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Kostenpauschale im Saarland 02 Aug 2002 19:39 #221473

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Hier der Text aus der Saarbrücker Zeitung vom 02.08 und den Nachrichten vom 31.07.

Saarbrücker Zeitung:

Patienten und Ärzte laufen Sturm
Streit um Kostenpauschale für lebensnotwendige Dialyse - Im Bundesgebiet bekommt der Mediziner bis zu 60 Euro mehr
- Von MICHAEL JUNGMANN -
Saarbrücken. Es war keine alltägliche Pressekonferenz, die am Donnerstag im Saarbrücker Hotel Am Triller über die Bühne ging. Die Deutsche Dialysegesellschaft niedergelassener Ärzte hatte gerufen. Patienten, deren Leben von der regelmäßigen Blutwäsche (Dialyse) abhängt, saßen mit am Tisch und klagten an. Und Dr. Reiner Flöthner, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), war flott zu dem Termin geeilt. Journalisten durften eine kontroverse Debatte streitender Mediziner erleben. Es geht um die Sachkosten (einschließlich Personalanteil), die den Nierenfachärzten jetzt pro Patient als Wochenpauschale von den Kassen erstattet werden. Für die Dialyse-Fachärzte ist es ein Skandal, was da passiert, denn für den saarländischen Patienten gibt es eine deutlich niedrigere Pauschale als für Nierenkranke, die etwa in Bayern oder Rheinland-Pfalz dialysiert werden. Ärzte und Patienten fürchten um die Qualität der lebensnotwendigen Behandlung. Eine Versorgungskatastrophe sei in Sicht. An der Saar gibt es rund 900 Dialyse-Patienten.
KV-Chef Flöthner sieht die Sache anders. Es gebe keine Verschlechterung der Dialyseversorgung. Ihm schreibt Patient Martin Müller: Mit Entsetzen und großer Angst habe ich zur Kenntnis genommen, wie die KV des Saarlandes willkürlich mein Leben aufs Spiel setzt! Die Sprecher der Fachärzte, Dr. Eckehard Fugger (Püttlingen) und Professor Dr. Holger Franke (Saarlouis), können Flöthners Rechnung nicht nachvollziehen. Fakt ist, so bestätigte der KV-Chef , seine Vereinigung hat mit den Primärkassen (AOK, Knappschaft, IKK Betriebskrankenkassen) eine Kostenpauschale (ohne Arzthonorar) von 520 Euro pro Woche und Patient vereinbart. Etwa 65 Prozent der Nierenkranken sind bei diesen Kassen versichert. Absolut unverständlich für Fugger und seine Kollegen, denn auf Bundesebene wurde festgeschrieben, dass 580 Euro pro Fall und Woche gezahlt werden. Ein Preisunterschied von 60 Euro zwischen AOK-Dialyse-Patienten in Zweibrücken und Saarbrücken. Der Vorwurf der Ärzte: Hätte die KV diesen Saar-Billigtarif nicht vereinbart, wären Patienten und Mediziner an der Saar mit denen im übrigen Bundesgebiet gleichgestellt. Material und Maschinen seien überall gleich teuer. Der Verband der ambulanten Nierenfachärzte, so der Vize-Vorsitzende Dr. Heinrich Küthemeyer (Pforzheim), hegt den Verdacht, dass die KV Saar ihre Amtspflicht als Garantin für die ambulante Dialyseversorgung vernachlässigt hat. Flöthner kontert: Das war nicht anders zu verhandeln.
KV und Fachärzte rechnen offenbar mit unterschiedlichen Zahlen. Auf der einen Seite wird argumentiert, für AOK-Patienten werde künftig mehr gezahlt. Während die Ärzte betonen, vor der Pauschalregelung seien durchschnittlich (also für alle Kassen-Patienten) 576 Euro gezahlt worden. Damit sei die Dialyse an der Saar schon am billigsten gewesen. An diesem Wert habe man sich gar auf Bundesebene orientiert. Die Fachärzte müssen künftig sparen, wahrscheinlich beim Personal in den Praxen

Nachrichten:

Versorgung Nierenkranker in Gefahr?
(01.08.2002) Für Außenstehende ist es eine Glaubensfrage: Glaubt man den Nierenfachärzten im Saarland, werden Patienten zukünftig schlechter versorgt, weil auf ihrem Rücken gespart wird. Glaubt man der Kassenärztlichen Vereinigung, steht künftig sogar mehr Geld zur Verfügung. Die betroffenen Patienten sind verunsichert.
Der Streit entzündet sich an einer Neuregelung vom 1. Juli dieses Jahres. Seitdem wird nämlich für die Behandlung von Patienten an der künstlichen Niere eine Pauschale bezahlt: pro Patient und Woche gibt es eine Pauschale von 580 Euro.
Pauschale statt Einzelhonorierung
Diese Geld gilt für die Sachkosten, also für zum Beispiel Filter die verwendet werden. Auch der Per-sonaleinsatz muss von der Pauschale bestritten werden. Die Behandlungskosten des Arztes werden extra honoriert. Die Pauschalabrechnung ist neu. Bislang konnten Ärzte die Sachkosten für jede Be-handlung abrechnen. Die 580 Euro jetzt sind für drei Behandlungen die Woche kalkuliert. Wenn ein Patient viermal die Woche an die künstliche Niere muss, gibt es kein Geld extra.
Im Saarland gibt es weniger
Nach Angaben der Nierenfachärzte im Saarland werden die 580 Euro bundesweit gezahlt, nur nicht im Saarland. Hier gibt es nur 520 Euro pro Patient und Woche von den sogenannten Primärkassen, also AOK, IKK und Betriebskrankenkassen zum Beispiel. Die Ersatzkassen zahlen auch im Saarland 580 Euro, doch die Patienten der Primärkassen stellen den Hauptteil der Klienten. Deshalb müssten die Ärzte Abstriche bei der Qualität der Behandlung machen, sagt Professor Holger Franke, Vorsitzender der Fachgruppe der Nierenfachärzte im Saarland.
Droht eine schlechtere Behandlung?
Zu Diskussion stünde zum Beispiel die Nachtdialyse. Die dauert bis zu sieben Stunden, die Personalkosten könnten mit der Pauschale von 520 Euro nicht mehr gedeckt werden. Im Schnitt dauere eine Dialyse vier Stunden, auf diesen Standard müsse man sich dann beschränken.
Patienten sind besorgt
Die betroffenen Patienten sind natürlich durch die Diskussion stark verunsichert, berichtet Helmut Knoll von der Interessengemeinschaft der Nierenpatienten. Sie wollen verständlicherweise nicht schlechter versorgt werden. Genau diese Verunsicherung der Patienten ärgert Reiner Flöthner. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung im Saarland kann die Argumente der Nierenärzte nicht verstehen.
Viel Lärm um Nichts?
Die Kassenärztliche Vereinigung hat zusammen mit den Krankenkassen die Pauschale für das Saar-land ausgehandelt. Laut Flöthner liegt man im Saarland mit den 520 Euro sogar über dem Satz, der bislang für drei Behandlungen an der künstlichen Niere gezahlt wurde. Es sei also tatsächlich eine Verbesserung für die Ärzte.
Keine wirtschaftlichen Anreize
Nierenarzt Franke hält dem entgegen, dass viele Patienten viermal wöchentlich zur Dialyse müssten, mit der Pauschale seien die Ärzte aber schlechter gestellt. Man habe einen Anreiz zum Sparen geben wollen, erwidert Flöthner. Es soll keinen wirtschaftlichen Grund geben, Patienten öfter zu behandeln. Dahinter kann man die Andeutung entdecken, dass die viermalige Dialyse in der Woche vielleicht nicht immer nötig war, aber dennoch durchgeführt wurde, um sie abrechnen zu können. Flöthner will das allerdings nicht bestätigen.
Saarländische Pauschale soll bald überall gelten
In dem Vertrag zwischen Kassen und Kassenärztlicher Vereinigung ist vereinbart worden, die Pauschale für die Nierenbehandlung bis zum Jahr 2004 bundesweit auf 520 Euro zu senken. In den Gebieten, in denen die Kosten sowieso schon geringer waren wie im Saarland, wollte man den Satz natürlich nicht erst noch einmal hoch setzen, erklärt Flöthner. Das Saarland wäre also Vorreiter in einem Sparmodell, das bald bundesweit gelten soll. Die Nierenfachärzte hoffen darauf, dass sie einen Ausgleich für die Sachkostenpauschale an anderer Stelle bekommen. Im Gegenzug könnten zum Beispiel die Sätze für die ärztliche Behandlung angehoben werden.

Dorothee Scharner

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Re: Kostenpauschale im Saarland 08 Aug 2002 00:03 #221548

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komisch ist ja das sich jetzt erst alle darüber aufregen, da es schon seit letzten jahr bekannt ist das die krankenkassen die dialysekosten senken wollen.

gruß - andreas

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Hi :)