THEMA:

Hallo, miteinander,

meine Mutter, 75J., musste Anfang dieser Woche sehr schnell ins Krankenhaus wegen akuter Lebensgefahr: sehr hoher Blutdruck, sehr hohe Keratininwerte. Die Nieren arbeiten fast nicht mehr (eine 30ig Prozent, andere nur ein Drittel). Eine Nierenpunktion wurde gemacht. Das Ergebnis steht noch aus. Aber jetzt schon drängen die Ärzte auf Dialyse: Heimdialyse oder 3mal wöchentlich Dialyse.

Kennt sich jemand mit der Problematik aus. Würdet Ihr auch so schnell an Dialyse gehen (die Ärzte meinen, spätestens in einem Viertel Jahr ist es lebensnotwendig. Eine Bauchsonde müsste in jedem Fall eingesetzt werden, um bei akuter Lebensgefahr schnell handeln zu können). Welche Art der Dialyse würdet Ihr wählen?

Danke für alle Infos und Ratschläge!

Bereits Morgen soll sich meine Mutter für oder gegen Dialyse entscheiden.

Liebe Grüße
Pati

Hallo Pati
Ich würde deine Mutter raten ins Zentrum zu fahren, dort ist sie am sichersten. Heimdialyse würde ich nicht machen in diesenm Alter .liebe Grüße ulli

Danke für die schnelle Antwort, lanijoe. Ich frage doof nach, aber ich habe bisher keine Ahnung. Warum ist Heimdialyse für eine 75jährige nicht so gut? Ich sollte vielleicht sagen, dass meine Mutter in einem betreuten Altenwohnheim ist mit eigener, kleiner Wohnung. Pflegepersonal könnte täglich vorbeischauen.

Pati

Hallo Pati!

Du sprachst (bzw. die Ärzte Deiner Mutter) nur von Zentrumsdialyse 3x die Woche oder Heimdialyse. Damit ist nicht eindeutig klar, was gemeint ist.

3mal wöchentlich im Zentrum bedeutet eindeutig Hämodialyse über einen Blutgefäßzugang am Arm (i.d.R. nahe am Handgelenk der nicht-Schreibhand).

Heimdialyse aber ist eine nicht eindeutige Bezeichnung. Da Du von einer Bauchsonde schreibst, die man einsetzen wolle, könnte damit eine Dialyseform über das Bauchfell ohne Blutgefäßzugang angesprochen sein (vorzunehmen mehrmals täglich oder mit Hilfe eines Gerätes automatisch die ganze Nacht hindurch). Diese Sonde heißt Katheter und das Verfahren heißt Peritonealdialyse (= Bauchfelldialyse = CAPD (continuous ambulatory peritoneal dialysis = kontinuierliche ambulante Bauchfelldialyse)).

Ist Euch überhaupt klar, daß das zwei grundsätzlich unterschiedliche Reinigungsverfahren sind, unabhängig von der Ausführung zu Hause oder in einem Dialysezentrum?
Auch die Hämodialyse kann man nämlich zu Hause durchführen; darauf bezog sich lanijoe in seinem Beitrag, in dem er/sie von dieser Variante abriet.

So holter die polter kann man das nicht entscheiden und muß man eigentlich auch nicht. Wenn jetzt sofort eine Blutreinigung erforderlich ist, kann man das über einen vorläufigen Blutgefäßzugang am Hals zuwege bringen (heißt an dieser Körperstelle oft Demers-Katheter, Shaldon-Katheter oder im intensivmedizinischen Bereich schlicht zentraler Venenkatheter (ZVK)). Und ihr als Familie könnt Euch mit der Mutter in (relativer) Ruhe informieren und beraten (lassen), welches Verfahren für sie am ehesten zu ihren Lebensumständen paßt und in welcher Weise sie von dem Betreuungspersonal in ihrer Wohnanlage Unterstützung erhalten kann.

Freundliche Grüße,
fabienne

Was mich stutzig macht:
Warum überhaupt jetzt schnell mit der Dialyse begonnen werden soll wenn beide Nieren wohl noch eine Restfunktion von ca. 30 Prozent haben?
Normalerweise beginnt man mit der Dialyse bei einer Restfunktion von 10 bis 15 Prozent.

MaRIO

Hallo Pati!
Zuerst einmal ist eine Nierenfunktion von 30 Prozent noch lange nicht dialysepflichtig. Ihr müßtet also in Ruhe überlegen können was ihr macht.
Bauchdialyse
Es wird ein Katheter in den Bauch gelegt, über den man Dialyseflüssigkeit einläßt, die dort 4-6 Stunden verbleibt und dann abgelassen wird und wieder neu gefüllt wird. Es finden ca. 4solche Wechsel pro Tag statt, die etwa 20-30Minuten dauern.
Das gleiche Verfahren geht auch mit einer Maschine, die dir nachts einfüllt und auslaufen läßt, dann mußt du tagsüber nichts machen.
Hämodialyse
Dazu wird ein Gefäßzugang gelegt, dieser wird punktiert und eine Maschine übernimmt die Blutreinigung. Die Dauer legt der Arzt fest, 4-6Stunden in einem Dialysezentrum, dreimal pro Woche.
Du schreibst, dass deine Mutter im betreuten Wohnen ist, wie fit ist sie denn geistig? Sollte es da hapern , ist die Bauchfelldialyse nicht mehr geeignet, denn das Personal in Heimen ist nicht geschult.
Laßt euch aber alle Verfahren erklären und überlegt dann ganz in Ruhe, was euch am besten zusagt und auch machbar ist.
Für Notfälle kann man einen Zugang am Hals legen, wenn man schnell dialysieren müßte.
Schau dich hier mal auf den Seiten um, Bibliothek oder Stichwörter eingeben (Hämodialyse, Zentrumsdialyse, Peritonealdialyse), da werdet ihr Informationen finden.
Information ist alles
Ruhige Nacht quetsch

Hallo RIO und quetsch!

Seid Ihr ganz sicher, daß man die Funktion der Einzelnieren in dieser Weise einfach summieren kann, um die Gesamtleistung beider Nieren zu interpretieren?

Ich hatte bei einer ING (Nierenfunktionsszintigrafie) vor zehn Jahren links 47%, rechts 53% - die Gesamtclearance aber betrug 64 ml/min/1,73m² (unterer Grenzwert 261 ml/min/1,73m²) bei einer zeitgleichen GFR von 36,0 ml/min (unterer Grenzwert 90 ml/min). Das habe ich noch nie ganz verstanden - mir nur gemerkt, daß da noch irgendein Haken in der Interpretation sein muß.

Freundliche Grüße,
fabienne

die meinen sicher mit Heimdialyse, die Bauchdialyse, kommt darauf an wie fit man ist in dem Alter, von wegen würde ich nicht machen, würde ich von jedem einzelnen ansehen.

Hallo, miteinander,

herzlichen Dank Euch allen hier für die schnellen und kompetenten Antworten.

Wenn ich alles richtig verstanden habe (muss mich in diesem Dschungel erst einmal zurecht finden), ist es fraglich, ob bei der momentanen Nierenleistung meine Mutter überhaupt an Dialyse muss. Zumindest nicht sofort. Um schnellstmöglich handeln zu können bis eine endgültige Entscheidung getroffen ist, könnte auch ein Zentraler Venenkatheter gelegt werden.

Dann scheint die Hämodialyse anders das Blut zu reinigen wie die CAPD. Was ist der Unterschied?

Meine Mutter ist geistig noch fit. Von daher wäre Hämodialyse möglich.

Danke für alle Tipps. Werden heute Mittag mit diesen Infos in das Ärztegespräch gehen!

Pati

Hallo fabienne,

ich habe eigentlich nicht summiert. Pati schrieb: eine 30ig Prozent, andere nur ein Drittel. Also würden beide Nieren ca. mit 30 Prozent arbeiten. Daher gehe ich mal von einer GFR im 30iger Bereich aus. Das ist natürlich ganz grob geschätzt, sollte aber so ungefähr hinkommen.
Die richtige Interpretation der Gesamtclearance und der GFR kann ich Dir leider auch nicht erklären. Ich weis nur, dass die GFR der entscheidende Parameter ist.

LG
MaRIO

Hallo Pati.

Hämodialyse ist auch möglich, wenn deine Mutter nicht mehr geistig top fit wäre. Die Bauchfelldialyse (CAPD bzw. CCPD) erfordert viel Eigenleistung.

Die Hämodialyse reinigt das Blut, grobgesagt, direkt. Über einen Shunt (Gefäßzugang, der dann angelegt werden muss) wird das Blut direkt an einer Maschine unter Einsatz von Filter(n) gereinigt.

Bei der CAPD (Handwechsel) oder CCPD (Wechsel Nachts per Maschine) wird Glucoseflüssigkeit in den Bauch gebracht (über einen Katheter im Bauch) und mit Hilfe des Bauchfells wird der Körper entgiftet.

Das so als grober Unterschied zwischen den beiden Verfahren, vielleicht mag jemand das ausführlicher aufschreiben.

Grüße, Elena.

Wollte nochmals kurz rückmelden, dass uns der Vorsitzende der IG Dialyse Nordbaden kurzfristig ein Gespräch angeboten hat, um uns über die Frage Dialyse ja/nein klarer zu werden.

In dem Bereich scheinen alle sehr hilfsbereit zu sein. Danke!

LG
Pati

Hallo RIO,

eine unterschiedliche Funktion der beiden allerliebsten Nieren kann ja weder über den Urin noch über Krea im Serum gemessen werden, denn da arbeiten ja b e i d e zusammen auf ein System.

Kann nur über eine Nierenfunktionsszintigrafie (radidiaktiv) gemessen werden. Das ist aufwendig und teuer, ich kann mir daher nur schwer vorstellen, das es bei Pati´s Mutter gemacht wurde.

vG Peter