Hallo Ulrike,
da ich selbst kein Dialysepatient bin, kann ich Dir nicht von meinem persönlichen Erleben berichten.
Trotzdem möchte ich Dir vier Punkte mitgeben, die ich im Laufe der Jahre von meinen Patienten und den Nephrologen gelernt habe.
1. Ausgeprägte Müdigkeit bei Dialysepatienten ist manchmal bedingt durch eine Blutarmut (Hb-Werte unter 10 mg/dl erzeugen bei vielen Patienten eine Müdigkeit). Da verschiedene Faktoren im menschlichen Körper die Blutneubildung und die Lebenszeit der roten Blutkörperchen beeinflussen, unterliegt der Hb-Wert gewissen Schwankungen. Deshalb wird die EPO-Dosis immer wieder nachjustiert. Der Hb-Wert sollte deshalb mindestens 1 x im Monat kontrolliert werden. Bis die geänderte EPO-Dosis wirkt, vergehen immer ein paar Wochen.
2. Müdigkeit kann auch die Folge unzureichender Dialysequalität sein. Deshalb wäre es wichtig zu wissen, wie sich Deine Nierenwerte (Harnstoff und Kreatinin) in den letzten Monaten entwickelt haben. Ein weiterer guter Marker für die Dialysequalität ist der Harnstoff-Wert direkt nach der Dialysebehandlung. Daran kann man ablesen, wie gut Dein Körper entgiftet wurde. Empfohlen wird diese Kontrolle 1 x im Quartal. Eine Anpassung der Dialysequalität (z. B. Verlängerung der Dialysezeit um 30 Minuten) hat bei einigen Patienten gute Erfolge gezeigt.
3. Auf einer Fortbildung hat ein Dozent mal gesagt, dass vier Stunden Dialysebehandlung so anstrengend sind, wie vier Stunden schnelles bergauf gehen.
Das hat mich sehr beeindruckt. Was macht die Dialysebehandlung so anstrengend? Zum einen ist es die Entgiftungsleistung zum anderen die Höhe des Wasserentzugs.
Viele Patienten bei uns berichten, dass sie am Dialysetag selbst nicht mehr die gewünschte Kraft und Energie haben. Manche Patienten profitieren deshalb von einer Dialyse am Nachmittag, da sie nach der Dialyse sich bald zur Ruhe legen können. So haben sie den nächsten Tag und den Vormittag vor der Dialyse für ihre Aktivitäten zur Verfügung.
4. Ganz viele Patienten berichten, dass die Müdigkeit zu manchen Zeiten (oftmals mehrere Monate) verstärkt und dann wieder deutlich weniger da ist, ohne dass ein direkter Auslöser erkennbar ist.
Vielleicht habe ich Dir jetzt nichts Neues mitgeteilt. Vielleicht ist aber der eine oder andere Punkt da, wo angesetzt werden kann.
Die obigen Punkte sind auch keine vollständige Auflistung aller möglichen Ursachen.
Liebe Ulrike ich wünsche Dir, dass Du bald wieder mehr Energie hast für Dinge, die Dir Freude machen und Dir wichtig sind.
Liebe Grüße
heka59