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Haarzunge 19 Jul 2005 18:59 #240587

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Hallo, Ihr Lieben,

hab mal wieder ein Problem und vielleicht weiß einer/eine von Euch Rat: seit ca. 1 Jahr hab ich eine (wie ein Hautarzt diagnostizierte) Haarzunge. D.h. im hinteren Rachenbereich dunkel belegte Zunge.

Der Hautarzt (ein gaaaanz toller Vertreter seiner Zunft) meinte nur: zweimal pro Tag ordentlich putzen, dann geht das schon wieder weg. Haha. Nix is weg ...

Hinzu kommt, dass ich extrem heftig zu Brechreiz neige. Also ist das mit dem putzen im hinteren Rachenraum so eine Sache ...

Falls jemand von Euch schon mal das gleiche hatte: ich bin für jeden Rat dankbar!

Also, VIELEN DANK im Voraus!!!

Grüße,
Osterhase*

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Re: Haarzunge 19 Jul 2005 21:26 #240588

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Hallo!

Was der Hautarzt wohl meint: Eine Therapie gibt es bislang nicht; i.d.R. ist der Spuk nach einiger Zeit von allein vorbei.

Folgende Tipps ließen sich zusammensammeln:
° Einstellen des Rauchens
° Einnahme von Niacin (= B3, Nikotinsäure) und Molketabletten
° Lutschen von Vitamin C-Lutschtabletten
° Bürsten der Zunge (flache Zungenbürste von z.B. dm vermindert Würgereiz verglichen mit Zahnbürste)
° Kauen festerer Nahrung (z.B. Vollkornbrot)
° Spülungen mit Glyzerin oder einem Extrakt aus Thymian
° Kamillenspülungen

Vielleicht war ja etwas dabei, das Du noch nicht kennst ,-)

Sei vorsichtig mit medizinischen Mundspüllösungen (z.B. Chlorhexamed), denn schon das Phänomen ansich ist Zeichen einer geschwächten Immunabwehr und einer aus diesem Grund umgekippten Mundflora.

Betroffene können sich zwecks Erfahrungsaustausch und Datensammlung an wenden. ( Quelle )
Falls noch nicht geschehen, würde ich auch einen Zahnarzt um Ratschläge bitten.

Freundliche Grüße,
fabienne

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Re: Haarzunge 20 Jul 2005 09:24 #240589

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Sei vorsichtig mit medizinischen Mundspüllösungen (z.B. Chlorhexamed)
Warum gibt es das dann auf der Transplantation in meiner Klinik ?
Irgendwie ist Aufklärung nicht die große Stärke vieler Ärzte.
Ich habe vieles erst hier erfahren.

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Re: Haarzunge 20 Jul 2005 12:47 #240592

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Hallo sigud!

Warum gibt es das dann auf der Transplantation in meiner Klinik ?

Alles hat immer mehrere Seiten, damit es ordentlich kompliziert wird.

Die Mundhöhle ist sozusagen ein Biotop für sich, in dem bestimmte gute Bakterien zusammen mit dem Speichel helfen, dort ein gesundes Gleichgewicht aufrechtzuerhalten - trotz ständiger Störungen durch Nahrungsaufnahme und von außen kommende Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Pilze und wer-weiß-was-alles). Auch die würden sich nämlich in der warmen und feuchten Umgebung wohlfühlen, sich kräftig vermehren und gern weiter in den Körper vordringen. Einige der eigentlich guten Bakterien sind auch übermütig und greifen im Nebeneffekt unseren Zahnschmelz (Karies) an oder nisten sich in den Taschen des Zahnfleisches (Paradontose) ein. Doch sie können wir mit gewissenhafter Zahnpflege und unserem Speichel i.d.R. einigermaßen in Schacht halten.

Wenn Du es jedoch mit der Mundhygiene zu genau nimmst und Dich auf tägliche Spülungen mit einem der stark desinfizierenden Wässerchen einläßt, kann es passieren, daß Du Deine Mundflora aus dem Gleichgewicht bringt. Dann sterben zwar die normalen Karies- und Paradontose-Erreger, doch an deren Stelle rücken nun andere Bakterienspezies, die sich sehr viel unangenehmer gebärden können als die alten Bekannten. Bei gesundem Gleichgewicht können sie sich nicht gegen die normale Bakterienflora durchsetzen. Unter gestörten Bedingungen aber werden sie nicht mehr an der großflächigen Ansiedlung gehindert, können für schlechte Gerüche verantwortlich sein oder eben für Verfärbungen, wie sie Osterhase beschreibt, und sind widerstandsfähiger gegen unsere Bekämpfungsversuche. Oder sie irritieren die Struktur der Zunge so, daß es zu unangenehmen Haarbildungen kommt, wie sie bei der schwarzen Haarzunge gleichfalls auftreten können. Diese Erscheinung ist auch als Nebenwirkung in der Packungsbeilage von Chlorohexamed aufgeführt.

Aber:
Nach einer Transplantation werden Medikamente gegeben, die das körpereigene Immunsystem stark ausbremsen. Dadurch kann es passieren, daß die ‚Mannschaft’ im Mund nicht mehr schlagkräftig genug gegen von außen eindringende Krankheitserreger vorgehen kann. Diese können dann als Soor, Mundfäule oder noch schlimmeres lästig fallen und insbesondere den frisch Transplantierten mit hoher Dosis an Immunsuppressiva in ernste Gefahr bringen. In diesem Fall ist die vorbeugende Anwendung solcher Mundspüllösungen gerechtfertigt und die Haarzunge muß in der Abwägung gegenüber der Gefährdung bei Nichtanwendung in Kauf genommen werden – wie die unerwünschten Nebenwirkungen bei anderen Medikamenten auch. Zur kurzzeitigen Anwendung bei Entzündungen im Mund – nach bestimmten Zahn(fleisch)behandlungen oder einer Halsentzündung - kann so ein Mittel gleichfalls sinnvoll sein.

Du kannst Chlorohexamed in etwa als örtlich - also im Mund- und Rachenraum - angewandtes Breitbandantibiotikum betrachten. Antibiotika sind richtig und sehr, sehr wichtig, wenn der Körper mit krankmachenden Bakterien allein nicht klar kommt. Doch sie sollten nicht voreilig gegeben werden, denn man muß wissen, daß sie im Darm und sonstwo auch diejenigen bakteriellen Mitbewohner töten, die gut für uns sind, und damit neue Probleme hervorrufen können.

Ich hoffe, Du bist nun in diesem Punkt wieder mit Deinen Ärzten versöhnt ,’-)

Freundliche Grüße,
fabienne

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Re: Haarzunge 20 Jul 2005 14:35 #240593

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hallo fabienne,

vielen dank für deine tipps! werde sie mit meinem doc durchsprechen und ausprobieren. mal sehen, obs hilft.

also, vielen dank und einen schönen tag!

osterhase

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Re: Haarzunge 20 Jul 2005 15:16 #240594

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Hallo fabienne,
ich (Txler) wollte mich in der Apotheke über Mundspülungen in Verbindung mit Immunsuppression erkundigen. Als die Apothekerin aber schon gar nichts mit Immunsuppression (hallo!!??) anfangen konnte, hatte sich das Gespräch leider schnell erübrigt. Prima, dass Du das jetzt hier nachgeholt hast.
Elke

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Re: Haarzunge 20 Jul 2005 15:33 #240595

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Hallo Elke!

Das ist schon etwas schwach, aber die Apothekerin sollte auch nicht zu beurteilen wagen, ob so etwas für Dich zur Zeit sinnvoll ist. Deine Ansprechpartner sind die TX-Ärzte, die Dich, Deine Werte und Deine aktuelle Medikamentierung kennen. Entscheidend ist die Abwägung und dazu braucht es Erfahrung.

Freundliche Grüße,
fabienne

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