Flüstermann schrieb: @ horst,
finde, das deine Antwort der bisher beste Rat ist!
Ersteinmal: Danke. Ich gebe zu diese Erkenntnisse und das daraus resultierende Selbstbewusstsein sind über Jahre gereift. Das ich am Ende entscheide war allerdings ein grosser Moment der Selbstermächtigung! Seitdem fühle ich mich nicht mehr so sehr als hilfsbedürftiges Opfer meiner Krankheit und achte mehr darauf, dass es mir gut geht. Das sollte man - Stichwort Lebensqualität - nicht unterschätzen. Es geht um mein Leben (bis zum Tod), warum sollte ich nicht dafür kämpfen es möglichst angenehm zu verbringen?
Das Personal in der Praxis kämpft auch für sein Wohlbefinden - sie nennen es Arbeitsbedingungen.
Flüstermann schrieb: die Antwort mit: wir wissen was wir tun, wir machen dies seit 40 (oder +) Jahren bereits, wie lange Sie?
Solche Sprüche habe ich auch schon gehört, allerdings bisher nur von Ärzt:innen, die auch sonst nicht sehr einfühlsam/flexibel waren sondern lieber nach Schema-F vorgingen, bequem halt. Gute Ärzt:innen haben bisher immer inhaltlich argumentiert und dann lasse ich mich natürlich auch überzeugen.
Der Mensch ist keine Maschine, deshalb reagiert jeder Körper anders auch auf allgemein bewerte Therapien. Ärzt:innen, die darauf nicht eingehen, würde ich immer meiden.
Flüstermann schrieb: oder gar: wenn Sie meine Therapie nicht wollen steht es Ihnen ja frei zu gehen bis zu: wer meine Therapie ablehnt der verweigert sich dann und wird nicht behandelt enden kann!
Glaubst Du, jemand, der so argumentiert, handelt in Deinem Interesse? Ernsthaft: wer so argumentiert, sollte nicht im Gesundheitswesen arbeiten. Ich habe schon so einige Ärzt:innen erlebt, denen erkennbar ihre Abrechnung wichtiger war als mein Wohlbefinden - unnötige Untersuchungen oder Behandlungensvorschläge, alles erlebt. Am dreistesten war mal ein Arzt der jedes Bein an einem extra Termin untersuchen wollte!
Wenn man sich unsicher ist, ob die vorgeschlagene Behandelung nötig ist, hilft eine zweite Meinung/Untersuchung. Geh zu einer Nierensprechstunde oder ins nächste Transplantationszentrum, die kennen Deine Befunde vermutlich bereits.
Wir chronisch Kranken haben doch einen grossen Vorteil: wir haben Zeit über unsere Krankheit zu lernen ohne auf das Internet angewiesen zu sein. Wir kriegen automatisch ein Gefühl dafür, was uns gut tut und was nicht. Und natürlich können auch nur wir entscheiden, wie wir leben wollen. Ich hatte bisher kein Problem einen Arzt zu finden, der/die darauf einging - allerdings nicht immer im ersten Anlauf.
Aber man geht ja auch nicht immer wieder in ein Restaurant, bei dem einem das Essen nicht schmeckt, oder?
Flüstermann schrieb: Man sollte/muss schon etwas vorsichtig sein, den eine Krähe hackt der Anderen kein Auge aus, sprich, Ärzte sind sich selten eins, aber untereinander tauschen sie sich schon aus.
Die Ärzteschaft ist sicher genauso wenig einheitlich wie wir Patienten. Es gibt auch dort verschiedene Meinungen, Animositäten und Konkurrenz. Man muss den finden, mit dem man gut klar kommt. Das mag schwierig und anstrengend sein.
Flüstermann schrieb: Wenn also wechseln, nicht drohen damit, sondern still und heimlich vorbereiten. Anderes Zentrum mal anfragen nach Beratung wegen Wechsel weil a) näher, b) Bekannte/r auch dort ist und c) man sich verändern will (Umzug etc. geplant) wobei bei diesem Neuen nicht der Eindruck entstehen soll, man ist mit dem Alten und dessen Verfahren unzufrieden (da klingeln auch bei denen die Alarmglocken, kommt da ein Unbequemer, Revoluzzer oder wer weiß was). Im gespräch kann man dann einfliessen lassen, das man wünscht, das eigene Gewicht a) neu zu bewerten und b) regelmäßig dies zu wiederholen als auch c) die Wassermenge im Einklang miteinander einzustellen (persönlicher Wohlfühlfaktor bei weniger Entzug oder so).
Ich plädiere nicht für Konfrontation! Und ich würde auch nicht drohen. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass manches möglich wurde, weil ich andeutete, sonst das Zentrum wechseln zu müssen. Wenn man unter der Entwässerung leidet, bleiben ja nur drei Möglichkeiten: man erträgt es, es wird geändert oder man sucht jemanden, der das anderd handhabt.
Bisher habe ich immer, nachdem klar war, dass ich wechseln muss, erst nach einem neuen Zentrum gesucht, dann 1-2 Probedialysen. Bei der neuen Praxis sollte man schon sagen, was einem wichtig ist, dann erfährt man auch was geht und was nicht - es soll ja besser werden. Über meine Beweggründe lügen, würde ich nicht, nicht alle benennen allerding schon.
Warum man geht, ist dem alten Zentrum meist klar, vielleicht sind sie auch froh. Na und? Ansonsten würde ich es, ohne Groll, benennen. Vielleicht hilft man damit den anderen Patienten. Ich bin Optimist.