THEMA:

Hallo, mir brennte eine Frage unter den Nägeln und zwar, mein Mann (38)
Dieabetiker Typ 1 steht kurz vor der Dialyse. Nun bin ich schon recht belesen
und stieß auf eine Statistik die mir auch durch den behandelnden Arzt meines
Mannes bestättigt wurde. Meine Frage: Warum versterben Diabetiker während
der Dialysezeit so sehr viel eher ( bis zu 70% in den ersten fünf Jahren)
als andere Dialysepflichtige Patienten, welche Schädigungen gehen einher,
wo liegen die Gefahren? Hat es eventuell was mit dem Alter zu tun oder trifft
es eher Diabetiker Typ II ? Für Ihre offene Antwort bedanke ich mich ganz
herzlichst, liebe Grüße Yvonne30

Hallo Yvonne30,

Du machst mir richtige Angst! Ich, noch 33, auch Typ 1 - Diabetiker, muß leider auch in absehbarer Zeit mit der Dialyse beginnen. Aber dass die Sterberate so sein soll, davon weiß ich nichts. Wo hast Du das her? Wäre Dir für Infos sehr dankbar. Björn

Hallo Björn,
sorry ich wollte bestimmt niemanden Angst machen, ich habe das
aus dem Buch von Frau Prof. Dr. med. Heide Sperschneider, das
Buch heißt der Dialyseratgeber. Ich muß Dir aber ganz ehrlich sagen
ich glaube da nicht wirklich dran, Statistiken sind nun mal Statistiken
und wer weiß schon wie umfangreich diese Untersuchung war um diese
anzulegen und so was zu schreiben...ich habe mich auch über diese
Äußerung im Buch mächtig aufgeregt, ich weiß nicht ob es angebracht
ist so zu schreiben....Björn, ich bin heute zum erstenmal im Netz, meinst
Du, das ein Arzt mir noch darüber was antwortet? Liebe Grüße Yvonne30

Hallo Yvonne, Dr. Grieger wird sicher was dazu sagen. Aber steht in Deiner Statistik auch drin, wie alt diese früh Versterbenden sind? Oder über die genaue Todesursache?
Es ist doch klar, dass ein 75-jähriger, der an die Dialyse muss, auch sonst nicht mehr gesund ist (das sind die so genannten multimorbiden Patienten), schneller stirbt. Außerdem dürfte eine Rolle spielen, inwieweit der Diabetes bereits Schädigungen hervorgerufen hat. Deshalb: Lasst Euch nicht verrückt machen, denkt an das Motto (Franz Josef Strauß zugeschrieben): Ich glaube an keine Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.
Versucht vielmehr bewusster zu leben, die Chancen der modernen Medizin zu nutzen. In diesem Sinne alles Gute Hans-Dieter

Hallo Yvonne30,

vielen Dank für Deine Zeilen. Ich denke schon, dass Dir ein Arzt noch darauf antworten wird. Meine Angst hat sich inwischen wieder gelegt. Ich wünsche Euch viel Kraft und Mut. Björn

Hallo Hans Dieter, ganz lieben Dank für Deine Antwort, nein
leider steht nichts darüber drin ob es eher ältere Menschen sind,
aber das mit den Vorschädigungen aufgrund des Diabetes könnte
ein Grund dafür sein, denke ich auch. Was noch drin stand in diesem
kleinen aber ich finde heftigen Absatz (im Buch) das Diabetiker anscheinend
oftmals zu spät an die Dialyse kommen, und das könnte ja bedeuten
Schädigungen haben schon stattgefunden und die bereiten dann auf die
Dauer ernsthafte Probleme, aber ich habe keine Ahnung, deshalb warte
ich jetzt, vielleicht hast Du ja recht und Dr. Geiger meldet sich....ganz
liebe Grüße an Dich und Aufgeben kommt überhaupt nicht in Frage,
Kämpfen ist angesagt und zwar mit aller Diziplin (Tabletteneinnahme,
Ernährung etc.) Ich wünsch Dir alles Liebe, Yvonne

Hallo,
als ich 1972 mit der Dialyse begann, erschienen in der Publikumspresse aber auch in medizinischen Fachzeitschriften Statistiken, die für unsere Patientengruppe mittlere Überlebenszeiten von 4 bis 5 Jahren prognostizierten.
Das ist jetzt 30 Jahre her, und ich (zwar kein Diabetiker) aber lange Jahre HD-Patient mit (der damaligen Zeit entsprechenden) erheblichen Anfangs-Problemen habe diese Statistik bisher um ca 25 Jahre überlebt.

Also, nicht zu sehr durch Statistiken verunsichern lassen! Bewußt leben, die wichtigen Regeln in puncto Ernährung, Bewegung und allgemeine Aktivität beherzigen (aber nicht sklavisch) und, so gut es geht, positiv denken. Wichtig auch, so intensiv als möglich das bisher gewohnte Leben weiterführen. sich selbst nicht hängen lassen.

Toi, toi und alles Gute
heimchen

Das Problem der reduzierten Lebenserwartung liegt nicht so sehr in der Nierenerkrankung sondern, wie schon vermutet, am Diabetes mellitus selber. Diabetiker haben ein vielfach höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und dadurch bedingte Todesursachen. So wie der Diabetes die Nieren ruiniert hat, hat er auch seinen schädigenden Einfluss auf Augen, Nervensystem und Blutgefäße ausgeübt. Die Schädigungen sind um so schwerer, je länger eine schlechte Diabeteseinstellung bestanden hat und je älter der Betroffene ist, da es ja auch Alter abhängig zu Veränderungen der Blutgefäße kommt.

Für Typ I-Diabetiker gibt es daher auch Programme der kombinierten Niere-Pankreas-Transplantation, in denen sie oft früher als nach der Durchschnittswartezeit zu erwarten wäre, transplantiert werden, um dieses so hohe Risiko zu minimieren.

Sprechen Sie unbedingt Ihren behandelnden Arzt auf die Transplantation an, den Typ-I-Diabetiker sind die diejenigen, die von einer frühest möglichen Transplantation am Besten profitieren. Daher ist es sogar möglich, sie unter Umgehung der Dialyse (wenn frühzeitig ein geeignetes Spenderorgan zur Verfügung steht) vor Beginn der Dialysepflichtigkeit zu transplantieren.

Bitte liebe Nicht-Diabetiker: Seien Sie nicht sauer, dass das für Sie so nicht geht. Es liegt nur am Mangel an Spenderorganen. Sonnst könnte man das für alle transplantationsfähigen Niereninsuffizienten so machen. Die jungen Diabetiker sind aber gegenüber Nicht-Diabetikern deutlich schlechter dran, je länger sie warten müssen. Insofern hat diese Bevorzugung sicher ethisch und moralisch ihren Sinn.

Mit besten Grüßen.

Dr. Manfred Grieger