THEMA:

Hallo,
ich möchte Euch von meiner fast unglaublichen Arthroskopie berichten und evtl. einen Rat.
Vor drei Tagen wurde nun also mein Knie gespiegelt. Die Sache war auch notwendig, denn es lagen zwei Knochensplitter frei im Gelenkspalt, die gleich entfernt wurden. Ausgefranster Knorpel wurde geglättet und alles sauber gespült. Die Spinalnarkose lief bestens, soweit alles super. Der Hammer folgte danach: Als die Betäubung nachließ, verspürte ich Schmerzen im Oberschenkel. Der Arzt hatte zunächst keine Erklärung, ließ aber auf mein Bitten hin ein Röntgenbild des Hüftgelenkes anfertigen. Weil ich künstliche Hüftgelenke habe, ist meine erste Befürchtung immer, dass eine Lockerung aufritt.
Das Röntgen ergab, dass der Oberschenkelknochen angebrochen ist ! Glücklicherweise wird die Fraktur durch den künstl. Gelenkschaft so stabilisiert, dass vorerst keine weiteren Maßnahmen notwendig sind. Ich kann das Bein voll belasten, darf es nur nicht drehen. Nach 6 bis 8 Wochen würde der Bruch ausheilen. Vorerst bedeutet es Schmerzen beim Gehen und natürlich eine wesentlich längere Genesungszeit als ohne diese Fraktur.
Dem Arzt war es sichtlich unangenehm, was da passiert ist. Er ist sehr bemüht, macht fast täglich Hausbesuche bei mir. Er sprach auch von sich aus seine Haftpflichtversicherung an, meinte aber, dass aufgrund der porösen Knochen wegen der langjährigen Dialyse wohl keine Haftung übernommen wird.
In meinen Augen liegt ein ärztlicher Kunstfehler vor. Schließlich hätte der Chirurg sich während der Untersuchung darüber im Klaren sein müssen, dass er einen Dialysepatienten mit vorgeschädigten Knochen und einem künstlichem Hüftgelenk vor sich hat und darum vorsichtiger als gewöhnlich vorgehen müssen. Eine Oberschenkelfraktur gehört nicht zu den gewöhnlichen Risiken!
Ich hättes schon gern ein wenig Schadenersatz für meine zusätzlichen Beschwerden! Macht es Sinn, Entschädigung zu fordern und wie sollte ich da vorgehen? Hat jemand von Euch damit Erfahrungen gemacht? Hoffe, Ihr habt ein paar Tipps!
Viele Grüße. Anja

Hallo Anja,
das ist ja unglaublich. Die müssen die Risiken bei einem Dialysepatienten ganz klar berücksichtigen oder zumindest vorher darüber aufklären. Hast du etwas unterschrieben? Dass sie in deinem besonderen Fall keine Garantie für solche Vorkommnisse übernehmen? Ich würde mich unbedingt von einem Anwalt beraten lassen. Vielleicht einen, der sich auf Schadenersatzfälle dieser Art spezialisiert hat. Die Sache einfach als gottgegeben hinnehmen,wäre nicht mein Fall. Zumindest mal informieren würde ich mich,auch wenns ein paar Euro kostet. Ich drücke dir die Daumen, dass du wenigstens etwas bekommst, auch wenn es das angebrochene Bein nicht gut machen kann.
Alles Liebe
chris

Hallo Anja,
wie Chrisi schon schrieb, kommt es unteranderem darauf an, ob Du entsprechend aufgeklärt wurdest. Die weitere Frage ist, was hättest du gemacht, bei entsprechender Aufklärung. Sicherlich hättest Du dann die OP eher in einer auf deine Probleme eingearbeitete Klinik machen lassen.
Wurdest Du überhaupt dazu gehört, dass Du Dialysepatientin bist und dass Du künstlich Hüftgelenke hast.

Ein sehr guter Weg der Klärung ist der Gang über die Gutachter- und Schlichtungsstellen bei den Landesätztekammern. Zumindest bei den Meistens. Nicht würde ich zu diesem Weg raten, wenn Du in Hessen oder Rheinland-Pflalz wohnst. Wenn ich es richtig sehe, wohnt Du jedoch im Bereich der Norddeutschen Landesärztekammerm, so dass die hervorragende Schlichtungsstelle in Hannover für Dich zuständig wäre.
Solltest Du noch Fragen haben, kannst Du mich gerne anmailen ( Addi siehe meine Userseite)
Gruss
kaimana

Liebe Anja,

also die Schlichtungsstelle für Arzthaftungsfragen ist in Deinem Fall wohl zunächst der einfachste und kostengünstigste Weg, an eine Entschädigung zu kommen. Die Adresse erfährst Du bei Deiner KK oder der Ärztekammer für MV. Ich denke, dass sich der Arzt nicht allein aus Mitleid so sehr um Dich kümmert. Er wird sicherlich Schiss haben, dass Du Schmerzensgeld forderst. Das Problem bei den Arzthaftungsfällen ist meist, dass Du als Patientin die Beweislast trägst, nachweisen zu müssen, dass tatsächlich ein ärztlicher Kunstfehler vorliegt und zwischen diesem und Deinem Schaden ein sog. Kausalzusammenhang besteht. Das ist meist nur durch ärztliche Gutachten und viel viel Geduld zu erreichen. Hinzu kommt die Geldfrage. Eine Rechtsschutzversicherung wäre von Vorteil. Ansonsten kommen schon mindestens 4-stellige Kosten auf Dich zu und ein Rechtsstreit würde mindestens 3-4 Jahre dauern, da die zu verklagende Versicherung des Arztes so viel Geld dafür aufbringen würde, um alle Instanzen auszuschöpfen. Daher würde der Weg über die Schlichtungsstelle effektiver und besser sein. Im ergebnis würden die Dir einen bestimmten Betrag anbieten, der aber meist viel geringer ist als ein Dir zustehendes Schmerzensgeld. Wenn Dir das genügt und Du damit gut leben kannst, ersparst Du Dir jahrelange psychisch quälende juristische Auseinandersetzungen. Du kannst mich gern anrufen wenn Du mehr wissen willst.

Alles Gute und Grüße auch an Uwe.

Björn, das beuteltier aus dem Spreewald.

Anja, bei Dir wäre die Schltungsstelle in Hannover zusrändig. Diese schlägt in der Regel recht ehrliche Beträge vor. Wenn Du nicht ausreichend aufgeklärt wurdest, oder wenn z.B. der Zustand Deiner Knochen etc nicht ordnungsgemäss dokumentiert wurde, hast Du eine Beweislasterleichterung.
Lasse Dir so scnell als möglich zur Beweissicherung, eine Fotokopie der Bahandlungsakte geben.
Gruss
kaimana

Hallo Anja,

wie sämtliche VorrednerInnen empfehle ich Dir auch, wenigstens einen geringen finanziellen Ausgleich zu erstreiten. Auch wenn das Zeit und Kraft kostet: die Sorgen um ein angebrochenes Bein sind bei langer Diavorschädigung auch nicht ohne. Die psychische Seite sollten wir in solchen Prozessen nach der Empfehlung meines Anwalts nach einem Unfall jedoch nicht so sehr betonen. Dir wünsche ich zunächst mal gute Heilung und dann die nötige Geduld für die Auseinandersetzung. LG Debi

Hallo,
danke für Eure Hinweise. Im Netz habe ich eine interessante Seite der Schlichtungsstelle in Hannover gefunden, sogar mit Fallbeispielen. Da das Verfahren dort recht einfach scheint, im Schnitt sogar nur 13 Monate dauert, werde ich es mal probieren. Letztendlich erleide ich schließlich die Schmerzen.
Lieben Gruß. Anja