THEMA:

Ich habe in Internet gesehen, dass Backpulver für kranke Nieren gut sein soll. Dazu habe ich olgenden Artikel  vom Jahr 2009 gefunden:


Backpulver kräftigt schwache Nieren 

Einfach und kostengünstig erscheint die neue Nierentherapie: Jeden Tag eine Tablette Backsoda einnehmen und schon bleibt die Funktion auch bei vorgeschädigten Nieren erhalten.An einer offenen Studie in England nahmen 134 Patienten mit bereits fortgeschrittener Nierenfunktionsstörung und niedrigen Bikarbonatserumspiegeln teil. Die Hälfte von ihnen erhielt zusätzlich zur üblichen Therapie täglich eine Tablette Natron.

Nach zwei Jahren war die Natrongruppe nierenmäßig deutlich besser dran, schreiben die Londoner Forscher im „Journal of the American Society of Nephrology“. Die Organfunktion hatte sich in dieser Zeit unter dem Natriumhydrogenkarbonat nur gering verschlechtert, fast auf dem Level der normalen Alterung.

Eine rasche Progression des Nierenschadens war in der Sodagruppe nur in 9 %, ohne diese „Medikation“ aber in 45 % eingetreten. Zu einer terminalen Niereninsuffizienz kam es im Natron-Kollektiv mit 6,5 % vs. 33 % ebenfalls viel seltener.

Auch in Bezug auf den Ernährungszustand profitierten die Teilnehmer von der Einnahme des Backmittels: Die Ernährungsparameter verbesserten sich. Obwohl die Natriumspiegel im Serum anstiegen, traten keine Blutdrucksteigerungen auf. Jetzt müssen verblindete Kontrollstudien her, um diese vielversprechenden Ergebnisse zu bestätigen, so die Autoren. 

Ione De Brito-Ashurst et al., J Am Soc Nephrol 2009; online first

 
Leider habe ich dazu nur diesen Fachartikel gefunden. Ist da etwas wahres dran? Wurde in der Richtung weitergeforscht? 

Hallo Entity

Die meisten Menschen, die an Nierenversagen leiden, werden irgendwann und über längere Zeit "Backpulver" nehmen müssen. Ich habe es absichtlich in Anführungsstriche gesetzt. Man nimmt nicht "jeden Tag eine Tablette Backsoda" oder ein Beutelchen, sondern man nimmt es in Form von Kapseln oder Tabletten, Natriumbicarbonat zum Beispiel. Mein Nephrologe hat mir mal gesagt, dass man eigentlich einen Löffel Backpulver einnehmen könnte, aber es habe wohl seine Berechtigung, dass man das eben nicht so macht:
- Kapseln (oder Tabletten) bedeutet, dass die Menge/Dosis einfach kontrolliert werden kann
- es ist von gleichbleibender Qualität
- die Aufbewahrung ist einfach und sicher
- die Pharmaindustrie / die Apotheken müssen auch was verdienen ...

Nierenpatienten nehmen es, wenn das Blut übersäuert ist, was verschiedene unverwünschte Wirkungen hat. Unter diesem Link sind die Gründe gut erklärt Metabolische Azidose

Und natürlich nimmt man das nur auf Verschreibung des Arztes, der dann auch regelmässig die Blutwerte kontrolliert.

Liebe Grüsse Kohana

Das gibt es als Arzneimittel, z.B. Bicanorm.
Wie hier schon mitgeteilt wurde hat das eine gleichbleibende Dosierung und Qualität.
Wer auf längere Zeit normales Backpulver nimmt, greift den Zahnschmelz an.

Hallo,

der entscheidende Unterschied ist, dass der (basische) Wirkstoff im BicaNorm o.ä. magensaftresistent verpackt ist, also sich erst im Dünndarm lösen soll. Ohne diese Umhüllung verpufft die erwünschte Wirkung im Zusammenspiel mit der (sauren) Magensäure zu einem "Bäuerchen" (CO2) und kann somit kaum in demselben Maße den pH-Wert im Blut anheben.

Freundliche Grüße,
fabienne

Vorsicht.. Backpulver ist NICHT Backnatron!
backnatron ( oder Baking soda) kommt in den Teig mit ein wenig Säure.. ( quark joghurt essig Zitronensaft) und schäumt den Teig auf, macht ihn also locker.
bei Backpulveer übernimmt das Phosphorsäure, das ist der Grund weshalb Dialysepatienten eher KEIN Backpulver essen / nutzen sollten, baking soda ist kein Problem!
und auch im Stadium4 kann Phosphat bereits ein Problem sein.
" geheilt" wird da nix!!

Backpulver, Speisesoda....das sind alles nur umganssprachliche Bezeichnungen.

Die offizielle Bezeichnung lautet immernoch Natrium-Hydrogen-Carbonat.
Früher dachte man, dass es chemisch aus 2x Carbonat besteht, daher nennt man es auch Bicarbonat, was fachlich gesehen total falsch ist, weil es eben Hydrogen an 2ter Stelle und nicht 2x Carbonat als chemische Verbindung hat. Da kann man also schonmal etwas verwechseln ;)

lg
Chris

Die erste Studie, eine offene Studie wurde 1978 wirklich mit normalem handelsüblichen Backpulver durchgeführt.
Die zweite Studie, rabdomisierte Doppelblindstudie wurde mit "Backpulver" in Arzneimittelqualität durchgeführt. In der Presse wurde immer nur von Backpulver gesprochen.

Wie schon geschrieben bringt die Aufnahme von Natriumhydrogencarbonat in Form von Backpulver wenig.
es reagiert im Magen mit der Magensäure und kann  so auch Sodbrennen lindern indem es überschüssige Säure neutralisiert.
Das übersäuerte Blut kann so aber nicht beeinflusst werden,. die Magensäure neutralisiert das basische  Bicarbonat . Es entsteht CO2.
Deshalb gibt es speziell für Nierenkranke die unter einer Übersäuerung des Blutes  leiden, Präparate, die sich erst im Darm auflösen und dann auch wirklich den Säuregehalt des Blutes beeinflussen können.
Mir ist da  Bicanorm oder Nephrotrans als Medikamente gegen Übersäuerung des Blutes bekannt