Hallo Pauli,
ich mache nun schon seit April 2001 Nachtdialyse und zwar zu Hause. Für mich ist das die optimale Form der Dialyse und zwar sowohl im Hinblick auf meine Blutwerte, als auch im Hinblick auf meine Freizeit.
Nachdem ich in 1993 dialysepflichtig wurde, habe ich für 10 Monate im Zentrum in der Abendschicht bei voller Berufstätigkeit dialysiert. Nach 10 Monaten wurde ich transplantiert und die Niere hat bis November 1999 gehalten. Nun bin ich wieder in die Abendschicht im Zentrum und habe auch da 3 mal 4,5 Stunden die Woche dialysiert. Im Sommer 2000 haben meine Frau und ich uns entschieden auf Heimdialyse umzusteigen. Im Dezember 2000 war dann das Eqiupment vor Ort und die Ausbildung im Dialysezentrum abgeschlossen, so daß wir zu Hause dialyseren konnten. Wir sind dann vom Dialyserythmus auf jeden 2 Tag 4,5 Stunden umgestiegen. Im März 2001 habe ich dann angefangen mich für Nachtdialyse zu interessieren und wurde dabei tatkräftig von meinem Dialysezentrum unterstützt. Im April haben wir die erste Nachtdialyse durchgeführt, zunächst nur am Wochenende um Erfahrungen mit dieser Dialyseform zu sammeln. Schon nach kurzer Zeit sind wir dann ganz auf Nachtdialyse umgestiegen. Ich habe dann auch von meinem Dialyseträger ein Bett bezahlt bekommen (auf dem Stuhl war es mit dem Schlafen dann doch nicht so doll). In der Nachtdialyse dialysiere ich jeden 2. Tag 8 Stunden, aber im Schongang (Blutfluss 200 und Dialysatfluß 300). Die Nadeln (hier habe ich mir Nadeln mit 30 cm langen Anschlüssen besorgt um in Bedarfsfall auch mal alleine die Dialyse durchzuführen - ich steche mich wenns denn sein muß auch selbst) fixieren wir mit ein paar Pflastern mehr und wickeln den Arm zusätzlich in eine elastische Binde. Bisher hatte ich mit den Nadeln bzw. Punktionsstellen noch kein Problem, auch wenn ich mich nachts mal von einer auf die andere Seite drehe. Ich beginne die Dialyse so gegen 22:00 Uhr und bin um 6:00 Uhr fertig. Danach gehe ich direkt zur Arbeit. Die Heimdialyse hat dazu den Vorteil, daß ich anfangen kann wenn ich will, d.h. zeitlich sehr flexibel bin.
Der grösste Vorteil aber ist das körperliche Wohlbefinden, dass sich auch in den Blutwerten ausdrückt: Ich benötige nun keine Blutdruckmedikamente mehr, mein EPO-Bedarf ist von 3 mal 2.000 i.E. pro Woche auf einmal 1.000 i.E. pro Woche gesunken, bei gleichem HB. Und Eisenspritzen benötige ich auch nur einmal pro Woche statt vorher dreimal. Mein Phosphat hat sich von 2,6 (bei 3 mal 5 Tbl. Renagel und 3 mal 1 Tabl. Antiphosphat) auf 1,4 reduziert (Antiphosphat wurde ganz weggelassen und vom Renagel nehme ich nur noch 2/3 der ursprübglichen Menge) und das bei reichhaltigerem Essen (durch die lange Dialyse kann man vorher auch mal ordentlich sündigen. Auch beim Trinken kommt es nicht ganz so drauf an, denn 4 Liter Flüssigkeit bedeuten nur 500 ml Abnahme pro Stunde und darauf komme ich fast nie, obwohl ich mir beim Trinken keine großartigen Einschränkungen auferlege und keine Restdiurese mehr habe. Das war in der Zentrumsdialyse anders und bei 4 Über 4 Liter in 4,5 Stunden war ich hinterher platt. An das Schlafen an der Maschine muß man sich ein Stück weit gewöhnen, denn etwas Geräusche macht die ja schon. Die Osmose haben wir deshalb in einem kleinen Nebenraum untergebracht. Aber nach kurzer Zeit hört sich das nicht anders an als ein rauschender Bach. Ich schlafe jedenfalls sehr gut dabei, so gut, daß ich mich manchmal frage wieso ich in meinem Dialysezimmer einen Fernseher habe, wo ich ja doch nach 15 Minuten regelmäßig Einschlafe und mich die Maschine (oder meine Frau, je nachdem wer früher ist) am nächsten Morgen erst wieder weckt.
Ich habe mit der nächtlichen Heimdialyse nur gute Erfahrungen gemacht und möchte sie nicht mehr missen. Natürlich muß man einige Verantwortung übernehmen, die einem in einem Zentrum die Pflegekräfte abnehmen (Aufbau, Abbau, Desinfektion, Materialbestellung und -einlagerung, regelmässige Durchführung der Dialyse) aber das alles ist überhaupt kein Aufwand, wenn man den Ertrag dagegenstellt (zeitliche Flexibilität, Unabhängigkeit vom Zentrum, Wohlbefinden auch kurz nach der Dialyse, gute Blutwerte).
Solltest Du noch speziellere Fragen haben, bin ich gerne bereit, soweit möglich auch die zu beantworten.
Gruß
Michael