THEMA:

Hallo,

der Arzt hat uns gestern eröffnet, dass die Niere unserer 85jährige Mutter (zur Zeit stationär im Krankenhaus zur Diabetes-Einstellung) kaum noch arbeitet. Es wird derzeit alles getan, um die Nierenfunktion wieder anzuregen.
Morgen wird entschieden, ob sie nun dauerhaft zur Dialyse muss oder ob man dies noch etwas hinauszögern kann.
Mutter ist seit einem Schlaganfall vor 3 Jahren schon schwer angegriffen, hat seit 35 Jahren Diabetes, sieht kaum noch etwas und kann sich schon jetzt kaum noch bewegen. Zu allem Übel liegt die Wohnung im 2 Stockwerk und sie kann nur mühsam die Treppen hinunter- und hinauf getragen werden.
Wir machen uns grosse Sorgen, wie jetzt auch noch eine Dialyse zu bewältigen ist.
Über die Problematik wurden wir gestern umfassend informiert. Der Arzt hat es mehr oder weniger lakonisch als letzte Abwechslung für einen alten Menschen bezeichnet. Es war wirklich sehr nett und wollte uns den Horror davor nehmen. Habe mich inzwischen hier auf den Seiten schon eingehend über die Dialyse informiert.
Hat hier jemand Erfahrung mit der Dialyse alter Menschen und kann mir berichten oder gar Mut machen??

Danke,
sydney

Hallo Sydney,

mein Nephrologe hat mir mal von einer Statistik erzählt, die belegt, dass Menschen, die im Alter zur Dialyse kommen, sogar eine höhere Lebenserwartung haben, als gleichaltrige Nichtdiapatienten. Deshalb, weil sie jede Woche Blut abgenommen bekommen und ständig unter ärztlicher Aufsicht sind (wer von den Gesunden hat diesen Service schon?). Desweiteren machen sich viele unerwünschte Nebenwirkungen der Dialyse erst nach Jahren bemerkbar und dazu kommt er halt bei wirklich alten Patienten nicht mehr. Wenn deine Mutter sonst keine großen Nebenerkrankungen hat, ist sie im Dialysezentrum bestens aufgehoben - sie muss sich nur daran gewöhnen.
Das mit der Abwechslung, so makaber es auch klingt, stimmt sogar teilweise. Für viele alte Menschen ist die Dialyse der einzige soziale Kontakt, den sie noch haben. In unserem Zentrum gibt es einige, die sonst wirklich nicht mehr raus kommen - manchmal beschleicht einen das Gefühl, die freuen sich regelrecht drauf.

Alles Liebe
Chrisi

Hallo Sydney,
als ich letztes Jahr stationär im Krankenhaus lag, wurde neben mir ein alter Herr von 92 Jahren auf Bauchfelldialyse eingestellt. Er war schon dement, so daß er die erforderliChen Handhabungen keinesfalls hätte alleine machen können. Seine Ehefrau (auch schon MItte 80) sowie der Pflegedienst wurden in die PD eingewiesen und wie ich letzte Woche gehört habe, kommt er gut damit zurecht.
Wäre das nicht auch eine Möglichkeit für Deine Mutter? Dann bräuchte sie nicht jeden zweiten Tag aus dem Haus und dann 5 Stunden still im Dialysebett zu liegen, die gesamte PD-Prozedur ist nicht unangenehm und - ich sage es jetzt einfach mal offen - bei der restlichen Lebenserwartung Deiner Mutter dürfte die PD bis zum Lebensende möglich sein.
Sprecht doch den Arzt einmal darauf an udn wenn er zögerlich ist würde ich durchaus eine zweite Meinung einholen. Ich werde vom KfH in Köln-Merheim betreut und dort ist man sehr fortschrittlich, was PD bei betagten Patienten betrifft.
Kannst mich bei weiteren Fragen gerne anmailen.
Liebe Grüße, Roxanne

Hallo Sydney,

als ich damals im KH war um meinen PD-Katheter zu bekommen, da lag neben mir auch eine 80jährige Frau, Diabetikerin, blind und beide Beine amputiert. Auch sie wohnte in einem oberen Stockwerk und ihre Kinder waren nicht mal in der Nähe. Sie hat damals auch angefangen zu dialysieren (Hämo) und das hat sie anfangs ganz schön geschlaucht. Aber ehrlich gesagt war die Frau super drauf, sie hat das einfach so genommen wie es kommt. Die hatte zwei Betreuerinnen/Pflegerinnen, die ihr im Haushalt geholfen haben usw. und zur Dialyse hätte sie dann eben mit dem Krankenwagen abgeholt werden müssen. Ich habe nach dem KH-Aufenthalt keinen Kontakt mehr mit ihr gehabt aber ich hoffe und glaube, daß es ihr gut geht.

Nur Mut, vielleicht geht es Deiner Mutter ja wirklich bald besser, wenn ihr Körper mal wieder ordentlich entgiftet wird.

LG
Sabine

Wir dialysieren viele alte Menschen. Wichtig ist dabei deren Einstellung zu ihrem weiteren Leben. Viele wollen noch nicht sterben, haben ihnen wichtige soziale Bindungen, die ihnen die nötige Lebensqualität geben. Grundsätzlich kann man auch alten Menschen eine gute Dialysebehandlung bieten, die Dialyse wird dann eine Art sozialer Mittelpunkt, von dem sie durchaus profitieren können.
WIchtig ist es darauf zu achten, daß die Dialyse nicht zur Qual wird.

Hallo!

Gute Nachrichten: die Nieren meiner Mutter konnten wieder aktiviert werden! Somit bleibt ihr fürs Erste die Dialyse erspart!! Darüber sind wir alle heilfroh.

Ich möchte allen danken für die so positiven Beiträge!! Sie haben mir sehr viel Mut gemacht.

Danke!

sydney

wie schön für Euch alle!