THEMA:

65,5 Prozent der in einer Studie befragten Ärzte glaubt, dass solche öffentliche Meinungsäußerungen unterbunden werden sollten. 61,2 Prozent der Mediziner glauben, dass Laien ärztliche Kompetenz nicht einschätzen oder gar bewerten können. KLICK


Ich glaube, dass 65,5 Prozent der befragten Mediziner Angst haben, sich einem transparenten Wettbewerb zu stellen. In der Studie geht es nur um niedergelassene Ärzte, also um private Wirtschaftsunternehmen.
Und ich glaube, dass 61,2 Prozent der befragten Mediziner ihre Patienten, deren Sach- und Menschenkenntnis, etwas unterschätzen (wollen?).

MaRIO

Hallo Mario,

ich schätze, wie Du (hoffentlich) weißt, Deine Beiträge meist sehr, aber in dem Fall siehst Du glaube ich den durchschnittlichen Patienten zu optimistisch. Selbst die meisten Dialysepatienten, die ich kenne, bewerten die Qualität einer Dialyse eher nach dem Essen, das sie bekommen, und danach, wie nett die Schwestern sind, als nach der fachlichen Kompetenz des Arztes. Sie können diese in den meisten Fällen nicht mal beurteilen, da sie seine Anweisungen und Verordnungen nicht hinterfragen. Und Dialysepatienten sind anerkanntermaßen besonders kritisch und überdurchschnittlich aufgeklärt.

Ich hätte als Arzt auch keine Lust meine Qualität in irgendwelchen obskuren Internetforen diskutiert zu sehen. Im übrigen auch nicht als Dipl.-Psychologe, Kfz-Mechaniker oder in sonst einem Beruf, in dem die Problemstellungen komplex und für Laien nur in seltenen Fällen durchschaubar sind.

Gruß

joe

Hallo Hobbit,

sicher in den Internetforen zur Ärztebewertung, in die ich gestern mal hineingeschaut habe, bewerten die Patienten die Ärzte meistenteils nach den von Dir genannten Maßstäben. Allerdings ist für mich die rein medizinisch-fachliche Kompetenz nur ein Teil von dem, was die Qualität eines Arztes ausmacht.

Stimmt z.B. das drumherum nicht so recht und insbesondere das Arzt-Patient-Verhältnis nicht, kommt der Patient nach stundenlanger Warterei genervt beim Arzt an oder hat ihn eine schnippische Arzthelferin verärgert, wird dies das Vertrauen zum Arzt meist schmälern. Sein ganzes Fachwissen mag ja schön und gut sein,es kommt aber vor lauter Ärger vielleicht gar nicht erst beim Patienten an...
In diesem Sinne, gute Qualität heißt immer beides: das subjektive Verhältnis zwischen Arzt und Patient ist gut (und sei es weil alle so nett sind in der Praxis) und das Fachwissen. Zum ersten Teil kann jeder gleich etwas ins Internet schreiben, der zweite Teil zwingt Patienten sich mehr mit ihrer Erkrankung auseinanderzusetzen, was ja nicht verkehrt ist. Außerdem denke ich, dass es durch diese Internetseiten auch herauskommen könnte, wenn ein Arzt (selbst ein netter) ständig Danebenbehandelt.

Viele liebe Grüße
Hati

Hallo Joe,

ich muß Dir (leider) recht geben, dass viele Patienten die Qualität des Essens, die Anzahl der Fernsehprogramme, das Aussehen der Dialyseschwestern usw. höher bewerten als die Qualität der eigentlichen medizinischen Behandlung, sprich der Dialyse bzw. der fachlichen Kompetenz des Arztes.
Aber warum spricht das gegen solche Bewertungsseiten? Wer ist denn der typische Nutzer solcher Seiten? Ich denke, dass sind überwiegend eben nicht jene Patienten, die der Brotaufstrich mehr interessiert als die Dialysezeit – um mal bei der Dialyse zu bleiben. Sondern es sind vorwiegend die informierten bzw. informationshungrigen Patienten. Ich denke auch bei der Abgabe von Bewertungen werden diese Patienten die aktivste Gruppe sein. Nun kann man natürlich nie ausschließen, dass Bewertungen auch nach Maßstäben stattfinden, denen Du oder ich vielleicht keine Priorität einräumen würden. Aber wie Hati sehr schön geschrieben hat. Zu einer Behandlung gehört ALLES dazu. Fachliche Kompetenz, menschliche Kompetenz und das gesamte Umfeld. Jeder sieht seine Prioritäten eben etwas anders und soll danach bewerten. Und bewerten kann man auch „aus dem Bauch heraus“. Wenn solche Bewertungen noch ordentlich kommentiert sind kann sich doch Jeder seine eigenen Gedanken darüber machen und seine Schlüsse daraus ziehen. Dafür muß man kein Fachmann sein.
Das Entscheidende, und das darf meiner Meinung nach nicht unterbunden werden, ist die öffentlich zugängliche Meinungsäußerung von Betroffenen über Ärzte. Ob das nun über reine Bewertungsseiten oder in Foren wie z.B. DO geschieht...

„Ich hätte als Arzt auch keine Lust meine Qualität in irgendwelchen obskuren Internetforen diskutiert zu sehen.“ – Ich wette, wenn Du nur positives über Dich lesen würdest, hättest Du bestimmt nichts dagegen. Du würdest erst dann etwas dagegen haben, wenn negativ über Dich berichtet wird. Die Reaktion sollte aber doch dann nicht sein, dass diese Meinungsäußerungen verboten werden müssen, sonder die richtige Reaktion darauf wäre „Ups, meine Patienten sind wohl nicht 100- prozentig mit mir zufrieden. Was könnte ich besser machen?“ ;-)

VG
MaRIO