Hallo ati!
Sehr praktisch, daß der Thread noch offen ist; ich hoffe, Du hast ihn per Mail abonniert (-:
Der Nephrologe hat mir zwischenzeitlich erklärt, warum die GFR-Aussage des Cystatin-C sowohl nach oben als auch nach unten kräftig von der GFR-Aussage des Kreatinin abweichen kann:
Allseits bekannt ist ja, daß das Kreatinin von der Muskelmasse des Betroffenen beeinflußt ist. Deshalb hat ein Schrank von Mann mit kräftigem Bizeps eher einmal einen viel schlechteren Kreatinin-Wert als der Cystatin-C-Wert vermuten ließe.
Bei einer kleinen, eher schlanken Frau, die überdies unsportlich ist (moi *g*) könnte es hingegen auch leicht mal so sein, daß aufgrund der geringeren Muskelmasse das Cystatin C auf eine pessimistischere GFR deutet, als man mittels Kreatinin-Wert annimmt.
Die Wahrheit, also die tatsächliche GFR, liegt irgendwo dazwischen. Beide Angaben - sowohl Kreatinin-Clearance als auch Cystatin-C-Clearance - sind stets nur Näherungen. Bei Deinem Vater ist sie vermutlich also höher als 11 (Kreatinin-Clearance) aber unter 20 (Cystatin-C-Clearance). Eine noch genauere Annäherung an die tatsächliche Glomeruläre Filtrationsrate (= Primärharnmenge) ließe sich unter klinischen Bedingungen erreichen mittels
Inulin per Infusion
.
Die Meinung, daß der 24-h-Sammelurin eine verläßlichere Bestimmung der Kreatinin-Clearance gestatte (wie ich in meinem vorhergehenden Beitrag wiedergegeben habe), teilt der Nephrologe
so pauschal für ambulante Patienten nicht. In allen großen Studien [Zitat] seien die Ergebnisse mittels der rechnischen MDRD-Formel stets belastbarer gewesen als die aus Harnsammlungen. Die Ursache läge allerdings schlicht darin, daß zu viele Meßfehler passieren (Klassiker: Sammelperiode nicht exakt eingehalten; zwischendurch auf öffentlicher Toilette ohne das Sammelgefäß, ...).
Freundliche Grüße,
fabienne
- die nun trotzdem einmal sammeln darf ... klarer Fall von Eigentor (-;