Hallo anettnetti
so viele Fragen auf einmal :-) Der erste Schritt, nämlich auf dialyse-online zu gehen war schon einmal richtig. Da findet man schon ne Menge Antworten.
Ich hoffe dass mich beim folgenden die werten Kollegen auf Dialyse-Online mildtätig korrigieren, sofern ich was falsch erklärt bae :-)
Die Zeit zwischen der Diagnose eines Nierenleidens und der Dialyse ist völlig von der Grunderkrankung abhängig. Sofern Dein Arzt Dir ein eweissarme Diät verordnet hat gilt die Faustregel: Wenig Fleisch, Käse und Wurstprodukte. Viele Nephrologen halten hierfür Ernährungstabellen bereit, in denen der Eiweissgehalt berechnet werden kann. Ein guter Leitfaden ist auch das Büchlein Alles ist erlaubt. Du findest den Herausgeber etc. von diesem und anderer Bücher u.a. unter
www.zbmed.de/kataloge/neuerwerb/nephro.html.
I.A. kann jedoch die Dialyse dadurch nur rausgezögert, nicht verhindert werden. Genaueres wird Dir dazu Dein Nephrologe sagen können. Gennerell gilt aber: Die Dialyse sollte nicht unnötig lange herausgezögert werden. Man schadet sich hierdurch nur körperlich durch die fehlende Entgiftung und psychisch, weil man sich an der Vorstellung, dialysepflichtig zu sein nervlich aufreibt. Viele Patienten sehen die Dialyse als eine art end of life-Situaltion. Sie haben Angst in eine Abhängigkeit zu verfallen und das Leben nicht mehr geniesen zu können. DIES IST DEFINITIV NICHT SO ! Bei mir war eher das Gegenteil der Fall: Nach Beginn der Dialyse wird man schnell merken, daß a) die Sache pan und bewältigbar ist, dass b) das Leben schon allein deswegen viel mehr Spass macht, weil man sich i.d. Regel besser fühlt und c) die Angst vor der Dialyse ziemlich schnell verflogen ist.
Zur Dialyse: Es gibt verschiedene Dialyseformen. Grob sind zwei Arten zu unterscheiden: Die Hämodialyse (Direkte Reinigung des Blutes) und die Bauchfell-Dialyse, bei der in den Bauchraum die Dialyseflüssigkeit gegeben wird, die durch das Bauchfell dem Körper die Gifte und (Falls nötig) die Flüssigkeit entzeiht. Beide Dialyseformen haben ihre Vor und Nachteile. Und bei beiden gibt es (vor allem unter den Patienten) glühende Verfechter ihrer Art.
Die Hämodialyse funktioniert wie folgt: Im Vorfeld muß ein Shunt gelegt werden. Ein Shunt ist eine Abkürzung, dh.h es wird eine Vene (oft im Unterarm) direkt an die Arterie angeschlossen. Dadurch bildet sich dieser aufgrund des arteriellen Drucks so um, daß man nun direkt an der Oberfläche des Armes (nicht im Arm drin, wie sonst) eine Art Hochdruckleitung bekommt, die zur Dialyse genutzt werden kann.Die Shunt-Anlage sollte auf jeden Fall rechtzeitig geschehen (d.h. im Idealfall 2-3 Monate vor Dialysebeginn), damit sich der Shunt ausbilden kann. Bei der eigentlichen Dialyse wird dann mittels eines Katheders dem Arm Blut entnommen, dies durch einen Filter mit feinen Kapilaren geleitet, die mit dem Dialysat umspült sind. Dieses entzieht dem Blut überschüssiges Wasser und die Gifte. Danach wird das Blut mit einem zweiten Katheder wieder in den Arm eingeleitet. I.d. Regel dauert eine Dialyse-Sitzung 3 mal 3-5 Stunden die Woche. Es gibt die Möglichkeiten der Heimdialyse (Hier wird Dir so ein Gerät nach Hause geliefert), der Nachtdialyse (z.B. 3x8 Stunden/Woche)..
Das alles klingt recht blutrünstig, aber es ist durchaus auszuhalten. Ich z.B. mache das jetzt seit einem Jahr (3x8 Stunden nachts) und bin nach wie vor voll berufstätig. Auch Urlaub im Ausland ist durchaus möglich.
Für die Bauchfelldialyse wird ein Katheder in den Bauchraum gelegt. Über diesen wird 3-4 mal täglich Dialyseflüssigkeit entleert und eingefüllt. Die Dialyse findet durch Austausch über das Bauchfell statt. Der Dauer pro Austausch beträgt ca. 15-20 Minuten. Der Vorteil der Bauchfelldialyse ist die kontinuierliche Gift- und Wasserentzug. Der Nachteil ist, daß es bei einer Bauchfellentzündung ziemlich kritisch werden kann. Außerdem mehren sich die Erfahrungen, daß die Bauchfelldialyse nur eine begrenzte Zeit durchführbar ist (nämlich solange die Permeabilität gegeben ist). Ein weiterer Vorteil der Bauchfelldialyse ist, wenn man noch Auscheidung hat, diese länger bestehen bleibt (im Schnitt 2-3 Jahre, bei Hämodialyse 1-1,5 Jahre)
Noch ein Tip: Schau mal auf
www.silvi.de/nieren/faq-dialyse.htm.und www.nierenbuch.de/dialyse/5140_haemodialyse.htm
Ich hoffe Dir nun einige Fragen beantwortet zu haben.
Viel Glück für den weiteren Weg !
Gruss
paddy