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Was kann ich tun ? 07 Apr 2002 07:50 #219334

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Hallo an Alle,
Meine Sorgen reißen einfach nicht ab, ich werd noch verrückt !!! Gestern hab ich rfahren, das meine Mom am Donnerstag zu meinem Dialysearzt muß um einen Termin zu einem Shunt zu vereinbaren.
Die Werte meiner Mom haben sich wieder verschlechtert. Auch geht es ihr nicht gut. Es vergeht nicht ein Tag, an dem Sie nicht jammert. Das Fatale ist, sie wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die Dialyse, alles Zureden nutzt absolut nichts. Sie merkt gar nicht, wie weh sie mir damit tut. Sie hat gesagt, sie will nicht so enden wie ich !!
Was ich besonders schlimm finde, ist, das bis jetzt noch kein Arzt meine Mutter aufgeklärt hat, worum es bei der Dialyse geht, warum, wieso, weshalb. Auf mich hört sie ja auch nicht. Sie ist der Typ, der erst dann zum Arzt geht, wenn sie schon halber tot ist und gar nichts mehr geht. Und wer denkt an mich ????? Alle denken, ach, sie schafft das schon, aber das schaff ich eben nicht mehr, sie ist meine Mutter und ich liebe sie sehr !!!
Ich habe große Angst vor der Zukunft, wenn meine Mutter an der Dialyse neben meinem Bett liegt.
Manchmal möcht ich alles hinschmeissen.
Traurige Grüße
Cori

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Re: Was kann ich tun ? 07 Apr 2002 11:24 #219336

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Liebe Cori,
es würde Dir jetzt nichts nützen, wenn ich Dir mein Mitleid zum Ausdruck bringe und Dir sage, dass Du es verdammt schwer hast. Das weißt Du allein. Deshalb möchte ich Dir nur raten, zusammen mit Deiner Mutter zu einer sozialpsychologischen Beratungsstelle zu gehen bzw. ihr durch Dein tägliches Leben an und mit der Dialyse begreiflich zu machen, dass das Leben weiter geht und Du sie sehr sehr lieb hast. Leider bin ich kein Psychologe. Ich denke aber, diese könnten Euch da besser weiterhelfen. Vielleicht hat ja Johanna einen fachmännischen Rat. Wie ist denn Euer Verhältnis zueinander? Wenn das Mutter - Tochter- Verhältnis in Ordnung ist, dann kann man, auch nachdem Deine Mutter über die für sie natürlich neue und schwierige Situation einigermaßen nachgedacht hat, vernünftig reden. Ich meine, Du solltest versuchen, Ihr klarzumachen, dass und wie ein doch menschenwürdiges Weiterleben mit der Dialyse möglich ist. Darüber muß sie sich klar sein. Weglaufen kann sie nicht! Und ich denke, auch Deine Mutter hängt am Leben und wird sich damit abfinden müssen. Sicher ist es hart für Euch, aber wenn ihr, vielleicht auch durch Deinen Nephrologen, erst einmal die Bedeutung und Funktion der Dialyse vor Augen geführt wurde, wird sie darüber anders denken (müssen). Bestimmt hat sie alles bisher verdrängt, und sie ist bestimmt auch nicht damit klargekommen, dass ihre Tochter (also Du) in ihren Augen ein anderes Leben führen muß, als sie und Du Ihr Euch das mal vorgestellt habt. Doch wenn es gelingt, ihr zu zeigen, dass Du trotzdem mit beiden Beinen im Leben stehst und Du das Beste daraus machen kannst, was Du ja sicher schon die ganze Dialysezeit lang bestimmt versucht hast, dann wird sie in Dir sicher ein Vorbild sehen und versuchen, es Dir gleich zu tun. Schließlich liebt sie Dich doch auch, oder? Es wird sicher ein langer und schwerer Weg für Euch beide, den Ihr nicht allein bewältigen könnt. Deshalb versucht mal, Euch professionelle Hilfe zu holen. Bestimmt wäre es falsch, Deine Mutter zu irgend etwas zu drängen. Das führt nur zu Panikreaktionen und Handlungen ihrerseits, die Du gar nicht wolltest. Das muß sachte und mit viel Gefühl angegangen werden, viel reden und einander zeigen, dass man sich braucht. Es ist auch verständlich, dass Deine Mutter Angst hat. Vielleicht ist es auch nur eine natürliche Abwehrreaktion, die denke ich, jeder durchlebt, bevor es ernst wird mit der Dialyse. Begleite sie zu Deinem Arzt, wenn Du kannst. Lass sie nicht allein! Sie braucht das Gefühl, dass sie trotzdem ein Mensch bleibt, dass sie trotzdem die bleibt, die sie bisher immer war für Dich. Wenn sie spürt, dass sie gebraucht wird, dann hast Du schon viel gewonnen. Ich weiß, dass das alles einfacher gesagt als getan ist. Aber leider kann ich Dir keinen anderen oder besseren Rat geben. Viel Glück Euch Beiden! Björn

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Re: Was kann ich tun ? 07 Apr 2002 16:13 #219342

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Hallo Cori,
wie Du schon selbst sagst und ich auch Deinen vorherigen Beiträgen im Forum entnehmen konnte: Die Probleme reißen nicht ab. Sowohl körperlich als auch psychisch scheinst Du recht angeschlagen. Darum würde auch ich Dir raten, die professionelle Hilfe eines Psychologen in Anspruch zu nehmen. Manchmal schafft man es einfach nicht mehr allein bzw. können einem Freunde auch nicht weiterhelfen. Von evtl. Vorurteilen, daß ein Psychologe bzw. Psychotherapeut nur etwas für Verrückte ist, solltest Du Dich nicht bee indrucken lassen, schließlich geht es um Deine psychische Gesundheit. Neben einem psychosozialem Beratungszentrum kann Dir vielleicht auch Deine Krankenkasse geeignete Therapeuten in Deiner Nähe empfehlen.
Nur Mut!
Anja

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Re: Was kann ich tun ? 08 Apr 2002 15:28 #219354

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Liebe Cori
(Björn: Danke für die Blumen. Meinst Du fachmännischer Rat in Sachen Mutter-Tochter-Beziehung oder wolltest Du Theodora schreiben?)

Nochmals Liebe Cori,
Bist Du auch so eine Miss-Fix-It, wie ich, die meint, für jedes Problem eine Lösung finden zu können und zu müssen? Ich habe auch schon Helfersyndrom gehört, um den Charakterzug zu beschreiben, der einem dazu drängt, die Probleme anderer zu seinen eigenen zu machen und manchmal sogar körperlich zu leiden, ob der Hilflosigkeit wenn man keine Lösung findet.

Kinder (Töchter) sind nicht verpflichtet, die Probleme ihrer Eltern (Mütter) zu lösen. Das war die wichtigste Aussage eines Gesprächs mit einem Psychologen, welches ich nötig hatte, weil ich fast verzweifelt bin, ob der damaligen Situation meiner Mutter (missglückte Transplantation gefolgt von einem schweren seelischen Tief). Der obige Satz hört sich vielleicht banal an, aber ich habe mich damals wieder fassen können. Danach habe ich mich eigentlich nicht weniger um meine Eltern, insbesondere meine Mutter gekümmert (entgegen dem Rat des Psychologen), aber ich tue es jetzt (meistens) freiwillig und nicht aus Pflichtgefühl. Und manchmal lasse ich sie einfach machen, ohne mich einzumischen.

Ich stimme Björn und Anja in fast allem zu und bin auch der Meinung, dass Unterstützung / Rat von einer unabhängigen (vor allem nicht-verwandten) Stelle Dir helfen könnten, Deine Kräfte wieder etwas zu sammeln, wieder etwas Luft zu bekommen, Deinen Ärger (!!) und Deinen Schmerz mitteilen zu können usw. Psychologen sind dazu prädestiniert - aber man muss eben den passenden zur Hand haben oder finden.

Ich bin nicht ganz der Meinung von Björn, wenn er schreibt Bestimmt wäre es falsch, Deine Mutter zu irgend etwas zu drängen. ...... Das muß sachte und mit viel Gefühl angegangen werden.......

Ich glaube, dass es Momente gibt, wo man die Glac?©handschuhe ausziehen muss: wenn es nicht nur Gejammer ist sondern die Niereninsuffizienz weit fortgeschritten ist, die Werte wirklich schlecht sind, der Körper leidet (dem Patienten ist es ständig schlecht, isst nicht mehr, verliert immer mehr an Gewicht, wird immer schwächer) usw.

Dann muss Deine Mutter nüchtern mit den höchst unangenehmen Folgen einer fortgeschrittenen Niereninsuffizient konfrontiert werden, das heisst Sterben unter höchst unangenehmen Begleitumständen. Gleichzeitig müssen ihr die Therapien aufgezeigt werden, mit allen Vor- und Nachteilen.

Es ist nicht (mehr) an Dir, Ihr das alles zu sagen. Übergib diese Verantwortung ohne schlechtes Gewissen einer unabhängigen (=nicht-verwandten) Fachperson. Ist vielleicht der von Dir erwähnte Dialysearzt der Richtige? Ich würde ihm einen Tipp geben, damit er sich seelisch darauf vorbereiten kann und genügend Zeit reserviert. Er soll bohren, bis sie mit ihren Ängsten rausrückt und er darauf reagieren und sie beraten kann (vielleicht stellt sich dann heraus, dass sie eigentlich genau weiss, was Sache ist, aber dies Dir gegenüber nicht zugeben kann, weil sie nicht schwach und auf Deine Hilfe angewiesen sein will, weil sie Dich nicht belasten will - die Menschen sind manchmal sehr kompliziert). Wenn er sich dazu nicht berufen fühlt, soll er jemanden beziehen oder vorschlagen. Und wenn Deine Mutter dann auf Dich wütend ist, trags mit Fassung... und freu Dich über die Kräfte, die Du dann frei hast, um sie zu unterstützen, statt um mit ihr zu streiten.

Wenn sie trotz all dem nichts von der Dialyse wissen will, muss man sie wohl in Ruhe lassen und bei (begründetem oder unbegründetem) Gejammer ohne viel Worte oder Vorwürfe konsequent auf die Möglichkeiten zur Abhilfe hinweisen...

... und sie weiterhin lieb haben, egal ob sie störrisch oder vernünftig ist.

Herzlich,
Johanna


P.S.: Der anfangs erwähnte Psychologe war mir schon vorher persönlich bekannt und sympathisch. Das ist natürlich einfacher, als wenn man zuerst eine passende Person suchen muss.

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Re: Was kann ich tun ? 08 Apr 2002 16:37 #219355

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Hallo Cori
Also ich kann da nicht mehr viel sagen, Johanna hat glaube ich alles richtig gesagt. Wenn es am Anfang auch etwas hart geklungen hat. Ich weiß es aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist den Eltern zu helfen. Sie hören nicht auf Ihre Kinder! Warum auch immer. Mich hat das auch sehr belastet mein Vater hat es zum Beispiel mit dem Herzen. Ich habe Ihm so oft geraten bei meinen Kardiologen zu gehen, aber ohne erfolg. Ich kenne die Angst die man um seine Eltern hat. Aber ich habe auch lernen müssen das Sie stur sind und ich mir nur meine Nerven kaputt mache. Lass deine Mutter einfach machen, hab ich meinen Vater auch. Du wirst sicherlich das selbe erleben wie ich, mein Vater hat eines Tages bei mir angerufen und gesagt das er es wieder ganz schlimm am Herzen hat ob ich ihm einen Termin beim Kardiologen machen könnte. Ich bin sicher deine Mutter weiß auch das Sie sich auf dich verlassen kann, wenn es ihr ganz schlecht geht und dann wird sie auch sicherlich zu dir kommen und um deine Hilfe bitten. Nur scheint der Punkt noch nicht erreicht. Wer schiebt den Gedanken an Dialyse nicht zuerst gern weit weg. Aber es kommt die zeit da geht es nicht mehr ankerst und da wird deine Mutter sicherlich auch von sich aus mit der Dialyse einverstanden sein. Ist Sie bei deinem Dialysearzt in Behandlung? Bitte Sie doch mal dich zur Dialyse zu bekleiden, zeig Ihr mal wie das abläuft, wie du das so schaffst und die anderen Patienten. Sie lernt die Umgebung kennen und es ist nicht mehr alles so fremd für Sie beim ersten mal. Aber mach dich nicht kaputt mit der Sorge um deine Mutter. Du hast für dich selbst schon genug Probleme.

Liebe Grüße

AlterH6er

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Re: Was kann ich tun ? 08 Apr 2002 23:28 #219359

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hallo cori,
ich sehe es ähnlich wie die anderen, nämlich dass du dir psychologische unterstützung holen solltest, um dich zu stärken und dir bei der abgrenzung zu deiner mutter behilflich zu sein. das schmälert nicht deine liebe und deinen einsatz für sie , aber du musst tatsächlich aufpassen, dass du nicht zu sehr in die dynamik deiner mutter verstrickt wirst, dann wirst du selber handlungsunfähig.
wenn mann selber betroffen ist, ist es nicht so leicht den nötigen abstand zu wahren. das fällt nichtbetroffenen in diesem fall leichter. du bist für dein leben verantwortlich und deine mutter für ihres. auch auf die gefahr hin, dass du als herzlos giltst, schau auf deine grenzen und belastbarkeit. es ist notwendig, sich zu schützen.
ich glaube auch nicht, dass die ärzte ihr nichts gesagt haben, so wie du die situation schilderst, kann ich mir gut vorstellen, dass sie einfach nicht zuhört und dicht macht.
wen gibt es noch in deiner familie, hast du noch geschwister, einen vater, andere verwandte und vertraute, die sich an der begleitung deiner mutter beteiligen könnten? Nur weil du auch dialysierst und etwas davon verstehst, bist du nicht für sie verantwortlich. aus dem forum weißt du, dass jeder für sich dadurch muß.
wie alt ist deine mutter? hat sie schon immer die tendenz gehabt vor entscheidungen zu kneifen? mir scheint auch, sie hat sich nicht wirklich mit deiner krankheit auseinander gesetzt. was ist so schlimm daran, zu sehen wie du deine situation meisterst? ich an deiner stelle hätte da auch wut auf sie, dass sie so jammert und nichts tut wo es was zu tun gibt! sie bleibt anscheinend in katastrophenphantasien stecken. das macht zwar jeder durch, aber wennes zu lange dauert, kann es brenzlig werden.
manchmal hilft es tatsächlich , auch diesen ärger deutlich zu zeigen.
eine unterstützung für dich vor ort, wo du jede woche hin gehen kannst, wäre sicherlich das beste. und glaube nicht, dass es ein makel ist, sich psychologisch helfen zu lassen. es klärt dich, entlastet dich und macht dich stärker!
ich hoffe in deiner gegend sind die wartezeiten nicht zu lange für einen therapieplatz.
herzlichen gruß und viel kraft wünsche ich dir,
theodora

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Re: Was kann ich tun ? 09 Apr 2002 07:53 #219360

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Hallo Cori, Du hast es wahrlich nicht leicht. Aber ich kann mich meinen Vorredner(innen) nur anschliessen: Deine Mutter ist fuer ihr Leben ganz alleine selbst verantwortlich, sie ist schliesslich alt genug. Das einzige, was Du meiner Meinung nach tun kannst: 1. Schauen, dass es Dir selbst m??¶glichst gut geht, damit Du die Kraft hast, das alles auszuhalten; 2. Mit Deiner Mutter im Gespr??¤ch bleiben, ihr niemals von der Dialyse vorjammern, sondern ihr gelegentlich erz??¤hlen, wie schoen es doch ist, dass Du dank Dialyse weiterleben darfst; 3. Dir niemals selbst Vorwuerfe machen, das hilft nicht weiter und 4. Deinen Aerger abladen, notfalls hier, wir hoeren Dir zu. Alles Gute Hans-Dieter

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Hi :)

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