@MiraCulixi
Moin Mira,
ich bin heute so mal hier unterwegs, und treffe dich und deine ja lange Geschichte, erlebt und geschildert. Danke dafür!
Ich versuche mal so aus der Erinnerung die für mich eindrücklichsten Stellen deiner Erzählung zu kommentieren.
Für mich hört sich dieser Denial deiner Eltern zunächst wie eine Hilflosigkeitserklärung an, so nach dem Motto: was ich / wir nicht wahrnehmen, gibt es auch nicht. Gleichzeitig könnte es aber auch "pädagogisch unpädagogisch" so eine Art von "Ist nicht schlimm, denk nicht soviel drüber nach" Hinweis sein, um dich zu unterstützen. Hast du mit denen heute mal darüber gesprochen? Ich meine, du bist eine erwachsene Person, und in dem Alter könnte man wissen, wie umgehen mit mir/dir selbst. Leider ist unsere Gesellschaft alles Andere als vielfaltsaffin, divers, offen, liberal, und Alles, was von der Norm abweicht, wird misstrauisch beäugt, abgelehnt. Aber wenn du mal begriffen hast, dass die Leute bloß Angst haben vor dem Unbekannten, weil es sie herausfordert, sich damit zu beschäftigen, hast du den Schlüssel in der Hand, zu zeigen, wer du bist. Das kann sehr stark machen, weil du das Alleinstellungsmerkmal bist. Finde einen Weg, der stimmig für dich ist, damit umzugehen. Natürlich nicht, jetzt auf dein Kollegium bezogen, so etwa wie: " Hey, hört mal her, also über mich gibt es folgendes zu sagen." Aber ich würde schon provozieren, Interesse wecken, und DIE kommen lassen, Fragen stellen lassen etc.. Dann kannst du steuern, wie weit das dann gehen soll.
Zu deinen Nierenwerten denke ich, weil ich habe es damals falsch gemacht, du solltes dialysieren, deinem Körper zu liebe. Der macht diese progrediente Vergiftung nicht lange mit, und wird an der nächstliegenden Schwachstelle krank. Das führt zu mehr Symptomen, die nerven, schränken dich ein, kosten Lebensqualität. Beschäftige dich eingehend damit, mit dieser Aufgabe, aber lass nicht zu, dass sie dich überrollt. Bestimme selbst den Zeitpunkt zum Dialysebeginn, spreche mit vielen Leuten deines Vertrauens, frage die Ärzte aus: verschaffe dir Sicherheit, werde zum Headcoach deines Körpers, deiner Selbst.
So, an dieser Stelle müsste ich erstmal nachlesen in deiner Geschichte.
Mich wundert aber, wenn damals diese ?Krankheit, Gendefekt? schon bekannt war, und diesen Namen hatte, wieso wurde an Hand deiner Symptome nicht die ja korrelierende Nephropathie untersucht, oder wenigstens beobachtet, so dass du jahrelang bis zum Kipppunkt damit gelebt hast?
Mit den Nebenschilddrüsenkörperchen muss man seehr vorsichtig umgehen. Das betrifft das med. Fachebiet der Endokrinologie. Bei mir stellte sich das Thema, wie könnte es auch anders sein, nach der Transplantation ein. Vorher war jahrelang Mimpara angesagt, was man hinterher ja nicht mehr braucht. Aber der Körper ist kein nach DIN Standards funktionierender Mechanismus, sondern besonders nach der Transplantation verfolgt der eigene Regeln. Das ist ja auch kei Schnupfen, sondern erschüttert das Gefüge gewaltig, mit dem Resultat der sehr psychogen beteiligten hormonellen Entgleisungen. Mir wurden 3 1/2 Körperchen entfernt, und es hat drei Jahre gedauert, bis sich das wieder eingespielt hatte. Was weg ist, ist weg, also ich würde absprechen, erst zwei entfernen, und das Dritte meistens am Arm bunkern zu lassen. Dann kannst du erkennen, wie es läuft, vllt. medikamentös begleiten, und dann entscheiden. Dazu solltest du dich natürlich damit beschäftigen, thematisch, psychisch.
Wie du letztens entscheidest, ist die große Aufgabe.