Wieviele Menschen sterben (wirklich!) an Corona??
Das ist ein vieldiskutiertes und sensibles Thema und ich nehme an, in Deutschland ist es nicht viel anders als in der Schweiz. Statistik ist kompliziert und es besteht immer die Gefahr, dass sich Leute/Kreise Zahlen herauspicken, die ihre Meinung decken und die anderen Zahlen und die Regeln, nach denen sie erfasst/erstellt/verglichen wurden, ignorieren.
Ein Problem in der Schweiz ist, dass man die Zahlen betreffend an Grippe Erkrankten und daran Verstorbenen anders erfasst hat (verschiedene Stellen / nach verschiedenen Kriterien), als man jetzt die Zahlen betr. Corona erfasst. Das erschwert den Vergleich ganz ungemein.
Meistens schaut man die Übersterblichkeit an. Man benutzt eine Bandbreite, da genaue Zahlen nicht vorliegen (können) - so genau kann man nicht alle Fälle / die genaue Todesursache abklären. In der Schweiz war die Übersterblichkeit im Frühling und Sommer 2020 nicht so gross, dass sie als deutliches Zeichen hätte verwendet werden können. Das hat sich dann im Spätherbst, aber vor allem Winter 2020/2021 geändert. Jetzt ist eine Übersterblichkeit sichtbar. Dabei vergleicht man die Bandbreite unter anderem mit der Sterblichkeit von 2015, einem Jahr mit sehr starker Grippewelle.
Ein paar Zitate:
Die Sterbezahlen des BAG [Schweizer Bundesamt für Gesundheit] werden immer wieder infrage gestellt. Man müsse unterscheiden, ob jemand am oder mit dem Virus gestorben sei, so die These. Zu viele Todesfälle würden in die Covid-Opferbilanz einfliessen. [….] Es gebe eine «kleine Grauzone», in der es schwierig sei, die letztendliche Todesursache anzugeben, «Aber die gibt es auch in der anderen Richtung: Menschen, die an Corona sterben, ohne je getestet worden zu sein.» Etwa solche, die zu Hause starben, ohne getestet worden zu sein. […] Laut BfS [Schweizer Bundesamt für Statistik] geben die internationalen Regeln vor, dass für die Statistik jeweils eine Ursache ausgewählt werden muss. Bei Menschen mit Vorerkrankung, die nach einer Covid-Infektion gestorben sind, kann dies erschwert sein. «Aber die meisten Experten sagen: Letztlich sollte man alle mitzählen, die zum Zeitpunkt des Todes mit dem Virus infiziert waren. Denn einen Anteil am Tod hatte es».
Die verschiedenen Akteure (Statistiker / Leute, die Entscheidungen betr. Corona treffen müssen / medizinische Einrichtungen usw.) haben nicht die gleichen Ziele, arbeiten nicht mit den gleichen Zahlen, verfügen nicht über dieselben Daten. Auch wenn alle diese Stellen hochprofessionell arbeiten und ihre Datenlage und Auswertungen ständig zu verbessern suchen, wird es wohl nie möglich sein, über ganz genaue Zahlen zu verfügen. Aber genau das hofft/wünscht/erwartet jedermann. Und das „Nichtvorliegen“ gibt dann auch wieder die Möglichkeit, einfach mal in alle Richtungen darauf los zu kritisieren oder im schlimmsten Fall die Bevölkerung mit wilden Verschwörungstheorien noch mehr zu verunsichern.
Betreffend Grippe: Ich habe das auch so mitbekommen, dass die Grippe diesen Winter bisher nur eine kleine Rolle gespielt hat im Vergleich zu Corona. Vor allem, weil die Hygienemassnahmen (Maske, Abstand, Händewaschen) Grippeansteckungen verhindern.
Betreffend Vergleich Grippewelle in andern Ländern: man darf nicht vergessen, dass die Grippe nicht auf der ganzen Welt zur gleichen Zeit ausbricht. Die Grippe ist Saison-abhängig. Zum Beispiel in Australien: Grippesaison von April bis Oktober.