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Intermittierende Dialyse im Zentrum 18 Feb 2025 11:53 #527077

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Hallo, kann mir jemand sagen, wie oft und wie lange ihr zu einer PD-Dialyse in ein Zentrum müsst? Ich habe gelesen im Schnitt 3 Tage die Woche für 8 Stunden, aber es soll auch 3 Tage die Woche für 4 Stunden möglich sein. Wie sieht das bei euch aus? Danke für die Antworten.

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Intermittierende Dialyse im Zentrum 18 Feb 2025 21:51 #527084

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Hallo,

dass die Zentrums-IPD mit demselben Zeitschema wie Zentrums-Hämodialyse ausreichend ist, kann ich mir nicht vorstellen, da Bauchfell-Dialyse weniger wirkmächtig (Leistung pro Zeit) ist als Hämodialyse. Ich lese von Minimum 6 Stunden Behandlungsdauer 3x wöchentlich, hätte ohne Recherche aber 8 Stunden pro Sitzung angenommen. In machen Quellen lese ich sogar 8-12 Stunden pro Behandlung.

Bauchfelldialyse mit täglich mehrmaligen (3-5 mal) Handwechseln (CAPD) oder mittels Cycler jede Nacht (= tägliche APD zu Hause) oder einer Kombination beider Verfahren sind der Hämodialyse-Leistung 3x wöchentlich (ca. 4 bis 5,5 Stunden) gleichgestellt, da mehr Zeit eingesetzt wird und Giftstoffe kontinuierlicher entfernt werden (sich nicht im Körper ansammeln), so dass eine gute Dialyse-Qualität erreicht wird.

Ist Dir bewusst, dass Zentrums-IPD nicht gleichwertig dazu ist, sondern besonders ungünstigen Patienten-Situationen vorbehalten ist?
Solche Gegebenheiten können sein:

– Ungeplanter oder akuter Start
– Fehlender Gefäßzugang (z. B. Diabetiker, geriatrische oder multimorbide Patienten)
– Chronische therapierefraktäre Herzinsuffizienz
– PD-Patienten, die die Therapie kurzfristig nicht alleine durchführen können oder generell Unterstützung benötigen
– Temporär zur stufenweisen Anpassung der PD-Therapie und zum Training für einen späteren Wechsel zur Heimtherapie (CAPD oder APD)
(Quelle: Baxter , PDF-Dokument)

Die kontinuierliche Entgiftung ist nicht gegeben und 6-12 Stunden IPD alle zwei bis drei Tage/Nächte ist deutlich weniger Behandlungszeit als bei den anderen Bauchfell-Dialyse-Varianten. Die erreichbare Dialysequalität ist darum meist nur mäßig.

Freundliche Grüße,
fabienne

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Intermittierende Dialyse im Zentrum 19 Feb 2025 16:34 #527093

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Hallo Fabienne,

vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort. Du hast das Thema rundum beleuchtet. Da hast du sicher einigen hier geholfen, die sich auch mit dem Gedanken tragen. Ich schreibe hier für meinen Vater (86 Jahre). Er ist noch in der Prädialyse und wurde jetzt vom Nierendoc aufgefordert, sich zwischen PD- und Hämodialyse zu entscheiden. Zu seiner Niereninsuffizienz kommt noch eine Herzinsuffizienz. Die Herzleistung ist stark eingeschränkt (20 %). Deshalb hat er auch einen Herzschrittmacher. Wir wohnen in einem alten Haus. In der Küche ist Schimmel an der Aussenwand, ein anderes Zimmer hat Stockflecke. Leider sind auch noch Silberfischchen als Untermieter in der Wohnung und trotz gründlichem Putzens wirbelt immer Staub umher. Dann ist da auch noch meine 85jährige Mutter, die auf einem Auge blind ist. Ich bin alleinstehend und kümmere mich allein um die Pflege und den Alltag von beiden. Wir haben keine Verwandten oder Bekannte, die uns unterstützen könnten. Deshalb haben wir an eine Zentrums-Dialyse gedacht. Ich weiß nicht, ob wir das mit dem viermaligen Wechsel zu Hause hinbekommen und ob die Räumlichkeiten unter oben genannten Bedingungen geeignet wären. Schränkt der viermalige Wechsel nicht sehr ein? Ständig sind 4 Stunden rum und man ist wieder dran... Ich hatte nach einer AugenOp meiner Mutter auch viermal täglich Augentropfen zu geben. Das ist vom Aufwand überhaupt kein Vergleich und schon da waren wir froh, als die Phase vorbei war. Was passiert, wenn ich die Assistenz bei der PD übernehme und mal krank werde? Wir sind gerade noch sehr unentschlossen. Mir fällt da noch ein - was ist eigentlich bei der Hämodialyse, wenn der Patient erkrankt (auch wenn es nur eine Grippe ist) oder bettlägerich wird? Vielleicht kann mir jemand meine Sorgen mit einer Antwort etwas nehmen. Würde mich freuen..

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Intermittierende Dialyse im Zentrum 19 Feb 2025 17:30 #527095

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Hallo rap9s2A, ich wundere mich, dass Dein Vater sich zwischen den beiden Dialyseformen entscheiden soll. 4 Wechsel am Tag als Pflegeperson kommt mir utopisch vor. Es geht auch nicht nur um den Wechsel. Du musst auch beobachten, ob alles glatt läuft, musst zwischendurch mit ihm ins Zentrum, vor allem, wenn es Komplikationen gibt und Du musst das Material ordern. Darüber einen Überblick zu behalten, kommt noch dazu.

Wenn er im Zentrum mit HD dialysiert wird, wird es besser für Euch alle sein. Dann wird er mit einem Taxi oder mit einem Krankenwagen abgeholt und wieder nach Hause gefahren. Die Ärzte haben dann immer ein Auge auf ihn. Bei uns sind viele alte Dialysepatienten. Die meisten kommen gut zurecht und genießen die Aufmerksamkeit und Zuwendung der Schwestern.

PD wird vor allem den Jüngeren empfohlen, die noch eine lange Dialysekarriere vor sich haben. Dann werden die Arme für spätere Shunts geschont. Und es machen eher nur Menschen, die das noch alles alleine hinkriegen mit dem Wechsel, den Bestellungen etc.

Ich denke, Du wirst Dir zuu viel aufbürden, wenn Dein Vater mit Deiner Hilfe PD macht. Besprich das lieber nochmal mit den Ärzten.

Ich schreibe so schlau, weil ich selbst fast 7 Jahre PD gemacht habe und seit 8 Jahren HD.

Frag hier gerne alles. Beste Grüße, Ulrike

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Intermittierende Dialyse im Zentrum 19 Feb 2025 18:30 #527098

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Hallo,

zur Hämodialyse antwortet besser jemand anderes. Zur Bauchfelldialyse zur Hause kann ich gerne noch berichten.

Ich mache die Handwechsel (CAPD), bislang 3x am Tag, an einem Tag der Woche sogar nur 2x (soll die Restfunktion länger erhalten).
Die Wohnung wurde von Mitarbeitern der Dialyse-Praxis in Augenschein genommen. Einer kam (bzw. im Nachgang noch zusätzlich ein Elektriker), weil ich unbedingt klären wollte, ob im Falle des Falles auch Hämodialyse hier in der Wohnung stattfinden kann, wenn PD nicht oder einst nicht mehr geht. Auch ein ausführliches Erstgespräch mit der PD-Betreuerin fand in der Wohnung statt; das diente u.a. der Beurteilung der räumlichen Verhältnisse.

Mir geht es trotz der Dialyse nicht gut, d.h. Erwerbsminderungsrente und trotzdem alle Mühe, Papierkram und Haushalt zu bewältigen, weil ich mich wie 90+ fühle, obwohl ich halb so alt bin. Nach meiner Wahrnehmung ist die Dialyseform, für die ich die Wohnung nicht regelmäßig verlassen muss, die einzige Chance, um meinen minimalen Alltag weiterhin allein hinzubekommen. Nach Terminen außer Haus ist mindestens der Rest desselben Tages gelaufen, oft auch viel bis alles vom nächsten. So wäre ich mit Dialyse-Terminen in einem Zentrum an jedem zweiten Tag wohl völlig handlungsunfähig.

Da ist es wirklich deutlich machbarer,
° drei mal am Tag ohne Ortwechsel eine halbe Stunde am Behandlungstisch zu verbringen,
° einmal wöchentlich eine knappe Stunde lang alle verbrauchten Beutelysteme ins WC zu kippen,
° alle vier Wochen neues Dialyse-Material zu bestellen und
° zwei Wochen später die neue Lieferung entgegenzunehmen und das Gros der Umverpackungen (Folien, Kartons) zurückzugeben.

Ob es im Akutfall eine Vertretung gibt, wenn regulär Du die Behandlungsassistenz übernimmst, ist mit der Praxis zu klären. Sie muss meiner Vermutung nach alles rund um die Dialyse bezahlen, weil sie die Pauschale von der Krankenversicherung erhält. Da wird kein externer Pflegedienst zusätzlich über Kranken- oder Pflegeversicherung abgegolten werden können.

Bei betagten Menschen kann die IPD eine vertretbare PD-Variante sein, wenn der sehr regelmäßig sehr lange Aufenthalt außer Haus weniger schwer wiegt, als das unbedingt hygienische Arbeiten und all die übrigen Aufgaben nach Hause zu holen. Der Behandlungsraum sollte ein normaler Wohnraum sein (kein Nassraum) und über eine Tür verfügen, die während der Behandlung (bzw. zumindest beim An- und Ab"stöpseln" des Dialysekatheters) geschlossen ist, um Luftverwirbelungen (und damit das Aufwirbeln von Staub) zu vermeiden (auch die Fenster schließen). In diesen empfindlichsten Momenten der Prozedur sollten Patient und etwaige Assistenz einen Mundschutz tragen und sich sicher in dem sein, was sie mit ihren sorgsam gewaschenen und desinfizierten Händen tun. Dass man in dem heimischen Behandlungsraum vom sprichwörtlichen Fußboden essen können muss, denke ich nicht.

Wenn der Nephrologe auch Hämodialyse für vertretbar hält, steht Euch trotz der Herzschwäche wohl auch diese Möglichkeit offen. Da Du mit Deinen Eltern wohnst (so habe ich es verstanden), ist vielleicht nach der Anfangsphase* mit PD per Handwechsel zu Hause oder mt IPD im Zentrum der Wechsel zur Cycler-Variante zu Hause denkbar: Dialyse jede Nacht zu Hause mit allenfalls einem Beutelwechsel tagsüber.

Das sind sehr schwierige Überlegungen und Abwägungen, die Euch alle drei betreffen. Ich wünsche Dir und Deinen Eltern, dass Ihr von der nephrologischen Praxis geduldig und verantwortungsvoll beraten werdet und dass Ihr einen guten Weg für Euch findet.

Freundliche Grüße,
fabienne

* Nach einigen Wochen/Monaten wird in der Dialysepraxis ein Test namens PET (peritonealer Äquilibrationstest) durchgeführt, der Auskunft darüber gibt, wie schnell das individuelle Bauchfell bestimmte Blutbestandteile transportiert (Glukose, Natrium, Kreatinin u.a.). Es wird zwischen langsamen und schnellen Transportern unterschieden. Das Ergebnis gibt Auskunft darüber, ob und nach welchem (optimierten) Behandlungsschema ein Cycler zu Hause eingesetzt werden kann.
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Intermittierende Dialyse im Zentrum 19 Feb 2025 19:30 #527100

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Hallo Ulrike,
hab lieben Dank für deine Antwort und auch die Tipps zur Ernährung. Meine Nerven liegen ganz schön blank im Moment und es ist sehr hilfreich, eure Gedanken zu lesen. Liebe Grüße

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Intermittierende Dialyse im Zentrum 19 Feb 2025 19:36 #527101

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Hallo Fabienne,

auch dir ganz herzlichen Dank für die wieder sehr umfassende Antwort. Ich fürchte, so eine ausführliche Info hätte ich im Nierenzentrum meines Vaters wohl nicht bekommen. Nächste Woche steht ein Labortermin zur Kontrolle an. Mal sehen, wie es weiter läuft. Mein Vater stand vor 2 Jahren schon einmal kurz vor Nierenversagen. Damals bekam er im Krankenhaus Elektrolythe und anschließend Aranesp-Spritzen. Danach hatte er sich wieder gefangen. Bis es jetzt seit Januar wieder schlechter wurde... Keine Ahnung, ob sich das noch ein weiteres Mal umkehren lässt...

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Hi :)

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