Meiner Ansicht nach landet man bei der ganzen Diskussion unweigerlich beim §218 und damit bei generellen Moral- und Wertvorstellungen unserer Gesellschaft. Es ist für mich nicht nachvollziehbar dass es in Deutschland in bestimmten Fällen gestattet ist noch im 8. Monat abzutreiben, die sogenannten Spätabtreibungen, es jedoch unter Strafe gestellt sein soll mit einem Zellhaufen (8 embryonale Stammzellen umgeben von einer Membran) zu experimentieren. Das ist Doppelzüngigkeit allererster Güte. Ich, als eingefleischter Atheist und Freidenker, lehne beides ab. Die Forscher sollen erstmal mit adulten Stammzellen arbeiten bevor sie sich an Emryos ranmachen. Das ist zwar schwieriger und vielleicht ist damit auch nicht alles möglich, aber es gibt dabei kaum ethische Bedenken.
Ich kenne allerdings viele, besonders jüngere Dialysepatienten, deren grösste Hoffnung im Bereich der Züchtung neuer Organe liegt; O-Ton: Demnächst züchten die mir meine neue Niere, alles nur eine Frage der Zeit. Dies liegt einerseits am Mangel an Spenderorganen, andererseits an der aggressiven Berichterstattung der Medien, öffentlich-rechtliche nehme ich da keineswegs aus. Ein einziger Lichtblick war kürzlich die Sendung mit Jochen Bublak im ZDF. Dort wurde beispielsweise endlich mal die Niere als züchtbares Organ gar nicht erwähnt. Anders als primitive Zellhaufen mit Blutgefässen (Langerhanssche Zellen, Herz) ist die Niere ein sehr komplexes Organ mit vielen unterschiedlichen Zelltypen und Funktionen und damit Lichtjahre von irgendeinem Züchten oder Nachbau entfernt.
Auf einem der dritten Programme habe ich kürzlich eine Podiumsdiskussion um das Thema gesehen und auch da war eine Dialysepatientin die aggressivste Befürworterin. Viele Patienten und Patientinnen vermitteln den Eindruck sie forderten für sich das Recht ein ewig bei bester Gesundheit zu leben, ethische Schranken spielen dabei keine Rolle. Ihr Weiterleben rechfertigt alles. Delikat: Die meisten von Ihnen sind bekennende Christen.... Vielleicht sollten sich diese Patienten mal mit der Tatsache auseinandersetzen daß niemand ewig lebt. Krankheit und Tod gehören, leider, zum Leben dazu. Sich beizeiten damit zu arrangieren ist für einen Dialysepatienten sicher nicht das Schlechteste, es kann immer was schiefgehen. Ich habe dies relativ kurz nach Eintritt meiner Dialysepflicht getan und lebe seitdem vieeeeeeeel besser! Nach meinem Eindruck stehe ich damit aber ziemlich allein....
Übrigends, aus ähnlichen Gründen lehne ich auch die Lebendspende ab. Von einigen Ärzten wird man ja wirklich mittlerweile blöd angeschaut wenn man von mehreren Geschwister Organe angeboten bekommt und keines annimmt. Dann ist man ja selber Schuld wenns einem schlecht geht. Da sieht man schon jetzt wo das alles hinführen wird.