele Menschen kennen gelernt habe, ihre Freuden, ihr Leid gesehen habe, aber auch wunderschöne Natur. Und gerade deshalb mache ich CAPD! Leider nicht mehr mit dem Rucksack (wegen der vielen Beutel) aber ein Auto vor Ort hilft weiter.
Reisen bildet nun mal, und die Gesprächsthemen hinterher sind nicht Blümchen, sondern weltoffene Fragen.
Ich wünsche allen Diapatienten etwas Mut zum Reisen, danach hat man wieder sehr viel Kraft für die manchmal nicht sehr schönen Dinge des Lebens.
Einfach nur mal so meine Gedanken.
Viele Grüße Raja

Zu den AI Hotels sage ich mir immer igitt. Ich lebe ja auf Teneriffa und beobachte wie viele nichts mehr ausserhalb des Hotels zu sich nehmen.

Ich habe aber auch oft damit Erfolg, unsere Dialysegäste zum Essen ausserhalb des Hotels zu verführen. Meist fahre ich mit ihnen in abgelegene Gasthäuser in den Bergen oder zu wirklich einheimische Fischlokale. Dann sehen diese Besucher auch mal etwas, ausserhalb des Hotels.

Ich habe auf meinen Reisen immer alles mögliche, oft auch von Strassenständen in Asien gegessen, und bin nie krank geworden.
Auch Urlaub machen und geniessen muss gelernt sein.

Was ich hier immer wieder beobachte ist, wie die Gäste an der Dialyse hier wieder aufblühen. Sie beginnen wieder zu leben und sich am Leben zu erfreuen und vergessen es, die Dialyse zum Lebensmittelpunkt zu machen. Sie Essen und Trinken, ohne nur an Kalium, Phosphat und ans Gewicht zu denken. SIE LEBEN plötzlich wieder!
kaimana

Hallo Raja, Du hast voll recht in Deinen Ausführungen, es geht hier nicht um das wie man reist, habe mich mit dem Fliegen nur wie man halt so sagt Um die Welt fliegen ausgedrückt, nur wollte ich da auch sagen, dass man als Diapatient eben reisen kann und soll, wenn es geht (bei mir geht es leider überhaupt nicht mehr ). Ich zehre nun von meinen Reisen und kann mich in manch schlechter Stimmung wieder daran erfreuen, dass ich es gemacht habe und schaue mir die Bilder wieder an, dann geht es mir wieder besser. Sicher, nicht jeder kann verreisen, aber wenn es geht , dann soll man. Es war in der späten Nacht des Beitrages vielleicht etwas unglücklich formuliert. Nur bin ich nicht conform mit Peters Beitrag. Und Kaimanas Beitrag stimme ich auch voll zu. Viele Grüße Albertine

Hallo albertine,

natürlich stimme ich den Ausführungen von Raja und kaimana völlig zu.

Bisher habe ich zu diesem Thema mein Meinung doch gar nicht geäussert.

Ich hatte einen Artikel hier rein gestellt der das Thema mal von einer anderen Seite betrachtet und dann Enzensberger der es mehr soziologisch-intellektuell gesehen hat.

Fragt ihr Euch nie: warum bin ich glücklich wenn ich verreise, wie kann ich dieses Gefühl abrufen (Du hast es ja jetzt beschrieben) und sucht nach Antworten ?

vG Peter

Mir ist es piepegal was ein Enzensberger und Co. wollen oder anstreben. Ich lebe für mich, und nicht für Studien, Ausforschungen etc. Man muss nicht alles, was wer wo veröffentlicht lesen. Dazu ist das Leben zu schön, um es mit zu viel Lesen zu vertun.
kaimana

Lesen schon.

Zum Beispiel, im Urlaub am Strand dass neue Buch von Dan Brown, auf das ich schon sehnsüchtig warte.

[cool][cool]

na--nun haben wirs ja doch alle gelesen [lol][lol][lol]---toll für alle,die täglich auf ihrem liebevoll hergerichteten balkon ein gewisses urlaubsfeeling entwickeln können !!!!!und das noch toppen bei ab und an einer schönen urlausreise !!!

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auf einen fehler in dem artikel muß ich noch hinweisen : olle goethe war ein weit gereister !!!!

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und ich zumindest kann mir auch im urlaub nicht leisten,kalium,phosphat und wasserhaushalt total aus den augen zu verlieren,dann geht es mir zumindest am 2.diafreien tag recht übel,was die freuden erheblich trübt.....lg taffi

Hallo KNUTPETER,
warum ich auf Reisen glücklicher bin, kann ich Dir leider auch nicht beantworten. Vielleicht ist es nur der Tapetenwechsel, vielleicht schüttet aber auch der Körper bei anderen Eindrücken vermehrt Hormone aus. Ich bin kein Arzt, ich habs nur registriert. Mir und meinem krebskranken Mann hat es jedenfalls immer sehr gut getan.
Viele Grüße Raja

Hallo taffi,

keiner hat gesagt, Du sollst Kalium und Phosphat futtern, daß das Maschinchen am nächsten Tag die Augen verdreht. Jeder vernünftige Diapatient kennt seine Grenzen, auch im Urlaub. Hier geht es doch um die Wirkung des seelischen Aufrechtganges nach einer Reise oder auf Balkonien. Wir sind in der Rubrik Urlaub/Reisen, da kann man doch auch mal seine Erfahrungen zur Wirkung von Urlaub austauschen. Rund 5300 Einträge hier beweisen, daß nicht nur drei User den Urlaub zum aufbauen nutzen.

Übrigens, daß Goethe weit gereist und dort auch seine schönsten Bücher entstanden sind, hab ich schon in meinem ersten thread geschrieben.

Gruß Raja

Kaimana schrieb, auch Urlaub machen und genießen muß gelernt sein.

Dazu fällt mir spontan was ein:

Vergnügungsreisen müssen nicht immer erholsam sein,
Erholungsreisen können recht vergnüglich sein,
sofern man es versteht,
sich beim Erholen zu vergnügen,
statt beim Vergnügen sich erholen zu wollen.
Sprach der alte Knigge

Viele Grüße Raja

genau meine Meinung [cool]

mußt du schon richtig lesen,bevor du hier was angeblich nicht gesehen hast,Raja--1....mir ging es um die zeilen : Sie Essen und Trinken, ohne nur an Kalium, Phosphat und ans Gewicht zu denken. SIE LEBEN plötzlich wieder!..........--!!----aber die dran denken müssen,leben auch noch,ein bißchen eingeschränkt allerdings,zumindest was das essen betrifft...2...goethe war ein reisender,der auch das schöne in der nähe gern gesehen hat,nichts anderes wollte ich eigentlich in meinem beitrag ausdrücken !! lg taffi

Ja aber hallo,
was habe ich da angeblich nicht gesehen?
Und wenn Du die Zeilen von Kaimana beantwortest, mußt Du nicht in der Ich-Form schreiben.
Und wenn Du bei Goethe die Nähe meinst, dann schreibs doch so.
Und wenn Du schreibst, daß Du auf Kalium und Phosphat auch im Urlaub achtest, dann gehörst Du doch zu den vernünftigen Diapatienten. Wozu dann die Aufregung?
Mehr schreib ich dazu nicht, ist nicht mein Stil.
Raja

@taffi: ich hatte das Wort nur mit Absicht reingebracht. Aber im Urlaub sind die meisten Dialysegäste hier etwas befreiter. Und obwohl sie sich mehr leckeres gönnen, ist das Kalium ok! Sie leben im Urlaub stressfreier und blühen einfach auf. Ich habe nicht gesagt, dass die gar nicht drauf achten, aber sie merken, dass es neben der Dialyse auch noch ein Leben gibt.
Viele können sich oft im Laufe des Urlaubs besser bewegen als davor.
Kaimana

wer bitte regt sich denn hier auf [schock][schock][schock]???das wollen wir doch wirklich nicht bei so einem schönen thema wie es der urlaub ist [augenroll]lg taffi

Liebe Raja, wieder genau das, was ich auch immer empfunden habe und bis heute auch viel durchgemacht habe, aber Urlaub hat mich immer wieder auf die Füße gebracht und ich habe es auch noch Monate danach genoßen. Es waren einfach die neuen Eindrücke, das andere Klima, das Aenteuer .de anderen Menschen, einfach alles. Ich glaube dass unser Gehirn da etwas anderes enpfindet und Glückshormone aussendet. Jetzt denke nur mal an einen schneeweißen Sandstrand mit Palmen, das Meer rauscht die Wellen umspielen Deine Füße und die Sonne geht blutrot unter ... .... oder Du spazierst über den Einheimischen Markt, riechst die Gewürze, siehst die verschleierten Frauen, genießt
die Stille und Kühle einer abseits gelegenen Moschee .... so etwas vergißt man einfach nie, aber die Schmerzen nach dem Darmdurchbruch, der monatelange Krankenhausaufenthalt, das habe ich fast vergessen. Gute Nacht Albertine

Ich bewunders Albertine, die trotz ihrer Behinderung und Dialyse soviel aus ihrem Leben macht. Abschalten vom Alltag, vom Beruf und Stress, wieder Kräfte sammeln und verbrauchte Energien zurück gewinnen, sind Gründe für mich Urlaub zu machen. Außerdem, als Dialysepatient an Orte Urlaub zu machen, von denen man träumt und an die man niemals im Leben gedacht hat, jemals dorthin zu kommen, stärkt das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl. Hätte mir vor 10 Jahren jemand gesagt, Du stehst einmal vor den Pyramiden von Gizeh, machst eine Fotosafari durch den Krüger-Nationalpark, fliegst mit dem Helicopter durch den Grand Canon, besichtigst oder liegst am Strand der Barcadi-Insel in der Dominikanischen Republik, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Diese Erinnerungen an diese schöne Zeiten helfen mir schlechte Zeiten zu vergessen.
Wenn ich es mir gesundheitlich nicht mehr zumuten kann, ins Ausland zu fahren, dann werde ich meinen Urlaub in unserem schönen Land oder auf Balkonien verbringen.

Eine Reise ist wie ein Trunk aus der Quelle des Lebens.
Friedrich Hebbel (1813 - 1863)

Hallo Spider,

nun habe ich ein kleines Problem.

Dazu ist das Leben zu schön, um es mit zu viel Lesen zu vertun schreibt kaimana.

Das kann von mir aus jeder so sehen wie er will. Ich habe bisher immer gedacht reisen und lesen habe gemeinsam, dass sie einem die Augen für die Welt öffnen ?

Für die Welt der Sinne und des Geistes. Geht es beim reisen wie beim lesen nicht um die Fragen der Neugierde : „Wie ist es dazu gekommen, dass wir so denken, fühlen, reden und leben ? Wer sind wir ? Was ist unser Ich ? Werden wir gemacht ?

Es drückt sich in der Fähigkeit aus, die eigene Kultur aus einer gewissen Distanz zu betrachten und ihr gegenüber eine ironische und spielerische Einstellung einzunehmen auch der Krankheit gegenüber.

Das heißt nicht: sich nicht zur eigenen Lebensform zu bekennen.

Es heißt nur, von dem naiven und arroganten Gedanken abzurücken, die eigene Lebensform sei einem angeblichen Wesen des Menschen angemessener als jede andere.

Das, so sehe ich es, ist der Gedanke der reisen und lesen verbindet.

vG Peter

Ich finde Reisen ja auch ganz prima.Aber ich freu mich genauso über schöne Flecken in meinem Garten und ich werde mich immer an meine Salamander
erinnern oder die Amsel die mir fast aus den Fingern frisst oder an das Eichhörnchen das mir im vergangenen Jahr 50 Nussbäume gepflanzt hat. [schock]
Um schöne Dinge zu erleben muss man nicht zwangsläufig verreisen.
Das kommt jetzt so langsam nämlich in ein Fahrwasser wo jeder der lieber zu Hause hockt ein schlechtes Gewissen bekommt.
Und da halte ich es wie Knutpeter oben so ungefähr sagt. Jeder sollte nur für sich Maßstäbe setzten. :-)pluri

Entgegen dem Klischee soll es doch Menschen geben die trotz AI ihre Hotelanlagen verlassen!

Und in Spanien habe ich nie AI gehabt, das habe ich erst in der Türkei kennengelernt!
Finde ich trotzdem gut!

Werner

Kaimana den letzten Abschnitt kann ich nur bestätigen! Es ist immer wieder erstaunlich wie sich im Urlaub meine Werte verbessern und ich weniger Medikamente brauche!

Ach und trotz AI komme ich aus dem Hotel heraus, mache Ausflüge und gehe auch ggf. woanders essen!

Werner

Meine Güte, ich denke auch nicht großartig drüber nach warum es morgen regnet und gestern nicht und wenn sich Soziologen und Philosophen Gedanken über meinen Urlaub machen wollen - sollen sie, aber ich werde mich nicht in die Tonne legen und Alexander wegschicken, ich gehe lieber an seinen Wasserfall und genieße den Tag!

Werner

Kaimana und ich einer Meinung! Es geschehen Zeichen und Wunder! :-]

Werner

Was dem einen sein Garten ist dem anderen sein Campingplatz! Der Ort wo ich Freitags nach der Dialyse hinfahre (knapp 20 Klometer) und auch in anderen Tapeten bin - mit den Amseln u.v.a.m., Eichhörnchen, Stuhl in der Sonne usw. Nur am Montag Vormittag muss ich wieder heim, da um 12 Uhr das Taxi vor der Tür steht, dass mich zur Dialyse bringt!

Im Urlaub habe ich das Problem zwar gerne lange einen Mietwagen nehmen zu wollen um noch mehr von der Gegend zu sehen, aber die 3 Termine die mir immer einen halben Tag wegnehmen machen diesen Plan unrentabel.

Werner

Ich lese auch, aber nicht nur Studien und über Dialyse. Aber ich gehe lieber raus und bin unter Menschen und teile das erlebte, als still im Kämmerlein zu sitzen und zu lesen. Es gibt viel mehr als nur Lesen. Aber du kananst gerne von mir aus, dich weiterhin im Studium der Studien laben. Aber erlaube du mir bitte meine Lebensform.
kaimana

Bei uns auf Teneriffa haben unsere Gäste oft wegen dem Mietwagen - wenn es nicht gerade in der Hauptsaison war- so verhandelt, dass sie den Wagen z.B. für die volle Woche hatte und zusagten, ihn an den Dia-Tagen nicht zu nutzen. Sozuzsagen das Auto für die Woche nehmen und 4 Tage nur nutzen und zahlen. Der Vermietung spart sich so Aufwand und macht aber Umsatz! Einfach mal mit dem Vermieter reden.
kaimana

Das ist gut, dass du auch mal woanders essen gehst. So lernt man immer viel über das Gastland. Aber glaube mir, daß du da leider zu einer Minderheit gehörst.
Ich habe oft den Eindruck, daß viel AI´ler zu glauben scheinen, es sei verboten ausserhalb des Hotel auch nur ein Kaffee zu trinken.
Ich frage, wenn ich mal nach Deutschland fliege oft die Sitznachbarn, was sie z.B. gesehen haben. Manchmal bekomme ich ein Schreckt! Antwort: die Hotelbar, den Speisesaal, das Pool und das Meer aus dem Fenster.
kaimana

Hallo Tommy,
du sprichst mir ja so sehr aus dem Herzen. Gerade vor 3 Tagen bin ich von einer 6-wöchigen Tour aus Namibia/Südafrika zurück gekehrt. Ich bin ja seit gut 14 Jahren transplantiert und genieße die Freiheit, dahin zu reisen, wohin ich will, ungeheuer...

Vor 17 Jahren, als ich zur Dialyse musste, brach eine Welt in mir zusammen und ich dachte, dass ich wohl nie mehr mich frei bewegen könne. Ich konnte mir nicht vorstellen, eines Tages wieder wie ein Gesunder wieder Reisen planen und durchführen zu können.

In den 14 Jahren seit Tx bin ich doppelt und dreifach so viel gereist wie zuvor. Mittlerweile denke ich, dass ich durch die Transplantation mehr erlebt und gesehen habe als ich hätte ohne Tx. So bin ich sicher über 40 Mal im allein im außereuropäischen Ausland gewesen und habe nach Tx sämtliche Erdteile bereist und viele Länder intensiv oder sogar sehr intensiv (allein in den USA war ich über 20 Mal und - das in etwa 45 Staaten). So kommen, wenn man die Zeit addiert, einige Jährchen zusammen. Diese enorme Lebensqualität verdanke ich dem Glück, das ich bei meiner Transplatation hatte.

Für mich ist es das unbeschreibliche Gefühl wieder frei zu sein und so zu leben als wäre nichts gewesen. Dafür bin ich dankbar und hoffe, dass es noch eine Zeit lang so bleibt.

Ich wünsche allen, die auf ihre Tx warten, ähnliches Glück, wie ich es hatte. Und wenn eine(r) dann (trotzdem!) im Urlaub gerne zu Hause bleibt und es fehlt ihm nichts und er/sie fühlt sich wohl - warum nicht??? Jeder so, wie er (sie) es will und wie es ihm (ihr) guttut...

Grüße,
Gerd