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Problem mit Patienten 15 Aug 2004 13:41 #290280

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Hallo an Alle,
dies ist mein erster Eintrag überhaupt und ich hoffe, das mir bzw. der Patientin um die es geht , weitergeholfen werden kann.Seit Dezember 2003 gibt es auf unserer Station eine noch recht junge Patientin die ziemliche Probleme mit sich als Dialysepatient hat.Hinzu kommt , dass man Ihr immer sagte,dass es durchaus sein könne das ihre Erkrankung rückläufig wäre und sie nur für ein halbes Jahr dialysepflichtig ist. Daran klammerte sie sich und wollte auch nichts anderes hören. Leider trat ihre Genesung nicht ein. Seit dieser Zeit in der sie nun bei uns ist,hat sie noch mehrere Schläge einstecken müßen. Sie outete sich in ihrer Familie zu ihrer Homosexualität, was zur Folge hatte, dass ihr Vater den Kontakt abbrach und die Mutter sie zu bekehren versucht. Ihre Freundin trennte sich kurz darauf von ihr. Das alles hat sie so mitgenommen , dass sie in der letzten Woche einen Selbstmordversuch begann. Sie wurde von einer Bekannten gefunden und ist nun stationär in der geschlossenen.Da ich und meine Kolleginnen der Meinung sind, das ihr dort nicht geholfen werden kann(steht unter Medikamenteneinfluss und dort gibt es auch niemanden der speziell auf ihre Probleme geschult ist), hoffen wir hier ein paar Ansatzpunkte zu finden,die uns im Umgang mit ihr weiterbringen.Vielleicht findet sie hier auch mit Menschen zusammen die ähnliches wie sie erlebt haben.Da sie im Moment leider nicht selbst in der Lage ist sich hier einzuklinken und sie auch von allein nichts machen würde, würde ich mich freuen wenn erst einmal ich Antwort bekäme, die ich ihr dann vermitteln könnte. Sie braucht im Moment einfach Menschen , die sie an der Hand fürhren und ihr zeigen ,dass es sich auch oder gerade als Dialysepatient zu leben lohnt.Vielleicht weiß auch jemand hier, ob es eine Homepage für dialysepflichtige Homosexuelle gibt. Ich und meine Kolleginnen freuen uns über jeden der uns weiterhelfen kann,da wir alle wirklich Angst um diese Patientin haben.
Viele Grüße
Jegru

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Re: Problem mit Patienten 15 Aug 2004 19:23 #290287

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Hallo Jegru,
ich kann mir vorstellen, dass diese Patientin Probleme über Probleme hat. Die Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung dient nur zu ihrem eigenen Schutz.
Die Behauptung, wenn sie von Krankenschwestern geäußert wird, ... „und ist nun stationär in der geschlossenen.Da ich und meine Kolleginnen der Meinung sind, das ihr dort nicht geholfen werden kann(steht unter Medikamenteneinfluss und dort gibt es auch niemanden der speziell auf ihre Probleme geschult ist), ...â€? ist einfach unqualifiziert.
In einer Klinik für Psychiatrie arbeitet ein Team von Psychiatern, Psychologen und Fachkrankenschwestern eng zusammen. Der Suizidversuch als psychischer Ausnahmezustand ist das tägliche Brot dieses Personals. Gründe für solche Ausnahmesituationen gibt es abertausende und kein Fall gleicht dem anderen. Deshalb gibt es auch keine speziell für lebensmüde Dialysepatienten, Krebspatienten, Suchtkranke oder Menschen in Beziehungkrisen und und und, geschultes Personal. Keiner von uns kann in die Seele des anderen schauen. Aber den Versuch dazu sollte man schon den Fachleuten überlassen, auch wenn dazu manchmal Medikamente eingesetzt werden müssen.
„...Sie braucht im Moment einfach Menschen , die sie an der Hand fürhren und ihr zeigen ,dass es sich auch oder gerade als Dialysepatient zu leben lohnt.....â€?
Die Einschätzung ist vollkommen richtig und mit dir und deinen Kollegen hat sie bestimmt gute Voraussetzung nach ihrer stationären Betreuung ordentlich auf ihrem weiterem Lebensweg geführt zu werden. Oft ist das Dialysepersonal eine „Ersatzfamilieâ€?, denn der Patient verbringt eine geraume Zeit seines Lebens auf der Dialysestation. Trotzdem darf die Bindung nicht zu eng werden. Versucht die Mutter positiv zu beeinflussen. (Im Rahmen von Angehörigengesprächen) Findet Freunde aus ihrem Umfeld. Vielleicht gibt es bei euch gleichaltrige Patienten (das Geschlecht ist Wurst) die mit ihr in einem Zimmer dialysieren.
Oder ihr habt ältere erfahrene Patienten, die als väterlicher/mütterlicher Freund fungieren können.
Eine spezielle Seite für homosexuelle Dialysepatienten kann ich mir im deutschsprachigem Raum nicht vorstellen. Aber es gibt einige seriöse Seiten, in denen junge Homosexuelle ihre Erfahrungen mit der Umwelt austauschen können. (Einfach bei Google suchen)
Die DO-Seite bietet aber sicherlich ein kompetentes Forum für ihre Probleme.
Es wird sicherlich viel Zeit ins Land gehen, bis eure Patientin festen Fuß gefasst hat, oder auch nicht. Euch steht es zu, sie vom Leben zu überzeugen.
Euer Dialysearzt sollte eventuell mit dem Seelenklempner Kontakt aufnehmen und eine weitere Vorgehensweise besprechen. Wo dialysiert die Patientin eigentlich während ihres stationären Aufenthaltes? Wenn nicht bei euch, dann fordert doch von euren Kolleginnen einen Pflegebericht an. Das könnte auch eine Hilfe für euere Bemühungen sein.

Liebe Grüße
lops15

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Re: Problem mit Patienten 17 Aug 2004 11:34 #290315

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Hallo jegru,

ich muß da lops15 vollkommend beipflichten, das waren nämlich auch meine Gedanken, als ich Deinen Beitrag gelesen habe. Glaub mir, die wiisen was die dort tun....das ist denen ihr täglich Brot, wie für uns die Dialyse.
Ich hoffe, das es Eurer Patientin bald wieder besser geht.

VLG,
Tina

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Re: Problem mit Patienten 17 Aug 2004 20:49 #290326

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Hallo Lops und tinchen,
ich glaube ihr habt da etwas mißverstandenbzw. ich hab mich wohl nicht richtig ausgedrückt. Meine Kollegen und ich sind erst zu dieser Haltung gekommen das für sie gerade diese geschlossene nicht der richtige Aufenthaltsort ist, weil unsere Pat. sich dort nicht richtig aufgehoben fürhlt . Man könnte jetzt sagen in ihrem momentanen Zustand könnte sie dies nicht beurteilen, aber wir denken das sie dies nur allzu gut kann, da dies nicht ihr erster Aufenthalt dort ist,und sie immer sagte, dort will ich auf keinen Fall mehr hin.
Sie fühlt sich im Moment so ,als ob man ihr jegliches Recht auf Selbstbestimmung nimmt,egal in welchem Lebensbereich.
Da ich selbst lange auf einer geschlossenen gearbeitet habe,
kann ich auch die Arbeit dort gut einschätzen und weiß auch was dort geleistet wird,trotzdem bin auch ich der Meinung, wie meine kollegen und unsere Ärzte , das speziell in dem Fall unserer Pat. dort nicht der geeignete Platz ist. Die weiteren Gründe zu beschreiben würde jetzt zu weit fürhren.
Wir können jetzt natürlich noch stundenlang darüber diskutieren,ob unsere Pat. in einer geschlossenen am besten aufgehoben ist und was das Personal dort alles leistet, aber dies geht an meinem eigentlichen Anliegen vollkommen vorbei und hilft weder der Pat. noch uns weiter.
Danke für deine Ideen lops 15, aber das haben wir alles schon durch. Die Familie wohnt sehr weit weg und ist zu keinem Gespräch bereit und ihr Freundeskreis besteht aus lauter Leuten, die sich selbst genau in der Einrichtung befinden, in der sie nun auch ist,d.h. die haben mit sich selbst, alle genug zu tun.
Sehr dankbar bin ich Dir für den Tipp mit Google, bin schon auf der Suche. Leider hat sie keinen ausser uns und wie du schon richtig bemerkt hast , ist dies eine ganz schöne Gratwanderung, zumal sie nur mit uns redet und sich allen Therapeuten vollkommen verschlie0t. Deshalb hatten wir auch die Hoffnung auf diese Seite gesetzt. Das sie Leute findet mit denen sie sich auseinandersetzen kann, die eben auch betroffen sind.
Da sie den Anfang nicht machen würde, gehen wir halt den ersten Schritt für sie.
Zu dir , tinchen, möchte ich noch sagen, das ich mich über solche Beiträge , echt ärgere.Ich hätte mich gefreut, wenn du auch zu dem Rest meines ersten Beitrags etwas zu sagen gehabt hättest ,was uns weiterhelfen könnte und nicht nur Stellung zu der Arbeit des Personals in einer geschlossenen Abteilung bezogen hättest, um die gehts hier nämlich nicht.
Viele Grüße
Jegru

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Re: Problem mit Patienten 19 Aug 2004 00:01 #290351

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Hallo Jegru,
ich denke, dass sich Betroffene nicht, oder nur zögerlich, Dritten gegenüber äußern. Also, wenn ihr Vorreiter spielen wollt, dann sehe ich nur geringe Chancen mit ebenfalls Betroffenen auf dieser Seite in Kontakt zu kommen.
Sollte sich eure Patientin entschließen selbst hier zu posten, stößt sie bestimmt auf Resonanz.
>Deshalb hatten wir auch die Hoffnung auf diese Seite gesetzt. Das sie Leute findet mit denen sie sich auseinandersetzen kann, die eben auch betroffen sind. <
Gebt die Hoffnung nicht auf. Die Patientin SELBST wird sich auf DO sicherlich verstanden fühlen.
> Da sie den Anfang nicht machen würde, gehen wir halt den ersten Schritt für sie.<
Ich könnt ihr nicht einen Schritt abnehmen, auch nicht den ersten. Laufen muss jeder selbst, wenn er vorwärts kommen will.
Ein Tipp: Wenn jemand still steht, dann zieht mal kurz vorne an der Knopfleise an, oder drückt hinten gegen die Wirbelsäule, der erste Schritt ist die unbedingte Folge. (Ich denke, du weißt was ich meine)

Liebe Grüße
lops15

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Re: Problem mit Patienten 26 Aug 2004 13:41 #290485

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Hallo Lops,

super, wie Du das ausdrückst - es trifft voll ins Schwarze.

Für mich entsteht die Frage: was könnte dem Pflegepersonal mit dieser Patientin helfen? Ich sehe sie in den Postings so mit der Patientin identifiziert, daß sie zwangsläufig hilflose Helfer sind... Daraus würde folgen: erstmal die Differenz zwischen der eigentlich Betroffenen und den Drumrumstehenden (Mitbetroffenen, Reingezogenen oder wie auch immer) wahrnehmen. LG Debi

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Re: Problem mit Patienten 28 Aug 2004 22:03 #290548

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Hallo jegru,
ich finde es erst mal klasse, dass Ihr Euch als Dialysepersonal so für Eure Patientin engagiert. Was ich zu Deinem Beitrag schreibe, entspricht meinem persönlichen Empfinden und eigenen Psychotherapieerfahrungen.
Wenn jemand einen Selbstmordversuch unternimmt, ist er ziemlich tief unten. Da halte ich eine Therapie mit Medikamenten durchaus akzeptabel. Das heißt aber nicht, dass dies so weitergeführt wird. Normalerweise läuft parallel auch eine Gesprächstherapie und später die Verlegung auf eine andere Station. Wie aber soll der Patientin geholfen werden, wenn sie sich selbst nicht öffnet? Genauso wie sie mit Euch reden kann, sollte sie es zumindest mit dem Ihr anvertrauten Psychotherapeuten versuchen. Wo, wenn nicht dort findet sie professionelle Hilfe für ihre seelischen Probleme. Grundlegend basiert ihre innere Leere auf einen Mangel an Selbstvertrauen. Dazu wurde der Grundstock in der Regel bereits in der Kindheit gelegt. Um daran zu arbeiten und sich innerlich zu stärken bedarf es nach meiner Sicht durchaus psychologische Hilfe. Wenn sie die stationäre Therapie hinter sich hat, steht es Ihr sicher frei, einen Therapeuten Ihre Wahl aufzusuchen. Ich selbst habe bereits zwei mal eine stationäre Psychotherapie und einige ambulante Therapien hinter mir, die immer auf meine eigene Initiative hin stattfanden. Dabei habe ich viel über mich gelernt, jedesmal ein Stück mehr. Das wichtigste dabei ist, dass man bereit sein muss, sich anderen gegenüber zu öffnen und an sich selbst zu arbeiten. Es mag wichtig sein, Freunde zu haben, noch wichtiger ist es, sich selbst zum Freund zu haben. Dann ist man innerlich stark und gegen vieles gewappnet. Macht Ihr Mut, nicht aufzugeben!
Viele Grüße. Anja

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Re: Problem mit Patienten 29 Sep 2004 13:01 #291035

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Hallo jegru,
von mir auch erst einmal ein Danke, dass ihr euch so für diese Patientin einsetzt. Psychotherapie ist bestimmt das richtige, aber auch ein nettes verständnisvolles Umfeld ist sehr wichtig. Ob man seelisch wieder auf die Beine kommt, wenn man in einer geschlossenen Abteilung landet, wage ich zu bezweifeln. Sie ist ja nicht gemeingefährlich oder verrückt oder ähnliches. Also Therapie ja, aber ein ganz klares Nein zur Geschlossenen. Wenn sie sich wirklich etwas antun will, wird sie immer die Gelegenheit haben. Man sollte ihr psychisch und menschlich zur Seite stehen und sie nicht noch mehr in ihrem Selbstbewusstsein sinken lassen, indem man ihr das antut. Das baut nur noch mehr ab, kann ich mir vorstellen.
Alles Liebe für euch
chrisi

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Hi :)

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