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Shuntversorgung in Deutschland 19 Feb 2025 17:01 #527094

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Dr. Robert Shahverdyan, bis Ende 2024 Leiter des Shuntzentrums in der Asklepios-Klinik Hamburg-Barmbek, hat vorgestern untenstehendes Statement auf LinkedIn und Facebook geteilt. Ich stelle diesen Brief unten ein, weil er viele von uns betrifft (ich hoffe, das ist in seinem Sinne).

Das Shuntzentrum in Wiesbaden ist ohne Benachrichtigung der Patienten geschlossen worden. In Barmbek stauen sich die Op-Fälle, weil die dortige alleinige Ärztin nur an einem Tag in der Woche einen OP-Saal zugestanden bekommt. Ich weiß nicht, ob es nur meine Phantasie ist, aber das passt zu dem, was Dr. Shahverdyan schreibt, zur "Ambulantisierung" der Shuntversorgung.

Ich bin vielleicht ein Beispiel, denn ich kann viele Lieder davon singen. Meine ersten 3 Shunts hat mir ein niedergelassener Gefäßchirurg gelegt. Zwei sind gleich zugegangen (!). Ich musste jeweils am nächsten Tag zur Kontrolle. Das war mir nur möglich, weil meine Eltern in der Kleinstadt gleich um die Ecke wohnen und ich bei ihnen übernachten konnte.

Nach 5,5 Jahren mit ständigen Schwierigkeiten habe ich darum gebeten, ans Shuntzentrum Barmbek überwiesen zu werden. Dr. Shahverdyan hat mir geduldig erklärt, dass der Shunt hinten und vorne bzw. oben und unten nicht stimmt und ihn mir in zwei aufwändigen OPs gerettet. In 2 Jahren hat er mich 4x operiert, davon 3x mit stationärer Aufnahme.

Jetzt wird geschaut, wo die Stenose liegt, die sich momentan bei der Dialyse bemerkbar macht. Das wird ambulant in der Barmbeker Radiologie gemacht. Vielleicht kann man mir mit einer Dilatation helfen. Vielleicht muss der Shunt auch bald aufgegeben und ein neuer gelegt werden. Nur wann, wenn es für die nächsten 2 Monate keine Kapazitäten gibt? Die Ärztin ist klasse, aber sie kann nicht zaubern. Wieso lässt die Klinikleitung sie dermaßen hängen und ihre Patienten gleich mit?

Das norddeutsche Shuntzentrum in Reinbek nimmt keine neuen Patienten auf, nicht mal Notfälle. Wo sollen wir Patienten noch hingehen? Ich würde nie in unser kleines Krankenhaus gehen, weil ich zumindest in die Gefässchirurgie dort kein Vertrauen hätte. Wenn jemand noch tausend andere Sachen operiert und nicht nur Shunts, dann fehlt die Expertise. Entsprechendes hört man von Patienten. Diese Shunts, auch meine ersten, werden nie kontrolliert. Das ist aber wichtig.

Wird die Vergütung in den Krankenhäusern immer schlechter? Gibt Wiesbaden deswegen auf? Vielleicht weiß jemand mehr?

Ulineu

So, hier nun das Statement von Dr. Robert Shahverdyan:

"In Deutschland sehe ich eine besorgniserregende und zunehmende Unterversorgung von Dialysepatient:innen hinsichtlich der Shuntanlagen und der Nachsorge. Shuntanlagen, die für Dialysepatient:innen von zentraler Bedeutung sind, stellen sicher, dass der Blutfluss für die Dialysebehandlung aufrechterhalten wird. Sie sind eine der entscheidenden Maßnahmen, um eine effiziente Dialyse zu gewährleisten und die Lebensqualität der Patient:innen zu sichern. Doch trotz der enormen Wichtigkeit dieser Intervention kommt es immer häufiger zu Engpässen in der Versorgung, da die Nachfrage an spezialisierten Fachkräften wächst, während gleichzeitig die Kosten für Shuntanlagen und die Nachsorgebehandlungen nicht ausreichend vergütet werden.

Mit der zunehmenden Ambulantisierung, bei der immer mehr Dialysebehandlungen außerhalb von Kliniken ambulant durchgeführt werden sollen, verschärft sich die Situation. In vielen Fällen fehlt es an einer ausreichenden Infrastruktur, die eine regelmäßige und kompetente Nachsorge ermöglicht. Ambulante Versorger sind oft bis gar nicht bereit oder in der Lage, die notwendige Expertise und die Ressourcen bereitzustellen, um die langfristige Pflege der Shuntanlagen zu gewährleisten. Dies führt dazu, dass viele Patienten nicht regelmäßig überwacht werden und die Gefahr von Komplikationen, wie Thrombosen oder Infektionen, steigt.

Aufgrund der extrem niedrigen Vergütung sind viele niedergelassene Ärzte und Kliniken kaum motiviert, in die nötige Ausbildung und die erforderliche Infrastruktur zu investieren. Die finanziellen Anreize, die für eine qualitativ hochwertige Versorgung nötig wären, fehlen nahezu gänzlich. Dies führt dazu, dass die Patientenversorgung in den Hintergrund tritt und die ohnehin schon überlasteten Fachabteilungen in den Kliniken weiter entlastet werden.

Es ist daher dringend notwendig, dass die Versorgungsstrukturen für Dialysepatient:innen in Deutschland grundlegend überdacht werden. Eine bessere Vergütung der Shuntversorgung und der Nachsorge sowie eine stärkere Einbindung von Fachkräften in die ambulante Versorgung sind entscheidend, um eine adäquate und langfristige Versorgung zu sichern. Zudem muss das Interesse der Versorger geweckt werden, damit der demographische Wandel und die steigende Zahl der Dialysepatient:innen auch in Zukunft bestmöglich betreut werden können Hashtag#dialyse Hashtag#Vascularaccess Hashtag#shunt"
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Shuntversorgung in Deutschland 19 Feb 2025 19:18 #527099

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Das macht mir Angst.....
Danke fürs teilen hier im Forum.
Ich wollte nach Hamburg oder Reinbek, wenn es bei mir soweit ist und ich einen Shunt brauche, das ist ein Anfahrtsweg, der für mich gerade noch so zu schaffen ist.
Das deutsche Gesundheitssystem fährt gerade (eigentlich schon seit einigen Jahren) mit Vollgas vor die Wand.....

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Shuntversorgung in Deutschland 19 Feb 2025 19:40 #527102

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Oh, das tut mir leid. Ich habe ein bisschen befürchtet, dass das Statement Angat machen könnte. Und ich habe überlegt, ob ich es hier reinstellen soll. Mir geht es auch so, weil ich auch damit rechnen muss, einen neuen zu brauchen.

Hast Du noch ein bisschen Zeit? In Barmbek fangen in diesem Jahr noch neue Ärzte an und Dr. Shahverdyan wird ja auch demnächst irgemdwo anfangen. Ich hoffe, in der Nähe. Deine zukünftigen Dialyseärzte müssen Dich zu einem Shuntfachmann überweisen. Sie werden eine gute Praxis für Dich finden. Denn sie arbeiten ja mit mehreren Fachärzte n zusammen. Sag aber, dass Du in ein zertifiziertes Zentrum möchtest. Dann landest Du nicht bei einem Feldwaldundwiesengefässchirurgen.

Liebe Grüße, Ulrike

Du wohnst auch in der Nähe von Hamburg?
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Shuntversorgung in Deutschland 19 Feb 2025 20:44 #527103

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Liebe Ulli,

ich finde es sehr gut, dass Du das hier eingestellt hast.
So weiß man, woran man ist und auf was man sich einrichten muss.
Ich wohne in Oldenburg in Nordwestniedersachsen.
Anfahrt ins UKE ca. gut 1,5 (bis 2 Stunden bei mehr Verkehr). Da liegt meine Long Covid-bedingte Grenze, längere Strecken schaffe ich nicht. Schon die 2 Stunden im Auto bereiten mir fast unerträgliche Muskelschmerzen. Ich war Ende Januar im UKE, nicht wegen der Nieren, und konnte mich nach dem Termin bei meiner Schwester in Barmbek etwas ausruhen, bevor wir die Rückfahrt angetreten haben.
Ich hoffe, meine Nieren halten noch ein paar Jahre durch. Vllt. bringt mich auch Long Covid/ME/CFS um bevor ich Dialyse brauche....

GLG und meine Daumen sind gedrückt für Deinen Shunt, Silke
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Shuntversorgung in Deutschland 20 Feb 2025 13:14 #527105

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Ich habe gestern mit Professor Krönung in Wiesbaden telefoniert. Das Krankenhaus macht das Shuntzentrum dicht und stellt keinen Operationssaal mehr zur Verfügung.
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Shuntversorgung in Deutschland 20 Feb 2025 13:34 #527106

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Da bleibt dann nur zu hoffen, dass die preisgekrönten Shuntchirurgen nicht in den Privaten Sektor wechseln, wenn die Kasse nicht mehr genug bezahlt um kostendeckend arbeiten zu können.
Weil als außenstehender muss ich sagen ist das wohl die größte Gefahr, die drohende Privatisierung, dann muss der Patient für einen guten Shunt auch gutes Geld bezahlen.

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Shuntversorgung in Deutschland 20 Feb 2025 14:30 #527108

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Beitrag von Martin Müller zur Schließung der Shuntabteilung in Wiesbaden, paßt ja auch zum "Thema":

www.spektrum-dialyse.de/start/aufschub-d...-um-ihre-versorgung/

Es geht alles den Bach runter.....:(

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Shuntversorgung in Deutschland 21 Feb 2025 17:14 #527110

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Liebe Silke, ich drücke Dir die Daumen, dass Du noch lange ohne Dialyse durchhältst. Gibt es für Dich etwas, was die Nierenfunktion verlängert? Ich hatte vor fast 31 Jahren meine erste Dialyse und damals gab es noch nichts, was mir hätte helfen können.

Long Covid ist fies. Ich hoffe, DAS kann nicht auf die Nieren gehen.

Alles Gute für Dich, Ulrike
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Shuntversorgung in Deutschland 22 Feb 2025 09:40 #527115

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Liebe Ulrike,

leider war es wohl eben die Covidinfektion im März 2020, die meine Nieren zerstört hat, zumindest den Verfall beschleunigt und den lange therapieresistenten sehr schweren Bluthochdruck verursacht hat.
Natürlich habe ich meine Ernährung komplett angepasst, meinen Salzkonsum gegen 0 gefahren und ich bekomme Forxiga. Mittlerweile habe ich den Zielblutdruck von < 120/80 stabil erreicht, mit diversen Medikamenten.
Das Forxiga hatte mein Kardiologe vorgeschlagen (mein Herz war von Covid auch angegriffen) und außerdem habe ich intrinsisches (postinfektiiöses) Asthma zurückbehalten.
Die schlechte Nierenfunktion hat mir Gicht und Anämie bescherrt, außerdem nähern sich meine Zuckerwerte dem Typ II Diabetes, wahrscheinlich auch Covid-bedingt. Das Virus macht im ganzen Körper Schäden...
Dazu die diversen Probleme, die Long Covid ausmachen. Ich bin total belastungsintolerant (PEM = post exertional malaise), egal ob psychischer oder physischer Stress. Alles kann zu Verschlimmerung führen, oft dann andauernd.
Ich kenne in meiner Betroffenengruppe mittlerweile einige, bei denen die Nieren durch die Covidinfektrion dauerhaft geschädigt wurden.
Leider ist Heilung nicht in Sicht, nicht einmal wirkliche Linderung.
Es gibt nur sehr, sehr wenige, die als Spontanheilung wieder gesund werden (unter 6 %), und mit jedem Krankheitsjahr sinkt die Wahrscheinlichkeit, ich mache in 3 Wochen die 5 Jahre voll.

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Hi :)