Hallo Folkres,
wie Llissy schon schrieb, Du darfst, solange Du mündig und geschäftsfähig bist, so ziemlich alles entscheiden.
Wovon Du hier schreibst, ist eine Entscheidung mit ziemlich weitreichenden Konsequenzen.
Du schreibst , dass Du lt den Ärzten 'angeblich' eine IGA-Nephritis hast. Ein erster Schritt kann sein, dass Du von einer anderer Stelle diese Diagnose bestätigen oder widerlegen lässt.
Es werden Untersuchungen durchgeführt und danach gibt es einen Befund. Wie auch immer der ausfällt, Du weißt ohne wenn und aber, woran Du bist.
Es wurde früher aus finanziellen Gründen Schindluder betrieben mit Patienten an der Dialyse und ich habe hier im Forum selbst Veröffentlichungen dazu verlinkt, aber das bedeutet nicht automatisch, dass Du betroffen bist.
Die Niere ist nicht nur für die Ausscheidung von Flüssigkeit da, sondern auch für die "Entsorgung" harnpflichtiger Substanzen (okay, sie hat noch ein paar Aufgaben mehr), die sonst den Körper vergiften. Jemand kann also eine bombige Ausscheidung haben, aber wenn die Nieren nicht genügend entgiften, muss die Arbeit der Niere doch aus andere Weise erledigt werden.
Was kohana schon angesprochen hat, ist das Gefühlsleben.
Ich war nicht in Deiner Situation, ich bin vor Erreichen der Dialysepflicht transplantiert worden. Ich bin als Kind chronisch krank geworden und viele Gedanken finde ich bei Dir wieder.
"Damals" in den 70ern hat man nicht viel auf das Gefühlsleben von Patienten gegeben, der Gedanke, dass Patienten nebenberuflich noch Menschen sind und sich insbesondere chronisch Kranke ihr Leben anders vorgestellt hatten, war nicht existent. Das hat sich irgendwann geändert, weil man erkannt hat, dass "mitarbeitende" Patienten ein besseres Leben haben.
Unter anderen wegen der Defizite unseres Gesundheitssystems und der Leistungsorientierung unserer Gesellschaft nimmt die psychologische Begleitung wieder ab oder wird nicht als notwendig erkannt.
Es gibt das
5-Phasen-Modell
einer schweizerischen Psychologin, das eigentlich ein Modell der Trauerbewältigung ist, aber oft auch bei der Akzeptanz chronischer Erkrankungen herangezogen wird.
Leugnen - ich bin nicht zuckerkrank.
Wut - warum ich, warum nicht die anderen, warum muss ich mit Käsebrot zum Kindergeburtstag, während die anderen Negerkusswettessen machen
Verhandeln - okay, ich spritze mir Insulin, aber rauchen tue ich trotzdem
Depression - sch****, mein Leben ist im A
Akzeptanz - is' okay.
Ich war auch an diesem Punkt. Ich wollte nicht unbedingt sterben, es hätte mich damals aber auch nicht gestört. Es aktiv beenden wollte ich aber auch nicht.
Was mir an vielen Stellen geholfen hat, war der Kontakt mit anderen betroffenen (Selbsthilfegruppe, Forum, ebenfalls betroffener Kollege oder die Frau beim Sport, mit der ich ins Reden gekommen bin, weil wir beide denselben Blutzuckersensor hatten - später haben wir Backrezepte getauscht)
Lass Dich nicht unterkriegen, Dein Leben ist nicht vorbei, es ist jetzt anders. Wenn Du Dir Luft verschaffen musst, mach das. Es hilft und wir haben hier alle mal Tage an denen es uns genauso geht.
Schön, dass Du hergefunden hast
Anja