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Pro&Kontra Beitrag
Ich habe die Entscheidung, mich auf die Tx-Liste setzen zu lassen, nicht bereut. Allerdings muss ich zugeben, dass das erste Jahr nach meiner Transplantation extrem hart war - so hart, wie ich es mir nie vorgestellt hatte. Wenige Wochen nach Tx (ich war bereits wieder zu Hause gewesen) begann ein fürchterlicher Leidensweg, der mich an den körperlichen und seelischen Abgrund getrieben hatte, da meine Tx-Niere CMV-positiv, ich hingegen (vor NTx) CMV-negativ war. Dadurch brach die (zu Recht) gefürchtete Infektion aus und ich musste sehr lange in der Klinik bleiben, bis ich endlich über den Berg war. Es war eine wochenlange Gratwanderung bei 40° Fieber (und darüber) und meine neue Niere drohte zu versagen. Ein Gefühl, das ich meinem schlimmsten Feind kaum wünschen würde.
Deshalb entwickelte ich ziemlich schnell eine Menge (irrationaler) Ängste, was die Transplantat-Funktion anlangt. Damals (1995) fühlte ich mich von "Gott und der Welt" verlassen, weil niemand meine Nöte so richtig verstehen konnte - die segensreiche Plattform "DO" gab es leider (noch) nicht. Ich bin sicher, dass ich es wesentlich leichter gehabt hätte, mit den vielen neuen Fragen umzugehen, wenn es damals schon "DO" gegeben hätte.
Nach einem Jahr war ich völlig am Ende und ich hatte keine Kraft mehr, irgendwas zu fürchten. - Von da an ging es (plötzlich und erstaunlicherweise ohne mein Zutun) mit Riesenschritten voran. Ich begann wieder, zu arbeiten und ein normales Leben zu führen. Plötzlich war alles vergessen, was mich zuvor nicht ruhen ließ. Ich wagte wieder, all das zu tun, was ich vor meiner Erkrankung so liebte. Mein (räumlicher) Radius wurde wieder groß und größer und ich unternahm weite Reisen, die durch meine Krankheit nicht mehr möglich gewesen waren (angebunden durch die Dialyse).
So kam ich einiges herum: Nord- Mittel- und Südamerika, Australien, Neuseeland, südliches und nördliches Afrika, Naher, Mittlerer und Ferner Osten - eigentlich so ziemlich alles - bis hin zu Kreuzfahrten in die Antarktis und in den hohen Norden (Spitzbergen). All das (und noch viel mehr) wäre mir niemals möglich gewesen, hätte ich es nicht gewagt, den Schritt zur Transplantation zu gehen.
Ich weiß, dass nicht alle Tx-Geschichten solche Erfolgs-Stories sind, und genau deshalb weiß ich es zu schätzen, welch großes Glück ich hatte (und immer noch habe, nach jetzt schon 10 Jahren, 2005). Ich weiß, dass es ein Geschenk ist, eine neues Organ zu bekommen und bleibe weiterhin dankbar für das, was ich erlebt und erfahren habe.