THEMA:

Mein Mann ist seit Dez.2004 an der Dialyse. Sein Krea war damals 7 und Harnstoff 18o. Jetzt brachte mein Mann die Ergebnisse der mtl. Blutuntersuchung mit. Krea 9 und Harnstoff 190. Als mein Mann am Samstag den Arzt fragte warum die Werte schlechter geworden sind, sagte der Arzt: Das sind tolle Werte, das zeigt daß die Muskeln sich wieder aufgebaut haben usw....Hm, wir haben gedacht daß die Werte nicht noch schlechter werden an der Dialyse.[schock] Wer kann mir da weiter helfen?
Anne

Hallo puffel,

ausschlagebend ist mehr die Kre-Clearance, also wieviel Kreatin entzogen wird. Bei körperlicher Anstrengung kann der Kreatininwert schon mal steigen, weil die Muskeln mehr Kreatinin produzieren. Die Clearance kann dann trotzdem gleich gut sein, auch bei höherem Kreatinin-Wert.
Ob dein Mann wirklich wieder Muskelmasse aufgebaut hat, läßt sich so nicht alleine sagen. Aber vielleicht bewegt er sich ja wirklich mehr, bei gleichzeitig eiweißreicher Kost? Meine Ärztin ermittelt die Körperzusammensetzung auch regelmäßig mit so einer Methode, deren Namen ich mir immer nicht merke. Das ist zumindest zuverlässiger, als sich allein auf steigende/sinkende Krea-Werte zu verlassen. Oder wenn der Arzt nicht so ein gerät hat, dann laßt die Kreatinin-Clearance ermitteln. Wenn die weiterhin gut ist, sind es vielleicht wirklich mehr Muskeln und Bewegung, die den Kreatininwert steigern. Er allein ist nur ein Indikator kein Krankheitswert an und für sich.

Viele liebe Grüße
Hati

Also zunächst mal solltet Ihr jetzt, da die Dialyse läuft, nicht mehr auf das Krea schielen, das ist ja nur ein Kenn-Wert für die Funktion der Niere und selber nicht schädlich. Der Harnstoff ist schon aussagefähiger und interessanter. Bei den Werten, die ihr mit dem Monatslabor bekommt, müsst Ihr außerdem bedenken, dass sie ja nach dem langen Intervall abgenommen werden. Das heißt, das sind die schlechtesten Werte, die bei Deinem Mann zu messen sind. Die meiste Zeit - insbesondere direkt nach der Dialyse - sind die Werte viel besser, sodass Dein Mann im Schnitt bessere Werte als vor der Dialyse hat.

Allerdings wäre mir persönlich ein Harnstoff von 190 nach dem langen Intervall zu hoch gewesen. Ich weiß, dass in vielen Praxen alles unter 200 als akzeptabel angesehen wird. Ich selber habe immer versucht, einen Wert unter 150 anzustreben und habe das - trotz gewisser Undiszipliniertheiten in der Diät - über eine ausreichend lange Dialysezeit (22 h/Woche) auch hinbekommen.

Gruß

joe

Hallo Hobbit,

mein Harnstoffwert ist vor kurzem von unter 100 auf fast 170 angestiegen und sofort wurde mir gedroht die Dialysezeit von 3 x 4 Stunden auf 3 x 5 Stunden zu erhöhen. Ich habe es mit strenger Diät wieder runter auf 120 geschafft. Du schreibst dass in manchen Zentren alles unter 200 akzeptabel ist, aber ist das wirklich noch gesund? Ich habe mich mit 170 ziemlich krank gefühlt. Oder hängt das vom Patienten, eventuell Gewicht oder Grösse ab? Ausserdem sprichst du von 22h/Woche! Ist das nicht unglaublich viel!?

Hallo Nati,

zwei Anmerkungen als Antwort:

Erstens habe ich verlängerte Dialysezeiten nie als Drohung empfunden. Ich muss halt solange dialysieren, dass ich einigermaßen gesund bin. Und da ich weder auf gutes Essen, noch auf ein Bierchen ab und zu und auch nicht auf meinen manchmal doch sehr aufreibenden Beruf verzichten wollte, habe ich mich eben über die Jahre auf 22 h (2 x 8 h nachts und einmal 6 h Freitagnachmittag) eingependelt. Und bin damit gut gefahren. Ich habe mich beim Essen an kaum eine Einschränkung gehalten, sondern genossen, was zu genießen war. Außerdem sind lange Dialysen schonender. Was nützt es mir, nur 4 oder 5 h zu machen, wenn ich danach so hinüber bin, dass ich nicht mehr arbeiten oder feiern gehen kann?

Und zweitens: Die Sache mit dem Harnstoff ist, wie vieles natürlich von der Gewöhnung abhängig. Wenn ich städnig mit 180-200 rumlaufe, halte ich das Gefühl irgendwann für normal und weiß gar nicht mehr, wieviel besser es mir mit besseren Werten gehen würde. Außerdem habe ich in meinem ersten Post die Sache ja auch verkürzt dargestellt. Wenn ich meine Dialysezeit rausfinden will, muss ich ja auch noch Phosphat, Calcium und Kalium beachten. Tatsächlich wäre der wünschenswerte Standard wohl ein Harnstoffwert von maximal 120 nach dem langen Intervall, aber nach meiner Erfahrung tuen sich nur wenige Nephrologen den Stress dauernder Diskussionen mit den Patienten an, wenn die Werte schlechter sind. Und leider hat die neue Qualitätssicherung das eher noch verschärft. Solange der gemessene Kt/v in Ordnung ist, wird alles laufen gelassen. Zumindest ist es wohl oft so.

Gruß

joe