Hallo Andi,
ich brauch ja an der Dialyse ein möglich trockenes Trockengewicht, damit mein Herz gesund bleibt und nicht insuffizient wird, das geht ziemlich schnell wenn man zuviel Wasser hat, dementsprechend hab ich für mich auch eine Checkliste an Dingen die man überprüfen sollte, wenn man Krämpfe nach der Dialyse bekommt.
1. Messung des Wasserhaushalts mittels elektrischer Leitfähigkeitsmessung an der Dialyse - da checkt dir der Pfleger an der Dialyse mittels Elektroden wieviel Wasser du geschätzt aufgrund deiner elektrischen Leitfähigkeit zuviel im Körper hast.
2. Der PH-Wert des Blutes. Je weniger Harn du hast umso wahrscheinlicher, dass bei falscher Ernährung der PH-Wert des Blutes sich stark verändert. Sowohl zu sauer alsauch zu basisch lässt die Elektrolyte schlecht funktionieren und deren Spiegel teilweise durchdrehen.
Die Dialysemaschine nimmt ja das Bicarbonat aus den Bipacks je nach Einstellungen, wenn das im Verdacht steht könnte man auch die Zielparameter anpassen.
3. Natriumspiegel, um Wasser im Körper speichern zu können braucht es gewissen Salzgehalt. Ohne Salz wird Wasser nicht von den Muskeln angenommen und auch sonst im Körper eher eingelagert bis genug Natrium zum einsalzen vorhanden ist. Salz ist für Dialysepatienten eher schädlich weil zuviel Salz macht durstig, erhöht den Blutdruck und ist eben schlecht, aber zuwenig Salz und du vertrocknest trotz Ödemen, ein richtiges Gleichgewicht von Natrium im Verhältnis zum aufgenommenen Wasser ist wichtig, damit das Wasser auch vom Körper verwendet werden kann.
Und wir verlieren leider viel Salz wenn wir schwitzen, das ist ein sehr sensibles Gleichgewicht.
Das lässt sich direkt nach der Dialyse leicht über Getränke und Ernährung ins Gleichgewicht zurück bringen, hör auf deinen Körper der sagt dir schon wonach dir ist.
Ein typisches Anzeichen für Muskeln die zuwenig Wasser speichern können wäre, wenn du zu Krampfen anfängst sobald du einen Muskel anspannst und wieder locker lassen willst, er bleibt angespannt und krampf böse. Kann einem insbesondere passieren wenn du dich nach der Hämodialyse strecken möchtest und die Einstellungen doch etwas zu hart gewesen sind. Bei mir muss das so sein und ich trink deshalb direkt nach der Dialyse einen Discounter-Energydrink wo auch bissl Salz drinnen ist. (0,25g Salz in einer 250ml Dose wäre typisch, klassisches RedBull hat glaub ich doppelt soviel Salz)
Und sei auch gesagt, pass deine Ernährung nicht an und leb so wie du bock hast. Es gibt genug Tabletten die deine Sünden wieder ausgleichen können. Möglicherweise täte auch ein Blutbild zum Krampfzeitpunkt paar Abweichungen zum Idealwert diverser Elektrolyte aufdecken.
Und als jemand der ein trockenes Trockengewicht wegen der Herzgesundheit braucht hab ich die Erfahrung gemacht, dass man nach der Dialyse sofort etwas trinken MUSS damit der Elektrolythaushalt und Wasserhaushalt auch wieder in Schwung kommt. Ich sünder bevorzuge ja meinen Energydrink, der hat alles an Elektrolyten was ich so brauche und zählt für Dialysepatienten zu den gesunden Lebensmitteln. Aber ein starker guter Kaffee wäre mir da auch recht. Jedem das was ihm Schmeckt würde ich sagen, weil der Geschmackssinn ist auch ein guter Ratgeber wenn es um die körperlichen Bedürfnisse geht - man hat unterbewusst einen Guster auf das, was der Körper dringend benötigt. Und das ist auch so eine Fähigkeit die man trainieren und über die Jahre verfeinern und präzisieren kann. Das bringt die jahrelange Erfahrung an der Dialyse und das Hören auf seinen Körper so mit sich, wenn mans regelmäßig mit seinen Laborwerten vergleicht und seine Gelüste mal mit Blutwerten vergleicht.
Und es muss jetzt auch kein großes Blutbild wie bei der Monatlichen Blutuntersuchung sein, an meiner Dialyse im Spital wird eine kleine "Blutgasanalyse" durchgeführt, wo du die wichtigen Elektrolyte auch oben stehen hast, sieht aus wie ein Kassa-Bon und kriegst du auf Anforderung gerne einen gemacht wenn du den Pfleger freundlich fragst.
Bei einer Blutgasanalyse wird eine kleine Blutprobe in ein kleines kompaktes Auswertungsgerät gesteckt, das dir sofort die wichtigsten Blutwerte anzeigt und als Kassa-Bon ausdruckt. Wenn ein Patient mehrere pro Dialyse haben will weil er einen Grund dafür sieht, bekommt er das auch gerne gemacht. Wenn man in der Nähe der Dialyse wohnt kann man am dialysefreien Tag auch mal anrufen und vorbeikommen und sich schnell eine Blutgasanalyse machen lassen, das ist echt einfach und geht schnell. Jede gute Dialyse kann das viel besser und schneller als dein Hausarzt.
Und ich nehme mal an dein Neph wird Magnesium ausgeschlossen haben, weil der Magnesiumspiegel in der Dialyseflüssigkeit ausreichend sein sollte und kein Mangel im Blutbild bisher festgestellt werden konnte, darum zähl ich mal die anderen Punkte auf, obwohl Magnesium eigentlich an 1te Stelle gehört.
Der richtige soziale Umgang mit dem Neph ist übrigens äußerst wichtig. Man wiederspricht seinen Neph niemals und fragt ihn lieber aus, wieso er der Meinung ist und lässt ihm seine medizinische Sicht erklären.
Weil Nephs sind sehr eingebildet weil sie jahrelang studiert haben, sind aber etwas schlampig wenn es darum geht ihr Wissen auch einem Normalsterblichen korrekt zu erklären damit er es auch versteht, blinder Gehorsam funktioniert eben nicht, egal wie stressig der Altag ist, da muss man auch die menschliche perspektive der sozialen Beziehung pflegen.
Der Neph wird dir auch immer gesellschaftlich Ranghöher sein, (du=Bittsteller) darum würd ich die meisten kleinen Probleme eher mit dem Pflegern besprechen, mit denen ich ein Verhältnis auf Augenhöhe hab als Patient, obwohl ich gesellschaftlich mit Matura etc. denen gegenüber der gesellschaftlich Ranghöhere wäre. So ist die Hackordnung nunmal.
Und an meiner Dialyse passierts oft, dass die Visite ein Internist ist und kaum Ahnung hat von den Problemen der Patienten......da bevorzuge ich es meine Probleme einem dienstälteren Pfleger zu erzählen, damit die sich nach dem Anhängen die Köpfe zusammenstecken und die gesammelten Blutwerte und Blutgasanalysen durchgehen um sich einen Reim auf dein Problem zu machen. Soviel Zeit hätte ein guter Nephrologe nicht für alle Patienten. Der Nephrologe wird erst gefragt wenn die Pfleger mit ihrem gesammelten Wissen zu einem Urteil gekommen sind und dem Neph die Geschichte durchgefiltert auf die wichtigsten Eckpunkte erzählen.
Oh und kleiner sozialer Tipp, Pflegern die dir über die Jahre immer wieder gut geholfen haben MUSST du über die Weihnachtszeit mit kleinen Geschenken wie Kekse und Schokolade bestechen, das ist gut für die Freundschaft. Und du brauchst Freunde unter den Pflegern damit du bestmöglichst versorgt bist, das merkst du erst wenn du Freunde hast. (Als ich 3 Monate im Koma lag ist ja eine Pflegerin für mich ein Praktikum auf der Intensiv angemeldet und ist dann erst nach 3 Monaten hin gewechselt als ich frisch aufgewacht bin und war immer für mich da, als ich nicht sprechen konnte weil im Hals Intubiert und nur eine Zeigetafel hatte - und jedes andere Arschloch auf der Intensivstation hat mich immer ignoriert und hatte nie genug Zeit für mich, keiner hört dir zu wenn du keine Stimme und nur eine Zeigetafel hast, ist denen zuviel Zeitaufwand dir zum "zuhören", auch wenn gerade deine Lunge wieder mit Schleim vollläuft und du kaum Luft kriegst. Aber als gute Freundin hat sie das Praktikum garnicht interessiert und sie wollte nur einem guten Freund in seiner schwersten Zeit beistehen. Ohne sie wär ich auf der Intensiv sicher krepiert.)
Wenn du Freunde auf der Dialyse unter den Pflegern hast, dann werden deine gesundheitlichen Anliegen viel genauer unter die Lupe genommen und die Menschen machen sich ernsthaftere Gedanken darüber wie es dir geht. Das Leben ist ein Geben und Nehmen und mit Freunden auf der Dialyse geht die gesundheitliche Versorgung plötzlich bis an ihre Grenzen.
EDIT: An meiner Dialyse läuft das ja so ab, dass 1 Pfleger je 3-4 Patienten anhängt. Da erzählen die Patienten dem Pfleger bereits beim Anhängen was gesundheitlich los ist und worüber man mit der Visite reden sollte.
Wenn die Visite kommt, erzählt der Pfleger zusammengefasst der Visite die wichtigsten Eckpunkte und hat im Normalfall schon eine Blutgasanalyse vorbereitet falls das relevant sein konnte. Der Arzt kann somit effektiver Arbeiten, weil das Thema durch den Pfleger gut vorbereitet worden ist.
Die Visite kommt ja zwar zu jedem Bett einzeln hin, aber wenn der Patient nur Blabla-Geschichten erzählt, wird er so ernst genommen wie ein Frosch im Teich. Quack Quack <_<
Wenn ich nach Problemen suche, dann hat der Pfleger sogar einen kleinen Block voll Blutgasanalysen der letzten Dialysen als gesammeltes Werk um sich die Entwicklung der einzelnen Blutwerte genau anschauen zu können.
Wenn ich mit einem Neph diskutiere, dann über seine Meinung zu diversen Laborwerten und ob wir da nicht was tun sollen und hör mir seine fachliche Meinung an. Wenns das nicht ist, diskutiere ich alternative Ursachen und was er dazu meint.
Hätte ich je Magnesium im Verdacht und mein Neph blockt ab und sagt nein, dann wäre er beleidigt wie ein Bock wenn ich nicht sofort aufhöre Magnesium als Ursache in Betracht zu ziehen, ich kann mir zwar gerne das wie und warum erklären lassen, aber alles andere wäre schonwieder eine Beleidigung und der Neph für paar Monate total eine Prinzessin auf der Erbse.
Als Patient muss ich also die Blutgaswerte und sonstigen Beweise für meinen Verdacht sammeln bevor ich mit dem Neph darüber rede, sonst riskiere ich ihm zu wiedersprechen oder die Prinzessin auf der Erbse zornig zu machen.
lg
Chris